Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Dienstag, 27. September 2022

Nicht in christliche Länder

... wollen meine Mutter und ich eigentlich über Weihnachten fahren, weil es erfahrungsgemäß immer schwierig ist, dort am 24. und - noch mehr - am 25. Dezember ein Abendessen zu bekommen. Irgendwie haben wir dieses Jahr aber ein bisschen den Absprung verpasst, Tirana stand zwischenzeitlich hoch im Kurs, aber da sind die Flugpreise jetzt schon wieder gestiegen, Marrakesch ebenso, zumal traue ich den Marokkanern corona(einreisevorschriften)mäßig nicht so richtig über den Weg, und am Sonntag Abend saßen meine Mutter und ich vor dem Rechner und guckten, als sie plötzlich Mallorca ins Spiel brachte.

Nun gibt es nur wenig katholischere Länder als Spanien, aber ich fand einen halbwegs bezahlbaren Flug (ab Stuttgart, direkt, mit Eurowings) und ein halbwegs bezahlbares Hotel in Porto Cristo im Osten der Insel, mit Halbpension (also kein Hungern am 25. Dezember), das Mietauto auf Mallorca ist spottbillig, und so werden wir über Weihnachten ein bisschen auf der Insel herumdüsen. Meine Ma möchte zum Strand Es Trenc im Südosten der Insel, und da ich zwar schon ein paar Mal auf Mallorca war, aber zuletzt mit 14 (und da mehr am Go-Kart-Fahren denn an der Landschaft interessiert), werde ich die Insel ganz bestimmt von einer neuen Seite kennenlernen.

Mallorca hatte ich bis Sonntag wirklich nicht auf dem Plan, aber unverhofft kommt oft, und es gibt auch ein Schwimmbad und ein Spa im Hotel, selbst wenn es regnen sollte, werden wir es uns gutgehen lassen und wahrscheinlich die Cuevas del Drach, die Drachenhöhle, anschauen mit dem größten unterirdischen See der Welt, wie sie behaupten.

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Die total demokratischen Referenden in Donetsk und Luhansk werden, wenn die Russen nicht noch schlechter Wahlen fälschen als sie Krieg führen, ja aller Voraussicht nach dazu führen, dass Russland diese beiden Volksrepubliken annektiert. Nun habe ich ja erst im Februar angefangen, Donetsk und Luhansk als 208. und 209. Land zu zählen, damit dürfte es dann bald wieder vorbei sein, denn - ähnlich wie bei der Krim seit 2014 - wird es dann unstreitig sein, dass das nicht mehr unabhängige Staaten sind. Es wird nur (mehr oder weniger) streitig sein, ob die Gebiete zur Ukraine (ja!) oder zu Russland (nein!) gehören, aber die Regelung, wo ich bin (wenn ich mal da bin), wird dann nach meiner üblichen Regel erfolgen, sodass das Land, das die tatsächliche Kontrolle über ein Gebiet ausübt, dann besucht ist, und das wird zunächst einmal Russland sein. Nicht dass ich vorhätte, da in den nächsten vier Tagen mal hinzufahren. Nein, wirklich nicht!

Die werte Leserin (bzw. der werte Leser) muss sich also nicht wundern, wenn es nach etwas mehr als einem halben Jahr bald wieder heißt: "Unterwegs nach Land 207".

Sonntag, 25. September 2022

"Gehst du bitte Hände und Mund waschen?"

So charmant wie von der dreijährigen Tochter des Hallenser Ehepaares, bei dem ich von Donnerstag bis Samstag übernachtet habe, bin ich selten gefragt worden, ob ich mit ihr und ihrem Bruder Uno spiele. Wir hatten gerade gefrühstückt, und im dortigen Haushalt ist es üblich, dass man erst spielen darf, wenn man die Hände und den Mund gewaschen hat, also folgte ich alter Väter Sitte, begab mich ins Bad, wusch mir die Hände und den Mund (ich hatte ein Brot mit Erdnussbutter und Marmelade gegessen, tat also wirklich gut daran) und spielte mit den beiden dann Uno. Sehr herzig!

Am Dienstag machte ich ein bisschen früher Schluss und marschierte vom Büro in Mühlenberg über Wettbergen in Richtung Deister. Die ersten Meter regnete es noch, aber der Regen hörte sehr bald auf, und dann war das ein sonniger und wunderbarer (langer) Feierabendspaziergang, auch wenn ich weitgehend an der B 217 entlanglief, die zum Teil vierspurig ist, aber trotzdem todesmutig von mir überquert wurde.

Es ging durch Ronnenberg und - an einer sehr schönen Allee entlang - in Richtung des Ronnenberger Stadtteils Weetzen, und da ich den Zug dort gerade verpasst hatte, lief ich noch ein Stück weiter nach Lemmie, das schon zu Gehrden gehört. Ich hätte es vielleicht noch nach Wennigsen (Deister) geschafft, aber irgendwie war mir das nach etwas über neun Kilometern in Büroschuhen dann ein bisschen zu riskant.

Am Donnerstag Abend fuhr ich dann schon nach Halle, denn am Freitag Abend wollte ich mit einem Teil der besuchten Familie nach Leipzig zum Spiel Deutschland - Ungarn, und ich traute der Bahn nicht, dass ich das pünktlich schaffe (zudem hatte ich Gepäck dabei und war nicht sicher, ob ich das am Bahnhof eingeschlossen kriege ...).

So arbeitete ich dann am Freitag in Halle, ehe wir - mit dem Auto, weil wir den Sohn dabeihatten, für den das Spiel schon weit nach seiner normalen Schlafensgehenszeit war - nach Leipzig fuhren und uns auf einen Park-and-Ride-Parkplatz stellten. Mit der Straßenbahn fuhren wir zum Stadion, holten uns noch eine Fahne beim Fanclub der Nationalmannschaft und betraten dann schon ziemlich früh das Stadion. (Beim Einlass wurde allerdings nicht kontrolliert, ob die Kinderkarte wirklich vom Kind benutzt wurde oder von einem Erwachsenen, und die Ordner waren insgesamt ziemlich entspannt - das merkte man hinterher auch, als ungarische Fans Pyrotechnik zündeten ...)

Ich finde es immer wieder schön im Stadion, das muss ich schon sagen, vor allem, wenn man das Bier so schnell kriegt wie in Leipzig - ich lief einmal zum Stand, kam sofort dran und bezahlte mit der Karte, sehr praktisch ...

So viel Standfußball habe ich bei einer deutschen Nationalmannschaft schon lange nicht mehr gesehen, das war - vielleicht bis auf die Viertelstunde nach der Halbzeitpause - richtig schlecht. Der ungarische Vater bejubelte natürlich das 1:0 für Ungarn, sein doppelstaatiger Sohn war sowieso fein raus, weil der "für beide" war ... (Achso, und das Deutschland-Trikot, das ich bei der WM 2018 und jetzt am Freitag trug, wird demnächst rituell verbrannt, bei Fußballfragen bin ich abergläubisch ...)

Nachdem ich am Samstag Morgen noch mit der Tochter des Hauses Türme aus Elefantenfiguren gebaut hatte, brach ich kurz vor dem Mittagessen auf, weil ich noch in Jena mit einer früheren Studienkollegin verabredet war. Das war ein wunderbarer Nachmittag mit Birnenpfanne im Stilbruch (die nehmen inzwischen auch Karte - es geschehen noch Zeichen und Wunder!), einem Einkaufsbummel in einem Klamottenladen, den ich noch aus meinen Studienzeiten kenne (ich kaufte nix, meine Kollegin kaufte ein, denn gestern war der letzte Tag vor der Schließung des Ladens ...) und einem Absacker im Irish Pub, in dem ich nach Rugby-Trainings (und auch sonst) auch schon insgesamt Tage meines Lebens verbracht habe ...

Um kurz nach 19 Uhr brach ich auf, ich fuhr zum Westbahnhof (ich war aus Halle am Paradiesbahnhof angekommen), stieg in den Regionalexpress nach Göttingen, wechselte dort für eine halbe Stunde in den ICE nach Hannover und war gegen 23 Uhr im Bett.

Jetzt sitze ich im ICE nach Freiburg und hoffe, dass ich zwischen 16 und 17 Uhr in Bonndorf bin - meine Ma holt mich in Neustadt oder Rötenbach ab, weil ich noch einen verspäteten ICE erwischt habe, der aber nicht mehr für den 16.14-Uhr-Bus nach Bonndorf gereicht hätte.

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So, fangen wir mal mit dem Jahr 2023 an: Uli und ich wollen ja mit drei Jahren Verspätung unsere Neuseeland-Reise nachholen, und weil nächstes Jahr die deutschen Fußball-Damen in Australien und/oder Neuseeland um den WM-Titel spielen, ist die Chance recht hoch, dass ich wir in der zweiten Juli-Hälfte irgendwo in Australien und Neuseeland herumkraxeln. Ob wir die Verlängerung mit Fidschi, Samoa und Amerikanisch-Samoa machen (können), ist mir noch nicht ganz klar, weil da noch nicht so ganz klar, wer noch Tests verlangt, und das ist mir ein bisschen zu riskant ...

Die Studienkollegin, mit der ich gestern durch Jena gezogen bin, möchte mal nach Malawi, sodass das nächstes Jahr vielleicht auch klappen könnte - da schauen wir mal.

Unterwegs in Richtung Deister

Nicht weit entfernt von Hannover

Schöne Allee kurz vor Weetzen

Endstation in Lemmie

Kurz vor den Hymnen

Da stand es noch 0:0

Sonntag, 18. September 2022

Rathausblick genießen und Grenzsteine suchen

So ungefähr lassen sich die touristischen bzw. Reiseaktivitäten in den letzten zwei Wochen zusammenfassen.

Ich traf mich ja am Sonntag Abend vor zwei Wochen noch mit einer ehemaligen Arbeitskollegin aus Wiesbadener Zeiten und ihrem Mann, die auf dem Weg von der Küste nach Hause in Süddeutschland in Hannover Zwischenstation machten. Das war ein wunderbarer Abend, auch wenn wir überrascht waren, wie früh in Hannover am Sonntag Abend irgendwie fast alle Bars geschlossen waren.

Den Montag, den 5. September, hatte ich mir noch freigenommen, und ich holte die beiden (nach gemütlichem Ausschlafen) an ihrem Hotel ab. Wir wanderten zum Bahnhofsvorplatz, brunchten dort ganz lecker und liefen dann über den Kröpcke zur Marktkirche. Die guckten wir uns an (hier kann man sogar mit kontaktloser Kreditkartenzahlung spenden, ich bin beeindruckt!) und tranken anschließend in der Nähe des Landtages einen Kaffee. Dieser Kaffee wurde - irgendwo auf der Welt war es schon vier - von einem Bierchen oder zwei in der Markthalle ergänzt, in die ich unbedingt mal mit meiner Mutter muss, weil wir es in den eineinhalb Jahren, die ich jetzt in Hannover wohne, nicht geschafft haben, mal in die Markthalle zu gehen - unglaublich!

Wir fingen einen kleinen Spaziergang an, liefen an der (geschlossenen?!) Aegidienkirche vorbei und betraten dann das Neue Rathaus. Die Ausstellung der Stadtmodelle im Erdgeschoss finde ich schon schick, und diesmal konnte man auch hoch auf die Aussichtsplattform. Wir stiegen zunächst - ohne weitere Aufsicht - in den dritten Stock des Rathauses, dann in den Kuppelaufzug, der nicht in gerader Linie, sondern leicht geneigt hinauffährt, und schließlich die Wendeltreppe hinauf. Der Blick auf Hannover war - bei grandiosem Wetter - ganz hervorragend, gerade der Blick auf Maschsee und Stadion war toll.

Aus dem kleinen Spaziergang wurde ein großer, denn ich wollte mit den beiden nach Hemmingen in die Bar, in der meine Kollegin und ich Geburtstag gefeiert hatten, aber die beiden wollten - zu meinem mittelprächtigen Entsetzen - dorthin laufen ... Also marschierten wir am Maschsee entlang und zwischen den Ricklinger Teichen hindurch bis an den Strandbadteich in Hemmingen. Ich trank erstmals seit Jahren wieder Berliner Weiße mit Schuss, und wir teilten uns eine Pizza als Vorspeise. Sehr lecker!

Wir liefen an meiner Wohnung vorbei zur Stadtbahnhaltestelle und fuhren wieder in die Stadt, denn wir wollten in der Kramerstraße zum Libanesen. Auch dort aßen wir sehr lecker (aber alles in allem war das viel zu viel gewesen ...), sodass wir uns dann bald verabschiedeten und auf den nächsten Abend - nach meinem ersten Arbeitstag - vertagten.

Da ging es dann - in Bahnhofsnähe, denn die beiden fuhren am Abend zurück - in den Innenhof des Resso's, und dort aßen wir in sehr schönem Ambiente sehr lecker. Danach brauchte ich aber ein paar Tage nichts mehr zu essen. Höhö.

Am Freitag Abend ging es dann nach Duisburg und von dort weiter nach Moers, wo meine Mutter mich fürs Cousinentreffen abholte. Den Freitagabend verbrachten wir zu zweit in unserem Gasthaus, am Samstag ging es nach Venlo zum Einkaufen (erstmals seit Juni war ich wieder in den Niederlanden) und dann noch in ein größeres Keramikgeschäft in Rees. Auf dem Weg dorthin trank ich eine Sojamilch-Schokolade, und ich scheine Sojamilch jedenfalls in den Mengen nicht zu vertragen, denn mein ganzer Mundraum bis hinunter in die Speiseröhre juckte hinterher, und insgesamt war mir schlecht, wobei da Sojamilch und das Matjesbrötchen in Venlo auf dem Markt auch ein teuflisches Duo gebildet haben könnten ...

Bis zum Abend, zum eigentlichen Cousinentreffen, hatte ich mich aber wieder erholt, sodass der Abend ein wunderbarer wurde - jedenfalls bis zum Zeitpunkt, als einer meiner Großcousins mich mit maliziösem Lächeln fragte, welchen Sport ich denn betreibe ... Öhm, ich stammelte irgendwas von Wandern und so. Nein, im Ernst, sehr entspannter Abend, und ich hoffe sehr, dass es noch öfter diese Art von Veranstaltung geben wird.

Am Sonntag entschieden wir nach dem guten Frühstück spontan, noch einmal nach Venlo zu fahren, diesmal aber ging es über die Autobahn. Deshalb konnten wir nicht noch einmal einen Zwischenstopp an dem Grenzstein auf der Hausecke machen, durch den zwischen Herongen und Herungerberg die deutsch-niederländische Grenze verläuft. (Einen zweiten Grenzstein fand ich am Samstag entlang der - deutschen - Nebenstraße trotz intensiver Suche nicht - Saftladen!)

Ich fuhr mit meiner Mutter in den Schwarzwald zurück, war in der Woche zu faul zum Wandern und bin gestern und heute mit Zwischenstopp in Wiesbaden (das Sherry macht doch erst Anfang November zu, vielleicht klappt es noch ein weiteres Mal ...) wieder nach Hannover gefahren.

Am 8. Oktober fahre ich wieder nach Venlo, diesmal aber, um mich mit meinem niederländischen Ex-Kollegen zu treffen. Hoffentlich schaffe ich es gut am gleichen Tag noch zurück, denn am 9. Oktober bin ich als Wahlhelfer bei der niedersächsischen Landtagswahl eingeteilt. Das kriege ich aber notfalls auch hin, wenn ich nicht im Vollbesitz meiner Kräfte sein sollte ...

Was dann Ende Oktober und über Weihnachten passiert, weiß ich immer noch nicht, aber das finden wir schon irgendwann gemeinsam raus, lieber Leser!

Kuppelaufzug

Blick auf Maschsee und Stadion

Rathausfoyer mit Stadtmodellen

Grenzstein auf Hausecke

Sonntag, 4. September 2022

Joa, Deutschland halt

Die Geschichte des heutigen Tages ist eigentlich recht schnell erzählt: Der Wecker um 5 Uhr war grausam und wurde deshalb um 5.15 Uhr und 5.30 Uhr noch einmal bemüht, es ging unter die (wunderbare) Dusche, der Koffer wurde final gepackt (das heißt, mit Gewalt geschlossen), der Rucksack gepackt, um 6.15 Uhr verließ ich das Zimmer, checkte aus, mein Fahrer war schon da, und schon waren wir unterwegs.

Die Stadt war am Sonntagmorgen wieder ziemlich leer, sodass wir sehr gut vorankamen und gegen 7.15 Uhr am Flughafen waren. Am Flughafen war zwar die Hölle los, aber das waren alles Leute, die mit dem Check-in noch nicht dran waren; als ich mich durch die Meute gekämpft hatte, war die Frankfurt-Schlange sehr leer. Ich konnte nach wenigen Minuten Wartezeit einchecken, ging schon durch die Sicherheits- und Passkontrolle (Erstere sehr schnell, Zweitere eher nicht so ...) und war schon um 7.45 Uhr oder so, also zweieinhalb Stunden vor Abflug im Gate-Bereich.

Dort suchte - und fand - ich eine der wenigen Steckdosen, steckte meinen Rechner dort ein und surfte (kostenfrei) im Internet. Zwischendurch entdeckte ich noch einen MIAT-Flieger mit BVB-Lackierung (die mongolische Fluggesellschaft und Borussia Dortmund haben eine strategische Partnerschaft für den asiatischen Markt) und einen mongolischen Grenzpfosten (wären mir die Mongolen nicht schon vorher sehr sympathisch gewesen, wären sie es spätestens nach dem gestrigen und heutigen Tag mit den ausgestellten Grenzpfosten gewesen ...).

Ich boardete als einer der Letzten, aber der Flieger war recht voll und eine recht unruhige Dame saß neben mir, aber ich guckte eine weitere Serienstaffel fast zu Ende, sodass die mich nicht so arg störte. Diesmal flogen wir über Russland, und ich hatte durchaus gute Blicke auf ... das müsste der Jenissei gewesen sein, später flogen wir direkt über Moskau (leider war da nicht gut zu sehen) und danach über die kurische Nehrung.

Mit ein bisschen Verspätung landeten wir in Frankfurt, die Einreise ging sehr schnell, die Kofferausgabe leider nicht (aber immer noch schneller als die ursprüngliche Anzeige von einer halben Stunde Wartezeit, unfassbar!), dadurch verpasste ich den früheren ICE und fuhr deswegen mit der S-Bahn zum Frankfurter Hauptbahnhof, wo ich in einen suizidbedingten Ersatz-ICE einstieg und jetzt unterwegs nach Hannover bin, wo ich kurz nach 18.30 Uhr ankommen sollte.

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Selten war ich auf ein Land so gespannt gewesen wie auf die Mongolei, selten hat mich ein Land so fasziniert, was auch daran liegen mag, dass ich diese geführte Tour mitgemacht habe (normalerweise mache ich so etwas ja eher nicht, weil ich alles selbst organisieren will). Diese Einblicke in die Nomadenkultur hätte ich aber ohne die Tour, glaube ich, nicht bekommen, weil einfach die Sprachbarriere mit den Nomaden kaum überwindbar gewesen wäre. Insbesondere hätte ich jetzt auf Anhieb nicht gewusst, wie ich diese Übernachtung in meiner Gastgeberfamilie der ersten Nacht hätte buchen sollen. Mal gucken, es kann aber durchaus sein, dass ich die prinzipielle Organisation meiner Reiserei in Zukunft behutsam anpasse und öfter mal so ein paar geführte Tage einstreue.

Die Tage in Ulan Bator waren sehr spannend, obwohl - oder gerade weil - die mongolische Hauptstadt eine mehr oder weniger normale Millionenstadt ist. Die Menschen (und zwar Weiblein wie Männlein) dort sitzen abends im Pub (oder im Brauhaus), trinken ein Bierchen oder auch mal Wodka, surfen dabei mit ihren Smartphones im Internet und machen sich eine gemütliche Zeit. Sie gehen in kleine oder große Supermärkte einkaufen, in denen es südkoreanische, japanische, europäische und amerikanische Markenprodukte gibt, der eine oder andere wird sicher auch zu Burger King oder KFC gehen (McDonald's habe ich tatsächlich nicht gesehen, aber kann auch sein, dass ich die übersehen habe), und im Bus wird mit Chipkarten gezahlt (was es für den Touristen halt dann ein bisschen schwierig macht, "spontan" mal Bus zu fahren ...).

Natürlich gibt es in Ulan Bator auch wichtige Sehenswürdigkeiten, vom Gandan- und Tschoidschin-Lama-Kloster und vom Winterpalast habe ich berichtet, vom Dschingis-Platz und vom Nationalmuseum auch, aber was mich eben an Ulan Bator wirklich umgehauen hat, war, wie westlich sich das dort alles anfühlt.

Ganz anders kann es aussehen, wenn du aus der Stadt herausfährst - von der atemberaubenden Landschaft habe ich schon ausgiebig geschwärmt, auch weil ich nicht mit diesem Abwechslungsreichtum gerechnet hätte: Steppe ja, klar, aber viel grüner als in meiner Vorstellung, die Halbwüste war sehr spannend und der Tereldsch-Nationalpark mit seinem riesigen Baumbestand sowieso.

Diese Ungleichzeitigkeit der Nomaden mit ihrer einerseits uralten Kultur, dem Tierdung auf der Wiese, wo man geht und steht, die urtümlichen Öfen in den ebenso urtümlichen Jurten, andererseits aber eben auch den Solaranlagen, den Satellitenschüsseln, den Basketballkörben neben der Jurte und den Handys am Ohr, das war lustig und unglaublich zugleich.

Überall aber hatte ich das Gefühl, dass die Menschen im Aufbruch sind, Ulan Bator fühlt sich sehr jung an, woran die Vielzahl von Hochschulen und Studenten sicher Anteil haben wird, aber auch auf dem Land merkst du, dass die Menschen zwar ihre Traditionen hochhalten, aber eben auch mit der Zeit gehen wollen: Der Internetzugang auch außerhalb Ulan Bators war superschnell, und die touristischeren Jurtencamps modernisieren und professionalisieren sich ganz offensichtlich. Natürlich geht es auch mal ein paar Tage ohne Dusche und auch mal mit Plumpsklo, aber die geschäftstüchtigen Mongolen haben schon erkannt, dass die meisten Touristen zwar stilecht in einer Jurte übernachten wollen, aber eine Dusche und eine Toilette, möglichst an der Jurte dran (gibt es!), und eine Fußbodenheizung halt schon zu schätzen wissen.

Eine Woche Mongolei reicht natürlich nicht aus, um das ganze Land zu erkunden, aber andererseits waren die vier Tage auf Tour nicht soooo anstrengend, wie es vielleicht den Eindruck machte, und gestern habe ich einen ziemlich faulen Tag gemacht. Urlaub war es deshalb wirklich (auch den Rückflug fand ich nicht so wahnsinnig anstrengend, auch wenn man sich immer wieder klarmachen muss, dass der Flug in die Mongolei länger dauert als der nach New York), aber eine weitere Woche mehr hätte dazu geführt, dass man mal ins Altai-Gebirge oder in die Gobi hätte fliegen können.

Doch heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, (fast) keine Frage ... (Jetzt habe ich gar nicht mit "Es war toll" angefangen, naja, bisschen überraschen muss man den Leser ja auch!)

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Fotos von heute:
Autobahn zum Flughafen

Grenzpfosten am Flughafen

Blick auf (wahrscheinlich) den Jenissei

Blick auf die kurische Nehrung

Samstag, 3. September 2022

Mit den Bedienungen auf Kriegsfuß

... stand ich gestern und heute, aber ich bin mir wirklich keiner Schuld bewusst ...

Nachdem ich - stundenlang - Blog geschrieben und mit den Fotos gekämpft hatte, machte ich noch einen kleinen Spaziergang in Richtung State Department House und kaufte - das Kaufhaus hätte in jede deutsche Großstadt gepasst - ein paar (wenige) Souvenirs, darunter die obligatorische Mütze mit lokalem Motiv, hier dem Staatssymbol Soyombo, für mich.

Danach stiefelte ich weiter in Richtung Zirkus, denn dort in der Nähe sollte eine schöne Bierbeiz sein. Ohja, schön war sie, auch hier machten sie ein ziemlich auf deutsch bzw. bayrisch, und auch eine Karte bekam ich schnell. Ich bestellte ein Bier (die Bedienung sprach kein Englisch) per Zeigen und signalisierte, dass ich zur Essensauswahl noch etwas Zeit bräuchte.

Ein paar Minuten später war ich fertig mit der Auswahl und klappte die Speisekarte zu, als eine andere Bedienung kam und die Karte entgegennahm. Ich nahm gerade Anlauf zum Bestellen, da war die Dame schon wieder am nächsten Tisch. Öhm, ich hab doch Hunger!

Ich trank mein Bier und bestellte noch einmal - wieder mit Handzeichen - bei "meiner" Kellnerin die Karte, die kam auch, aber ich konnte kein Bier bestellen, weil auch die wieder fluchtartig meinen Tisch verließ.

Als ich dann endlich ausgewählt hatte und ihr ein Zeichen gab, kam sie, ich zeigte ihr alles, was ich wollte, das schien zu klappen (sie kam nachher noch mal und signalisierte mir, dass die Lammkeulen aus wären, daher entschied ich mich dann für das Lammsteak).

Freude der Sonne, das Essen dort war fantastisch, das muss ich schon sagen - auch wenn Vorspeise und Hauptgericht gemeinsam kamen, aber sowohl der Salat mit Rindfleischpattys als auch das Lammsteak schmeckten vorzüglich und waren vor allem - nicht unbedingt üblich für die Mongolei - auch sehr ansprechend gewürzt.

Nach dem Essen wurden abgeräumt, und ich signalisierte durch Anzeige der Höhe eines Bierglases mit beiden Zeigefingern, dass ich ein drittes Bier möchte. Die Bedienung nickte freundlich - und nichts passierte. Nach zehn Minuten rief ich sie noch einmal, sagte "pivo", was wohl auch im Mongolischen Bier bedeutet, sie nickte wieder freundlich - und nichts passierte. Wieder wartete ich zehn Minuten, bis ich sie - jetzt doch ein wenig gereizter - nochmal rief (sie kam ja immer brav an den Tisch) und noch einmal "pivo", "beer" und alle möglichen Sprachen anwandte. Jetzt mischte sich der Mongole vom Nebentisch ein, der ein wenig Englisch sprach und fragte, ob er helfen könne. Ich erläuterte ihm, dass ich einigermaßen verzweifelt sei, weil ich doch nur das gleiche Bier wie vorher habe wolle. Er erklärte der Bedienung das, und dann bekam ich - endlich - das Bier.

Dafür, dass der Kollesch in den USA im College gewesen sein will, sprach er jetzt nicht so wirklich bombastisches Englisch, aber ich war ihm sehr dankbar für seine Unterstützung.

Das Ende des Lieds war, dass jetzt zwei Bier quasi gleichzeitig kamen ...

Freunde, Freunde, am Ende sollte ich ein Bier mehr zahlen als konsumiert, aber das wurde dann einigermaßen zügig zurückgebucht, aber Trinkgeld gab es eben keines mehr.

Damit man mich nicht falsch versteht: Ich kann hier in der Mongolei nicht erwarten, dass die Bedienung Englisch (oder gar Deutsch) versteht, aber wenn ich etwas zeige und sie nickt, dann signalisiert das doch überall in der Welt, dass sie verstanden hat, was ich will. Und wenn sie es nicht versteht, muss sie halt jemanden holen oder Google Translate bemühen (das traute ich mich nicht, weil Google Translate "Bier" mit "Schar airag" übersetzte - und am Ende kriege ich noch fermentierte Stutenmilch vorgesetzt ...), denn als es am Ende ans Zahlen ging, da konnte sie das Übersetzungsprogramm bedienen ... Sachen gibt's!

Den Weg heim fand ich unbeschadet, ging ins Bett und schlief heute Morgen erst einmal in Ruhe aus.

Danach frühstückte ich hier im Hotel ganz entspannt und lief (in meinem Kiez kenne ich mich inzwischen fast aus) in Richtung Nationalmuseum. Die drei Euro Eintritt lohnen sich durchaus, auch wenn ich viele Ausstellungsstücke so oder ähnlich schon in Karakorum gesehen hatte. Ganz besonders angetan hatte es mir natürlich die Replika des Grenzsteins, den die Mongolen am östlichsten, westlichsten, nördlichsten und südlichsten Punkt des Landes aufgestellt haben - wenn es den als Miniatur im Souvenirshop gegeben hätte, hätte ich den mitgenommen, gab's aber leider nicht ...

Ich träumte noch ein bisschen auf dem Dschingis-Platz herum und marschierte dann zu einem Irish Pub. Dort trank ich lecker dunkles Chinggis-Bier und aß einen - fantastischen - Doppel-Lammspieß. Aber auch hier hatte ich die Karte bekommen, ausgewählt, zugeklappt und dann vergeblich darum gewartet, dass der Ober an den Tisch kam und meine Bestellung aufnahm. Wahrscheinlich muss man hier wirklich aktiv rufen, auch wenn ich das nicht so richtig verstehe - ein Gast, der in ein Restaurant geht und auf dem Trockenen sitzt, was soll der denn groß wollen außer Bestellen? Hm, alles schräg ...

Ich ging jedenfalls entspannt nach Hause, kaufte unterwegs noch ein Frühstück für morgen (oder Mitternachtssnack für heute Nacht) und sah beim CU (ich habe gefühlt alle Läden dieser Kette in der Stadt durch) ein Fläschchen Airag stehen. Da konnte ich nicht widerstehen und nahm das auch mit.

Ich trank den Airag im Hotelzimmer und muss gestehen, in der Atmosphäre der Nomadenjurten schmeckt das Zeug besser ...

Jetzt sitze ich auf dem Bett, habe schon den Koffer gepackt (naja, alles in den Koffer geschmissen ...), gehe gleich noch Zähne putzen und dann früh ins Bett, denn morgen um 5 Uhr klingelt der Wecker, damit ich pünktlich um 6.30 Uhr zum Flughafen gebracht werden kann.

Ein Fazit gibt es morgen aus dem Zug von Frankfurt nach Hannover, aber ich habe wenig Zweifel, dass es mit "Es war toll" anfängt und die Drohung beinhalten wird, bald wieder in dieses wunderbare Land zu kommen.

Heute mal Essensfotos:
Abendessen gestern

Mittagessen heute

Freitag, 2. September 2022

Kamel auf Kamel und auf Pferd

Joa, da saß ich Kamel nun auf meinem Bett im Royal Camp Terenj, der letzten Unterkunft auf dieser Reise (und königlich fühlte es sich nach den vorherigen zwei Unterkünften definitiv an). Das hatte meine Reiseführerin psychologisch sehr geschickt gemacht, aber bevor ich es vergesse: ganz großes Lob an Tsatsa, meine Reiseführerin, und an Bimba, den Fahrer, das hat erstens nicht nur richtig Spaß mit den beiden gemacht, sondern ich fühlte mich bei den beiden nicht (nur) als zahlender Kunde, sondern fast als ein Freund, dem die beiden ein bisschen ihre Heimat zeigen.

Ich konnte die letzten Nächte nicht ganz so gut schlafen, aber das liegt ziemlich sicher daran, dass es so unglaublich viele Eindrücke gab, dass ich ganz großen Mist träumte, während mein Hirn versuchte, diese ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Entsprechend war es auch erst kurz vor sechs, als ich anfing, diesen Blogeintrag zu schreiben, die Sonne ging bald auf, aber im Hotel - nach der Dusche - überarbeitete ich ihn noch (und fluchte darüber, wie ich die Bilder an die richtige Stelle kriege).

Ich wurde ja am Dienstag, dem 30. August, um 10 Uhr abgeholt, und als ich ausgecheckt, meinen Koffer im Hotel gelassen und selbiges verlasse hatte, kam schon eine junge Frau auf mich zugestürmt und begrüßte mich. Tsatsa hatte mir schon per WhatsApp geschrieben gehabt und stellte sich als die Chefin ihres kleinen (?) Reiseveranstalters Green Clover (Grüner Klee) heraus - so richtig mitgekriegt habe ich das zwar erst später, aber da ich den Verein ja schon über den grünen Klee gelobt habe (auf das Wortspiel habe ich Tage gewartet!), muss ich das an dieser Stelle nicht noch einmal tun.

Wir stiegen in eine Art Bully russischer Bauart ein, von dem Tsatsa sinngemäß meinte, das Ding (das
ich liebevoll "Panzer" zu nennen begann) sei unkaputtbar, aber wenn doch etwas kaputt ginge, könnte man das unterwegs meist schnell flicken. Nun denn! Ich hatte die Wahl, auf der Beifahrerseite Platz zu nehmen oder aber auf dem Rücksitz, und da ich vielleicht doch vorhatte, einige Fotos aus dem rollenden Panzer zu machen, wuchtete ich mich auf den Beifahrersitz, auf dem ich die ganze Reise über meinen Platz hatte. Bimba, der kein Englisch spricht, grinste mich schon an, und wir rollten an in diesem Gefährt, in dem kein so unnötiges Gedöns wie eine Klimaanlage zu finden war (Fenster auf und gut), aber dafür am Zigarettenanzünder ein Mehrfach-USB-Port, in dem später auch mein Handyladekabel Platz fand. Eine Sorge (ob ich zumindest einen meiner Fotografierapparate geladen kriege) war damit schon einmal weg.

Es ging durch den - es war Werktag - dichten Vormittagsverkehr in Ulan Bator, bis wir an einer der Ausfallstraßen anhielten. Wir betraten dieses Geschäft, und ich dachte, ich bin bei der Metro (einschließlich der Tatsache, dass jeder mit Kreditkarte zahlte): Hier gab es gefühlt alles, vom Bett bis zur Großflasche Jägermeister, es gab etliche deutsche Produkte, wir kauften noch ein großes Fass Wasser (für alle Fälle), ein paar Snacks und Cola für Tsatsa (die hatte sich den Magen verstimmt - hey, wer ist hier der Ausländer?!), und dann ging es wirklich in Richtung Westen, aus der 1,5-Millionen-Einwohner-Großstadt Ulan Bator heraus.

Das erste offizielle Ziel war ein kleines Halbwüstengebiet namens Elsen Tasarchai, aber die 280 Kilometer lange Fahrt dorthin war schon das erste Faszinosum. So stellte ich mir die Mongolei vor: eine Spur in jede Richtung, kilometerweit geradeaus, links und rechts weite, offene Flächen (manchmal sogar so eine Art Heidelandschaft), da hinten sind Berge, auf den offenen Flächen sieht man ein paar Jurten herumstehen und diverse Tiere grasen (im Wesentlichen Pferde, Rindviecher, Schafe und Ziegen, es gibt wohl 222 Millionen Tiere in der Mongolei, bei drei Millionen Einwohnern), gelegentlich muss man bremsen, weil die Herde die Straße überquert (oder auch kurzzeitig okkupiert), es kommt einem kaum ein Auto entgegen, am Straßenrand steht ab und zu eine bunt beflaggte Stupa, und nach jeder Kurve bietet sich eine neue fantastische Aussicht. Eine Stupa ist dabei (ich glaube, ich habe gar kein Foto gemacht unterwegs) eine Art Steinhaufen mit einer Spitze und oft mit Gebetsflaggen, die in diesen Fällen als Grabmal dient an Stellen, an denen der Verstorbene sich wohl gerne aufhielt, gerade weil die Nomaden eben keine festen Ortschaften mit einem Friedhof haben, sondern eben umherziehen von Camp zu Camp, im jahreszeitlichen Rhythmus.

Ich machte ein Fotos nach dem anderen (irgendwann meinten die beiden, ich mache wohl gerne Fotos von der Straße - nicht unbedingt von der Straße, Kinners, aber diese Weiten jenseits der Straße, das war - und blieb - für mich unglaublich, gerade weil da weit und breit kaum Menschen zu sehen waren, zumindest, als wir dann wirklich aus dem vorstädtischen Gebiet draußen waren), und als wir zur Mittagspause an einer Raststätte anhielten, musste ich erstmal ganz dringend auf die andere Straßenseite und diese Weite jetzt ohne die Begrenzungen der Windschutzscheibe angucken. Unfassbar!

An den großen Straßen gibt es viele Restaurants, und einige von denen sind sehr dezidiert auch für westliche Touristen (damit meine ich auch Koreaner, die laut Tsatsa im Moment 80-90 % der Touristen ausmachen; eine Koreanerin war mit einem Aufkleber "Lügner" auf ihrem Pullover unterwegs, keine Ahnung, ob die wusste, was das bedeutet) gedacht, was man nicht nur an der (auch) englischen Speisekarte im Schnellrestaurant, sondern auch an den Toiletten merkt. Bimba und ich aßen lustigerweise immer das Gleiche, an diesem Tag gab es so etwas Ähnliches wie Lammhäxle, das war durchaus lecker, auch wenn ich natürlich nicht sicher war, wie das mit den Toiletten im bzw. am Ger so funktionieren und wie ich das Essen vertragen würde. (Beim Teeeinschütten machte ich mich vor versammelter Mannschaft zum Brot, weil ich nicht wusste, dass das Teil auf der Kanne ein Pfropfen war und also nicht auf der Kanne bleiben kann, wenn man einschenken will ...) 

Weiter ging es - Foto, Foto, aber gelegentlich auch mal bisschen Ermüdung mit kurzzeitigem Pendelschlaf - durch die mongolische Weite, als Tsatsa in der Ferne auf eine dünenartige Landschaft hinwies. Das war Elsen Tasarchai, und darauf steuerten wir zu. Wir hielten in Sichtweite von Pferden und Kamelen, aber Tsatsa machte erst einmal mit mir einen Spaziergang durch die Halbwüste, über Dünen, und es war ziemlich surreal, einerseits diese Wüste mit Dünen und Sand und wenig (ein bisschen, aber wenig) Grün und praktisch außen herum das saftige Grün (überhaupt ist die Mongolei viel grüner als ich es mir vorstellte) der Steppe zu sehen, mit den Bergen dahinter - das war ein schräger, aber ein weiterer sehr, sehr schöner Ausblick.

Waren die Straßen bis dahin völlig in Ordnung gewesen (ja, es gab mal ein paar Schlaglöcher, aber im Großen und Ganzen war das nichts, was mein Fiesta nicht auch hätte bewältigen können), stellte sich bei der folgenden Fahrt heraus, wieso Tsatsa diesen Panzer mitgebracht hatte: Es ging nämlich jetzt off-road. Wobei, "off-road" ist Definitionssache, denn die Strecke war zwar nicht befestigt, aber so festgefahren, dass da so schnell nichts mehr wächst. Klar erkennbar war der Weg auf alle Fälle, auch wenn die Fahrer hier bei allzu tiefen Schlaglöchern (die man in diesen Tagen gut durch die Wasserlachen darin erkennen konnte) nötigenfalls eine neue Strecke außen herum eröffnen: Da fahren halt alle konsequent eine Strecke übers Gras, sodass die dann am Ende ausgefahren ist. So richtig nachhaltig ist das wahrscheinlich nicht, aber vielleicht unterschätze ich auch die Kraft der Natur, sich die alte, aufgegebene Piste schnell wieder anzueignen.

Die Blicke auch hier auf dieser Piste waren fantastisch, gerade weil wir auf die Berge zufuhren, ehe wir - nach vielleicht 15 Minuten Pistenraserei (Bimba rödelt da gerne mal mit 60, 70 Sachen über die Piste, wenn es denn geht; es gibt aber auch mal Vollbremsungen, wenn er eine böse Rille zu spät gesehen hat - überhaupt großen Respekt davor, mit dem Ding so über Stock und Stein zu vagabundieren!) - bei ein paar Jurten ankamen.

Tsatsa hatte unterwegs ein paar Mal mit der Familie, bei wir die erste Nacht übernachteten, telefoniert, und ich fragte mich zwischendurch, wie die Nomaden wohl das Handy aufgeladen kriegen, um zu telefonieren. Als ich ankam und die Solarzelle (und die Satellitenschüssel) sah, die neben der einen Jurte stand, wusste ich, wie! Wir wurden vom Vater der Familie begrüßt und gingen erst einmal in die Jurte, in der ich später übernachten würde. Mir wurde Airag, also die berühmte fermentierte Stutenmilch, und eine Art Käse gereicht, und obwohl ich ein bisschen Sorge hatte wegen des Airag, der soll nämlich Ungeübten gleich mal den Magen durchputzen und den Darm gleich mit, nippte ich an dem Zeug, denn alles andere wäre grob unhöflich gewesen.

Ui, nach dem ersten Nippen war mir Magen und Darm wurscht, denn das Zeug schmeckt mir: Ich habe in diesen Tagen lange gesucht, womit ich den Geschmack vergleichen kann, und bin beim Neuen Süßen, also ganz frisch vergorenem Wein (wenn ich das mit dem Neuen Süßen richtig verstehe!), angekommen, natürlich mit einer sehr milchigen Note. Ein bisschen alkoholisch ist das aufgrund des Fermentierungsprozesses schon, aber nicht so, dass man gleich betrunken würde - durchaus lecker. Auch der Käse - ziemlich hart, aber das muss so sein, der soll bis zu einem Jahr haltbar bleiben - war lecker, denn sobald man den mit Speichel vermischt im Mund, wird der auch weich und schmeckt sehr zart bis milchig, wunderbar (dieses deutsche Wort gefällt den Mongolen übrigens auch sehr!).

Jetzt war erst einmal ein bisschen Erholung angesagt, denn Tsatsa musste noch meine Kameltour organisieren (die Kamele waren noch nicht wieder vom Haupttouristenschauplatz zurück), also saß ich da in meiner Jurte und ließ erst einmal den Tag Revue passieren. Während ich da so saß, guckte ich mir die Konstruktion der Jurte erst einmal genauer an: Die Grundkonstruktion ist eine Art runder Lattenrostzaun, auf dessen oberem Umlauf sicher 80 bis 100 Stäbe aufgesetzt werden, die dann die Kuppel der Jurte stabilisieren. In der Decke ist ein (mit Zeltstoff verschließbares) Loch in der Jurte, durch das Licht und Luft rein und das Ofenrohr (in den traditionellen Jurten sind Öfen, deren Abgase natürlich raus müssen) raus kann. Um die ganze Konstruktion herum gibt es diesen mehr oder weniger bekannten weißen Zeltstoff, und auf dem Boden ist eine Bodenplatte, damit man nicht im Matsch steht. Rein und raus kommt man durch eine (niedrige) Tür (an der ich mir gerne mal den Schädel einrenne), und in der Jurte stehen nun allerlei Dinge, meist Sitzgelegenheiten in Form von zwei Betten, aber auch Schränke und in meinem Fall eine Autobatterie, mit der ich für Licht sorgen konnte, indem ich mittels eines Rings an der Leitung den Stromkreis herstellte. Abenteuerlich, im wahrsten Sinne des Wortes!

Nun ging es aber erst einmal zur Kameltour, und als der Kameltreiber mich anwackeln sah, machte er sich erkennbar erstmal Sorgen um seine Viecher. Das größte und kräftigste Kamel wurde mir zugeteilt, und als ich auf das Kamel (das sich dankenswerterweise hingekniet hatte) aufsteigen wollte, trat ich ihm erst einmal versehentlich kräftig gegen den hinteren Höcker. Der Kameltreiber verdrehte die Augen, zeigte mir noch einmal, wie es geht, und beim zweiten Versuch passte das dann auch.

Als sich das Kamel erhob, wäre ich fast seekrank geworden, aber instinktiv fühlte ich mich auf dem Tier wohl, das an der kurzen Leine hinter dem Kameltreiber durch die Steppe auf einen kleinen Teil der Halbwüste zustapfte. Wenn es bergauf oder bergab ging, hielt ich meine Hände um den vorderen Höcker griffbereit, um mich nötigenfalls festzuhalten, aber das war nicht nötig, auch wenn das Kamel sehr trockenes und ein bisschen stumpfes Fell hat (jaha, ich weiß, wie sich ein Kamelhaarmantel anfühlt, aber trotzdem!), sodass es keineswegs unangehm war, dem Viech ab und zu trotzdem mal ins Fell zu greifen. Ich fühlte mich auf dem Vieh so wohl, dass Tsatsa meinte, es sähe ganz "natürlich" aus, wie ich auf dem Tier reite, denn andere Touristen hätten Angst auf dem Kamel. Nö, das war ja ein kampferprobtes Tier, dem konnte selbst ein Kamel wie ich wenig anhaben. Vor einer Düne wurden Fotos vom Kamel auf dem Kamel gemacht, dann ging es auch schon zurück - toll!

Beim Absteigen verletzte ich das Kamel nicht erneut, es gab ein ordentliches Trinkgeld für das Kamel (ich hoffe, das Tier kriegt dafür wirklich ein Extraleckerli!), und nun gab es Abendessen in der Küche der Familie, bei der wir wohnten. Zum Kochen wird die Platte auf dem Ofen herausgenommen und durch ein wok-artiges Kochgeschirr ersetzt, und in dem Wok befanden sich an dem Abend im Wesentlichen Nudeln, Lammfleisch und möglicherweise noch ein bisschen Kartoffeln. Dieses Tsuiwan genannte Gericht schmeckte mir sehr gut und ist anscheinend eines der Hauptgerichte der nomadischen Küche - wirklich lecker, vor allem, weil auch das Lamm praktisch nicht böckelte (das Fett, das mitgekocht und mitgegeben wird, vielleicht ein bisschen).

Jetzt war aber - es war schon dunkel - Schlafenszeit gekommen, und die Mongolen grinsten mich an, als ich sagte, dass ich keinen Ofen bräuchte, weil mir die Kühle gerade recht war. (Mir wurden sogar traditionelle mongolische Gewänder angelegt, um deren Ablegen ich aber gleich wieder ersuchte, weil ich selbst draußen anfing zu schwitzen ...) Ich bekam eine vernünftige Daunendecke, dann ging ich ins Bett. Die Toilette musste ich nicht mehr aufsuchen, trotz Airag und ungewohnten Essens, da ist mein Hirn sehr eigen und befiehlt dem Darm, friedlich zu sein, denn das Problem war keineswegs die Toilette selbst - ja, Plumpsklo im Häuschen ein bisschen abseits, so wie man es früher wohl kannte, aber mit westlichem, sauberem Toilettensitz -, das Problem war, dass ich kein frisches Wasser zum Händewaschen hatte (meine Wasservorräte waren eher sparsam, und die wollte ich zum Trinken nutzen), und dem Desinfektionsmittel traute ich dann doch nicht hundertprozentig über den Weg.

Nun denn, ich schlief gar nicht so schlecht, nur ging um 22 Uhr das Handy meiner Gastgeberin los, das sie in meiner Jurte vergessen hatte. Daraufhin bellte der Hund los, woraufhin alle anderen Hunde in der Umgebung auch ins Gebell einstimmten. Zwischenzeitlich wieherte ein Pferd, der Alarm war schon lang aus, da bellten fernab noch die Hunde, sodass unser Hund nochmal Laut gab, dass es aber Ruhe sein soll. Unter der warmen Decke war mir nicht kalt (auch wenn es in der Jurte dann doch ziemlich kühl wurde), aber ich war trotzdem heilfroh, dass der Ofen nicht angeheizt worden war, sondern wäre ich da drin erschwitzt.

Am nächsten Tag, am Mittwoch, dem 31. August, stand ich also in der kühlen Jurte auf, zog mir frische Unterwäsche an (mit Duschen war hier halt nix, das hatte ich vorher schon vermutet, aber so fühlte ich mich zumindest ein bisschen sauberer), machte die Tür auf - und war begeistert. Ich hatte schon am Dienstag Glück mit dem Wetter gehabt, und der Tag heute schien ebenfalls ein guter zu werden (und wurde es auch, ebenso wie der Donnerstag und der Freitag). Wir frühstückten mit mongolischem Gebäck, das Tsatsa mitgebracht hatte, und Milchtee, den die Familie uns zur Verfügung stellte, dann verabschiedeten wir uns.

Zurück ging es über den Feldweg auf die Hauptstraße bei Elsen Tasarchai und von dort noch ein Stückchen weiter in den Westen in die alte Hauptstadt Karakorum. Auch wenn diese Straße bei Google Maps nur als Nebenstraße eingezeichnet ist, war sie völlig ausreichend asphaltiert, obwohl sie nicht direkt nach Ulan Bator führt. An einer T-Kreuzung bogen wir ab und waren kurz darum in Karakorum.

Wir suchten zuerst das Museum auf und Tsatsa war so freundlich, mich auf die Toilette hinzuweisen. Schwupps, weg war ich und ward erst etliche Minuten später wieder gesehen ... Auf der Toilette stellte ich fest, dass das Museum WLAN hat und konnte also erste Lebenszeichen von mir geben - wenn man so regelmäßig von sich hören lässt, machen die Menschen sich offensichtlich Sorgen, wenn man mal 24 Stunden lang nichts von sich gibt ...

Es gab eine kleine Sonderausstellung zu einem neulich gefundenen Grab (hochinteressant), und der Film dazu wurde auf Deutsch gezeigt, weil neben mir noch eine Vierergruppe anderer Deutscher dort war. Dass der Film ein bisschen später anfing, weil ... öhm, jemand auf der Toilette verschollen war, gehört ins Reich der Legenden!

Die anschließende Führung durch das Museum, auf dem mit vielen Landkarten (was ich ja liebe) die Geschichte der heutigen Mongolei von den Hunnen bis mindestens zur Aufteilung des Reichs unter dem Enkel Dschingis Khans gezeigt wurde, mit vielen hochinteressanten Ausstellungsstücken, war großartig, zumal Tsatsa und ich am Ende die Führung für uns allein hatten, weil die anderen Deutschen nicht hinterherkamen und auch nicht so wahnsinnig interessiert an den Schilderungen der Führerin schienen.

Danach ging es zum Klosterkomplex Erdene Dsuu, und das ist wahrscheinlich einer der wichtigsten Gründe, wieso Menschen in die Mongolei reisen, denn dieser riesige Komplex ist - obwohl ein großer Teil inzwischen leer ist, weil die dazugehörigen Tempel spätestens im Kommunismus zerstört wurden - unglaublich toll.

Glücklicherweise haben selbst die Kommunisten einige der Tempel noch stehen lassen (Religionsfreiheit und so ...), sodass man sie heute entweder als gläubiger Buddhist oder eben als Tourist besuchen kann. Von den einst 62 Gebäuden gibt es nur noch 18, und zu diesen 18 Gebäuden gehören vier Tempel, von denen einer heute noch bzw. wieder als Kloster von Mönchen bewohnt wird. Diese ganze Anlage, die von einer Mauer mit vielen Stupas begrenzt wird, wirkt so riesig und die Tempel so klein, obwohl sie - wenn man sie besichtigt - gar nicht so klein sind. Dazu gibt es noch einige Meditationsräume, aber am eindrücklichsten ist es einfach, wenn man durch diese Tempellandschaft aus dem späten 17. Jahrhundert läuft und die Seele baumeln lässt.

Wir machten noch einen kleinen Abstecher (Bimba, wieso fährst du auf einmal auf die Wiese???) zu einem kleinen Felsbrocken, der wie eine Schildkröte aussieht und auf der eine Säule, die jetzt im Museum gezeigt wird, stand - ich habe, vor lauter Eindrücken, leider vergessen, was es mit dieser Säule auf sich hat, aber dieser kleine Spaziergang zu diesem von anderen Touristen ignorierten Kleinod war auch noch einmal sehr schick.

Jetzt aber ging es auf die Tour zurück in Richtung Ulan Bator, wobei wir aber noch im Nationalpark Chustain Nuruu Station machten. Weiteres Abenteuer!

Es mag Menschen geben, die eine drei-, vierstündige Fahrt durch die Mongolei langweilig finden - ich gehöre ganz definitiv nicht dazu, denn hinter jeder Kuppe, hinter jeder Kurve bietet sich ein neues atemberaubendes Panorama, und obwohl wir die gleiche Strecke wie auf dem Hinweg fuhren, fuhren wir eben diesmal in die andere Richtung und hatten ganz andere Aussichten als auf der Hinfahrt. Ich habe viele Fotos gemacht, aber die geben die Weite dieses Landes nicht wirklich wieder. Das muss man mit eigenen Augen gesehen haben, sonst kann man sich das als mitteleuropäischer Stadtmensch gar nicht vorstellen.

Wir machten unterwegs wieder Rast, diesmal an einem Khaan-Buuz-Schnellrestaurant, und den Aufenthalt dort - ich aß Hackbällchen mit Nudeln - nutzte ich, um im dortigen (superschnellen!) WLAN mal wieder ein Lebenszeichen von mir zu geben.

Ich hatte - aus Spaß an der Freud und weil ich im Auto ja mein Handy laden konnte und nicht Akku sparen musste - mal das Navi angemacht, und das sagte, man möge in drei Kilometer rechts abbiegen, als Bimba in die Walachei abbog. Holla, die Waldfee, das hat so gerumpelt, dass ich fürchte, ich habe den Beifahrersitz mit meiner Wuchtmasse zerstört, denn das Ding wackelte nach hinten und nach vorne, zur Seite, ein paar Mal flogen wir ein paar Zentimeter durch die Luft mit dem Gefährt (die Decke war zum Glück gepolstert), und ich frage mich immer noch, wieso Bimba bei manchen Schlaglöchern scharf bremste und bei anderen mit Karacho drüberhobelte, denn für mich sahen die ungefähr gleich aus ...

Wir kamen an das - menschenleere - Besucherzentrum des Nationalparks, wir guckten uns kurz die Ausstellung an, die Auskunft darüber gab, wie hier Anfang der 1990er-Jahre sogenannte Przewalski-Wildpferde, die letzte existierende Art echter Wildpferde und in der freien Wildbahn damals ausgestorben, wieder ausgewildert wurden, und Tsatsa versicherte mir, sie hätte da ein Ass im Ärmel.

Wir fuhren - bei schon untergehender Sonne - durch den Park ... naja, "fahren" ist übertrieben, als wir - entweder ist Tsatsa eine gute Schauspielerin oder sie war wirklich überrascht - zunächst einmal ein paar Rehe und einen Hirsch sahen. Als die uns kommen sahen (wir stiegen aus dem Auto aus, damit wir Fotos machen konnten), liefen sie aber auf großem Abstand vor uns weg, sodass wir weiterfuhren.

Ein paar Meter weiter sah Bimba dann ein Murmeltier und sagte Tsatsa (aufgrund seiner gestischen Untermalung verstand auch ich, was er vorschlug), er würde am liebsten das Murmeltier jetzt fangen, schlachten und verspeisen. Ich fragte Tsatsa, ob das erlaubt sei, und sie erwiderte, nein, das sei im ganzen Land - und nicht nur im Nationalpark - verboten ...

Wieder ein paar Meter sahen wir jetzt ein paar Wildpferde auf der anderen Seite des Bachbettes (deswegen die späte Anreise, weil sie dann zum Trinken dorthin gehen), wieder stiegen wir aus und guckten uns an, wie diese hübschen Tiere da durch die Gegend galoppierten. Ich glaube, ich habe acht Tiere gezählt, und während wir die Wildpferde fotografisch dokumentierten, machte Bimba das, indem er seinen beiden Kindern mit Hilfe eines Videoanrufs die Tiere zeigte. Ja, richtig, er hatte genug Netz für einen Videocall mitten in der Wildnis, weit weit von jeder festen Behausung, umringt von Bergen. Tsatsa hielt mich für verrückt, als ich ihr erklärte, dass das in Deutschland schon technisch kaum möglich wäre, jemanden anzurufen in dieser Situation, geschweige denn, einen Videocall zu führen ... Technologienation Deutschland, klar!

Nun aber kommt das Allerbeste des Tages: Wir fuhren weiter (die Pferde querten noch einmal unseren Weg) und schauten, dass wir - ich denke, das war in der an den Nationalpark angrenzenden Pufferzone - unser Nachtquartier finden. Wir fuhren ein bisschen und kamen zu zwei Jurten, doch Tsatsa und Bimba schauten ratlos. Sie sprachen die Jurtenbesitzer an, und Tsatsa erklärte mir hinterher, dass unsere Gastgeber schon vom Sommer- ins Herbstcamp umgezogen seien. Nomaden halt.

Der Bewohner dort erläuterte den beiden, wie wir zum Herbstcamp kämen, das sah mehr nach Karate als einer Wegbeschreibung aus, aber die beiden nickten, und wir fuhren los (es sei nicht weit, meinte Tsatsa, zehn Kilometer vielleicht).

Wir fuhren aus dem etwas bergigeren Nationalpark heraus, in eine weite Ebene, und auf die Berge in der Ferne schien die Abendsonne - ich habe leider kein Foto machen können, weil ich den Eindruck hatte, dass wir zeitlich wirklich ein bisschen in die Bredouille kamen, und wir daher machten, dass wir noch vor Einbruch der Dunkelheit ins Quartier kamen. Immer wieder wurde der Gastgeber angerufen - ganz so fantastisch war die Qualität dann doch nicht, das Gespräch brach öfter ab -, die beiden diskutierten, bis plötzlich ein kleines Schildchen mit einem Warnhinweis oder so etwas am Feldweg stand. Die beiden lachten erleichtert, denn jetzt wussten sie offenbar, wo wir waren. Bimba fuhr links und rechts, mal durch einen kleinen Wald mit einem kleinen Flusslauf durch, bis - gaaaaanz da hinten - auf einmal ein paar weiße Jurten zu sehen waren.

Wir kamen mit den letzten Sonnenstrahlen an der Wohnjurte der Gastgeber zum Stehen, und wurden hereingebeten. Wieder gab es Airag, diesmal trank ich zwei Schalen, denn das Zeug schmeckte mir ja, dazu gab es wieder Käse und bald darauf - anstatt umzurühren wird das Kochgefäß hier geschüttelt - auch wieder Tsuiwan, diesmal mit Käse zu den Nudeln und zum Lamm. Während des Essens brauten die Männer des Hauses frischen Airag, und Tsatsa erklärte mir, dass es Glück bringe, wenn man dabei sei, während in einem Haushalt neuer Airag gebraut werde. Na dann, auch alles Gute!

Nach dem Essen fuhren wir - nun schon im Dunkeln - die wenigen Meter bis zum eigentlichen Campbereich, und wir bezogen unsere Jurten. Ich hatte auf der Tour jeweils meine eigene Jurte, während Tsatsa und Bimba sich eine Jurte teilten. Die Jurte hier war touristischer, sprich: unpersönlicher, wie ein - ungewöhnlich gebautes - Jugendherbergszimmer, aber ich hatte eben auch weniger das Gefühl, hier in eine Familienstruktur einzudringen als in der Nacht zuvor.

Touristischer war das Ganze aber auch dahingehend, als dass es ein Sanitärhaus gab. In der Hochsaison kann man die dort vorbereiteten Duschen auch benutzen, aber jetzt war ich schon in der Nebensaison (und noch dazu in einem Noch-Corona-Jahr) unterwegs, sodass nur (aber immerhin!) die wunderbar eingerichteten Toilettenräume benutzt werden konnten. Mein Gehirn realisierte, dass ich hier die Hände waschen könnte, und prompt machte der Airag doch, was er tun sollte ...

Auch hier bat ich darum, keinen Ofen anzumachen, auch hier wurde es in der Nacht kühl, aber mit der Decke war alles bestens, der Sternenhimmel auf dem Weg zum Sanitärhaus war atemberaubend, der Halbmond stand am Himmel, aber ich träumte den allerallergrößten Mist und schlief entsprechend nicht so richtig gut ...

Das war aber völlig wurscht, denn als ich mich gestern, am Donnerstag, dem 1. September, erhob und die Tür der Jurte öffnete, war ich schon wieder (jaha, ich weiß, dass das hier einreißt, aber es ist halt so schön!) ganz hin und weg.

Der Blick auf das noch im leichten Morgennebel liegende Gebirge am Ende der Ebene, das war einfach fantastisch schön, unfassbar, richtig, richtig toll. Ich zog mich wieder an, wieder mit frischer Unterwäsche, ging im Sanitärhaus Zähne putzen (so mit fließendem Wasser auch toll), dann gab es auch schon Frühstück vor Tsatsas und Bimbas Jurte. Sie hatten den Campingkocher eingepackt, also gab es heißen Tee, Gebäck, Marmelade von einer Beere, die ich so gar nicht identifizieren konnte, ganz lecker, und bei dem Blick schmeckte sowieso alles.

Auf, auf, marsch, marsch, nach der Verabschiedung von der Gastgeberfamilie fuhren wir - mit einem kurzen Abstecher zu mitten in der Gegend herumstehenden und völlig ungeschützten - alten Grabmalen, die so aussahen wie die, die das Museum in Karakorum auf die Bronzezeit datiert hatte (das ist jetzt aber völlig ohne Gewähr), in Richtung Ulan Bator.

Allein, es war der 1. September und anscheinend gleichzeitig Schul- und Unibeginn, und dementsprechend voll sollten wohl die Einfallsstraßen nach Ulan Bator sein. Auf alle Fälle ging es jetzt zweieinhalb bis drei Stunden auf Feldwegen im Abstand von fünf bis zehn Kilometern mehr oder weniger parallel zur Hauptstraße durch die Gegend - es war eine wahre Freude. Ich fahre ja gerne off-road (bzw. lasse gerne fahren), das habe ich schon im Sudan festgestellt, und mit Bimba hat das richtig Spaß gemacht, wie der da Berge hoch- und runterheizte, sich mal verfuhr, dann halt über die Wiese wieder auf die richtige Piste kam, einmal fuhren wir durch eine große Pfütze durch, gegen Schluss fuhren wir auf einer sehr geneigten Piste, dass ich meinen Schwerpunkt möglich in die Mitte des Gefährts verlagerte, damit ich die Kippgefahr reduzierte (hat bestimmt voll viel gebracht ...), ich fand es großartig und soooo schön ...

Wir überquerten den Fluss Tuul (der ein Stück weiter östlich durch Ulan Bator fließt) und fuhren dann wieder auf einer Hauptstraße in Richtung des alten Flughafens. Dort ging es geradeaus, sodass wir auf der südlichen - naja - "Umgehungsstraße" um/durch Ulan Bator fuhren, ohne stundenlang im Stau zu stehen. Das erste Ziel des gestrigen Tages war nämlich die Reiterstatue des Dschingis Khan östlich von Ulan Bator, und ganz im Süden herum wollten die beiden aus mir nicht ganz erklärlichen Gründen nicht fahren, zumal das - zumindest auf der Google-Karte - nicht wirklich viel weiter aussieht. Auf alle Fälle hat man von dieser Südstraße wahnsinnige Ausblicke nicht nur auf das unfassbar riesige (vor allem, wenn man gerade aus dem Nationalpark kommt) Ulan Bator, sondern auch auf den schönen Wald (ja, es gibt Bäume in der Mongolei, später mehr), der am Flussufer fast parkähnlich wächst.

Durch immer noch ziemlich bewohnte Landschaft (auch wenn eine Kuhherde die vierspurige Schnellstraße durch den Durchlass [!] für den Fußgängerweg überquerte, schlaue Tiere ...) ging es eine gute Stunde in Richtung Osten, bis recht plötzlich die silbrig glänzende, 40 Meter hohe Statue von Dschingis Khan auf seinem Pferd in der Landschaft steht, und das erst seit 2007.

Wir bogen ab, parkten (Bimba parkt genauso hervorragend wie ich ein, aber hier in der Mongolei ist meistens mehr Platz als in Deutschland, da kann man schonmal in zwei Parkbuchten stehen bleiben) und Tsatsa und ich liefen die Stufen hinauf bis zum Empfangsgebäude.

Die Kasse war verwaist, aber Tsatsa bekam die Ansage, sie solle beim Gehen für mich bezahlen, und schon waren wir im Empfangsgebäude. Ein riesiger mongolischer Stiefel begrüßt den weitgereisten Touristen, und Tsatsa erläuterte mir, dass die Sohlen der Stiefel so beschaffen seien, dass man nicht sehen können, in welche Richtung der Träger gelaufen sei. Zudem gebe es keine linken und rechten Stiefel ...

Wir gingen hinunter in die gar nicht einmal so uninteressante Ausstellung, auch wenn das - neben einer alten Flagge des mongolischen Reichen - interessanteste Stück, die Karte der maximalen Ausdehnung des mongolischen Reiches, von Russen okkupiert wurde (mit dem Okkupieren haben es die Russen ja), die sich davor über etwas anderes unterhielten, aber nicht sahen, dass ich mich wirklich für die Karte interessierte ... (Überhaupt war auf dem Weg zu dem Reiterstandbild erstmals ein ausländisches - russisches - Auto an uns vorbeigezogen.)

Die Mongolen waren ja bis nach Liegnitz in Niederschlesien gekommen, wo sie 1241 zwar die dortige Schlacht gewannen, sich aber dann doch wieder zurückzogen; mit Freude stellte ich fest, dass ich an einigen Stätten, an denen die Mongolen ihre Spuren hinterlassen hatten, schon war, so soll es doch sein, wenn man auf Karten schaut ...

Jetzt aber ging es endlich - erst mit dem Aufzug und dann noch ein paar Treppen - hinauf zur Aussichtsplattform auf dem Kopf des Pferdes von Dschingis Khan. Auch hier ist der Ausblick fantastisch (auch wenn hier natürlich viel Zivilisation ins Bild ragt), und der Blick auf Dschingis Khan ist auch nicht zu verachten, wie er da auf dich herabschaut ... Wir waren einige Minuten alleine oben, bis ein deutschsprachiger Reiseführer mit einer älteren Frau hinaufspaziert kamen, woraufhin wir wieder nach unten gingen.


Weiter ging es nun in den nahegelegenden Tereldsch-Nationalpark, der - wie Tsatsa erklärte - für die Ulan-Batorer (nennt man die so?) eine Art Naherholungsgebiet ist, und das merkt man, denn ein Jurtencamp reiht sich ans nächste (und die schönsten Camps besitzen Parlamentsabgeordnete, zufällig). Zunächst schauten wir uns eine Gesteinsformation an, die - wenn man aus dem richtigen Winkel schaut - an eine Schildkröte erinnert, aber der eigentliche Star an dieser Stelle ist die Natur. Wenn man, wie ich vorher, denkt, dass die Mongolei nur baumlose Steppe sei, wird man im Tereldsch-Nationalpark ganz schnell eines Besseren belehrt, denn da stehen Fichten und anderes Gebäums ohne Ende in der Gegend herum, dass man fast meint, man wäre im Schwarzwald.


Das wurde bestätigt, als Tsatsa mich zu einem (ziemlich neuen) Tempel geleitete. Einziges Problem an der ganzen Sache war, dass es da ziemlich steil den Berg hoch ging. Wir fuhren zwar mit dem Panzer so weit hoch wie erlaubt, aber auch danach mussten wir noch etliche Höhenmeter überwinden. Das taten wir im Wettlauf mit einer russischen Reisegruppe, aber da die noch unfittere Gestalten als mich in der Gruppe hatten, überholten wir diese zügig. Über eine sehr wackelige Brücke ging es zum Fuß der Treppe hinauf zum Tempel, und dort zog sich Tsatsa, die noch vom kalten Morgen eine Leggins unter der Jeans hatte, ebendiese - außer Sichtweite anderer Menschen natürlich - aus.

Die Treppe überstanden wir mit mehreren Pausen, und als wir da oben in den Tempel kamen, wollte ich dort am liebsten für die Nacht bleiben, denn da oben drin war es sooooooooooooooo schön kühl. Wir blieben sitzen und erholten uns vom Aufstieg, bis die Russen kamen, dann machten wir noch einen kleinen Abstecher zu einem anderen Tempel (unterwegs wollten mich vier russische Damen nicht aus dem Zwischentempel rauslassen, bis ich mich an denen vorbeidrückte ... sachma!), der auch hübsch war, aber vor allem mit seiner Aussicht auf diesen wunderbaren bewaldeten Parkteil besticht.

Der Abstieg - wieder über die wacklige Brücke und über eine Abkürzung - ging besser, auch wenn ich natürlich noch mehr geschwitzt hatte als die letzten zweieinhalb Tage zusammen. So langsam sehnte ich mir eine Dusche herbei ...

Zunächst aber fuhren wir ein anderes Camp an, und nach ein bisschen Hin und Her hatte Tsatsa für mich einen Ausritt (diesmal auf einem Pferd) organisiert. Erst schien das nicht ganz zu klappen, aber am Ende war ich mit den vier Südkoreanern zusammen unterwegs, wobei der Chef des Hauses die Pferde der beiden Damen führte. Dadurch hätte er mich nicht mehr mitnehmen können, aber seine Tochter sprang ein und ritt mit, sodass sie meinen Gaul im Griff haben konnte.

Es ging - am Ende war es eine gute Stunde - einmal um den Berg herum, durch den Fichtenwald hindurch, steil den Berg rauf (der arme Gaul!), nur damit die Tochter des Hauses auf dem Bergrücken ein Foto von mir machen konnte. Ich vermute, dass sie mein Ego streicheln wollte, indem ich auf dem Bild so aussehe, als hätte ich das Pferd selbst unter Kontrolle (das hatte der Kameltreiber auch schon so gemacht) - allein, ich hatte das Tier nicht unter Kontrolle, denn Sekunden, nachdem sie mir ihre Leine in die Hand gegeben hatte, fing das Pferd an, sich zu bewegen, und ich wusste nicht so recht, was ich machen sollte. Ja, ich zog die Zügel an, aber das Vieh blieb nicht stehen, sondern bewegte sich weiter, bis sich Madame endlich meiner erbarmte und den Gaul wieder unter ihre Kontrolle brachte ... Uiuiui ...

Bergab war für mich anstrengender, denn ich wollte mich ja mit den Oberschenkeln auf dem Sattel festhalten (und zudem lief uns ständig der Schäferhund der Familie vor die Hufe), sodass ich froh war, als wir schließlich unten im Tal ankamen und ich - nachdem ich beim Aufstieg einen zweiten Anlauf gebraucht hatte, weil mein Schwung nicht langte - unfallfrei abgestiegen war. "Unfallfrei" betone ich deswegen so, weil bei meinem letzten Reitversuch im zarten Alter von ungefähr fünf Jahren (jetzt hatte ich gerade ein Déjà-vu, weil ich den Satz genau so vor zwei Jahren geschrieben habe, als ich in Aichen über die Pferdekoppel musste, um an mein Wanderziel zu gelangen) unmittelbar nach dem Aufstieg kopfüber wieder abgestiegen war. Diesmal ging alles glatt, vielleicht ist mein Pferdetrauma jetzt auch passé (auch wenn ich mich auf dem Kamel wohler gefühlt hatte ...).

Tsatsa hatte gekocht und gewarnt, dass es etwas schärfer werde, und nach vier Tagen Mongolei mit den relativ wenig gewürzten Speisen schmeckt fast jedes schärfere Essen wirklich scharf, aber gefühlt konnte ich nach dem - sehr leckeren! - Hühncheneintopf Feuer spucken ...

Der letzte Ritt des Tages, diesmal aber mit dem Panzer, ging zum Royal Camp. Die Jurte dort war groß und geräumig, mit Fußbodenheizung, die der Besitzer auf Tsatsas Bitte nicht so stark einstellte (ich wollte ja schlafen können), aber die Toilette - alles roch noch frisch, der Chef hatte vor drei Jahren aufgebaut, zum wegen Corona unglücklichsten Zeitpunkt - war fantastisch geräumig nach ganzen zwei Tagen der Entbehrung, und ich hätte sogar duschen gehen können, verzichtete aber darauf, weil ich dann trotzdem in meinen verschwitzten Schlafanzug gemusst hätte und weil ich Hoffnung hatte, dass ich heute zeitig ins Hotel einchecken könnte.

Wir saßen noch ein bisschen in meiner Jurte zusammen, tranken ein Bier auf Tsatsas Rechnung (nachdem sie für mich schon eines für nach dem Reiten geholt hatte, das war herrlich!), und dann ging es ins Bett.

Ich konnte wieder nicht gut schlafen, war dann um 5 Uhr wach, entschied mich aufzustehen, wanderte ein bisschen durch die Anlage, setzte mich auf die Hollywoodschaukel und hörte den Tieren des Waldes zu, schrieb schonmal ein bisschen Blog vor, setzte mich dazu auf mein Höckerchen vor die Jurte und guckte dem Sonnenaufgang zu - es war großartig, auch wenn ich das in diesen Tagen hier öfter schreibe.

Nach dem Frühstück im Haupthaus (mit kurzem Rundgang durch die Anlage mit Besichtigung der Duschräume - abnehmbarer Duschkopf! - und der beiden Hotelzimmer - mit eigenem Bad, aber weniger schöner Aussicht als aus den Jurten) schöpften wir noch ein bisschen Quellwasser ab, und dann ging es eineinhalb Stunden nach und durch Ulan Bator (auf der sechsspurigen Stadtautobahn mussten wir einen Gabelstapler überholen ...) bis zu meinem Hotel.

Wir verabschiedeten uns mitsamt Umarmung, ich konnte schon einchecken, ging duschen (heeeeeeeeerrrrrrrrrlich) und schreibe jetzt seit vier Stunden an diesem Blogeintrag, der wahrscheinlich alle Rekorde sprengen wird.

Es war ein fantastischer Ausflug, sicherlich auch anstrengend, körperlich, ja, aber vor allem geistig, weil es so viele unglaubliche Eindrücke gab, allein auf den Fahrten, aber auch in der Halbwüste, in Karakorum, in Erdene Dsuu, die Wildpferde, der Sonnenuntergang und -aufgang in der Weite, das Reiterstandbild, das in die Landschaft gepflanzt wurde, die Vielfalt des Tereldsch-Nationalparks und natürlich die beiden Ausritte. Ich werde die Herzlichkeit von Tsatsa und Bimba - auch wenn gerade bei ihm da eine ziemliche Sprachbarriere war - vermissen und werde wirklich wieder bei Green Clover Tours buchen, wenn es mich mal wieder in die Mongolei verschlägt (ein bisschen Werbung darf ich ja machen).

Ich habe mich mit Tsatsa viel unterhalten, über die Mongolei und den Rest der Welt, über ihre Zeit in Salzburg und ihre Reisen durch Europa, aber auch - und das nach wenigen Tagen des Kennens - über sehr persönliche Dinge. Tsatsa ist keine Nomadin in traditioneller mongolischer Kleidung, sondern eine moderne Großstädterin (und Geschäftsfrau), die in Turnschuhen und Ripped Jeans durch die Gegend läuft und in vielen Fragen eine sehr westliche Denkweise hat (dass die jungen Leute hier, egal ob Nomade oder Großstadtbewohner, mit Handys umgehen können, versteht sich völlig von selbst). Man möge da nichts hineininterpretieren (vor allem mein Bruder nicht!), aber es hat mich schon beeindruckt, so einen Menschen aus einem dann doch so anderen Kulturkreis nicht nur mal ein paar Minuten flüchtig kennenzulernen (wie ich es auf meinen Touren sonst meist tue), sondern mehr als drei Tage ununterbrochen zusammen unterwegs zu sein und auch mal tiefergehende Themen ansprechen zu können. Noch einmal spannender fand ich, wie sie dann aber auch die traditionellen Lebensweisen der Nomaden für mich übersetzen konnte (sprachlich und kulturell), das war unglaublich interessant - und dafür ganz herzlichen Dank!

Noch ein paar Feststellungen, die ich nicht oben einbauen will, weil das den Bericht noch mehr überladen würde:

Wenn man ein Tier umfährt, dann schaut man als Fahrer erstmal, ob der Besitzer der Tiere den Unfall gesehen hat - wenn nein, fährt man weiter, wenn ja, zahlt man das Tier (Kfz-Versicherungen und Versicherungen insgesamt sind hier ein relativ neuartiges Produkt), eine Ziege kostet so ungefähr 30 Dollar.

Ein Lehrereinkommen liegt bei ungefähr 300 bis 400 Euro im Monat.

Man soll nicht mit dem Zeigefinger auf irgendetwas oder (schon gar nicht) irgendwen zeigen, sondern eher mit der ganzen Hand - blöd wird das, wenn du mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf etwas zeigen willst, dann an diese Sitte denkst, die ganze Hand ausstreckt und auf einmal mit einer historisch belasteten Armhaltung da stehst - wie du's machst, machst du's falsch. Ähnlich soll man seine Mütze nicht mit der Öffnung nach oben auf eine Unterlage legen - das hat Assoziationen mit dem Tod, Öffnung nach unten ist in Ordnung.

So, es hat einen Grund, wieso ich normalerweise die Bilder gesammelt am Schluss des Blogs hinklatsche, aber heute wollte ich - bei so viel Bericht - die Fotos zumindest einigermaßen in der Nähe des dazugehörigen Textes haben, aber so richtig toll geklappt hat auch das nicht immer ...

Sei's drum, ich gucke mal, ob ich gleich noch in eine Karaoke-Bar gerate.