Meine Länder

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Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 29. November 2020

Aus dem Bett gefallen

 ... bin ich heute glücklicherweise nur im übertragenen Sinn, aber jedenfalls war ich um 5.50 Uhr auf dem Weg zum Bahnhof in Donaueschingen. Hallo? Hallo? Kann mal bitte jemand nach dem treuen Leser gucken, der da hinten gerade einen Lachanfall bekommen hat? Wie? Alles gut? Okay, danke! Naja, gegen 4 Uhr war ich wach, weil ich gestern Abend nach einem Aufenthalt in der Schweiz ..., sagen wir, sehr früh im Bett war: Die Tagesschau habe ich jedenfalls nicht mehr geschafft.

In Donaueschingen kaufte ich mir wieder ein Baden-Württemberg-Ticket und fuhr die knappe Stunde im Dunkeln nach Hausach. Dort stieg ich um in den Gegenzug nach Wolfach, denn hier war ich ja letzten Samstag ans Ziel meiner Wanderung gelangt. In der Morgendämmerung kam ich in Wolfach an und lief von hier an eigentlich immer in Richtung Norden - mit (fast) jedem Schritt erreichte ich also immer wieder den jeweils nördlichsten Punkt meiner Reise ... (Am Ende landete ich bei 48° 25' n. B.)

Ich lief durch den Torbogen des fürstenbergischen Schlosses in die wunderschön restaurierte Altstadt von Wolfach, bog aber gegenüber des Rathauses in Richtung Kinzig ab. Ich überquerte die Kinzig, lief ein Stück an der Wolf (oder Wolfach) entlang und überquerte dieselbe schon auf Oberwolfacher Gebiet.

Oberwolfach ist durch das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach zumindest unter dem kleinen Völkchen der Mathematiker weltberühmt - ich erinnere mich gerne an meinen alten Mathematiklehrer, der mit Begeisterung von Oberwolfach erzählte ...

Ich lief ein paar Kilometer an der Wolf entlang, überquerte diese kurz vor bzw. in Oberwolfach-Walke zweimal, ging dann am Rathaus vorbei und machte mich auf, den Spinnerberg zu erklimmen. Keine Ahnung, ob das eine Anspielung auf die Mathematiker ist (wahrscheinlich nicht, denn es ist die falsche Seite der Wolf), jedenfalls passte es ...

Ich hatte mich glücklicherweise sechs Kilometer oder so eingelaufen, sodass die plötzliche Steilheit erträglicher war ... Auf den ersten sechs Kilometern hatte ich meine dicke Jacke mal an-, mal ausgezogen gehabt, sodass im zweiten Fall mein Kurzarmhemd zum Vorschein kam und ich von den Passanten da hinten zum Spinnerberg geschickt wurde ... Nun, am Spinnerberg war es dann endgültig vorbei mit Jacke, die wurde - unter Mühen - im Rucksack verstaut, dann ging es aufwärts ...

Ich zählte immer bis 150, dann müsste ich 100 Meter und durchschnittlich zehn Höhenmeter erklommen haben, aber ich zählte nicht, wie oft ich bis 150 zählte ...

Ich machte drei Kreuze, als ich nach 200 Höhenmetern auf dem ersten Plateau ankam, wo ich zwar nur einen schmalen Pfad beging, aber es ging wenigstens halbwegs eben voran ...

Die kommenden Anstiege waren zwar steil, aber auch vergleichsweise kurz, sodass ich zwar immer weiter im Kurzarmhemd laufen konnte/musste, aber es ging von der Anstrengung her (geschnauft hab ich schon, keine Sorge, gerade nach dem vielen guten Essen gestern!) ...

Unterhalb des Hasenhauses pfiff der Wind, aber ich entschied mich, die blanken Arme im Wind zu lassen (die waren schon ein bisschen rot angelaufen, und ein bisschen Taubheitsgefühle in den Händen hatte ich auch schon, aber hey, "Indianer kennt kein Schmerz", oder ist das schon politically incorrect?). Nach dem unmittelbar anschließenden scharfen Anstieg (auf dem Weg etwas weiter unten lief ein Mann mit Hund, der mich wahrscheinlich in meinem Hemdchen auch für verrückt erklärte, obwohl ich nicht einmal mehr im Spinnerberg war ...) kam ich in den Wald, begegnete dort vergleichsweise vielen Menschen, die mich alle angrinsten (das mag auch an meiner "Will you shut up, man?"-Kappe liegen ...), und zog mir nun, da ich keinen so steilen Anstieg mehr vor mir hatte (und weil ich mir kalt war ...), auch meinen Kapuzenpulli über ...

Ich war ganz gut in der Zeit (ich hatte ein bisschen Zeitdruck, weil ich um 12.48 Uhr den Zug in Bad Peterstal erreichen wollte), als ich an der Mooshütte vorbei auf die Haaghütte zulief, von der es dann z. T. relativ steil hinunter nach Bad Peterstal gehen sollte.

Ich hatte allerdings die Rechnung ohne Baumfällarbeiten gemacht, deretwegen der Wanderweg gesperrt war. Was nun, sprach Zeus? Von unten kamen zwei Mountainbiker über den gesperrten Weg, meinten, dass da heute - am Sonntag - nichts los sei, aber ich strebe natürlich in meinem Leben immer danach, keine Ordnungswidrigkeit zu begehen, und eine solche wäre das Belaufen des gesperrten Weges ...

Jedenfalls kam ich nach einem - öhm - kleinen Umweg am unteren Ende der gesperrten Strecke heraus, da waren heute wirklich keine Arbeiten sicht- oder hörbar gewesen, und ging weiter meines Weges ...  Die Strafe für die gute Tat (höhö) folgte auf dem Fuße, denn ich lief an einer Gabelung den falschen Zweig. (Da fällt mir Yogi Berra, einer der größten Baseballer aller Zeiten, ein, der gerne mal absurd-weise Sprüche absonderte wie "Wenn du an eine Weggabelung kommst, nimm sie!")

Ich merkte das Malheur noch einigermaßen frühzeitig, musste nur noch einmal einen erträglichen Anstieg hoch, und dann ging es teilweise steil abwärts. Ich guckte, dass ich mich auf den manchmal grasigen Abschnitten nicht hinlege, was mir mittels sehr langsamem Laufen gelang, auf einer Wiese lag noch Reif, an den Weinbergen ging es brutal runter, aber irgendwann war ich in Bad Peterstal angekommen und hatte glücklicherweise nur noch einen kurzen Weg zum Bahnhof.

Trotz Streckensperrung und allem war ich zwanzig Minuten vor Zugabfahrt da, aber in den zwanzig Minuten fror ich trotz Jacke und Pulli wie ein Schneidermeister. Herrje, selbst im Zug zog ich - ich! - irgendwann die anfangs ausgezogene Jacke wieder an, so richtig intelligent war es wahrscheinlich nicht, Ende November drei Stunden ohne Jacke und Pullover durch den Schwarzwald zu wandern, aber hey, dafür wandert man doch den Spinnerberg hoch!

Apropos Spinner (ich bin immer wieder stolz auf meine gelungenen Überleitungen): Am Ende des heutigen Tages stehen 1.005,88 km auf der Uhr (davon 996,18 km im Schwarzwald, der Rest im Taunus und im Wandergebiet Pfälzerwald/Vogesen) - der Megameter ist vollendet (und der für den Schwarzwald kommt noch). Niemals, niemals, niemals hätte ich gedacht, dass ich - in gerade einmal einem Dreivierteljahr! - eintausend Kilometer wandern könnte, vor allem nicht freiwillig ... Aber Spaß gemacht hat es durchaus, auch wenn es so saukalt nicht immer sein muss ...

Auf dem Rückweg stieg ich nicht in Offenburg, sondern erst in Hausach um - so konnte ich ein mittelprächtiges Beziehungsdrama miterleben: Eine (sehr junge) Frau kam in Offenburg in den Zug, wenige Minuten später ihr Freund, der auf sie einredete. Irgendwann ging er in den anderen Waggonteil, was sie nutzte, um auszubüxen - er rief ihr auf dem Bahnsteig hinterher, dass er genug davon habe, und kam wieder in den Zug. Dann rief er jemanden an und beorderte diesen Jemand zum Bahnhof in Gaggenau ("Nein, es gibt keine Schlägerei. Ich will nur unter vier Augen mit dir sprechen. Wenn ich nicht allein komme, soll Gott mein Leben ficken!" Dass diese jungen Leute so gottesfürchtig sind ...) - mir fehlte ganz eindeutig Popcorn ...

Mit der Schwarzwaldbahn ging es nach Donaueschingen, mit dem Auto zurück nach Bonndorf, das Essen kam aus dem Schnitzer (mal wieder sehr, sehr lecker) und jetzt wird gleich Football geguckt.

Ein schöner, kalter, anstrengender Wandertag war das heute, aber so früh werde ich wahrscheinlich nicht wieder freiwillig aufstehen ...

Fotos (das Wetter war heute Morgen nicht so toll, es wurde erst gegen Nachmittag, als ich schon auf dem Heimweg im Zug war, deutlich besser):

Fürstenbergisches Schloss in Wolfach

Altstadt Wolfach

Rathaus Wolfach

Kinzigbrücke

Die Wolf

Da guckste, gell?

Erstes Etappenziel

Blick auf den Schwarzwald

Da oben ist Reif auf den Bäumen, es ist kühl ...

Kurz vor Schluss in Bad Peterstal wurde das Wetter besser

Samstag, 21. November 2020

Ein verhäfelter Tag

 ... war das in mancherlei Hinsicht, aber am Ende wurde (wird?) alles gut ...

Völlig verhäfelt war die natürlich die grammatikalische Konstruktion der Überschrift des letzten Blogeintrages, aber den lasse ich jetzt so als Mahnmal meiner Unfähigkeit ...

Heute Morgen musste ich erstmals diesen Winter am Auto kratzen - ich war um 6 Uhr aus dem Bett gefallen, ging nochmal kurz ins Bett, aber entschied mich dann doch, um kurz vor 8 Uhr aus dem Haus zu gehen, um um 8.40 Uhr den Zug in Donaueschingen zu erwischen.

Ich nahm auf dem Penny-Parkplatz dort erstmal den Bordstein mit (Auto lebt noch), fuhr noch eine Runde und stellte das Auto auf dem angrenzenden öffentlichen Parkplatz ab, der direkt am Bahnhof ist.

Ich kaufte mein Baden-Württemberg-Tagesticket und setzte mich noch ein bisschen nach draußen in die Kälte, bis der Zug kam. Im Zug war es dann schön warm, und die Fahrt auf der Strecke der Schwarzwaldbahn ist richtig, richtig hübsch - du fährst enge Kurven wie auf der Sauschwänzlebahn und hast tolle Panoramaausblicke auf den mittleren Schwarzwald - echt empfehlenswert!

In Hornberg (ich muss immer aufpassen, dass ich nicht "Praktiker" schreibe, höhö) stieg ich aus und lief erstmal den Berg runter, weil ich ja noch die Verbindung zu meiner letzten Wanderung herstellen musste ... Hornberg ist ein schönes Städtchen, das muss man sagen, und heute war wohl Feuerwehrübung, weil wirklich viel Feuerwehrleute auf der Straße waren ...

Ich überquerte die Gutach ein zweites Mal und lief den - hier noch erträglichen - Anstieg hoch. Mein Fuß hatte die letzte Woche gemuckt, und ich wollte ihn überstimmen, aber wenn an der Bushaltestelle an der Klinik in Hornberg ein Bus und nicht nur ein Rufbus gekommen wäre (den ich natürlich nicht rechtzeitig bestellt hatte), wäre ich wieder nach Hornberg zum Bahnhof gefahren und hätte ein bisschen Zugrundfahrt durch Baden-Württemberg gemacht (die Züge sind seeeehr leer, da kann man problemlos Abstand halten). So entschied ich mich nach zwei Kilometern, die restlichen 17 Kilometer durchzuziehen, was ich aber alsbald bereute, denn jetzt fing es an, steil zu werden ...

Es standen acht Kehren und auf dem Programm, aber am schlimmsten waren die Abschnitte vor der ersten und nach der letzten Kehre - dazwischen ging's eigentlich, auch weil es meist sehr schöne, aber schmale Waldpfade waren ... Bis zur ersten Kehre ging es den Schondelgrund hoch, und auf dem Abschnitt zog ich meinen Pullover aus, auch wenn es nur die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt lag ...

Das übelste Stück war nach der letzten Kehre, denn da ging es fast einen Kilometer steil bergauf, aber oben erwartete mich erst einer meiner neuen großen Freunde - ein Windrad - und danach ein sehr schöner Ausblick auf den Schwarzwald. Die letzten Meter schaffte ich auch noch und wanderte an einem Mann vorbei, der im Baum hing und Reisig aus diesem sägte ...

Kaum war ich auf der Höhe angelangt (ein zweites Windrad stand da in der Gegend herum), öffnete sich die Landschaft (und pfiff der Wind über die Hochebene), sodass ich mir erstmal fix mein Pullöverchen wieder anzog.

Ich lief ein Stück auf der Grenze der Gemeinden Hornberg und Wolfach an der Straße an etlichen Höfen vorbei, bis ich schließlich an den Waldhäusern (da wohnt man schon idyllisch, aber halt doch arg weit ab vom Schuss) wieder in den Wald einbog ... Mein Fuß hatte sich inzwischen eingelaufen, sodass ich zuversichtlicher wurde, die Strecke zu schaffen, auch wenn ich noch ab und zu (erfolglos) nach einer erreichbaren Notausstiegs-Bushaltestelle linste ...

Am Kohlplatz erreichte ich schließlich den Landkreis Rottweil und damit den letzten mir noch fehlenden Kreis des Regierungsbezirks Freiburg. Ich hielt mich nicht lange (eine Minute?) und nicht tief (vielleicht zehn Meter in den Landkreis hinein) dort auf, sondern wanderte weiter in Richtung Wolfach, denn inzwischen hatte ich in etwa die Hälfte der Strecke erreicht.

Jetzt ging es endgültig abwärts, auf guten Schotterwegen, bis ich am "Hinteren Wirtshaus" auf die Kreisstraße kam. Ich versäumte es (wahrscheinlich), Gebiet der Gemeinde Schiltach zu betreten (sehr ärgerlich), und lief an der Straße entlang. Unterwegs hätte ich auf einen Wanderweg abbiegen müssen, aber das hätte mehr Weg und deutlich mehr Höhenmeter bedeutet, sodass ich auf der Straße blieb.

Am Scherenberg bog ich von der Straße auf einen Pfad ab ... Plötzlich (naja, ich sah das schon aus ein bisschen Entfernung, aber trotzdem) stand da ein Rindviech mit drei Kälbern auf meinem Pfad. Öhm ... Glücklicherweise konnte ich auf die Alm ausweichen (traumhafter Blick!), aber zwei der Kälber sahen mich kommen und liefen vom Wanderweg auch auf die Alm zurück. Na super! Ich nahm Blickkontakt zur Mutterkuh auf (keine Ahnung, ob das clever war) und sprach beruhigend auf die Viecher ein. Ich war heilfroh, als ich vorbei war und wieder auf den Pfad wechseln konnte. Ich begegnete zwei Wandererpaaren, die das Schauspiel mit angeschaut hatten und nun ihrerseits um die Tiere herum gehen wollten ...

Ein weiterer leichter Anstieg folgte, dann ging es auf laubigen Pfaden abwärts. Ich kam durch den Weiler Horben, wo sich auch Fuchs und Hase "gute Nacht" sagen, und lief auf dem Neuen Jakobsweg zum Kirchlein St. Jakob. Am Pfarrhaus steht ein Schild, das besagt, dass dort Bruder Otto wohne, aber den besuchte ich nicht, denn ich wollte den Zug um 14.40 Uhr erwischen ...

Bruder Otto hatte wohl einen direkten Draht zum lieben Gott, denn kurze Zeit später gab mein Handy mit der Wanderapp (erstmals überhaupt auf einer Tour) den Geist auf, sodass ich die heutige Tour am Ende schätzen musste ...

Weiter, immer weiter ging es bergab, noch um den Reutherberg herum (schöne Blicke auf Wolfach), bis ich schließlich - gerade noch vor dem Schließen der Bahnschranke - die Bahngleise überquerte. Wenige Meter später war ich am Bahnhof, zwanzig Minuten zu früh, aber was soll's ...

Meine Füße taten (und tun) zwar weh, aber dafür, dass ich nach zwei Kilometern fast ausgestiegen wäre, geht es mir sehr gut. Mal gucken, was der Fuß morgen sagt (wenn er noch mit mir spricht ...).

Ich musste in Hausach umsteigen, stellte aber fest, dass ich genauso gut noch im warmen Zug bis Haslach fahren könnte, weil ich an beiden Orten in den Gegenzug nach Donaueschingen einsteigen konnte. Das tat ich, beobachtete in Haslach noch die Drohnen neben dem Polizeiposten und fuhr dann mit dem (leeren) Regionalexpress zurück nach Donaueschingen.

Das Auto stand noch da, und ich kam - noch im Hellen - zurück nach Bonndorf.

Schön war's heute, frisch bis kalt, aber schlussendlich war es eine richtig gute Wanderung.

Über 986 Kilometer insgesamt, über 976 Kilometer im Schwarzwald, mal gucken, ob ich morgen die 1.000 Kilometer insgesamt vollmache oder mir einen Sonntag Ruhe gönne ...

Am Bahnhof in Donaueschingen

Unterwegs mit der Schwarzwaldbahn

Rathaus Hornberg

Hornberger Bahn-Viadukt

Steiler Waldweg

Ausblick

Da reicht gerade mal das Weitwinkelobjektiv ...

Blick auf die Hochebene

Blick auf den Schwarzwald

Raureif und Blick auf den Schwarzwald

Sonntag, 15. November 2020

Ein kleinen Schlenker

 ... bin ich heute gelaufen, und für jeden, der getippt hat, dass ich das gemacht habe, um einen zusätzlichen Landkreis mitzunehmen, zitiere ich Christoph Waltz in Inglourious Basterds: "Das ist ein Bingo."

Ich war sehr unsicher, ob ich meinem Fuß, der nicht meckerte und nicht schrie, aber ein bisschen grummelte, einen freien Sonntag gönnen sollte, aber nach einem Blick in die Wettervorhersage für heute (schön, leicht bewölkt) und nächstes Wochende (Schneeregen) entschied ich mich - unter der Dusche! - dafür, heute noch ein bisschen wandern zu gehen ...

Ich fuhr über Hammereisenbach nach Triberg und wollte mein Auto in der Nähe meines letzten Zielpunktes abstellen. Die Triberger Parkplatzgebühren gestalten haben, soviel Pressefreiheit muss sein, allen Ernstes den Arsch offen: Ich wollte für ca. sechs Stunden parken und musste dafür neun Euro (in Worten: neun) abdrücken - das ist ja teurer als in der Schweiz! Also, Triberg möglichst meiden und ggf. mit dem Bus hineinfahren (oder wandern, hihi ...). (Wie? Ich habe gestern sechs Euro gespart, wenn man das gegenrechnet, ist man nur noch bei drei Euro? Pah!)

Der heutige Routenplaner hatte auch keinen guten Tag gehabt, denn die ersten drei Kilometer sahen einen Aufstieg mit 250 Höhenmetern ... Boah, so ein Trottel! (Apropos, auf dem Hinweg waren Großstädter vor mir, die sind gefahren, als ob sie den Führerschein im Lotto gewonnen hätten, mit 20 in der Stadt und 60 auf der - nicht gaaaaanz breiten - Landstraße.)

Es ging berghoch, ich entschied mich, den direkten Weg über eine Treppe zu gehen als außenherum, furchtbar steil, aber es ging weiter, immer weiter, auf Schonacher Gebiet, immer weiter, die zwei Herrschaften vor mir schnappten mir die Erholbank weg, also, weiter, immer weiter, durch den Wald, übers offene Feld (natürlich, trotz manchmal kühlen Windes, im Kurzarmhemd). mit schönen Blicken auf den Schwarzwald, wieder durch den Wald, bis ich direkt an einem Windrad vorbeikam.

Wow, so ein Ding ist schon richtig wahnsinnig hoch, unglaublich. Lustig ist hingegen das Warnschild, man sollte Abstand halten, weil es Eiswurf geben könnte - na super, wie soll man da Abstand halten? Soll man durch den Wald robben - der Weg jedenfalls führt direkt unterhalb des Windrades vorbei ...

Fast wäre ich im Nordwesten von Schonach in bewohntes Gebiet gestolpert, aber gerade noch rechtzeitig bog ich nach rechts ab, es ging in eine Senke (heute waren viele Mountainbiker unterwegs, denen machte das richtig Spaß), aber am Ende natürlich wieder hoch ...

Noch ein paar Höhenmeter waren zu überwinden, dann war ich am Silberberg auf knapp über 1.000 Meter angekommen und hatte den höchsten Punkt der heutigen Wanderung erreicht.

Ab hier ging es größtenteils abwärts, und erstmals seit langer Zeit taten mir die Füße wieder relativ früh weh ... Bange machen gilt aber nicht, also lief ich - heute waren viele Strecken auf dem Westweg des Schwarzwaldvereins, einige auch auf dem Europäischen Fernwanderweg E1 - teilweise steil den Berg hinunter, bog ein paar Mal abrupt ab, kam am sehr schön gelegenen Erwin-Schweizer-Heim vorbei, ehe ich wieder in den Wald abbog.

Noch ein paar Meter ging es runter, dann überquerte ich - nicht zu identifizieren, wo genau - die Grenze zwischen dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Landkreis Emmendingen - mein achter Landkreis in Deutschland, juchhe ...

Ich verpasste (diesmal war wirklich die Software des Routenplaners schuld) den Abzweig und musste daher einen noch etwas steileren Weg durch die Walachei heraufkraxeln. Der Routenplaner hatte wirklich einen schlechten Tag, denn wenige Meter musste ich vom guten Schotterweg wieder in die Walachei abbiegen, ich wollte ja in den Ortenaukreis.

Über viele Äste und Baumstämme ging es - einmal mit Kompasshilfe - über einen Wirtschaftsweg, ehe ich - über Äste stolpernd - im Ortenaukreis ankam. Danach wurde es schnell besser, denn ab hier waren eigentlich alle Wege und Pfade ganz gut (auch wenn viel feuchtes Laub auf den Wegen lag, aber das ging überraschend gut ...).

Ich kam an der "Schönen Aussicht" vorbei, lief ein bisschen auf der Straße durch den Wald, aber ab dann wurde es richtig, richtig steil - immerhin abwärts, aber trotzdem richtig steil. Innerhalb von fünf Kilometern bis hinunter nach Hornberg (ja, das vom Hornberger Schießen) baute ich 550 Höhenmeter ab, die Füße schmerzten, ich musste sehr auf den Weg achten, einmal war mein Weg verschwunden, sodass ich noch einen Umweg laufen musste, aber so langsam sehnte ich mir Hornberg herbei.

Auf den letzten Pfadmetern - ich sah schon das Schloss Hornberg - wurde der Weg dann doch von den feuchten Blättern ziemlich rutschig, aber dann hatte ich festen (Asphalt-)Boden unter den Füßen. Ich lief - nein, ich schleppte mich (oooooooooh, genau, danke schön!) - am Freilichttheater vorbei, dann noch Meter durchs Örtchen, überquerte die Gutach (die hier fließt in die Kinzig und ist daher eine andere als die im Südschwarzwald, die zur Wutach wird) in Hornberg und entschied mich, nur zur Bushaltestelle Post zu gehen (so muss ich bei der nächsten Etappe eben von da starten anstatt vom Bahnhof, aber ich wollte jetzt jeden unnötigen Meter vermeiden).

Ich hatte noch eine Dreiviertelstunde Zeit, bis mein Bus kam, zum Glück gab es ein Bänkchen in der Nähe der Bushaltestelle, da setzte ich mich hin, kaufte mir online meine Fahrkarte, hatte ein bisschen Sorge, als der Bus nicht ganz pünktlich kam, atmete auf, als er kam, und musste grinsen, denn ich war der einzige Fahrgast ...

Es ging eine Viertelstunde nach Triberg, die letzten Meter zum Parkplatz schaffe ich auch noch, und dann ging es über die B 500 nach Hause (die Strecke ist weniger schön als die über Hammereisenbach, finde ich ...).

Boah, Kinners, so fertig wie heute war ich schon lange nicht mehr, ich muss wirklich lernen, nicht am Anfang der Tour gleich so heftige Anstiege einzubauen. Aber sei's drum, ich habe den nördlichen Arm meiner Wanderkarte bis 48° 12' nördlicher Breite verlängert ... Mal sehen, wo das alles enden wird.

Fotos habe ich heute auch, selbst wenn es keine so ganz spektakulären Aufnahmen sind:

Blick auf Schonach, in der Bildmitte die Sprungschanze

Windrad

Im Schwarzwald I

Im Schwarzwald II

Erwin-Schweizer-Heim

Blick auf Schloss Hornberg

Samstag, 14. November 2020

Der Kollesch aus Kaiserslautern

 ... ist schuld, dass ich heute an den Triberger Wasserfällen gelandet bin, denn den Floh hatte er mir vor ein paar Wochen ins Ohr gesetzt, mich aber gleichzeitig gewarnt, dort bloß kein Eichhörnchenfutter zu kaufen, weil es da gar keine Eichhörnchen mehr gebe. Heute hat er recht behalten, wobei ich nicht weiß, ob die alle schon in Winterruhe waren - wobei, eher nicht, denn heute war es spätsommerlich warm in Triberg mit 16 Grad, und das Mitte November!

Ich war heute Morgen richtig wandergeil, und da ich gestern, hundemüde wie ich war, sehr früh im Bett war, sprang ich um 7 Uhr quasi aus den Federn und unter die Dusche. Meine Mutter kam ihrem Wandervogel kaum hinterher, und um kurz nach 8 Uhr waren wir unterwegs nach Hammereisenbach.

Um kurz vor 9 Uhr wiederum waren wir dort, ich sprang aus dem Auto, meine Mutter fuhr zurück nach Hause und ich lief - zügigen Schrittes - an der Breg entlang in Richtung Vöhrenbach. Ich hatte fantastisches Wetter erwischt, auch wenn es im Schatten durchaus ein bisschen ..., öhm, schattig war, aber der Blick auf die Breg und den Schwarzwald und die Schwarzwaldhöfe war schon sehr, sehr schick ...

Das erste Zwischenziel war das - überraschend große - Vöhrenbach, das ich nach ziemlich genau sechs Kilometern erreichte.

War das Stück an der Breg entlang noch wunderbar eben gewesen, ging es jetzt einen kleinen Anstieg hoch - danach wurde die Straße allerdings ein wenig flacher. Ich ahnte aber schon Unheil, denn meine Wanderapp gibt mir auch das Höhenprofil aus, und da stand eine 200 Höhenmeter hohe Wand vor mir, die erklommen werden wollte.

Im Vöhrenbacher Ortsteil Langenbach sah ich die Straße dann auch vor mir, und die folgenden 600 Meter waren richtiggehend brutal. Ja, der Blick auf Vöhrenbach war ganz hübsch, aber die Kühe, die da auf dem Alm lagen, dachten bestimmt auch: "Was macht das menschliche Rindviech denn da?"

Die nächsten 500 Meter im Wald waren auch nicht wirklich besser, wenn auch ein wenig flacher und ein wenig kühler (ich habe mir heute jetzt keinen Sonnenbrand geholt, aber ganz gut Farbe gekriegt), und als ich an eine Weggabelung kam, war ich sehr unsicher, ob ich den Weg geradeaus (noch weiter berghoch) nehmen soll oder den etwas längeren Weg außenherum. Allein, es hätte nichts geholfen, weil ich die Höhenmeter so oder so erklimmen musste, also lief ich frontal weiter in den Berg hinein ...

Auf ziemlich genau 1.000 Meter Höhe wurde es dann besser, weil flacher - und hier war es dann herrlich, durch den duftenden Wald zu laufen ...

Bei Kilometer 10,5 kam ich aus dem Wald (und überquerte die Gemeindegrenze nach Furtwangen) - und hatte dort oben auf gut 1.000 Meter Höhe unglaubliche schöne Blicke über den nördlichen Südschwarzwald oder südlichen Mittelschwarzwald.

Kurz vor der Gemeindegrenze nach St. Georgen (ich Dussel, eine Gemeinde verpennt ...) bog ich ab ins Feld, hatte nochmal einen Panaromablick, ehe es in den Wald und dann ein Stück bergab ging. Ich unterquerte die Landesstraße 175 und musste dann noch einmal 70 Höhenmeter zu einem Parkplatz hoch - das tat jetzt nach 14 Kilometern schon ein bisschen weh.

Bei 1.020 Metern war der Höhepunkt des heutigen Tages (jedenfalls geographisch) erreicht, ich erreichte kurz Gebiet der Gemeinde Schönwald, ehe ich endgültig auf Gebiet der Gemeinde Triberg landete. Erst ging es an einer Straße entlang, dann durch den Wald, danach zwischen Feldern hindurch - ich kam an eine schöne Kapelle mit einer ansehnlichen Uhr darin. Die Gegend heute ist ja Teil der deutschen Uhrenstraße, da ist so etwas kein Wunder ...

Drei Kilometer vor dem Ziel begegnete ich einem sehr jovialen älteren Herrn, der sich als Reiseführer "für hier oben" ausgab (Schwarzwälderisch sprach der nicht, eher Nordrhein-Westfälisch ...), fragte, wo ich hinwollte, und ob ich Hitze hätte, weil ich auch heute mal wieder nur im Kurzarmhemd unterwegs war (Mitte November! Auf 1.000 Metern!). Er gab mir noch einen Tipp zur weiteren Wegführung (der entsprach meiner Karte, daher alles gut), ich dankte freundlich und weiter ging's.

Ich machte im Wald kurz vor Triberg einen Fehler, weil ich meiner Karte zu weit folgte (ich wollte ja zu den Triberger Wasserfällen) und deshalb - ich hatte mich entschieden, am oberen Eingang das Areal zu betreten - nochmal einen ganz schönen Buckel hochmusste ... Das tat jetzt richtig, richtig weh, und als ich oben war, pumpte ich ganz ordentlich ...

Lohn der Mühen war, dass ich wenige Meter vor einem geschlossenen Kassenhäuschen zu den Wasserfällen stand. Das war allerdings weniger problematisch als es klingt, denn der Zugang war trotzdem offen ... Nun denn, ich zog meine Maske an (und war so ziemlich der Einzige, zumal jetzt auch nicht soooo viele Leute unterwegs waren) und lief dann die Kaskaden der Wasserfälle herunter.

Ich muss gestehen, ich hatte mir das weniger eindrucksvoll vorgestellt - denn die Wasserfälle machen schon etwas her, das ist sehr schick - und für umme kannst du das auf alle Fälle mitnehmen (ob man jetzt die sechs Euro Sommer-Eintritt zahlen muss, darüber kann man streiten, aber andererseits müssen die Wege und Brücke auch gepflegt werden, also meinetwegen ...).

Als ich unten in Richtung Ausgang gehen wollte, stellte ich fest, dass die Anlage gesperrt sein sollte - das hatte die zig Leute, denen ich unterwegs begegnet war, aber nicht aufgehalten, und ich hatte überhaupt kein Schild gesehen, dass gesperrt sei ... Dementsprechend tauchte ich unter der Absperrung hindurch, machte noch ein letztes Foto und wartete dann am Schwarzwaldmuseum auf meine Mutter.

Schön war's heute ... Die 950 Kilometer insgesamt habe ich geschafft (950,86 km), die 940 im Schwarzwald auch (941,16 km) - vielleicht mache ich morgen noch ein Tourchen, mal gucken ...

Fotos? Fotos:

Breg und Schwarzwald und Schwarzwaldhof

Die Breg

Blick auf Vöhrenbach mit Rindviech

Schwarzwald

Kapelle mit Uhr

Triberger Wasserfall (oben)

Hauptwasserfall (unten)

Mittwoch, 11. November 2020

E weng frisch

 ... war es heute Abend, als ich kurz vor Sonnenuntergang noch eine kurze Wanderung machte. Okay, im kurzärmligen Hemd am Abend eines Novembertages im Schwarzwald erscheint das nicht wirklich verwunderlich, aber ich habe es ja überlebt ...

Das Wetter war heute fantastisch, und um 15.30 Uhr brauchte ich einfach mal den Kopf frei - ich fragte also meine Mutter, ob sie mich begleitet, denn ich wollte ca. 5,5 Kilometer in gerader Linie wandern, um den Landkreis Tuttlingen, meinen siebten Landkreis in Deutschland, an mein Streckennetz anzubinden.

Meine Mutter musste nicht lange überredet werden, und so fuhren wir eine Dreiviertelstunde (später natürlich wieder zurück, und das für eine 66-minütige Wanderung - aber die Ausfahrt war schön!) nach Kommingen, einem Ortsteil von Blumberg, und dann weiter nach Riedöschingen. Dort bogen wir auf eine Gemeindestraße ab und fuhren diese - vorbei an Höfen, an denen wir beäugt wurden, und durch Wälder - bis zum Drei-Landkreise-Eck Tuttlingen/Schwarzwald-Baar/Konstanz.

Dort stieg ich aus, lief hinunter zur Kreisstraße (vorbei an einem auf der Straße liegenden Schuh!) und nach wenigen Metern auf der Kreisstraße hinauf in den Wald.

Ach, war das herrlich, durch diese wunderbare frische Luft zu laufen, und ich lief zügig bergauf, sodass mir auch nicht wirklich kalt wurde. Auf dem Pflanzschulweg (ich hätte einmal auf einen Naturpfad gehen sollen, das wollte ich nicht, sodass ich auf dem - nicht längeren - Schotterpfad blieb) lief ich bis zur Pflanzschulhütte, und von der war ich bald am Waldrand, von dem aus ich einen wunderbaren Blick auf das vernebelte Riedöschingen hatte. (Überhaupt hatte ich Glück mit dem Wetter, weil es unterwegs teilweise heftig neblig war ...)

Es wurden Fotos von vernebelter Landschaft gemacht, während ich auf dem Weg entlanglief, der praktisch genau auf der Grenze zwischen den Landkreis Konstanz und Schwarzwald-Baar lag. Als ich aber ein kurzes Stück durch den Wald musste (bergab), wurde mir etwas mulmig, weil es doch schon ziemlich dunkel war. Die Handy-Taschenlampe half, sodass ich wohlbehalten bei meiner Mutter am Parkplatz an der Kreisgrenze ankam, von der aus ich am 15. Mai (das ist doch schon länger her ...) zum Schwarzen Stein und über den Randen weiter nach Grimmelshofen gelaufen war. Ich vergaß, meine "Anschluss-hergestellt"-Armbewegung zu machen, aber das war mir wurscht, weil ich die Verbindung auch ohne Armbewegung hergestellt hatte ...

Fast 931 Kilometer insgesamt und über 921 Kilometer im Schwarzwald stehen auf der Uhr. Der Megameter naht ...

Im Wald

Blick zurück im Wald

Nebel über Riedöschingen

Die B314, völlig benebelt

Samstag, 7. November 2020

Usbekischer Wodka

 ... von gestern Abend machte die heutige Wanderung sowohl notwendig als auch mühsam ...

Ich schlief heute Morgen aus und entschied mich, die erste Triberger-Wasserfälle-Etappe auf mich zu nehmen. Ich fuhr nach Rötenbach, umfuhr die dortige Baustelle und stellte mein Auto am Bahnhof ab. Von dort lief ich zum Rathaus, stellte damit die Verbindung zu den bisherigen Wanderungen her und machte mich dann zum Kurpark auf.

Ich durchquerte diesen (kleinen) Park, verlief mich in Richtung Schule, orientierte mich neu und lief - an der Straße entlang - in Richtung Unterführung der Bundesstraße 31. Kurz nach der Einmündung bog ich rechts ab in ein kleines Industriegebiet und dann hoch in den Wald. Schon nach 1,5 Kilometern hatte ich eigentlich keine rechte Lust mehr, mir taten die Oberschenkel weh, aber als ich im Wald war und mich ein bisschen eingelaufen hatte, ging es besser.

Über den Jakobsweg durch schönen, aber auch nicht überwältigend fantastischen Wald ging es auf einem guten Wanderweg mit relativ gleichmäßiger Steigung in Richtung Eisenbach, einer weiteren Gemeinde des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald. Ich erreichte Eisenbach-Höchst, lief durch das Örtchen und verschwand auf der anderen Seite wieder im Wald. Auf 1.034 Metern erreichte ich den höchsten Punkt der heutigen Wanderung - und prompt begegnete mir ein Moped mit Anhänger auf dem Waldweg!

Es ging teilweise auf der Kreisgrenze zwischen Breisgau-Hochschwarzwald und Schwarzwald-Baar weiter, mitsamt Grenzstein zwischen "S" und "B", wobei ich noch eruieren muss, was die Buchstaben bedeuten. In Bubenbach, einem Ortsteil von Eisenbach, kam ich raus und durchquerte das Käffchen ... Ein kleiner Anstieg tat richtig weh, aber dann ging es die ganze Zeit bergab ...

In der Nähe einer Straßenkreuzung nahm ich einen Snack zu mir, ehe ich den Endspurt nach Hammereisenbach auf mich nahm. Es ging teilweise an der Straße, teilweise auf einem etwas erhöhten Wanderweg entlang, und als ich Hammereisenbach erreichte, hatte ich auch wieder den Schwarzwald-Baar-Kreis erreicht.

Am Eisenbach entlang lief ich durch das kleine Örtchen, kam am Gasthaus Hammer und an der Burgruine Neu-Fürstenberg vorbei, überquerte die Breg, einen der beiden Flüsse, die die Donau zuwegbringen, und lief in Richtung Friedhof von Hammereisenbach. Dort erreichte ich - an einer unzeremoniellen Stelle - den 48. Breitengrad, den ich erstmals auf einer meiner Wanderungen hier im Schwarzwald überquerte ...

Eine schöne Wanderung war das heute, aber ich glaube, morgen mache ich Pause ... Meine Prognosen sind legendär schlecht, mal gucken, was ich morgen denke ...

916,01 Kilometer im Schwarzwald sind erreicht und 925,71 Kilometer insgesamt, das hat - am Ende dann - wirklich gutgetan, aber es ist schön, morgen noch einen arbeitsfreien Tag zu haben ...

Fotos:

I'm walking ...

Grenzstein mitten im Wald

Eisenbach

Ruine Neu-Fürstenberg

Über die Breg

Sonntag, 1. November 2020

Wirklich geschafft

 ... habe ich es heute - und wirklich geschafft bin ich heute, denn das war der zweite 20-km-Tag in Folge, aber ich hatte heute mit dem Wetter richtig Glück, sodass ich nur kaputt und nicht durchnässt war.

Die Wettervorhersage heute Morgen war bescheiden, und der Abend gestern war - obwohl ich spät dazustieß - sehr, öhm, schön gewesen, sodass ich hin- und herüberlegte, ob ich meiner Mutter das wirklich antun sollte, gerade an ihrem heißgeliebten (Faul-)Sonntag mit mir in Richtung Liechtenstein zu fahren und da vier, fünf Stunden auf mich zu warten ... Irgendwann, es war schon halb zehn, kam ich geduscht aus dem Bad und eröffnete meiner Mutter, dass wir es versuchen ... Sie war total begeistert, machte sich aber auch schnell fertig, und gegen 10.15 Uhr waren wir unterwegs in Richtung Schleitheim.

Es regnete in Schleitheim, es regnete in Schaffhausen, es regnete in Winterthur, in St. Gallen tröpfelte es nur noch, und als ich in Diepoldsau aus dem Auto stieg, konnte ich das ohne Anorak tun. Ich lief los, meine Mutter hatte Instruktionen, dass sie in Ruggell in Liechtenstein warten möge, wo sie las und Walnüsse schälte und was weiß ich noch alles ... Achja, einen Kaffee wollte sie trinken, aber da in Liechtenstein schon seit einer Woche die Gaststätten zugesperrt sind, ging das nicht, außer, wenn sie sich als Schwester der Wirtin ausgegeben hätte ...

Ich lief in Diepoldsau los und überquerte über die Oberrieterstrasse den Rhein, der hier gerade nicht die Staatsgrenze zwischen der Schweiz und Österreich darstellt. Jenseits des Bahndammes stiefelte ich nun in Richtung Süden, mir begegneten nicht viele Menschen, allenfalls wurde ich vom einen oder anderen Fahrradfahrer überholt. Nach einigen Minuten zog ich mir den Pullover, den ich beim Start angezogen hatte, aus, was für karierte Blicke der wenigen Passanten in der Schweiz wie in Österreich sorgte ... So warm war es wirklich nicht, aber eiskalt eben auch nicht, und ich lief zügigen Schrittes.

Über die Brücke, die von der Autobahnausfahrt Kniessern nach Österreich führt, lief auch ich nach Vorarlberg. Der Blick auf den seltsam türkisen Rhein ist immer wieder schön, zumal ich bis dahin - von der anderen Seite des Damms - gar nicht so viel vom Rhein gesehen hatte.

War ich bisher eher auf (asphaltierten) Fahrradwegen unterwegs gewesen, lief ich auf der ersten Österreichetappe direkt am Rhein entlang, das war mehr so ein Hunde- und Pferde-Weg, aber zum Wandern war's auch okay ...

Das Wetter hielt, auch wenn ich mir da doch wieder den Pulli anzog (und bis Liechtenstein nicht mehr auszog), aber dafür, dass es während der gesamten Wanderung jedenfalls irgendwo immer regnen sollte, bin ich heute sehr angenehm trocken geblieben (außer ganz am Ende, als es auf den letzten Metern in Ruggell nochmal zu tröpfeln anfing ...).

Die nächste Rheinbrücke ignorierte ich, blieb also in Österreich. Über den Ehbach und die Frutz ging es in die Gemeinde Meiningen und von dort wieder hinüber in die Schweiz. Es fügte sich, dass ich exakt auf der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz 12,31 Kilometern am heutigen Tag gelaufen war - das war die 900-Kilometer-Marke (insgesamt, nicht nur im Schwarzwald) - Zufälle gibt's ...

Jetzt hatte ich noch fünf Kilometer in der Schweiz, 600 Meter in Österreich und drei Kilometer in Liechtenstein zu gehen - und diese 8,6 Kilometer zogen sich. Die Sonne tat ihr Bestes, um durch die Wolken zu kommen, tat sich jedoch sehr schwer, aber die Blicke auf den Rhein und die bereits schneebedeckten Berge entschädigten für den bedeckten Himmel. (Und das Beobachten der Autos auf der Autobahn hat übrigens auch einen entspannenden Effekt auf mich ...)

Kurz vor dem erneuten Übertritt in die Schweiz führte mich die Wanderapp auf eine Straße ohne Bürgersteig, und ich war fast sicher, dass das ein Fehler in der Planungssoftware war. Aber tatsächlich führte der einzige Weg zu dieser Brücke über den Rand dieser Straße, weil alle anderen Wege und Straßen unter der Brücke hindurchführten. Wenn ich da meinem Gefühl vertraut hätte, wäre das noch ein übler Umweg geworden - nochmal Glück gehabt.

Ich hatte in Österreich und der Schweiz die Grenzsteine heruntergezählt, die - teilweise auf dem Rheindamm, also ziemlich weit von der Grenze im Rhein entfernt - diese beiden Staaten voneinander abgrenzen. Jetzt war ich in Österreich an der Nummer 7, und die letzten sieben Grenzsteine kamen ziemlich schnell nacheinander.

Zwischenzeitlich war ich unsicher geworden, ob ich das heute wirklich bis Liechtenstein schaffe, aber jetzt war ich nur noch fünfhundert Meter vom eigentlichen Ziel entfernt und da fing ich doch an, die eine oder andere Freudenträne zu verdrücken.

Ich weiß noch genau, wie ich vor einigen Monaten bei der Geburtstagsfeier eines guten Freundes gesponnen hatte und mir die Strecke von Diessenhofen nach Liechtenstein hatte ausgeben lassen. 133 Kilometer zeigte das Ding damals an, und ich hielt es für völlig utopisch, dass ich tatsächlich bis nach Liechtenstein wandern könnte. Und jetzt war ich praktisch da!

Ein Ententanz wurde nicht aufgeführt, dafür war ich zu fertig, aber ich lief jubelnd durchs Ziel (neben dem österreichisch-liechtensteinischen Grenzstein) und riss mir zweimal vor Überglücklichkeit die Kappe vom Kopf. Die Leute, die mir entgegenkamen, fragten sich auch, wo der denn ausgerissen ist, aber mir war's egal ...

Jetzt hatte ich aber das eigentliche Ziel erreicht, und dementsprechend waren die letzten drei Kilometer bis zum Auto meiner Mutter richtig, richtig hart ... Es ging am Binnenkanal vorbei, über den Rheindamm, dann runter auf eine landwirtschaftliche Straße, an einer weiteren Wachkuh vorbei, die mich ständig anmuhte, und dann ins Industriegebiet. Zwei Bushaltestellen wurden ignoriert, meine Mutter hatte sich schon strategisch gut aufgestellt, aber den gestrigen Tagesrekord überbot ich nochmals - um 230 Meter -, sodass ich heute 20,85 Kilometer durch drei Länder gewandert bin.

Liechtenstein ist das fünfte Land (nach Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Österreich), das ich von Bonndorf aus erwandert habe - so'n kleines bisschen bin ich schon stolz auf mich, das wird man hier vielleicht sogar heraushören ...

Erste Grenzüberquerung

Berge & Fluss

In Österreich

Grenzübertritt Österreich-Schweiz

Die Sonne wollte, aber sie konnte nicht (ganz)

Blick nach vorn ...

... und zurück

Verdammte Axt, ich hab's wirklich geschafft ...

Wachkuh II