Eintrag wurde am 28. Februar 2017 ergänzt (erster Satz).
Das heißt auf Türkisch „Metzgerei“ (oder auch nicht, siehe späteren Post) und die phonetische Ähnlichkeit zur französischen „charcuterie“ ist unüberhörbar. Fand ich so interessant, dass ich es an den Anfang des dieswochenendlichen Blogeintrages stellen musste.
Das heißt auf Türkisch „Metzgerei“ (oder auch nicht, siehe späteren Post) und die phonetische Ähnlichkeit zur französischen „charcuterie“ ist unüberhörbar. Fand ich so interessant, dass ich es an den Anfang des dieswochenendlichen Blogeintrages stellen musste.
Wie
der nicht nur gelegentliche Leser dieses Blogs weiß, endet eine
Reise meistens mit einem „Es war toll“. Man muss manchmal mit
Lesegewohnheiten brechen, deshalb am Anfang: „Es war toll!“ Nur
halt nicht so richtig schlafreich, und die Haxen tun mir auch weh …
Der
Büro-Freitag war ein wenig zäh, und deshalb fuhren Christina und
ich hochgradig pünktlich um 17 Uhr zum Bahnhof. Meine Mutter wartete
dort auch schon und war trotz des Zustandes meiner Wohnung ganz
friedlich. Zur vereinbarten Zeit um 17.30 Uhr war auch Andrea da,
sodass wir in die S-Bahn einfielen und ordnungsgemäß am Flughafen
ankamen. Den Check-in hatte ich schon am Freitagmorgen gemacht,
sodass wir zügig zum Abflugbereich B durchgingen, aus dem
Schengen-Raum ausreisten und schließlich vor verschlossener Tür am
Gate B20 standen. Dieses Gate ist ein sogenanntes Wechselgate, das
heißt, es kann durch Öffnen und Schließen der richtigen Türe
sowohl für Schengen-Flüge aus auch für Nicht-Schengen-Flüge
verwendet werden. Eine Stunde vor Abflug durften wir rein und
warteten auf das Boarding. Das funktionierte mit den Handy-Bordkarten
relativ gut (außer bei meiner Ma, wieso auch immer), und prompt
wurde meine Mutter zur Gepäckabgabe des Handgepäcks herausgezogen –
na gut, da musste sie es wenigstens nicht mehr schleppen.
Wir
kamen verspätet in Frankfurt weg und wären pünktlich in Istanbul
gelandet, wenn wir nicht eine Dreiviertelstunde oder so
Warteschleifen hätten fliegen müssen, das habe ich schon lange
nicht mehr erlebt. Der Pilot sprach denn auch davon, dass in Istanbul
„die Hölle los sei“, während ihm im selben Moment einfiel, dass
das nach den Anschlägen letztes Jahr vielleicht kein ganz so
gelungenes Sprachbild war … Jedenfalls landeten wir verspätet nach
allerdings fantastischen Blicken auf das nächtliche Istanbul,
standen relativ lange an der Einreise und fuhren dann mit dem
(teuren) Taxi zur Hagia Sophia. Ich klopfte mir vor Freude
buchstäblich auf die Schenkel, als wir da die Straße zwischen
Blauer Moschee und Hagia Sophia hochfuhren – Istanbul, olé. Ähm,
räusper … Wir machten noch ein paar Fotos von Istanbul by night
und gingen dann die paar Schritte zum Hotel. Dort konnten wir zum
Glück schnell einchecken, waren aber trotzdem erst um 4 Uhr Ortszeit
(2 Uhr deutscher Zeit) in der Heia …
Selbst
meine Ma genoss es, am Samstag erst um 8 Uhr aufstehen zu müssen,
weil wir uns erst für 9 Uhr zum Frühstück verabredet hatten.
Frühstück war okay, nicht ganz so gut wie letztes Jahr an gleicher
Stelle, aber reichte für das Bekämpfen des nicht vorhandenen
Hungergefühls deutlich aus.
Wir
verließen das Hotel und machten uns erst einmal entlang der
Straßenbahnschienen auf hinunter zum Fährhafen in Eminönü. Die
Straßenbahn fuhr laut bimmelnd an uns vorbei, als uns ein Mann halb
ernsthaft ansprach, dass er seit acht Monaten kein Deutsch mehr auf
den Straßen Istanbuls gehört hätte, und in der Tat: Touristen
waren gefühlt sehr wenige unterwegs, auch wenn im Vergleich jetzt
nicht gerade Hochsaison war. In Eminönü haben sie die Piers ein
wenig verlegt, wir fanden aber den Einstieg nach Kadiköy und fuhren
von der Galatabrücke, mit Blick auf den Galataturm, die Neue
Moschee, die Süleymaniye, die Blaue Moschee und die Hagia Sophia,
den Topkapı-Palast und die Bosporus-Brücke, Möwen fütternd (das
glaubt mir keiner, wie entspannend es ist, auf der Fähre Möwen zu
füttern) hinüber nach Asien.
Christina
vergaß, den Kontinentalwechsel gebührend (d.h. hüpfend) zu
begehen, was aber verschmerzbar war. Nach kurzem Aufenthalt in Asien
fuhren wir zurück, nach Europa, aber diesmal nach Beşiktaş. Von
dort liefen wir am Bosporus und dem Dolmabahçe-Palast vorbei nach
Kabataş und von dort mit dem Füniküler, der Standbahn, hoch zum
Taksim-Platz.
Auf
dem Taksim war überraschend wenig Polizei, aber in der İstiklal,
der Haupteinkaufsstraße, Istanbuls dafür umsomehr – es schien, da
auch bald eine Veranstaltung zu sein, denn unterwegs kamen wir an
einer Polizei-, naja, -fünfzigschaft in Kampfmontur vorbei, an dem
wir zügig vorbeiliefen, man weiß ja nie in Erdoğans Türkei.
Die
Mädels kauften ein, während meine Ma und ich das erste Efes
genossen. Wir stellen fest, dass die İstiklal lang und die alte
Straßenbahn dort zumindest vorübergehend weg ist, ehe wir auf die
steilen Straßen in Richtung Galataturm einbogen. Wir stärkten uns
mit Kaffee- und Teeprodukten in einem schönen Caféle und schauten
uns den Turm von unten an – am Ende der Straße wurde ein leckerer
Döner verspeist (ohne Knoblauch!). Danach ging es mit der
Straßenbahn auf die andere Seite des Goldenen Horns und hoch in
Richtung Sultanahmet.
Wir
stiegen in Beyazit aus und liefen in den Großen Basar hinein. Am
Einlass ist eine Sicherheitskontrolle, die nicht nur deswegen
einigermaßen sinnlos ist, weil das Ding entweder immer piept oder
aber ganz ausgeschaltet ist, sondern weil man als „Händler“ mit
drei zusammengerollten Teppichen auf dem Arm problemlos daran
vorbeilaufen kann, wie Christina feststellte. Aktionismus nennt man
das wahrscheinlich. Joa, der Große Basar ist halt der Große Basar,
weil es da ganz viele Sachen, von Teppichen über Lampen und T-Shirts
zu kaufen gibt – man merkte an zwei Umständen relativ gut, dass
gerade Nebensaison ist: Man kam relativ schnell voran, weil die
kleinen Gassen nicht völlig überfüllt waren, und die Händler
sprachen einen nur einmal kurz an, ließen einen aber dann ist der
Regel in Ruhe. Als jemand von uns als Antwort auf den
Gesprächseinstieg des Verkäufers „just looking“ sagte,
entgegnete diese „I'm just selling ...“ Das war fast schon lustig
…
Irgendwie
war aber niemand so richtig in Kauflaune bei uns, sodass wir in
Richtung Gewürzbasar liefen, aber vorher nochmal kurz den Berg
hochliefen in Richtung Süleymaniye-Moschee. Unterwegs „verloren“
wir – nach 15 Kilometern Fußmarsch am heutigen Tag – meine Ma,
weil die kaputt war und mit dem Taxi zurück ins Hotel fuhr, während
wir den Aufstieg bewältigten und uns am Ausblick auf Istanbul von
dort oben sattsahen – das ist so, so schön dort oben, speziell,
wenn, wie am Samstag, das Wetter einigermaßen mitspielte.
Ein
paar Minuten später waren wir wieder auf dem Weg zum Gewürzbasar,
kauften dort noch hübsch ein und quälten uns nach einem kurzen
Abstecher in die im Umbau befindliche und daher gerade nicht wirklich
sehenswerte Neue Moschee zur Straßenbahn. Wir fuhren zwei Stationen
(das war es uns wert) und ließen uns im Hotel nieder … So richtig
wollte keiner mehr aufstehen, nur meine Mutter zog das durch und
blieb tatsächlich daheim, während wir drei anderen uns nach einer
Stunde Verschnaufen wieder aus dem Hotel machten.
In
einem Anfall von Wahnsinn hatte ich schon länger vorgeschlagen, zum
Abendessen nach Asien herüberzufahren, und weil mir keiner wirklich
vehement widersprach, liefen wir – im zu allem Überfluss
einsetzenden Nieselregen – hinunter nach Eminönü und erwischten
dort die ziemlich volle Fähre. Wir hatten bis dahin 25.000 Schritte
hinter uns gebracht, und es wurden in Asien noch ein paar mehr, als
wir vom Fähranleger hoch in diese wunderbare Restaurantgasse liefen.
Die
Mädels folgten mir, als ich mich zielstrebig meinem Wunschlokal
näherte, und der Schlepper/Inhaber, der mich schon vor einem Jahr
von einem Ein-Mann-Gelage (das ist also keine Pariser Erfindung!)
überzeugt hatte, war wieder da und behauptete gar, mich
wiederzuerkennen. Er organisierte uns einen Tisch in einem der vier
Räume, die inzwischen zum Hamsi Pub gehören – und das Unheil nahm
seinen Lauf ... Wir nahmen gefüllte Weinblätter, Makrele, Garnelen
und eingelegten Paprika als Vorspeise und tranken dazu Cola
(Christina), Efes-Radler (Andrea) und Efes (ich). Sehr, sehr lecker
war das. So lecker, dass wir natürlich noch vier Hauptspeisen
bestellten, nämlich einen Seebarsch, Lachs, gegrillten Tintenfisch
und gebratene Muscheln. Der gegrillte Tintenfisch wurde vergessen,
aber das eine weise Entscheidung der Ober, denn wir waren auch so
satt (als „Entschädigung“ gab es einen Obstteller aufs Haus).
Andrea und ich gönnten uns ein kleines Fläschchen Raki, und obwohl
wir vorher alle mit fester Stimme behauptet hätten, dass wir die
letzte Fähre rüber nach Eminönü um 21 Uhr nehmen würden, mussten
wir uns ein bisschen beeilen, um die letzte (23-Uhr-)Fähre nach
Karaköy noch zu kriegen … (Unsere Rechnung bestand aus einem
leeren Zettel mit einer Zahl drauf, aber weil der Preis realistisch
erschien und der Typ mir zudem ansah, dass ich ernsthaft und wirklich
wiederkommen will und werde, glaube ich, dass das so im Großen und
Ganzen seine Richtigkeit hatte.)
Von
Karaköy ging es wiederum mit der Straßenbahn zurück nach
Sultanahmet (die Strecke sind wir am Samstag gefühlt fünf Mal
gefahren) und auf der Direttissima ins Bett …
Am
Sonntag saßen wir wieder pünktlich um 9 Uhr beim Frühstück,
verquatschten uns fast, aber da wir noch auschecken mussten und in
die Hagia Sophia wollten, standen wir gegen 10.15 Uhr auf. Andrang
war in der Hagia Sophia kein großer, sodass wir zügig drin waren
und dieses immer wieder beeindruckende Bauwerk begutachteten. Diese
Mosaike da oben auf der Empore, die Größe des Raumes, diese
riesigen Tafeln in den Ecken, das ist – und ich war jetzt zum
vierten oder fünften Mal in der Hagia Sophia – immer wieder
unglaublich, zumal einige der Dinger ja schon weit über 1.000 Jahre
alt sind … Sehr, sehr schön …
Die
beiden Damen wollten noch Jeans kaufen (8 kg Handgepäck hatten wir
formal, aber zum Glück sind die Türken da noch dreister als wir …),
sodass meine Ma und ich uns in ein schönes Kneipchen setzten und die
türkische Hopfenkultur aber noch einmal ganz genau unter die Lupe
nahmen. Andrea und Christina waren noch nie in der Zisterne gewesen,
sodass wir uns für diese und gegen die Blaue Moschee entschieden
(muss ja noch was für Christinas nächsten Besuch übrig bleiben …).
Ich bin ja kein so'n riesengroßer Mega-Fan der Zisterne, aber hübsch
anzugucken ist sie allemal, auch wenn sie das Wasser zur Zeit
abgelassen haben und da irgendwas herumbauen. Die Tränensäule und
die Medusenköpfe wurden in Augenschein genommen und dann ging es ans
Tageslicht. Irgendwie hatten wir mit Frühstücken und Einkaufen und
Trinken und Gucken einen richtig entspannten Vormittag hinter uns
gebracht, sodass wir jetzt noch eine Dreiviertelstunde Zeit hatten
und diese mit einem Döner verbringen wollten. Naja, lecker war er
nicht, der Typ „beglückte“ uns ein bisschen zu sehr mit seinem
Geschwafel und (milde) übers Ohr gehauen hat er uns auch noch –
dort gehe ich im Gegensatz zum Hamsi jedenfalls nicht mehr hin …
Unsere
Rezeptionistin, bei der wir jetzt unser Gepäck holten, überzog uns
mit Bettelei, dass wir doch bitte in der Hotelbewertung mindestens
eine 10 geben (10 ist das Maximum), was heute in meiner Bewertung zu
einem Punktabzug in der B-Note und letztlich zu einer 9,2 (immer noch
„ausgezeichnet“) führte. Die Fahrt mit dem Hoteltransfer zum
Flughafen klappte dafür wunderbar.
Nicht
wunderbar ist die Ausreisekontrolle. Meine Mutter hatte ja in
Frankfurt Probleme mit der Handy-Bordkarte gehabt, sodass ich ihr
auch „nur“ den QR-Code heruntergeladen habe. Der Ausreisegrenzer
ist aber in Istanbul gleichzeitig Bordkartenkontrolleur (was
ziemlicher Schmarrn ist) und wollte eine Bordkarte mit Namen sehen.
Der QR-Code hat den Namen nicht drauf, sodass ich –
glücklicherweise hatte ich die Bordkarte auch mit heruntergeladen –
diese vorzeigen musste. Saftladen, saftiger!
Naja,
nach diesem Ausbruch von Unverständnis meinerseits gingen wir noch
auf die – ernsthaft – schönste Flughafenraucherterrasse der
Welt, ehe wir nach Duty-free-Einkäufen den Flieger stürmten. Drei
Kinder brüllten die ganze Zeit während des Fluges, aber wir waren
so k.o., dass uns das auch nicht mehr richtig störte. Andrea war
noch zu einem Geburtstag eingeladen, Christina, meine Ma und ich
dagegen wollten „noch ein Bier“ als Absacker zu uns nehmen. Das
Sherry hat ja sonntags leider zu, das Irish Pub, das ich zunächst
ansteuerte, war – ich hatte völlig vergessen, dass Fastnacht ist –
ziemlich sicher überfüllt, also landeten wir im vergleichsweise
leeren „Alex“. Naja, es war am Ende mehr als ein Bier, aber wen
wundert das?
Anstelle
eines „Es war toll“ (siehe oben) kommt der abschließende Teil
des Istanbul-Zyklus zur Melodie von „America the beautiful“:
Oh
Istanbul, du schöne Stadt, du schöne Stadt am Meer,
ich
mag dich so, manch einer sagt, ich liebte dich so sehr.
Oh
Istanbul, du schöne Stadt, es hat doch keinen Sinn,
es
ist ganz klar, jetzt, hier und heut', ich fahr bald wieder hin ...
Tusch,
Applaus, Abgang ...
Fotos großteils von Christina und Andrea:
Anflug |
Nachts |
Galata |
Basar |
Von der Süleymaniye aus |
Hagia Sophia |
Zisterne |
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