So spät (oder so früh) schreibe ich normalerweise nur Blog, wenn ich irgendwo in Amerika unterwegs bin, aber ich komme gerade aus dem Rudas-Bad, bin total erfrischt (vielleicht auch vom kalten Wind, der beim Warten auf den Bus über die Elisabethbrücke fegte) und will das heute Erlebte noch zu (digitalem) Papier bringen ...
Der Wecker klingelte heute Morgen so, als ob das ein Arbeitstag wäre, und ich stand auf, als ob das ein Arbeitstag wäre. Um kurz nach 8 Uhr war ich ausgehfertig, merkte aber erst dann, dass ich genauso gut auch erst den Bus um 9.40 Uhr hätte nehmen können. Da ich jetzt aber schon einmal fertig war, ging ich mit meiner Mutter um halb neun aus dem Haus und fuhr mit dem Bus nach Neustadt - der Busfahrer fragte mich beim Einsteigen, was so eine Bahncard 100 kosten würde; die Frage konnte ich ihm beantworten.
Von Neustadt ging es nach Freiburg, dort wurde ein Fleischkäsebrötchen verzehrt, von Freiburg mit dem Regionalexpress zum Badischen Bahnhof in Basel und von dort - das ist bei Nahverkehrszügen noch in der Bahncard 100 enthalten - zum Bahnhof SBB.
Dort kaufte ich mir für 6,10 Franken eine Fahrkarte zum EuroAirport, und so fuhren der Bus und ich erst durch Basel und dann über die zollfreie Straße zum Flughafen auf französischem Gebiet.
Ich erkundete den französischen Sektor (das steht wirklich so da!), weil ich von keinem Zöllner - da ist mitten im Flughafen eine Zollgrenze - aufgehalten wurde, begab mich dann aber wieder auf Schweizer (Zoll-)Seite, guckte mir die Aussichtsplattform an, die aber von öffentlicher Seite geschlossen war, und entschied mich, schon sehr früh durch die Sicherheitskontrolle zu gehen.
Das klappte ganz gut, und ich lief in Richtung Gate, als ich ein Schild zur "Lounge" sah und mir einfiel, dass ich ja noch so eine Lounge-Zugangskarte habe. Wunderbar war das, der Check-in klappte, auch wenn ich allerlei vorzeigen musste (Zugangskarte, Bordkarte, Impfzertifikat), aber dann kam ich in eine der schönsten Lounges, die ich je besucht habe, mit kleinem Teichlein und Palmen, ein paar Kleinigkeiten zu essen und - vor allem - dem freien Zugang zur Freiluft-Aussichtsterrasse.
Es war heute in der Sonne so warm, dass ich im kurzen Hemd draußen saß und die Flugzeuge beobachte, einschließlich des Wizzair-Fliegers, mit dem ich nach Budapest fliegen wollte.
Als der gelandet und angedockt war, verließ ich die Lounge, wartete bis fast zum Schluss, um durch die Impfpass- und Bordkartenkontrollen zu gehen, kam auf meinem Gangplatz zum Sitzen und verließ diesen bis Budapest nicht mehr.
Ein paar Damen - wohl Freundinnen einer Flugbegleiterin - waren ziemlich angeschäkert, die trugen keine Masken im Flieger, eine stürzte in Budapest dem Polizisten vor die Füße und lief anschließend schlangenförmige Linien vor mir her, bis ich sie endlich überholt hatte, aber ich werde die hoffentlich nur dieses eine Mal im Leben gesehen haben.
Ich kaufte mir eine Tageskarte, lief versehentlich in die Schlange zum Expressbus, wurde abgewiesen (den wollte ich nicht nehmen, und ich wusste, dass ich den mit der Tageskarte nicht nehmen darf, aber die Beschilderung war mal wieder nicht vorhanden ...), lief zum normalen Flughafenbus, sprang rein, Tür zu, Abfahrt.
An der Station Kőbánya-Kispest war Endstation, ich lief rüber zur Metro, verpasste die erste, aber die nächste kam wenige Minuten später. Mit der kam ich bis zum Nagyvárad tér, dort musste ich - die Metro wird immer noch etappenweise renoviert - in den Metro-Ersatzbus umsteigen, der mich schließlich zu meinem Hotel hier am Westbahnhof brachte.
Mein Hotel ist klasse, ich wurde vom Chef vom Dienst auf Deutsch begrüßt, ich habe ein schickes Zimmer, alles bestens.
Ich hielt mich aber nicht lange auf, denn ich hatte ein bisschen Hunger und lief zum Oktogon, um im Café Vian einzukehren. Der Kellnerin kam ich aus einer anderen Kneipe bekannt vor, keine Ahnung, ob sie recht hatte, ich erkannte sie jedenfalls nicht wieder, ich trank ein Bier und aß ein leckeres Rindfleisch-Nudeln-Gericht, zahlte, fuhr mit der Straßenbahn zurück zum Hotel, holte mein zweites Handy und lief dann wieder zum Metro-Ersatzbus, um zum Handballspiel zu fahren.
Diesmal musste ich nicht am Nagyvárad tér in die Metro umsteigen, weil der Bus verlängert wurde biss zur Metro-Endhaltestelle. So gut (ich musste nicht umsteigen), so verwirrend (siehe unten). An der nächsten Haltestelle Népliget stieg ich aus, wähnte mich gut in der Zeit und marschierte auf die Halle zu, als mir bedeutet wurde, ich müsste an dem "grünen Ding" noch ein Armbändchen holen.
Öhm? Ja, okay, ich weiß, dass viele Stadien auch in Deutschland die Impfpasskontrolle vorziehen und dann so Armbändchen verteilen, aber das hätte mir doch irgendwer irgendwann beim Kartenkauf mal sagen können! Denn dann hätte ich das zeitlich einplanen können. Nun, das "grüne Ding" war das - etliche hundert Meter entfernte - Stadion von Ferencváros, die Schlange war lang, bewegte sich aber, mein Impfpass wurde oberflächlich geprüft, ich erhielt mein Armbändchen - und einen Anschiss, weil ich falsch herum aus der Schlange herauswollte -, marschierte wieder in Richtung Halle, konnte dort unfallfrei eintreten und kam nach endlicher Zeit - und noch mit massig Puffer, so viel zur Eile - an meinen wunderbaren Platz Mitte des Spielfeldes.
Es wurden die üblichen Tanzeinlagen gefordert, dann kamen die Spieler und die Hymnen, und auch wenn nur 6.200 Zuschauer in der wohl etwa 20.000 Zuschauer fassenden Arena waren, war das ganz akzeptable Stimmung. Die Isländer machten Dauerradau, die Portugiesen waren leiser, hinter mir saßen zwei Ungarn, die richtig laut anfeuerten und so alle Umsitzenden zum Schmunzeln brachten, doch, das war sehr entspannt. Das Spiel selbst war spannender als erwartet, aber am Ende setzte sich Island mit 28:24 durch.
Das war mein erstes Handballspiel, und wenn die EHF und/oder die ungarischen Veranstalter das ein bisschen besser organisiert hätten mit diesen Armbändchen (meines zog ich mir beim Versuch, es abzumachen, natürlich immer weiter zu, sodass ich mir am Ende fast die Durchblutung in der Hand abschnürte - ich schaffe es gerade noch ins Zimmer, um mit meinem Nagelknipser das Ding zu entfernen ...), dann wäre das alles lobend erwähnt worden.
Definitiv nicht lobend erwähnt wird die Organisation der Rückfahrt, denn die Heerscharen von Menschen, die mit dem Metro-Ersatzbus gekommen waren, liefen zurück zur Metro-Ersatzbus-Haltestelle. Nur, es kam kein Bus. Irgendwann nach 20 Minuten erbarmte sich ein Polizist oder Straßenbahnfahrer, uns mitzuteilen, dass jetzt doch wieder die normale Linienführung (eine Station Metro, dann Ersatzbus) gelten würde, was vor dem Spiel kurzzeitig abgeschafft worden war.
Liebe Budapester, ich verstehe das mit den Ersatzbussen und Gedöns ja alles, auch wenn es ein bisschen mühsam ist, aber wenn ich das schon einrichtet und kommuniziert, dann haltet euch doch bitte daran und verwirrt die Leute nicht dadurch, dass ich das manchmal durchzieht und manchmal abweicht! Danke, weitermachen ...
Als dann endlich die Metro kam, ich die Station gefahren war, wieder in den Ersatzbus umgestiegen und am Westbahnhof im Hotel angekommen war, packte ich meine sieben Sachen und marschierte wieder zum Bus in die Gegenrichtung. Am Hotel Astoria stieg ich um und wurde direkt am Rudas-Bad aus dem Bus geschmissen.
Beim Einlass musste ich den Impfpass wieder zeigen, dann konnte ich mir die Karte kaufen, bekam sogar noch eine Kabine, zog mich um, lief in den türkischen Teil (in dem ich die ganze Nacht blieb) ... und genoss einfach nur ...
Ich machte wieder mein Zirkeltraining vom 28er- zum 30er- zum 33er- zum 36er- zum 42er-Becken, bleib dort ein paar Minuten, ging dann zum 12 Grad (!!!!!!!!!!!) kalten Kaltbecken, blieb da mit Müh und Not 15 oder 20 Sekunden im wirklich eiskalten Wasser und wärmte mich dann wieder im 28er-Becken auf, um das Zirkeltraining erneut zu beginnen.
Nach dem zweiten Zirkel blieb ich im 33er-Becken hängen (wie immer), pennte mehrfach fast ein, ersoff nie, joa, und irgendwann waren drei Stunden rum und die Uhr zeigte 2.30 Uhr ... Herrrrrrrrrlich! Unbedingt mal ausprobieren, ist richtig toll!
Ich duschte, zog mich an, verließ das Rudas, lief zur Bushaltestelle, fuhr zum Széna tér (wo ich noch nie gewesen war), stieg dort in die Straßenbahn um, stieg auf der Margaretenbrücke nicht aus, weil um kurz nach 3 Uhr das Parlament nicht mehr beleuchtet war (schade!), fuhr also bis zum Westbahnhof durch und bin jetzt im Hotel gelandet.
Morgen, nein, heute, gibt es bis 10.30 Uhr Frühstück, deswegen mache ich, dass ich ins Bett komme. Gute Nacht! Die Hälfte habe ich bestimmt vergessen, wird morgen, nein, heute, nachgereicht ...
Fotos:
Flieger, mein Flieger |
Sie verlassen jetzt den französischen Sektor |
Grenzzaun zwischen Schweizer und französischem Zollgebiet |
Hymnen: Portugal |
... und Island |
Siebenmeter versenkt |
Arena |
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