Meine Länder

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Samstag, 15. Januar 2022

Faul und verfressen

 ..., aber nicht komplett unvernünftig war ich heute. Hört, hört!

Nach kurzer Nacht stand ich topfit (höhö) auf, duschte und ging zum akzeptablen, aber nicht feudalen Frühstück.

Danach fuhr ich zum Heldenplatz, guckte mich da noch einmal um und fuhr danach mit der mir so ans Herz gewachsenen Linie 105 zum Brückenkopf der Kettenbrücke, wo ich in die 16 hoch zur Burg umsteigen konnte.

Die Kettenbrücke wird derzeit generalüberholt und ist gesperrt, sodass der Bus einen Umweg über die Elisabethbrücke fährt, einen aber trotzdem dann - wie gewünscht - am Clark Ádám tér rauslässt. Auch die 16 kam bald, und so stieg ich an der Fischerbastei aus.

Es war ein bisschen was los, aber es war nicht die Hölle los, also lief ich über die Galerie und genoss die Ausblicke auf die Donau und das Parlament. Bei dem wunderbaren Wetter heute konnte man weit ins Budapester Umland sehen, und ich bezweifle, dass ich schon einmal so weit von dort oben geguckt habe - richtig schick!

Danach guckte ich, ob die deutsche Botschaft noch steht (tut sie, war aber trauerbeflaggt und ich habe keine Ahnung, wieso ...), und stieg wieder in den Bus hinunter zur Metrostation ein. Mit der Metro fuhr ich unter der Donau durch bis zum Astoria, lief an der Synagoge vorbei und fiel - ich hatte ja schon vor Urzeiten gefrühstückt - im Gettó Gulyás ein.

Es war, als ich kam, eigentümlich leer, was sich aber bald änderte, und das Essen - natürlich aß ich das Kalbspaprikasch mit Bandnudeltalern im Speckmantel - war wieder einmal vorzüglich, wenn auch verdächtig schnell da. Die Limonade - die brauchte ich dringend, weil ich den Tag über viel zu wenig trank, ich Held - war sehr lecker, das Bier auch, und der Ober verkaufte mir noch einen - ebenfalls sehr leckeren - Nachtisch ...

Die Rechnung war für einen anderen Tisch, aber das bemerkte ich und bezahlte am Ende das Richtige ...

Nun aber fuhr ich zurück ins Hotel, trödelte noch ein bisschen und schaute, dass ich so gegen 15 Uhr im Bad bin. Meine Auswahl war insofern begrenzt, als dass das Király-Bad seit März 2020 auf unbestimmte Zeit geschlossen ist, also wurde es das Széchenyi-Bad. An der dazugehörigen Haltestelle geriet ich in eine Fahrkartenkontrolle, überstand diese ebenso wie die Impfpasskontrolle am Eingang zum Bad, kaufte mir - die Schließfächer waren belegt - eine Kabine für drei Euro Aufschlag, aber das passte, und stiefelte nach erfolgreichem Umziehen ins Bad.

Ach Freunde, das ist alles herrlich (auch wenn heute recht viel los war): das warme Becken draußen an der frischen Luft mit dem strahlend blauen Himmel über dir, die Saunen unten, in denen ein bisschen (ein bisschen!) Zunder drauf ist, die Dampfbäder, die 35-Grad-, 38-Grad-, 40-Grad- und 20-Grad-Becken, so schön, da in der Gegend herumzuliegen und einfach nur gar nichts, aber auch überhaupt gar nichts zu machen, das ist herrlich.

"Leute begucken" ist einer der Zeitvertreibe meiner Mutter, und Leute begucken kann man gut, wenn man stoisch (nicht bewegen, damit die Wärmeschicht um den Körper nicht verwirbelt wird!) im 20-Grad-Becken sitzt und Männlein und Weiblein ankommen, den Zeh ins Wasser strecken, sich schütteln und dann entsetzt dich anschauen, wie du das aushalten kannst - herrlich.

Die 12 Grad gestern im Rudas waren echt saumäßig, aber 20 Grad geht für einige Minuten wirklich gut ...

Irgendwie waren schnell drei, dreieinhalb Stunden um, bis ich das Bad wieder verließ, zurück ins Hotel fuhr, mein Zeug ablegte und dann - nach einem kurzen Zwischenstopp in einer Drogerie, um dringend benötigte Getränke zu kaufen - zur Margaretenbrücke fuhr.

Heute Abend war das Parlament und die Burg und die Fischerbastei und der Gellért auf seinem Berg beleuchtet, und dieser Blick von der Brücke ist einfach wunderschön - unbedingt mal nach Einbruch der Dunkelheit dorthin, das ist traumhaft schön!

Das Szimpla Kert hatte ich auf der bisherigen Tour noch nicht beglückt, sodass ich mit der Straßenbahn bis in die Nähe fuhr und dann durch eine Straße lief, in der ich noch nie war. Das Szimpla fand ich aber wieder, die kontrollieren da relativ streng den Impfpass, und ich fand das Szimpla jetzt im Winter so richtig gemütlich. Im Sommer brennt da die Luft, aber jetzt war es wirklich schön, entspannt, ich bekam ohne großes Gedrängle mein (leckeres) Stout, fand einen Sitzplatz - sehr schick, sehr schick ...

Ein Bier reichte mir aber, doch ein kleines Hüngerchen hatte ich schon noch (trotz Frühstück und zeitigem Mittagessen), also lief ich durch das jüdische Viertel (heute Morgen war ich noch an der inzwischen fertig renovierten Rumbach-Synagoge vorbeigelaufen, auch hübsch) in Richtung Oper und weiter zu einem Lángos-Laden, von dem ich glaube, dass er der Nachfolger des Ladens ist, bei dem ich 2019 Stammkunde war.

Der Teigfladen (recht klassisch mit Sauercreme und Käse) war sehr lecker und sehr gut bezahlbar, danach war ich satt, stolperte drei Meter weiter in den Bus und bin jetzt gut im Hotel gelandet.

Ich gucke noch ein wenig Football, aber dann geht es ins Bett, denn morgen muss ich nicht zu nachtschlafender Zeit, aber doch einigermaßen früh aufstehen, denn um kurz nach 12 Uhr geht mein Flieger zurück.

Das waren wunderbare eineinhalb Tage hier, ich habe nicht ein einziges Mal ungarisches Bargeld in den Händen gehalten, und das bleibt auch so, denn du kannst hier wirklich fast alles mit Kreditkarte bezahlen. Ich war zweimal baden, ganz herrlich, habe gut gegessen, doch, so ein Wochenende könnte man öfter mal machen, gerade bei einem so günstigen Flug ...

Fotos gibt's heute auch, aber wie üblich keines aus einem Bad.

Blick aufs Parlament von der Bastei

Im Szimpla

Rumbach-Synagoge

Budapest by night

Matthiaskirche

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