Meine Länder

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Freitag, 19. Februar 2021

Jesus, Maria und Josef im Kobayashi-Maru-Test

Was hat der denn heute schon wieder genommen? Offenbar zu wenig ...

Jesus, Maria und Josef dürften kulturhistorisch den meisten Lesern vage bekannt sein, jedenfalls fluchte ich heute ein bisschen, als ich oberhalb von Bühl einen steilen Berg emporstieg. Da begegnete mir ein Wegeskreuz mit einem goldenen Jesus; das machte den Weg aber nicht besser, weil ich wenige Meter darauf auf einen matschigen Feldweg einbiegen musste, sodass ich mir Sorgen machte, dass der Busfahrer angesichts meiner Schuhe nicht nur Jesus, sondern auch seine Eltern anrufen wollen würde ... Am Ende war's dem Busfahrer wurscht, wie meine Schuhe aussahen, zumal ich ein bisschen Matsch ja auch schon wieder heruntergelaufen hatte ...

Ich verpennte heute erst einmal den "bequemen" Bus, mit dem ich binnen einer guten Stunde von Bonndorf in Berwangen, einem Ortsteil der Gemeinde Dettighofen angekommen wäre, sodass ich den Bus eine knapp Stunde später (knapp) erreichte. Der Busfahrer in Bonndorf konnte meine Tageskarte gar nicht rauslassen, der Busfahrer in Stühlingen ließ mir erst die falsche raus (wobei ich da mindestens eine Teilschuld trug, weil ich nicht wusste, dass ich auch eine Tageskarte hätte kriegen können, die nicht alle Zonen des Landkreises Waldshut umfasste), dann aber hatte ich beim WTSOLO24 oder wie das Ding heißt in Händen und gab es bis zum Abend nicht wieder her.

Insgesamt stellte ich mich nicht so clever an, weil der Busfahrer aus Bonndorf mich in Stühlingen fast nicht rausgelassen hätte, weil ich zwar den Stop-Knopf gedrückt hatte, aber das Teufelsding nicht den Alarm beim Fahrer ausgelöst hat - Mistdings ... Dafür war ich bis Schwaningen der einzige Gast im ganzen Bus gewesen, was auch nicht sooo verkehrt war.

In Stühlingen stieg ich um in den Bus nach Lauchringen, in Lauchringen in den Bus nach Erzingen und unterwegs in Grießen in einen Kleinbus nach Berwangen in Hinterpfuideibel, aber durch Berwangen war ich einst im Mai (tatsächlich war es Mai, nämlich der 17.) gekommen, und hier wollte ich an mein bisheriges Streckennetz anknüpfen.

Es ging erstmal an der Straße, auf der der Bus aus Dettighofen gekommen war, zurück nach Dettighofen, dann über die Bundesstraße und in Richtung Feld. Mein Zeh und meine Wade taten mir schon früh wieder weh, das ist nicht gut so, aber ich wollte halt zumindest diese offene Flanke zwischen Berwangen und Günzgen schließen und damit ein weiteres Gebiet umrundet haben, also biss ich auf die Zähne.

Ich sah von Ferne, auf der anderen Seite des Tals, den Grenzübergang Bühl/Hüntwangen, über den wir immer zum Flughafen Zürich fahren, ehe mich auf einem Feldweg in Richtung Bühl begeben wollte. Ich wäre besser auf der Straße gelaufen, denn der Feldweg endete und es folgte Gebüsch ... Nun, ich wollte nicht zurücklaufen, also kämpfte ich gegen Sträucher und Bäume und Äste, fluchte wie ein Rohrspatz, ging über einen verwunschenen Privatgarten und kam an Ende mit Striemen an den Armen (ooooooooooooh!) an der Straße raus.

Ich überquerte die Bundesstraße und kraxelte den Berg hinauf, vorbei am Jesus, über Matsch und Schlamm, bis ich das erste Etappenziel erreicht hatte (schweratmend): den Grenzstein Nr. 26 zwischen Baden und Zürich ...

Ich kraxelte noch ein bisschen weiter, vorbei an 25c, 25b und 25a (Zürich und Baden haben nicht fortlaufend nummeriert wie Schaffhausen und Baden, sondern arbeiteten mit Haupt- und Nebengrenzsteinen, wobei die Nebengrenzsteine eben mit Buchstaben in eine Reihenfolge gebracht werden ...), bis zur 25 kam (und folgerichtig die grobe Richtung wechselte). Es ging wieder über einen wunderbaren Pfad exakt auf der Staatsgrenze (ich hielt mich natürlich ordungsgemäß rechts, auf deutscher Seite ...) entlang bis zur 24 (die übrigens ein richtig schöner Grenzstein ist).

Dann begann der Kobayashi-Maru-Test - was'n das schon wieder? Bei Star Trek (Raumschiff Enterprise, Spock und Captain Kirk und so) wird die Charakterstärke der angehenden Führungsoffiziere dadurch beobachtet, dass man sie in einer Simulation in eine ausweglose Situation mit einer unlösbaren Aufgabe, nämlich das Schiff "Kobayashi Maru" zu retten, bringt. Bis Captain Kirk hatte sich keiner aus der ausweglosen Simulation befreien können, dann kam er ... und schummelte ...

Eine unlösbare Aufgabe wäre es auch gewesen, die Grenzsteine an diesem Grenzverlauf zwischen Grenzstein 24 und 23 so aufzureihen, wie es gedacht ist, denn da haben die Badener und Zürcher echt den Vogel abgeschossen: Den Anfang machen 23d, 23c und 23b, so weit, so gut ... Dann aber kommt der Grenzstein 23a.1, gefolgt vom Grenzstein 23a. Danach kam - latürnich! - der Grenzstein 23.1 und schließlich, oh Wunder, der Grenzstein Nr. 23 ... Was für ein Chaos! Des Rätsels Lösung ist - natürlich -, dass die Grenzsteine 23.1 und 23a.1 nachträglich, nämlich im Jahr 1900, eingefügt wurden (der übrige Grenzverlauf stammt aus dem Jahr 1839, wobei der eine oder andere Stein auch ersetzt wurde), was diesen höchst irregulären Grenzsteinverlauf ergibt ...

So, ist noch jemand wach? Ja? Gut!

Ich hätte noch weiter an den Grenzsteinen den Berg runterlaufen können, aber da gibt es auf keiner konsultierten Karte einen offiziellen Weg, also ließ ich es, zumal der Weg recht steil wirkte ... Ich ging dafür einen etwas weniger steilen (also nicht ganz so direkten) Pfad nach unten, bis ich schließlich in Günzgen ankam, wo ich am 9. Januar schon gewesen war ...

Der Grenzstein 14 wurde erneut besucht und der Grenzstein 12 erstmals, danach verabschiedete ich mich wieder von der Grenze und lief - schleppte mich - über Feldwege und Pferdewege nach Herdern und von dort zur Bushaltestelle am Industriegebiet in Hohentengen.

Dort war ich eine halbe Stunde zu früh, setzte mich auf so eine Eisenstange, die Autos davon abhalten soll, gegen die Hauswand zu fahren, ging fünf Minuten vor Abfahrt zur Haltestelle, der Bus kam - und der Busfahrer, der mir heute Morgen in Stühlingen die Fahrkarte verkauft hatte, grinste mich an ... Der wird sich auch überlegt haben, wie ich von Lauchringen hierher nach Hohentengen kam ...

In Tiengen und Lauchringen stieg ich um, und schließlich fuhr der Bus mit Endstation Bonndorf durchs Steinatal und durch Bettmaringen und ließ mich dann an der Realschule hier raus. Von da wackelte ich nach Hause und bin mal wieder total fertsch ...

Es war heute ein schöner Tag, die Sonne schien schon fast warm, ich habe ein paar Grenzsteine gesehen und die 1200-km-Marke im Schwarzwald geknackt, alles bestens, wenn mein Zeh und die linke Wade nicht wäre ... Ich denke, morgen werde ich dem blöden Bein nochmal einen Tag Pause geben, dann gucken wir, wo es am Sonntag hingehen könnte ...

Auf dem Dorf in Berwangen

Schöner Grenzstein

Verwirrender Grenzstein Nr. 23a.1

Blick auf das Rheintal oberhalb von Günzgen

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