Meine Länder

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Mittwoch, 1. Mai 2019

Eine lebensmüde Robbe

... habe ich heute identifiziert, aber leider nicht aufs digitale Zelluloid gebannt bekommen, denn diese Robbe schwamm auf das Eisbärpärchen (?) auf dem Packeis vor Pyramiden zu, nur um kurz davor ihren Fehler zu erkennen und - unter hämischem Gelächter der Vögel - zügigst abzudrehen ...

Ich hatte gedacht, dass ich gestern Abend in dem Moment (spätestens) einschlafe, in dem mein Kopf das Kopfkissen berührt, aber ich hatte mich vertan. Ich war wohl so aufgewühlt von dem ganzen Tag, dass ich erst nach Mitternacht einschlief, nicht ohne die Mitternachtshelligkeit (die Mitternachtssonne stand zu dem Zeitpunkt schon auf der anderen Seite des Hauses) fotografisch erfasst zu haben. (Wenn mir einer früher erzählt hätte, wieviele Fotos ich jetzt mache, ich hätte es nicht geglaubt ...)

Um 4 Uhr war ich wach (hell), um 6 Uhr wieder (hell), und um 6.30 Uhr ging mein Wecker, weil wir um 7.30 Uhr frühstücken wollten und ab 8.30 Uhr abgeholt werden sollten. Das Frühstück hier war sehr lecker, Rührei und Würstchen sowie ein Salamibrot wurden verspeist, und um 8.30 Uhr standen wir abholbereit, schön eingemummelt mit langer Unterhose, dicker Jacke, Mütze, Schal und Handschuhen (wer weiß, wie ich normalerweise bei +5 °C schwitze, weiß, dass das für mich völlig unnatürlich ist), aber zu warm war es mir hier definitiv nicht - bei - 10°C, die gefühlt aufgrund des Windes nochmal ein bisschen kühler waren ...

Der Bus kam um 8.50 Uhr (die Abholzeit ab 8.30 Uhr bezog sich auf das erste angefahrene Hotel), unsere Unterkunft stellte die Hälfte des Busses (auch die nervigen Finnen oder Norweger aus dem Flieger gestern waren dabei), nach fünf Minuten waren wir am Hafen und bestiegen die M/S Billefjord, ein in Tórshavn auf den Färöer-Inseln (!!) registriertes Schiff.

Nach der Sicherheitseinweisung (nein, während der Sicherheitseinweisung) ging es schon los, vom Adventsfjord, schräg über den Sassefjord in Richtung des Billefjords. Freunde, das ist toll ...

Man steht da oben auf dem Oberdeck, hat sich den Schal tief ins Gesicht gezogen, der eisige Wind (besonders im Sassefjord, wo nichts den Wind aufhält) zieht um dich und durch dich hindurch, der Himmel klart auf, du hast blauen Himmel und fantastische Ausblicke auf die riesigen, gefühlt unberührten Berge an den Seiten der Fjorde, fast vollständig bedeckt mit Schnee, irgendwo steht eine einsame Hütte in der Gegend herum, man fragt sich unwillkürlich, ob da aktuell, und wenn nein, wann zuletzt, da jemand wohnt bzw. gewohnt hat, Eisschollen schwimmen an einem vorbei, das Boot wackelt manchmal bedenklich, man muss sich festhalten, wenn man sich laufend fortbewegen möchte, man rennt sich vor lauter Mütze den Schädel an einer Strebe über der Treppe an (naja, nicht man, ich), ich kann es nicht so gut beschreiben, die Bilder sprechen für sich (unten - nein, noch nicht!) ...

Unsere Guide (schreibt man das so?) hatte uns schon angekündigt, dass wir Pyramiden nicht würden anlaufen können, weil das Eis noch kilometerweit davor zu fest ist, aber wir freuten uns trotzdem auf das Mittagessen mit Blick auf den Nordenskiöld-Gletscher ...

Ich starrte - voller Begeisterung und Glück - auf den Gletscher, als die Guide (klingt irgendwo sehr schräg) mich ansprach und meinte, es gebe Essen. Also ging ich unter Deck, stellte mich an, staubte Lachs und Walsteak ab, war von beidem begeistert (das Walsteak war deutlich zarter als gestern Abend hier im Hotelrestaurant), dazu wurde eines von mehreren Bieren an diesem Tag an Bord verzehrt (für 40 Kronen, also 4 Euro, für die Dose kann man ja fast nix sagen ...), und plötzlich stürmte alles an Deck.

"Sono due", rief die Italierin, "es sind zwei", ein Typ kreischte vor Freude, und irgendwann sahen selbst meine müden Augen, dass da zwei Eisbären am Rand des Eises standen und fraßen. Und sie fraßen, umflogen von hungrigen Vögeln, und als sie satt waren, rutschten sie auf ihren Brustkörben über das Eis, wälzten sich auf dem Eis, machten allerlei Sachen, möglicherweise auch nicht ganz jugendfreie, und das alles vor der atemberaubenden Kulisse des Nordenskiöld-Gletschers - unfassbar schön. (Das war der nördlichste Punkt meines Lebens, bei ziemlich exakt 78° 38' 56'' nördlicher Breite ...)

Leider war es auch unfassbar kalt, sodass ich dann irgendwann auch mal unter Deck ging und den Rest der Fahrt - unterbrochen von einem längeren Aufenthalt auf dem Oberdeck - im mehr oder weniger Warmen verbrachte.

Während dieses letzten Aufenthalts in der (inzwischen gefühlten - fast -) Wärme, weil wir relativ geschützt in einem Nebenfjord unterwegs waren, sah ich dann noch ein paar Viecher, von denen ch nicht weiß, ob das Eisfüchse oder sonstwas waren, jedenfalls auch interessantes weißes Getier ...

Das war eine soooo tolle Ausfahrt, mein Spannungsgefühl im Gesicht kommt wahrscheinlich aus der Kombination von eisiger Kälte und Sonneneinstrahlung heute (eingeschmiert hatte ich micht nicht, weil die Augen und die Bäckchen hervorlugten unter der Schutzkleidung), meine Hand habe ich mir wider Erwarten auch nicht abgefroren (mehr als eine Minute ohne Handschuhe Fotos machen geht aber auch nicht - es ist unmöglich), das war richtig, richtig schön ...

Nach der Ankunft am Hafen von Longyearbyen (da lag ein in Vanuatu - ! - registriertes Schiff vor Anker) fuhr uns der Bus - von uns eigentlich ungewünscht - ins Stadtzentrum, sodass wir nach einem kurzen Fußmarsch im Kroa aßen. Wir tranken spitzbergisches Bier (Weißbier und Stout, beides trinkbar) und aßen Pizza bzw. einen Elchburger (Letzterer sehr lecker).

Nach einem abenteuerlichen Heimweg durchs gefrorerene Flussbett machten wir noch einen Absacker in unserem Hotelrestaurant, und jetzt bin ich quasi schon bettfertig - es ist 21.30 Uhr und, natürlich, glockenhell ...

Mal sehen, ob die Tour morgen mit Schlittenhunden und Gletscher das von heute noch toppen kann, ich werde berichten.

Ebenfalls werde ich berichten, ob und wie wir am Freitag heimkommen. SAS und die Gewerkschaft haben heute wieder angefangen zu verhandeln, wenn wir großes Glück haben, kommen wir pünktlich am Freitag um 11.20 Uhr in Frankfurt an, wenn wir Pech haben, wird es womöglich Montag ...

Ich hoffe, dass ich morgen aufwache und feststellen kann, dass sie sich geeinigt haben, denn bisher sind nur die meisten Flüge bis morgen, 14 Uhr, gestrichen, und der Flug von Oslo hierher geht erst um 21.55 Uhr, sodass wir da Glück haben könnten. Also, liebe Leser, das Beste hoffen!

So, gute Nacht!

Jaja, Fotos kommen doch ... (Die Internetverbindung hier ist übrigens noch schneller als auf Mauritius ...)

Am Anfang der Reise

Der Autor, nicht identifizierbar, weil saukalt

Das Wetter wurde gut ...




Färöer-Flagge vor Berg und Polarmeer

Eisbären

Blick auf Pyramiden

Gletscher, garniert mit Eisbär (links)

Auf dem Heimweg ...


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