Meine Länder

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Donnerstag, 26. Februar 2015

Knock-out

Bitte auch die gesammelten Berichte der Vortage beachten, die ich - da ich jetzt in Kuwait bin - endlich hochladen konnte.

Fast k.o. geschlagen hätte ich heute einen armen Teheraner, und das völlig unabsichtlich. Er hat es aber überstanden und ich auch ... Meine Abreise aus dem Iran hatte jedenfalls damit nichts zu tun.

Ich bin heute relativ spät aufgestanden, habe wie in den letzten Tagen das Frühstück sausen lassen und bin so gegen 10 Uhr unten an der Rezeption zum Check-out aufgeschlagen. Die Schlingel wollten tatsächlich 60.000 Toman, also etwa 15 Euro, für den frühen Check-in haben, aber diesmal konnte ich mit fester Stimme, wahrheitsgemäß und überzeugend darlegen, dass ich am Sonntagmorgen nur meine Koffer abstellen wollte. Dass der Typ mir dann das Zimmer schon gegeben hat, dafür kann ich ja nichts. Außerdem habe ich genug gezahlt bei dem Verein.

Nach kurzer Diskussion ließen sie von ihrer Forderung ab. Mein Gepäck gab ich in Verwahrung, den Pass nahm ich aber sicherheitshalber mit in die Stadt. Nicht, dass die noch auf Ideen kommen (ja, sie hätten das Gepäck beschlagnahmen können, aber ich hätte wenigstens mein Identifikationsdokument gehabt). Sie kamen auf keine Ideen.

Ich hatte gestern Abend aber einen Abgooshtladen bei Google Maps gefunden und wollte den gleich mal unsicher machen. Ich setzte mich also wieder in meinen Bus Nr. 1 (rot), wechselte an einer Lieblingshaltestelle wieder in die U-Bahn Nr. 1 (rot), diesmal nach Norden, und stieg an einer Haltestelle unterwegs aus. Ich hatte den Weg ein wenig unterschätzt, denn es war noch einmal ein gut fünfzehnminütiger Fußmarsch vorbei an einem schönen Park und einer Stadtautobahn.

Um 11.15 Uhr schlug ich an dem Abgooshtbashi auf (so heißt das Restaurant), nur um mir sagen zu lassen, dass es ab 12 Uhr Essen gibt. Das würde ein wenig knapp werden, aber ich vertrieb mir die Zeit mit der Prüfung, ob es mit zwei Buslinien schneller zurück ins Hotel gehen würde (die Antwort war nein) und dem Lesen des Kuwait-Reiseführers.

Gegen 12 Uhr ging eine größere Gruppe in das Restaurant rein, ich tat es ihnen nach. Der Typ, der mich vorher sehr freundlich und höflich abgewiesen hatte, erläuterte mir nun, was es gab: Das Teil ist für seinen Abgoosht (im Deutschen wohl "Abguscht") bekannt, das ist praktisch eine vollwertige Mahlzeit mit integrierter Vorsuppe. Man nehme Lamm, Kichererbsen und einen undefinierbaren, aber sehr schmackhaften Brei, dazu ein wenig Kartoffeln und Tomate und koche alles zusammen. Den Sud gieße man ab (das ist die Suppe), den Rest isst man zur Hauptspeise.

Das Lokal war so büffetartig eingerichtet, aber der Speiseraum war ein richtiges Restaurant, mit Tischdecke und Stühlen und hübscher Einrichtung. Genau so etwas hatte ich die ganze Zeit gesucht, jetzt hatte ich es kurz vor knapp gefunden.

Die Ober waren sehr freundlich (einer stellte mir sogar das Brot auf den Tisch, das ich vergessen hatte), das Essen war außerordentlich lecker (auch wenn mir das Lamm noch lange im Atem saß ...) und pünktlich weg kam ich trotz Tee auch noch. Am Ende war ich für 9 Euro (was für Teheran natürlich nicht ganz billig ist) pappsatt. Sehr empfehlenswert, das Abgooshtbashi, das wird auch Eingang in meine Restaurantempfehlungen finden.

Ich lief den Weg, den ich gekommen war, zurück, fuhr mit dem Bus zurück und stieg an der U-Bahn-Haltestelle aus. Ich wollte nur kurz die Hand durch meine wallende Mähne gleiten lassen, als mich unvermittelt der Typ überholte. Naja, meine Hand landete in seinem Gesicht, er zeigte Nehmerqualitäten und ging einfach weiter, ich murmelte eine Entschuldigung, so schnell war die Situation bereinigt.

Der Bus war wieder ziemlich voll, aber nicht so gerammelt wie sonst, sodass mir - hoffentlich eher wegen meiner Eigenschaft als Tourist denn wegen meines Alter - sogar ein Platz angeboten wurde, den ich im zweiten Anlauf wahrnahm.

Um 13.40 Uhr war ich am Hotel, das mit der Absprache, mir ein Taxi für 14 Uhr zu reservieren, ging mal kräftig in die Hose, aber das war kein Problem, der Chefkofferträger des Hotels organisierte mir eines der zahlreichen Taxis an der Straße (das hätte ich auch noch hinbekommen) und sackte dafür ein Trinkgeld ein. Um 14.15 Uhr waren wir unterwegs, um 14.16 Uhr standen wir im Stau.

Mein Fahrer fuhr für iranische Taxifahrerverhältnisse recht gesittet (das heißt, es gab nur einen Beinaheunfall ...), sodass ich um 15.15 Uhr am Flughafen war, sehr rechtzeitig, alles in Ordnung. Ich wechselte noch mein überzähliges iranisches Geld (150 € für vier Tage zu wechseln - Hotel war schon bezahlt - war wirklich zu viel gewesen ...) in US-Dollar, ging durch die erste Sicherheitskontrolle, checkte als einer der Ersten ein und reiste aus dem Iran aus. Die Abfertigung beim Boarding können sie noch ein bisschen verbessern, es gibt einen kleinen Wartebereich und zwei Boardinghallen, aber die Boardinghallen kann man erst bei Aufruf des Fliegers betreten (mit Sicherheitskontrolle). Da der Aufruf aber erst relativ spät erfolgt, muss man sich lange in dieser Zwischenzone herumdrücken, was mich immer ein bisschen kribbelig macht. Was, wenn die den Flug irgendwie zu spät aufrufen und man dann beim richtigen Boarding noch in der Sicherheitskontrolle hängt?

Naja, in der Sicherheitskontrolle konnte man kaum hängenbleiben, die war nämlich nach meinem Empfinden eher pro forma. Sei's drum.

Ich war ja die letzten Tage ein bisschen paranoid in diesem Land geworden und machte mir zwischenzeitlich zumindest halb-ernsthaft Gedanken, ob die mich wegen meiner E-Mails an meine Verwandten mit den Reiseberichten und meinen erfolglosen Versuchen, meinen Blog aufzurufen, am Ende als "Journalisten" kategorisieren und mich wegen Visummissbrauchs für 100 Jahre einsperren. Haben sie nicht. Puh.

Ich hatte in Bahrain planmäßig nur 70 Minuten Aufenthalt und das Boarding verzögerte sich ziemlich, sodass ich ein wenig unruhig wurde, als um 17.50 Uhr das Boarding für den 18-Uhr-Abflug immer noch nicht angefangen hatte. Am Ende ging das Boarding um 17.51 Uhr los, der Flug war leer, der Flughafen auch (zwei Abflüge pro Stunde, das ist mal gemächlich), sodass wir schon um 18.10 Uhr starten konnten und zudem nur eineinhalb Stunden statt planmäßig zwei Stunden Flugzeit hatten.

Wir kamen also sogar vorfristig in Bahrain ein, die Sicherheitskontrolle dort ging auch schnell, sodass ich sogar in Versuchung geriet, in der Skybar noch ein Bier zu trinken. Aber das schien mir zeitlich nicht ganz koscher, zudem wollte ich den kuwaitischen Grenzern ungern mit einer Fahne entgegentreten.

Der fünfzigminütige Flug nach Kuwait ging ebenfalls gut rum (ich schaute im Gulf-Air-Bordprogramm, das auf Arabisch, Englisch, Französisch und Deutsch verfügbar ist - vorbildlich! - noch eine Folge "Gotham"), ehe ich die Einreiseprozedur in Angriff nahm.

Da gibt es ein paar Schalter, ein paar Sitzreihen davor und einen Kopierer zur Selbstbedienung, man muss ja seinen Pass kopieren, um das Visum beantragen zu können. Zudem braucht man solche Visumsmarken im Wert von drei kuwaitischen Dinar, die man am Automaten lösen muss. Für den Automaten braucht man aber kuwaitische Dinar, die ich noch nicht hatte. Sprich, ich füllte am Bankschalter meinen Visumantrag aus, während der Typ 20 Dollar in 6 Dinar umwechselte (den einen 20-Dollar-Schein wollte er nicht, weil da Markierungen drauf waren - Angeber). Dann stellte ich mich an, wurde auf die fehlenden Marken hingewiesen, holte die noch, bekam einen Zettel in die Hand gedrückt, wurde an den nächsten Schalter verwiesen, wo man einen Fingerabdruck nahm und dafür einen Stempel in den Pass gab.

Das Beste ist, dass man mit dem Stempel im Pass und dem Wisch in der Hand sich nicht mehr an der eigentlichen Einreisekontrolle anzustellen braucht: Ich bin einfach bei der Einreise für Crew und Diplomaten durch, kein Problem. Sehr lustig ... Ein bisschen chaotisch, aber sehr lustig.

Mein Koffer stand schon da, meine Abholung dann auch und ab ging es durch das nächste Kuwait mit vielen Wolkenkratzern zu meinem Hotel.

Ich bekam ein Upgrade meines Zimmers (ich zahle auch hier genug, da ist das nur recht und billig) und sitze nun schnell tippend auf meinem Bett, weil mein Computerakku bald alle ist und die Kabel hier nicht passen. Aber es ist ja nur ein Tag und das Handy kriege ich auch so aufgeladen, hoffe ich; will ja morgen ein paar Fotos machen.

Morgen schaue ich mir Kuwait an und lasse mich dann um 0.30 Uhr in der Nacht wieder zum Flughafen bringen, wo mein Flug um 3.25 Uhr nach Istanbul geht. Mal gucken, ob ich einreise (ich mache das ein bisschen von den tatsächlichen Ankunftszeiten abhängig). Wenn ich zumindest die planmäßigen fünfeinhalb Stunden wirklich habe, mache ich das wahrscheinlich wirklich. Wie gesagt: mal sehen.

Zwei Bemerkungen noch: Die iranischen Männer tragen sehr oft Slipper, das ist einfach am praktischsten zum Ausziehen in der Moschee, vermute ich. Und sowohl in Teheran als auch in Bahrain sind Cobus-Busse aus Wiesbaden herumgefahren. Die sehe ich überall auf der Welt. Sehr krass.

Fotos dann bei Gelegenheit, der nächste Eintrag vermutlich schon wieder aus Deutschland. War schön, bin gespannt auf Kuwait morgen, freue mich aber so langsam auch wieder auf daheim. Over and out.

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