Meine Länder

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Freitag, 30. Januar 2015

Baño

... ist eine öffentliche Toilette, und die brauchte ich gestern ziemlich häufig. Nein, nein, nicht Montezuma oder vielmehr Moctezuma hatte mich erwischt, vielmehr bekämpfte ich meine Erkältung mit dem übermäßigen Konsum von Wasser. Naja, und dann muss man halt mal.

Und um dem Ganzen formal eine hygienekulturelle Betrachtung zu geben, ein kurzer Überblick zur Toilettenkultur: Es gibt hier in Mexiko sehr wenige öffentliche Toiletten, aber dafür seeeeehr viele private. Oft bieten Restaurants und Hotels ihre baños zur Benutzung an, oft aber auch irgendwelche Verkaufsstände am Straßenrand. Der Preis liegt immer so zwischen 4 und 7 Pesos (30-50 Eurocent). Dadurch bekommt man zwar nicht immer eine Toilettenbrille präsentiert, aber wenigstens ist es in der Regel ziemlich sauber.

Gestern war ich dann so k.o., dass ich selbst den Blog habe hintenrunterfallen lassen. Um 21.15 Uhr war ich im Bett, um 21.16 Uhr schlief ich.

So, wir kämpften uns gestern also mal wieder durch den Straßenverkehr von Mexiko auf dem Weg zu dem Hotel, wo wir auf die einzelnen Ausflugsbusse verteilt wurden. Die Mexikaner fahren schon so, wie man sich das vorstellt, es wird gehupt (nicht so viel wie in Indien), es wird gedrängelt, es werden die Spuren gewechselt, man hält einfach am Straßenrand an und hält noch ein Schwätzchen mit dem Fahrer, auch wenn man die Straße blockiert. Es hilft am Ende alles nichts, man muss entspannt bleiben, was nicht immer ganz so einfach ist (s. baño, el).
Indígena-Kirche in Cholula

Die Mexikaner sind allesamt sehr freundlich. Wenn man zum Beispiel niest, kommt von allen Seiten (auch von den Peruanern, der Kolumbianerin und dem Deutschvenezolaner gestern im Bus) ein herzliches ¡salud! (Gesundheit!). ¡Gracias!

Heute ging es also in Richtung Puebla, der fünftgrößten Stadt Mexikos. Puebla ist - nicht zuletzt wegen VW, das sich dort angesiedelt hat - eine Industriestadt, aber die Altstadt ist sehr schön. Zunächst machten wir aber einen Zwischenstopp in Cholula, in einer sehr schönen Kirche, in deren Inneren man aber auf Wunsch der indigenen Bevölkerung nicht fotografieren darf. Das wiederum ist sehr schade, denn so eine Kirche habe ich noch nie gesehen: Innendrin ist dieser Sakralbau quietschbunt, mit Tieren, Menschenköpfen, Meerjungfrauen (!) und allerlei anderen Sachen. Wenn man mal für die filmische Darstellung des Schlaraffenlandes eine Kirche braucht, sollte man die indígenas fragen, ob man ausnahmsweise in der Kirche filmen darf. Unfassbar ...


Pyramide von Cholula
Ebenfalls in Cholula liegt die - nach dem Volumen - größte Pyramide der Welt. Nicht gewusst? Ich vorher auch nicht. Sie ist 105 Meter hoch und heute im Wesentlichen von Vegetation überwachsen. Ganz oben auf der Pyramide thront eine von den Spaniern erbaute Kirche. Das haben die Spanier im Übrigen ganz gerne gemacht: Als Zeichen ihres Sieges über die Azteken wurde auf den Tempeln der Azteken eine Kirche gebaut. Sehr subtil ...

Links der Popocatépetl, rechts der Iztaccíhuatl
Wir stiegen allerdings nicht die 105 Meter hoch, sondern nur etwa 30 und hatten von dort einen tollen Blick nicht nur auf die Stadt Cholula, sondern auch auf die Zwillingsvulkane Popocatépetl und Iztaccíhuatl. Unfassbar schön. Wir hatten zwar schon unterwegs nach Cholula auf der Autobahn angehalten und den Ausblick genossen, aber von dort auf 30 m der Pyramide von Cholula wurde das noch einmal übertroffen.

Nun fuhren wir wirklich nach Puebla rein und aßen erst einmal zu Mittag. Wieder einmal gab es das unvermeidliche Touristenbuffet, das aber diesmal ganz okay war, ehe wir zur Kathedrale von Pueblo aufbrachen. Leider darf man auch darin nicht fotografieren (das wurde zwar von unserem Fremdenführer ignoriert, bis er zum zweiten Mal darauf hingewiesen wurde, aber als braver, Regeln befolgender Deutscher hielt ich mich natürlich an das Verbot), denn auch diese Kirche ist sehr schön. Sie ist zwar ein bisschen schlichter als die in Cholula (was so ziemlich jede Kirche der Welt ist), aber auch so sehr ansehnlich.

Zócalo von Puebla
Es folgte ein Spaziergang über den hiesigen Zócalo und durch die Gassen der Altstadt. So wie hier in Cholula und Pueblo habe ich mir "Mexiko" vorgestellt: Bunte Häuser, viele Menschen, viele Kirchen, angenehm warm. Doch, da könnte man leben. Insgesamt muss man auch sagen, dass Mexiko sehr sauber ist. Ich habe mein Kosovo-Trauma ja immer noch nicht verwunden, aber überall stehen Mülleimer herum, die auch in der Regel benutzt werden, und wenn man man den Mülleimer, sagen wir, verfehlt, kommt regelmäßig ein Straßenkehrer vorbei und behebt das Malheur.

Capilla del Rosario
Nach einem kurzen Rundgang über einen Markt ging es in das Kloster Santo Domingo und die dortige Kirche mit der Capilla del Rosario. Da darf man fotografieren, und man sollte es tun. Das Ding ist zwar vor lauter Vergoldung nicht so bunt, aber genauso überschwänglich dekoriert wie in die Kirche in Cholula (einschließlich Meerjungfrauen!). Wahnsinn.

Schließlich ging es noch einer kurzen Vorbeifahrt an den Austragungsorten verschiedener Schlachten zurück nach Mexiko-Stadt. Die Stadtgrenze erreichten wir schnell, nur bis zu unserem Hotel brauchten wir nochmal zwei Stunden. So einen Verkehr habe ich wirklich noch nicht gesehen. Ich habe den Eindruck, dass die vielen Verkehrspolizisten das Chaos eher noch verstärken, aber sei's drum.

Gestern gingen wir nicht mehr essen, weil ich nur noch ins Bett wollte. Wird vielleicht heute nachgeholt, mal gucken.

J. muss heute einen halben Tag arbeiten, sodass ich mich heute entschieden habe, ganz geruhsam zu machen. Vielleicht mache ich gleich noch einen kleinen Spaziergang, vielleicht nicht.

Ich habe schon früh in diesen Tagen gemerkt, dass eine Woche viel, viel, viel zu wenig ist, um auch nur die Hauptsehenswürdigkeiten von Mexiko-Stadt und Umgebung anzugucken. Okay, wir haben viele Ausflüge gemacht und ich war eineinviertel Tage in der Innenstadt zu Gange, aber ich werde mir wahrscheinlich weder das Anthropologische noch irgendein anderes Museum hier angucken. Ich war auf keinem der Türme hier in der Stadt, ich bin nur durch den Bosque de Chapultepec durchgefahren, aber trotzdem habe ich, glaube ich, einen ganz guten ersten Eindruck von Mexiko-Stadt bekommen.

Heute und morgen werden J. und ich ein wenig in den angesagten Stadtteilen, in Condesa, in Roma, in der Zona Rosa herumurlauben, da ein bisschen was essen, dort ein bisschen was trinken, einmal mal ein bisschen Urlaub nach dem Sightseeing-Programm, das ich hier in den fünf Tagen durchgezogen habe. Wird auch schön.

Naja, und in 48 Stunden bin ich, wenn alles gut geht, fast schon wieder auf dem Weg nach Wiesbaden. Kinder, wie die Zeit vergeht.

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