Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Montag, 30. September 2013

Schwarzwaldmarie

Irgendwann im Volldelirium brummte ich dann das Lied von der Schwarzwaldmarie vor mir her ... Da hatte ich zu wenig getrunken, zu viel geschwitzt, war zu viel zu Fuß gelaufen, und die zwei Bierchen im Hotel "Gulf" hätten vielleicht mittags um eins auch nicht sein müssen.

Aber von Anfang an:

Das Aufstehen heute Morgen um 4.15 Uhr ging halbwegs gut vonstatten, und ich war deutlich vor fünf Uhr fertig. Ich wartete ein bisschen in der Rezeption, bis der Hotelfahrer einen Neuankömmling vom Flughafen ins Hotel gebracht hatte und wurde dann meinerseits zum Flughafen gefahren. Der Check-in war problemlos, und abgesehen davon, dass der Sicherheitstyp bei der Bordkartenkontrolle unbedingt die zweite (für den Flug von Bahrein nach Doha) anstatt der richtigen sehen wollte, ging auch das alles glatt (Laptop und Flüssigkeiten im Handgepäck haben eh keinen interessiert).

Der Flug war superleer, ich hatte die ganze Dreierreihe für mich allein, und es gab sogar etwas zu essen und zu trinken. Gut gestärkt stieg ich am Flughafen aus und machte mich schnurstracks zur Passkontrolle mit Visumkauf. Erst musste ich noch den Einreisezettel ausfüllen (die könnte Gulf Air wie so viele Fluggesellschaften auch nun wirklich im Flieger austeilen), dann faselte der Typ irgendwas von "secondary inspection", "first visit to Bahrain" und noch so'n Schnulli. Jedenfalls waren Pass und Anschluss-Bordkarte erstmal weg und ich stand wutentbrannt in der Gegend herum. Ich weiß nicht, was an mir verdächtig war, das Visum von Bergkarabach oder die Tatsache, dass ich in diesem wundervollen Land mit so atemberaubend intelligenten Grenzern nicht übernachten wollte? Am Ende ging das Ganze aber nur ein paar Minuten und ich durfte mich in der Schlange vordrängeln: Der Grenzpfosten tat, als ob nichts gewesen wäre, und meinte dann noch "Welcome!". Ich hätte fast durchs Fenster gegriffen (zumal ich ja hier zehn Euro Eintritt in den Saftladen zahle), habe den Hirsch aber dann doch nur ausgelacht. You never get a second chance to make a first impression, und dieser erste Eindruck, liebe Bahreiner, war ja mal ein richtiger Griff ins Klo.

Da ich den bahreinischen Taxifahrern (ich schreibe jetzt "Bahrein" anstatt "Bahrain", weil die Araber einen überhaupt nicht verstehen, wenn man "Bahrain", also mit "ai" wie in "Kain", sagt; die Englischsprachigen sind mit ihrer Aussprache wie in "rain" wie Regen deutlich näher dran) nicht auch noch Geld in den Rachen schieben wollte, suchte ich die gestern online entdeckte Bushaltestelle auf, und heute hatte ich mal Glück: Ein paar Minuten später kam der Bus, der Fahrer konnte meine 1-Dinar-Note sogar wechseln, und ich saß unter Indern und Pakistanern bis zum Umsteigebusbahnhof. Dort zahlte ich nochmal 35 Cent und stieg dann in der Nähe des Manama-Souks aus. Unterwegs hatte man durchaus schicke Aussicht auf die Wolkenkratzer von Manama.
Al-Fateh-Moschee in Manama

Ich wanderte ein wenig durch den Souk, verlief mich mal wieder, aß eine Kleinigkeit, lief wieder ein bisschen herum, ließ mich von einem kleinen Stand zu einem leckeren Schwarma und einem wahnsinnig guten Orangensaft animieren (und verspeiste nochmal die gleiche Portion), besuchte die deutsche Botschaft und machte dann - erschöpft vom Fußmarsch in der Mittagshitze - Station im Hotel "Gulf" bzw. dem dortigen Pub. Allerdings hätte ich das Pub fast nicht gefunden: Ich lief wie Graf Koks ins Fünf-Sterne-Hotel rein (als Westler hat man hier halt doch manchmal Vorteile) und suchte und suchte und suchte. Ich hatte schon aufgegeben und den Rückweg angetreten, als mir das Pub, das vom Hotel aus gar nicht direkt zugänglich ist, ins Auge sprang. Ich ging rein und fühlte mich wie in good old England. Fußball, Rugby, Tennis im Fernsehen, alles in grün-braun gehalten, doch, sehr schick. Die Bierpreise waren allerdings auch wie in good old England, und so zahlte ich dann doch am Ende knapp sechs Euro für jedes der beiden Biere, die ich vertilgte.

Ich machte mich dann nach zwei Stunden Rast wieder auf den Weg, lief an einer Hauptverkehrsstraße und einer großen und sehr ansehnlichen Moschee vorbei, bis ich schließlich an der Strandpromenade, der Corniche, landete. Da saß ich ein, zwei Stündchen auf der Bank, schrieb schonmal den Teil des Berichts bis dahin und vertrödelte entspannt die Zeit. Da ich mir eine kleine Blase unter dem Fuß gelaufen habe, nahm ich das Taxi mit einem halbwegs ehrlichen Fahrer und machte mich auf zum Flughafen.

Sicherheitskontrolle und Ausreise gingen fix, danach (heute habe ich oft so Kleinigkeiten gegessen) habe ich getan, was ich schon immer mal wollte: Ich habe bei McDonald's einen McArabia gegessen, den gibt's nämlich nur hier in Arabien. Muss man jetzt nicht unbedingt wiederholen, also, war ganz
Skyline von Bahreins Hauptstadt
lecker, aber auch nicht außergewöhnlich. Danach saß ich eineinhalb Stunden am Gate rum und konnte wenigstens im Internet surfen.

Der Flug war auch wieder ziemlich leer, und er war kurz, überpünktlich kamen wir in Doha an. Das wurde durch die Einreisekontrolle mehr als ausgeglichen, die ging nämlich ewig. Ich versuchte noch, mir die 20 Euro fürs Visum zu sparen, da es ein omanisch-katarisches Visumabkommen gibt, aber da ich Zwischenlandung in Bahrein gemacht hatte, galt das nicht mehr ... Ich begab mich nach dem Gepäckabholen auf den Weg zum Bus, fand ihn nicht und nahm dann das erste Taxi, was sich mir in den Weg stellte. Auch hier geriet ich wieder an einen freundlichen (d. h.: nicht schlitzohrigen ) Taxifahrer, der mich für 1,60 € zum Hotel brachte. Mein Hotel ist überbucht, aber sie haben mir eine Ersatzunterkunft besorgt, die ganz okay ist. Auf der Fahrt dorthin (die vom Hotel gestellt wurde) klagte mir mein srilankischer Chaffeur vom Leid seiner Familie, woraufhin ich ein Trinkgeld für ihn springen ließ. Ich habe eben nochmal geduscht, aber jetzt geht's in die Heia.

Das wollte ich noch erwähnen: Sehr lustig sind immer die vielen Menschen, Inder und Araber gleichermaßen, und der ein oder andere Europäer wird auch dabei sein, die kurz nach der Landung (das heißt, zwei Sekunden nach dem Aufsetzen) ihre Sitzgurte lösen, ihre Handys wieder anstellen und noch im Rollen aufspringen, um ja als Erste im Bus zu sein, zumal der ja nicht etwa wartet, bis alle drin sind ...

Morgen wird erstmal ausgeschlafen.

Sonntag, 29. September 2013

"Is Hitler alive?"

Heute war's irgendwie auch anstrengend, obwohl ich einfach nur einen Urlaubstag am Strand gemacht habe ...

Heute Morgen schlief ich erstmal aus (naja, wenn man Aufstehen um 9 Uhr "ausschlafen" nennen kann), duschte und marschierte dann ein paar Schritte runter zur Hauptstraße in Richtung, naja, in Richtung Strand halt ... Dort hielt auch bald ein Taxifahrer, lud mich ein und fuhr mich zum Intercontinental-Hotel im Stadtteil Kurum ("Qur'm" auf den Straßenschildern). Dort ließ er mich am Strand raus, und ich guckte mir erstmal selbigen an. Der Stadtstrand hier in Kurum gehört jetzt vielleicht nicht zu den Supermonstermegatraumstränden dieses Universums, aber dafür, dass man (wenn gerade kein Stau ist) in einer guten Viertelstunde aus Maskat da ist, ist der immer noch sehr schick. Außerdem reicht er von Kurum 50 km weit nach Norden (nein, bin ich nicht komplett entlanggelaufen heute).


Strand I
Also ging ich in medias aquas (oder so), sprich: ins Wasser. Wenn der Reiseführer sagt, man solle sich in Strandbekleidung nur am Strand aufhalten, so hält sich der brave Deutsche natürlich daran (und der kluge Deutsche hatte die Badehose heute als Unterhose angezogen ...). Erst am Strand ließ ich die Hüllen fallen, legte mein Zeug in Sichtweise (ein halbwegs sportlicher Dieb wäre mir trotzdem davongezogen ...) an den Strand und hüpfte in die Fluten des Indischen Ozeans. Scheeeeeeeeee. Badewanne, auch von der Temperatur her.

Danach setzte ich mich aber, da ich im Hotel kein Frühstück inclusive habe, erstmal an den Parkplatz in eine Kneipe und verspeiste ein Hühnchen, das mit Zwiebeln, Knoblauch und sonst noch was gefüllt war, welches ich mit ein paar Colas herunterspülte. Davor hatte ich mich natürlich erstmal wieder um- und eine lange Hose angezogen, da es hier praktischerweise Duschen gibt, die man von außen nicht einsehen kann, wenn man nicht gerade selber in die Dusche reinläuft.

Nach dem Essen ging's wieder an den Strand. Da setzte ich mich in Badehose in so eine offene Hütte und genoss erstmal den Blick auf den Strand mit Palmen davor und kaum einem Menschen unterwegs. Sehr schön!

Dann kam ein omanischer Strandläufer, begrüßte mich und wechselte ein paar Worte mit mir, bis er wieder von dannen zog. Kurz darauf kam Chalid, ein weiterer freundlicher Omaner, und setzte sich zu mir. Er fragte mich die üblichen Fragen, woher ich denn käme, was ich hier machte, wie lange ich bliebe, ob das mein erster Aufenthalt im Oman wäre, eher ich mich dann nach einem halbstündigen, eher schleppenden Gespräch ins Wasser verabschiedete. "Take care", aber klar doch.

Strand II
Ich hatte heute Morgen noch in der Apotheke (!) Sonnencreme gekauft, und die war ganz gut angebracht auf meiner Haut. Mein Gesicht ist zwar schon leicht gebräunt, aber wenigstens spüre ich in diesen Minuten, da ich den Blog schreibe, keinen Sonnenbrand (noch?). Damit schmierte ich mich nochmals ein, als sich ein freundlicher Inder mit dem typisch indischen Namen Chalid (ja, noch einer, vielleicht habe ich ihn auch falsch verstanden) neben mich setzte. Auch er stellte die typischen Fragen, woher ich denn käme, was ich hier machte, wie lange ich bliebe, ob das mein erster Aufenthalt im Oman wäre, ob ich Frau und Kinder hätte, wieviele Geschwister ich habe, ob meine Mutter hübsch (ja!) und wie alt ich sei, was ich an Weihnachten mache, ob Hitler noch lebe, und schließlich und endlich, ob ich ihm eine Einladung geben könne, damit er ein deutsches Visum bekommt (nein!). Spätestens da dachte ich an den Pakistaner, der eine Hepatitis-Heilung gefunden hatte und mich in Lahore fragte, ob ich nach Lahore wolle ... Nach dem etwa einstündigen Gespräch verabschiedete ich mich, mal wieder ins Wasser, und genoss letztmals die Fluten des Indischen Ozeans, zumindest im Oman.

Ich duschte und zog mich an, aß ein sehr leckeres Thunfisch-Steak in einer Kneipe und guckte dann den fußballspielenden Jungs am voller gewordenen Strand noch ein bisschen zu. Um 17.45 Uhr stellte ich mich an den Parkplatz und hielt das erstbeste Taxi an. Der Fahrer meinte, es sei zu viel Verkehr, um mich für den hohen Preis zu fahren, den ich auf dem Hinweg gezahlt hatte, und ich hatte schon die Tür wieder zugeschlagen, als er das Fenster runterließ und sich doch bereiterklärte, für den Preis (10 Euro) die Bürde meiner Heimfahrt auf sich zu nehmen... Es war in der Tat viel, sehr viel Verkehr, und wir brauchten wir für zehn, zwölf Kilometer eine ganze Stunde. Am Ende hatte ich sogar Mitleid mit dem Typen und gab ihm Trinkgeld, was ich sonst Taxifahrern ohne Taxameter nie mache.
Strand III (Sonnenuntergang)

Nun sitze ich hier wieder in der Bar und gehe bald ins Bett ... Morgen geht mein Taxi ja schon um fünf Uhr, weil mein Flieger um 7.30 Uhr abfliegt. Dann bin ich zwölf Stunden in Manama in Bahrain, ehe es morgen Abend dann nach Doha weitergeht. Heute Mittag, so gegen 15 Uhr, wurde mir bewusst, dass ich morgen um die Zeit in Bahrain, übermorgen in Katar, überübermorgen schon wieder in Dubai und überüberübermorgen dann schon wieder in Deutschland sein würde.

Mein Gott, ich bin gerade einmal 72 Stunden unterwegs, aber ich habe schon wieder so viel gesehen, es ist wirklich atemberaubend.

Samstag, 28. September 2013

Im Land des Weihrauchs

... jedenfalls meint man das, wenn man hier in Matrah durch den Souk läuft.

Ich habe jedenfalls gestern noch ein Bier getrunken, auch ohne Minibarpreisliste, und siehe da, ich bin heute Morgen nicht aus den Latschen gekippt, als sie mir den Preis gesagt haben. Alles gut.

Kurz nach sechs Uhr ging mein Taxi zum ONTC-Büro, und mein emiratisches Kleingeld reichte gerade so eben für die Taxifahrt, sonst hätte ich - mit großer Wahrscheinlichkeit sehr zum Unwillen des Taxifahrers - mein 500-Dirham-Schein (100 €) anbrechen müssen ...

Um 6.15 Uhr war ich da, ging nochmal kurz was zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen einkaufen, und dann fuhr der Bus mit einer guten Dreiviertelstunde Verspätung los. Der hat doch gesehen, dass ich Deutscher bin; ich verstehe nicht, wieso er mir dann eine so frühe Uhrzeit sagt ... Naja, jedenfalls war ich ganz froh, dass ich schon gestern Abend mein Ticket gebucht hatte, denn heute war der Bus ziemlich voll.

Der Busfahrer (oder sonstige Klimaanlagenverantwortliche) muss ein Vorliebe für die Lebensweise der arktischen Ureinwohner haben, denn die Klimaanlage war auf "monstereiskalt" eingestellt. Wenn sogar ich friere, dann heißt das was, das weiß jeder, der mich kennt. Boah, war das eisig. Jedenfalls fuhren wir, während mir gelegentlich die Äuglein fast zu fielen, in Richtung Hatta. Hatta gehört zum Emirat Dubai, aber auf dem Weg dorthin durchquert man schon einmal omanisches Territorium. Den Omanern war das herzlich wurscht, und an den Checkpoints der Emirater stiegt auch nur einmal ein Soldat zu, der sich die Pässe anguckte.

Hinter Hatta kamen wir dann an die "richtige" Grenze mit Aussteigen und Stempelholen. Die emiratische Ausreise war unproblematisch; dann kam der omanische Zoll. Volles Programm mit Aussteigen, Koffer auf Tisch, Koffer auf, Koffer pro forma durchwühlen, Koffer wieder abstellen, Drogenspürhund, Koffer wieder in den Bauch des Busses hieven. Lässt sich aber auch überleben. Danach kam die omanische Grenzkontrolle. Der Grenzer wollte von mir 50 Dirham (10 Euro) fürs Visum haben, aber ich verwies ihn darauf, dass ich am Dubaier Flughafen eingereist war und deswegen nichts für Visum zahlen müsse. Nach kurzer Rücksprache mit einem erfahreneren Kollegen sah mein Kollege das auch ein ...

Auch in meinem 86. Land war es eiskalt im Bus, kein Wunder, der Bus war ja der gleiche geblieben. Es ging durch eine weniger wüste Wüste als erwartet; vielmehr handelte es sich um steiniges, karges Land, das gelegentlich von Einsprengseln von Besiedlung unterbrochen wurde. Alles in allem aber recht schön, vor allem, wenn dann irgendwo so ein Festungsturm irgendwo in der Gegend herumstand.

Gegen 12 Uhr wurde es besiedelter, wir kamen sehr fix voran (sehr gute Straßen) und waren gegen 13.30 Uhr schließlich hier in Ruwi (Maskat besteht im Wesentlichen aus drei Städten, die mehr oder weniger - naja, eher weniger - zusammengewachsen sind, nämlich Maskat-Altstadt, Matrah und eben Ruwi). In völliger Unkenntnis dieser Tatsachen hatte ich mein Hotel in Matrah gebucht und musste also erstmal dorthin kommen. Klar, wenn man einen Geldautomaten braucht, findet man keinen ... Also lief ich in Mörderhitze (ich weiß, man kann mir auch gar nichts recht machen) ein, zwei Straßen weiter, bis ich schließlich bei der Nationalbank Geld abheben konnte. Der erste Taxifahrer wollte mich böse abzocken, der zweite war dann schon vernünftiger. Trotzdem fing ich sehr schnell an, Dubai zu vermissen: Es gibt hier keine öffentlichen Verkehrsmittel, jedenfalls nicht für den Teil der Stadt, in dem ich sie bräuchte, also muss man alles mit dem Taxi machen, und das Taxi ist hier nicht so billig wie in Dubai, sondern preisklassentechnisch fast mit Deutschland vergleichbar (weil es keine Taxameter gibt und man einen hübschen Ausländeraufschlag zahlt).

Jedenfalls kam ich an meinem Hotel an, ohne für den Rest meines Lebens mittellos zu sein, und konnte auch gleich einchecken. Das Zimmer ist ziemlich okay (abnehmbarer Duschkopf!), der Fahrstuhl sieht ein bisschen nach 19. Jahrhundert aus, aber funktionieren tut er - vorerst - auch noch.

Ich blieb nicht sehr lange dort, sondern machte mich auf den Weg an die Hafenpromenade und merkte relativ schnell, dass ich mich im Weg, ähm, massiv verschätzt hatte. Also, wieder Taxi probiert, im zweiten Versuch hab ich dann trotzdem acht Euro für die viertelstündige Fahrt in die Maskater Altstadt gezahlt. Saubande! Die Altstadt war erstens gar nicht so alt und zweitens ziemlich ausgestorben, am Samstag ist hier ja auch (noch) Wochenende, vielleicht lag's daran. Bis auf ein paar Touristen war da kaum jemand. Also wanderte ich am Sultanspalast und an diversen Regierungsgebäuden vorbei, guckte mir von der Ferne aus ein, zwei Forts an (die für die normale Öffentlichkeit eh nicht zugänglich sind) und geriet dann ausnahmsweise an einen halbwegs freundlichen Taxifahrer, der mich nicht ganz so abzockte (und es auch gar nicht versuchte).

Sultanspalast in Maskat
Jedenfalls kam ich da an, wo ich hinwollte, aber es stellte sich heraus, dass ich da eigentlich falsch war: Ich kam am Riyam Park an, aber da fing die Corniche, die Hafenpromenade von Matrah erst gerade so an. Jedenfalls setzte ich mich ein bisschen in den Park, weil ich bis dahin schon Hardcore-Sightseeing gemacht hatte, und erholte mich einfach nur von selbigem. Es saßen ein paar Familien dort im Schatten, und auf einmal stand ein halbwüchsiger Sprössling einer solchen Familie mit einem Becher Tee vorbei und gab ihn mir. Nicht alle Menschen in Maskat sind böse, fies und gemein, wahrscheinlich sind's nur manche Taxifahrer ... (Und ja, ich habe auch kurz an K.o.-Tropfen gedacht, was hat man nicht manchmal für paranoide Gedanken, aber wenn ich k.o. gegangen wäre, hätte es viel eher an meinem Schlafmangel gelegen ...)

Um den Taxifahrern nicht die Chance zu geben, den schlechten Eindruck wieder zu vertiefen, lief ich - beglotzt von ein paar indischen Gärtnern, denen bei ihrer Arbeit offenbar selten jemand laufenderweise begegnet - an der Hafenpromenade entlang in Richtung Matrah. Dort suchte ich nach einer schönen Kneipe, fand keine auf Anhieb und war dafür auf einmal im Souk von Matrah mittendrin, in dem die Verkäufer gerade (wieder) öffneten: Es war so 16.30 Uhr. Der Souk von Matrah soll einer der schönsten des Nahen Ostens sein, was ich halbwegs nachvollziehen kann: Schön ist er sicherlich, aber ob er so außergewöhnlich ist, darüber kann man bestimmt streiten. Die Händler waren in puncto Aggressivität irgendwo im Mittelfeld zwischen Syrien (sehr zurückhaltend) und Ägypten (fast handgreiflich), was auch in Ordnung war.

Corniche in Matrah
Nachdem ich mich ein bisschen verlaufen (und endlich einen Adapter gekauft hatte), ging ich zurück an die Corniche, fand dort ein Restaurant im ersten Stock und aß mit schönem Blick auf den Hafen eine Mixed-Grill-Platte, die sehr lecker war. Anschließend machte ich nochmals (diesmal gewollt) einen Rundgang durch den Souk, fand keine Postkarten und ließ mich dann zurück zum Hotel kutschieren. Unten in der Bar schaute ich noch ein bisschen Cricket und trank zwei Bier, ehe ich mich in mein Zimmer verzog und erstmal duschte.

Maskat ist überhaupt nicht mit Dubai zu vergleichen, es ist viel ursprünglicher, viel älter, viel weniger weltstädtisch, unorganisierter. Kurzum: Kann man sich gut mal angucken, wird aber keine meine Lieblingsstädte werden, denke ich.

Morgen wird, es ist ja schließlich Urlaub, erstmal ausgeschlafen. Vielleicht geht's dann mal nach Kurum an den Strand ...

Freitag, 27. September 2013

Murphy lebt

Man könnte echt meinen, ich verreise zum ersten Mal ...

Ich habe nämlich nicht nur so unbedeutende Dinge wie einen Stromadapter (den ich im Übrigen immer vergesse und immer wieder neu kaufen muss) vergessen, sondern auch so nun wirklich elementare Dinge wie Sonnencreme und Hut. Dass meine Haarpracht nicht unbedingt geeignet ist, der Rotwerdung meiner Kopfhaut entgegenzustehen, weiß ich ja nun inzwischen ... Naja, mit dem Adapter funktioniert es erstmal, weil die Stecker zumindest in die Rasierbuchse passen, und ich habe mir auch schon zwei Hüte gekauft. Sonnencreme besorge ich morgen ...

Murphy lebt aber auch in der Hinsicht, dass ich heute dreimal (!), also in drei verschiedenen Anläufen, die bekloppte Verkaufsstellen der Oman Transport Company gesucht habe und sie erst beim letzten verzweifelten Versuch heute Abend kurz vor Toreschluss dann doc noch fand (und auch das Busticket für morgen für den Bus habe erstehen können).

Aber von Anfang an:

Der Flug nach Istanbul war unproblematisch, problematisch aber war, dass die Istanbul die Transitsicherheitskontrolle vorgezogen haben. Bisher war die immer am Gate, sodass es keine zentrale Kontrolle gab, jetzt ist sie, bevor man in die Transitzone gelangt. Das wäre an sich kein Problem, wenn genügend Personal da wäre und vor allem, wenn nicht zweihundert Pilger auf dem Weg nach Mekka vor mir in der Schlange gestanden hätten.

Am Ende habe ich aber, natürlich, völlig entspannt meinen Flieger gekriegt. Dort hatte ich ein bisschen Pech, nicht mit meinem Sitznachbarn, einem freundlichen Inder, sondern mit dem Sitz an sich. Ich hatte in einem Großanfall von Intelligenz die allerletzte Reihe gebucht, obwohl mir theoretisch klar war, dass man die gar nicht zurückstellen kann (wobei ich ja eh nicht der große Zurücksteller bin). Doofer war, dass da so ein ohrensesselartiges Teil an die Sitzlehne gepeppt war, sodass ich selbst dann nicht hätte schlafen können, wenn ich ausnahmsweise nicht von der eingezwängten Lage, dem Fluggeräusch und ständigen nervigen Durchsagen des Copiloten davon abgehalten worden wäre. Nach einer Stunde erfolgloser Einschlafversuche habe ich das sein lassen und Filme geguckt. Jetzt bin ich also etwa 34 Stunden am Stück wach. Juchhe.

Zwischendurch hatten wir noch einen medizinischen Notfall, weil eine Frau zusammengeklappt war (und sich nach erfolgter Behandlung dafür mehrfach bei den Stewardessen entschuldigte). Wäre sicher lustig gewesen, im Irak eine Notlandung zu machen ...

Jedenfalls kamen wir überpünktlich an, die Einreise ging ewig, weil ich mal wieder einen ganz besonders genauen Grenzer erwischt hatte, aber am Ende hatte ich meinen Stempel im Pass. Danach hob ich erstmal Geld ab, zahlte dann die 3 Dirham (63 Cent) für meine zwei Getränke trotzdem mit Karte, weil die Verkäuferin nicht auf große Scheine rausgeben wollte und versuchte - im zweiten Versuch erfolgreich -, mir eine Tageskarte für den öffentlichen Personennahverkehr hier zu kaufen. Das klappt eigentlich ganz gut und ich stieg sogar an der richtigen Haltestelle und hatte nur noch ein paar Meter zum Hotel zu laufen. Nun war ich also trotz zahlreicher Verzögerungstaktiken schon um 8.30 Uhr da und konnte natürlich noch nicht einchecken, aber der Rezeptionist meinte, dass ich es so gegen 11 Uhr versuchen könnte (das klappte auch, und er bekam ein vernünftiges Trinkgeld).

Die zweieinhalb Stunden verbummelte ich dann, indem ich einigermaßen ziellos mit Bussen (die U-Bahn fährt freitags erst ab 13 Uhr) durch Dubai fuhr. Es war interessant, dabei neben den ganzen Glitzerbauten auch mal andere Stadtviertel zu sehen, in die man als Tourist nicht so kommt. Da sieht Dubai auch nicht besser und nicht schlechter aus als andere vergleichbare Großstädte.

Nach dem Einchecken ging ich dann erstmal in den Pool auf der Dachterrasse und wusch Blut (naja), Schweiß und Tränen der letzten 24 Stunden ab (hatte schon vorher geduscht, keine Sorge). Danach aß ich so zu Mittag, wie das die meisten Menschen hier in Dubai so machen, nämlich indisch. Da gab es leckeres Fisch-Tikka mit ein bisschen Naan. Sehr schmackhaft.

Blick vom Burdsch Chalifa auf die anderen Wolkenkratzer
Ja, und um 15.30 Uhr brach ich dann auf, um mich auf die Aussichtsplattform des Burdsch Chalifa (die Englishsprachigen schreiben das Teil "Burj Khalifa", was ja auch bei uns nicht ganz ungebräuchlich ist). Die S-Bahn-Fahrt (es war ja nach 13 Uhr) war problemlos, nur an der Haltestelle Burj Khalifa/Dubai Mall gab es, außer dem Haltestellenschild, keinen Hinweis auf den Burj Khalifa. Nachdem ich dann den ganzen Weg zur Dubai Mall (ich und einkaufen?!) gegangen war, kehrte ich erstmal wieder um, dann erneut, weil ich im (wenigstens gab es kostenfreies WLAN) Internet gesehen hatte, dass man über die Mall in den Turm kommt. Helden! Hinzu kommt, dass das Ding an keiner einzigen Weggabelung ausgewiesen ist, sodass man mehr oder weniger Glück hat, wenn man pünktlich dort ankommt. Normalerweise ist die Beschilderung hier in Dubai top, deswegen verstehe ich das da besonders nicht.

Nun, auf die Idee, die 124 Stockwerte bis auf 452 m über Boden hochzufahren, sind auch einige andere (unter ihnen Unmengen von Deutschen) gekommen, sodass auf der Aussichtsplattform, die etwa auf halben Weg bis zur Spitze des Gebäudes liegt, ganz schön Andrang war. Die Ausblicke sind allerdings auch sehr beeindruckend, auch wenn man sicherlich darüber streiten kann, ob man dafür 28 Euro ausgeben muss oder nicht.

Blick von der Aussichtsplattform (auf 452 m Höhe, nicht vom Boden aus!)
Nach einer guten Stunde fuhr ich wieder runter (die Aufzugfahrt dauert nur etwa eine Minute!), obwohl ich auf meine Aussicht auf Dubai bei Nacht verzichten musste, aber da war mir der letzte Versuch, dieses ONTC-Büro zu finden, doch wichtiger. Ich fuhr w

ieder U-Bahn und ging ein Stück, war schon wieder nassgeschwitzt (was dann bei den eisigen Klimaanlagen in Bussen, U-Bahnen und Gebäuden nicht ganz ungefährlich ist) und fand nach waghalsigem Überqueren einer etwa zwölfspurigen Straße tatsächlich das Büro, das auch noch geöffnet war. Ich zahlte 11 Euro für meine Busfahrt und soll morgen um 6.30 Uhr am Büro sein. Wird lustig, 86. Land ...

Danach fuhr ich wieder ins Hotel, bestieg den Jacuzzi (aaaaaaaaaah) und sitze nun auf dem Bett, wartend, dass die mir die Minibarpreisliste bringen; die habe nämlich vergeblich gesucht. Ich glaube zwar nicht, dass die 20 Euro für ein Heineken haben wollen, aber man weiß es halt nie ... Ich befürchte nur, wenn die Preisliste nicht bald kommt, trinke ich ohne Rücksicht auf Verluste mein Feierabendbier, denn das habe ich mir heute verdient.

Donnerstag, 26. September 2013

On the road again

... naja, "road" kann man das ja nicht wirklich nennen, denn wirklich on the road bin ich nur übermorgen auf dem Weg von Dubai nach Maskat.

Jetzt sitze ich nach einem sehr kurzen Arbeitstag, an dessen Ende es (um 11.30 Uhr) noch einmal ein bisschen hektischer wurde, schon wieder am Flughafen in Frankfurt.

Meine Ma und meine Ersatzoma waren gekommen und hatten Kuchen aus dem Schwarzwald mitgebracht, der bei bei meinen Kollegen nicht ganz so schlecht angekommen zu sein scheint. Danach waren wir lecker beim Italiener, bis die beiden mich jetzt zum Flughafen gebracht haben.

Nochmal kurz zur Route: In zwei Stunden geht mein Flieger nach Istanbul. Dort habe ich zwei Stunden Aufenthalt, dann geht es weiter nach Dubai, wo ich morgen um 5.45 Uhr Ortszeit ankomme. Danach geht es ins Hotel und nach Dubai (35°C heute), am Nachmittag auch auf den Burj Chalifa.

Irgendwann morgen muss ich dann auch die Busfahrkarte in den Oman erstehen, wohin es am 28. September geht. Zwei Nächte dort, dann fliege ich am 30. September morgens nach Bahrain, habe dort zwölf Stunden Aufenthalt und fliege dann weiter nach Doha in Katar. Auch dort bin ich zwei Nächte, ehe es am 2. Oktober mittags wieder nach Dubai und am 3. Oktober früh morgens wieder über Istanbul heimgeht.

Ich bin sehr gespannt ...