Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 7. April 2013

Rrrrrrrums

... hat's gemacht. Aber dazu gleich mehr.

Ich weiß gar nicht genau, ob wir pünktlich mit dem Boarden anfingen, jedenfalls kamen wir nicht pünktlich in Tel Aviv weg. Die 40 Minuten schmolzen zusammen, und als wir landeten, hatte ich theoretisch 35 Minuten bis zum Abflug meiner Maschine nach Frankfurt. Um das Ganze noch ein bisschen zu verzögern, stellten wir uns janz weit draußen aufs Vorfeld und wurden mit dem langsamsten Bus von ganz Italien zum Gate gefahren.

Dort allerdings wurde ich schon mit einem "Francoforte"-Schild von einer Alitalia-Dame begrüßt und abgeholt. Zusammen mit einem argentinischen Paar, das nach Barcelona musste, drängelte die Dame uns in der Sicherheitskontrolle vor (wie gesagt: es ist ziemlich bekloppt, wenn Ankünfte aus Israel in der EU nochmal in die Sicherheitskontrolle müssen ...) und dann ging's auf so ein Fußlahmengefährt in Richtung Passkontrolle. Die Alitalia-Dame fuhr so, wie ich es von einer Italienerin erwartete: Kreuz und quer umkurvte sie die laufenden Flugreisenden, die gar nicht wussten, was da hinter ihnen her war. Gelegentlich wurde gehupt. Sehr lustig.

Bei der Passkontrolle wurden wir rausgeworfen, und auch die beiden Argentinier durften - sie konnten offenbar ihre Notlage gut erklären - durch die EU-Bürger-Kontrolle ... Wieder auf dem Gefährt, das inzwischen mit der Alitalia-Dame durch die Angestellten-Schleuse gefahren war, ging es weiter. Der Zöllner fühlte sich extremst wichtig und hielt unserer Fahrerin erstmal einen Vortrag, dass sie nicht einfach so an ihm vorbeifahren könnte. Da könnte ja jeder kommen, und so. Als der Quatschkopp fertig war, ging's weiter.

Naja, und dann unterschätzte unsere Fahrerin die Wendigkeit des Fahrzeuges und rumste ("knallte" wäre deutlich übertrieben) beim Versuch, sich zwischen einer nichtsahnenden Frau und einer Säule hindurchzuschlängeln, gegen ebendiese Säule. Verwirrte Blicke und allgemeines Schmunzeln der Umstehenden und auch von uns auf dem Gefährt waren die Folge. Nach dem Neustart und kurzem Zurücksetzen ging es weiter. Ich wollte am Flugsteig D aussteigen wie die Argentinier, durfte aber nicht, weil die Angabe auf meiner Bordkarte nicht mehr stimmte: Inzwischen war mein Flugsteig C irgendwas. Also, zurückmarschmarsch durch die Menge, und mit quietschenden Reifen (ich übertreibe leicht ...) kamen wir an meinem Gate zum Stehen. Durch die Bordkartenkontrolle und runter zum Bus rannte ich leicht, eingestiegen. Es saß genau eine Frau im Bus, ansonsten war das Gefährt leer.

Nun, und jetzt saßen wir und saßen und saßen und schauten unserem Busfahrer beim Rauchen zu. Wir warteten und warteten, bis eine größere Gruppe von Sri-Lanka-Reisenden sich noch zu uns gesellte. Dann erst, als ich schon sicher zehn, fünfzehn Minuten im Bus gegessen hatte, ging es in Richtung Flieger. Wir wurden mit, naja, nicht hochfreundlichen Gesichtern begrüßt, aber das verstehe ich sogar, wenn wir eine halbe Stunde Verspätung bescheren, selbst wenn wir nichts dafür können. Wir mussten dann aber nochmal eine halbe Stunde warten, ehe es los ging. Dafür dauerte der Flug nicht so lange wie gedacht. Um 11.55 Uhr landete der Flieger in Frankfurt, um 12.44 Uhr saß ich in der S-Bahn und um 13.35 Uhr war ich in meiner Bude. Nach dem Duschen ging ich dann in Ruhe zum Fußballgucken ...

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Da ich mich ja eh nicht dranhalte, wenn ich beteuere, nie mehr Nachtflüge zu buchen: Nachtflüge sind ... den Kraftausdruck übelster Sorte erspare ich mir jetzt. Juchhe, in sieben Wochen gibt's wieder Nachtflüge nach und aus Georgien ...

Ansonsten wurde die Tour immer besser. Die Ankunft in Amman war problemlos, das Hotel leider nicht, wobei sich das auch mit der Zeit besserte (wahrscheinlich war es eher Gewöhnung ans Leid denn tatsächliche Verbesserung, aber sei's drum). Amman selber ist keine Stadt, die jetzt so die Hammersehenswürdigkeiten hat, aber es ist sicher eine gute Ausgangsbasis für Reisen durch (das nördliche) Jordanien. Der Straßenverkehr ist für arabische Verhältnisse ziemlich gesittet, die Menschen recht freundlich, die Innenstadt überschaubar. Doch, nach Amman käme ich gerne noch einmal, wenn auch wenige Übernachtungen reichen, um sich in Jordanien einzugewöhnen und die Sehenswürdigkeiten im unmittelbaren Umfeld anzugucken. Madaba, Qasr Azraq und Ajlun (in der Nähe von Jerash) würde ich gerne noch ansehen, wenn ich mich das nächste Mal in Nordjordanien herumtreibe.

Jerash war, auch und gerade mit einigem Abstand, das erste große Highlight der Tour. Ich finde, die Tatsache, dass die antiken Ruinen fast vollständig (aber meist recht weitläufig) von der modernen Stadt umgeben sind, hat durchaus auch ihren Reiz. Und die Ruinen selbst fallen hinter Palmyra nur wenig ab, wenn überhaupt.

Petra, naja, ich denke und hoffe, meine Begeisterung über Petra ist in den Blogeinträgen durchgekommen: Petra ist toll, gar keine Frage. Ich kann wirklich nur empfehlen, zu einer kühleren Jahreszeit (wie jetzt im Frühjahr) zu kommen und ein paar Tage zu bleiben. Allein der Aufstieg zum Ed-Deir ist absolut lohnenswert, macht einen aber total fertig. Ich fürchte, wenn man nur einen Tag in Petra ist, nimmt man gar nicht alles wahr, was es zu sehen gibt. Außerdem ist es unfair, dass der Siq und das Schatzhaus gleich am Anfang kommen, weil das halt das ist, was man in Petra sehen will. Die Felsengräber, auch die Ruinen der Stadt wären für sich selbst gesehen sehr beeindruckend, aber wenn man schon so heftig Glückshormone ausgeschüttet hat (und auch bereits ein paar Kilometer in den Knochen hat), fühlt sich das nicht mehr so fantastomanisch an. Wer weiß, was ich sagen will, muss mich missverstanden haben ...

Der/das, wie auch immer, Wadi Rum und Akaba werden vielleicht mal zu einer späteren Zeit besucht.

Naja, und dann kommt man aus dieser zumindest öffentlich männerdominierten arabischen Gesellschaft rüber nach Israel und hat an der Grenze erstmal mit jeder Menge Frauen in durchaus respekteinflößenden Situationen zu tun. Das ist eine Umstellung, allerdings eine, die ich, wie ich schon diverse Male angedeutet habe, grundsätzlich sehr positiv finde.

Ich weiß nicht, wie lange ich an diesem Ostersamstag in Israel war, aber mehr als zwei Stunden waren es keinesfalls, denn dann war ich schon wieder in der zumindest öffentlich männerdominierten arabischen Gesellschaft in Ägypten und habe in drei Tagen keine einzige einheimische Frau gesehen, wie mir gerade auffällt.

Nun, das Auswärtige Amt warnte in seinen Reisehinweisen vor dem Besuch des ägyptisch-israelischen Grenzgebietes (zu dem die Grenzübergangsstelle naturgemäß nun einmal dazugehört, auch wenn wohl eher das nördliche Grenzgebiet in der Nähe des Gaza-Streifens gemeint war) und war bezüglich der Strecke Taba - Nuweiba, an der mein Hotel lag, ein wenig zweideutig: Es war keine eindeutige Reisewarnung herauszulesen, aber so richtig einschließen in die Unbedenklichkeitserklärung für viele Gebiete des Sinai wollten sie sie offenbar auch nicht. Jedenfalls war ich froh, als ich unversehrt in meinem Hotel ankam.

Hm, wenn ich zwei Wochen alleine und selbstorganisiert durch den Nahen Osten reise, muss ich gestehen, dass ich drei Tage als Pauschaltourist in einem weichen Bett auch sehr gut aushalte. Die (zwei Drittel bis drei Viertel) Russen soffen die Cocktails schneller aus als die Ägypter Nachschub mixen konnten, aber sonst waren sie ganz harmlos. Und den Strand, die Sonne und den Pool genossen sie ebenso wie die paar Briten und Italiener sowie die wenigen Deutschen, die im Hotel waren. Dieses ägyptisches Pharaoh-Bier ist jetzt nicht so ganz der Brüller, aber wenn man das Ganze mit Cola mischt (selbst der Begriff "Diesel" hat sich bis zum ägyptischen Barmann herumgesprochen), geht das ganz gut. Nach sechs Tagen Jordanien hatte selbst ich die Muße, einen ganzen Nachmittag faul in der Strandliege zu verbringen, auch wenn die allerdings verkraftbare Strafe in Form des Sonnenbrandes auf dem Fuße folgte. Doch, im Großen und Ganzen war das Hotel sehr zufriedenstellend.

Die Rückfahrt in die westliche Welt ging in Richtung Osten, und die Israelis mit ihrer Spengstoffspülbürste werde ich wahrscheinlich so schnell nicht vergessen, nachdem ich viermal (bei beiden Grenzübertritten und zweimal am Flughafen) auf Explosivstoffe untersucht wurde ... Das Reisen mit dem Bus funktioniert in Israel natürlich völlig problemlos, und die Fülle von gegensätzlichen Landschaften in diesem kleinen Land ist immer wieder sehr beeindruckend.

Naja, wenn man in Tel Aviv die Taxifahrer abzieht, die den Ausländer gerne mal heftig zu bescheißen versuchen (fool me once, your fault, fool me twice, my fault, Freundchens), ist Tel Aviv einfach, ähm, toll, fantastisch, wunderbar, wunderschön, total entspannt, ... Vielleicht trifft es das Ganze für diejenigen, die mich persönlich kennen, ganz gut, wenn ich sage, dass ich mir mit Istanbul als meiner Lieblingsstadt im Moment nicht mehr so ganz sicher bin.

Entgegen meiner Erwartung, dass ich doch zumindest mal einen Tag noch in Jerusalem verbringen würde, hat mich Tel Aviv, obwohl ich nicht so wahnsinnig tief in die Stadt eingetaucht bin, sehr in seinen Bann gezogen. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen, an der Strandpromenade auf und ab zu laufen und zu radeln, die arabische Atmosphäre im alten Jaffa zu genießen und das jüdisch-israelisch-amerikanisch-internationale Gesamtkunstwerk am Strand in Tel Aviv und in den Kneipen, die American-Football-Spieler am Strand neben den orthodoxen Juden, die kopftuchtragende Muslimin neben der im Bikini herumliegenden Israelin mit russischem Migrationshintergrund, die seit sieben Jahren in Israel lebende Deutsche, die in der Kneipe den indisch-amerikanischen Touri bedient und ihm nebenbei den Fußballsport erklärt ...

Doch, Tel Aviv war toll, und die israelischen Sicherheitskontrollen am Flughafen muss man auch mal erlebt haben (zumal das in den anderen öffentlichen Einrichtungen, im Bus, in den Restaurants, total lax war) ... Hab gerade eben schon mit meiner Mutter überlegt, ob wir nicht im Herbst gemeinsam mal nach Tel Aviv fliegen. Hat mich also echt umgehauen, diese Stadt ...

Over and out für diese Tour, in weniger als sieben Wochen geht's nach Georgien, Armenien und Bergkarabach.

Samstag, 6. April 2013

Soooo schlimm sind die Israelis nicht ....

... die normalen Leute sind ohnehin toll, und auch die Flughafen-Sicherheitsdamen und -herren sind weder so unfreundlich wie kolportiert noch ist das alles so ein Monsterriesenaufstand. Naja, es ist schon ein Riesenaufstand, aber eben kein Monsterriesenaufstand ...

Heute Morgen bin ich erstmal aufgestanden und wollte meinen Abschlussschwimm machen. Es war heute, wie gestern Abend, ganz schön windig, und so wehte über "meinem" Badeabschnitt eine schwarze Flagge. Das scheint absolut absolutes Badeverbot zu heißen, denn die Bademeister waren ganz schön ungehalten, als doch Leute im Wasser waren. "Get out of the water immediately." Hat zwar erst bei der dritten Aufforderung geholfen, aber immerhin ... Ich war jedenfalls nur mit den Füßen im Wasser, war trotzdem schön.

Ich bin dann ein bisschen an der Stadtpromenade entlanggewackelt und geradelt, habe mir trotz Sonnencreme nochmal einen Sonnenbrand geholt, habe bei meinem Falafel-Mann abermals Schwarma und in der Ami-Kneipe neben der Botschaft dann zum Abendessen einen Cheeseburger gefuttert. So richtig unkoscher Minuten vor dem Beginn des Sabbats am Freitagabend. Interessiert in Tel Aviv aber ohnehin nicht allzuviele Menschen.

Der Bär steppte nicht so richtig, was aber wohl eher am ungemütlichen Wetter denn am großen Glauben lag. Den Abschluss machte ich in meinem English Pub, in dem der Wirt seine angestellten Damen ganz schön zur Sau gemacht hat ...

Ich ließ mich dann gegen 0.30 Uhr zum Flughafen fahren (und mich diesmal nicht vom Taxifahrer übers Ohr hauen, wodurch ich 50 Schekel, mehr als 10 Euro, sparte).

Bevor man überhaupt das Flughafengebäude betritt, kommt die erste Sicherheitsschleuse, die aber noch harmlos ist. Ich wartete bis 2.00 Uhr, ehe ich den Hindernisparcours auf mich nahm. Der Sicherheitsmensch, der die bösen Buben herausfiltern soll, löcherte mich ganz schön mit Fragen nach meinen Aufenthalten in Jordanien und Ägypten. Ich bin heilfroh, dass meine syrischen und libanesischen Sichtvermerke nicht mehr in dem Pass drin sind, sonst hätte die Befragung noch länger gedauert. Er holte sogar seinen Chef dazu, aber der schätzte mich zutreffend als offenbar harmlos ein, sodass ich mein Gepäck dann in die Röntgen-und-Druck-Maschine geben konnte. Das Handyaufladekabel störte den dort zuständigen Menschen, sodass ich zur Nachkontrolle von Hand musste. Das ging aber relativ entspannt trotz erster Sprengstoffkontrolle. Mein Check-in war noch nicht offen, sodass ich ein paar Minuten warten musste, ehe ich dann zu meinem Check-in-Schalter eskortiert wurde. Dadurch konnte ich aber gleich einchecken, auch ganz praktisch.

Die Sicherheitskontrolle, die folgte, enthielt wieder eine Sprengstoffkontrolle; sie war - wie eigentlich alles - zwar zeitaufwendig, aber völlig entspannt. Nicht mal die Schuhe musste ich ausziehen ...

Die Sorge um das Verlieren des Einreisezettelchens hätte ich mir sparen können, ich war offenbar im Computer drin, sodass die Grenzerin meinen Zettel gar nicht brauchte. Nach ziemlich genau 55 Minuten hatte ich alles überstanden. Alles also nicht so schlimm.

Nun bin ich natürlich viel zu früh im (angenehm temperierten) Abflugbereich. Macht aber nichts. Gleich kommen meine Kontaktlinsen in den Müll, ist eh schon überfällig. Ich habe einen Short-Connection-Zettel an mein Gepäck gekriegt, zumal die meinen Flug zwanzig Minuten nach hinten verschoben haben, sodass die ohnehin kurze Umsteigezeit von 60 noch auf 40 Minuten verkürzt wird ... Mit Einreise und Sicherheitskontrolle (was ja eigentlich totaler Quatsch ist, aber Israel ist halt nicht in Schengen-Raum oder EU) dürfte das richtig eng werden. Im Zweifel mache ich mir noch einen schönen Tag in Rom und fliege erst abends nach Frankfurt. Glücklicher wäre ich aber schon, wenn ich schon wie geplant um 11.15 Uhr in Fränkfört einschwebte.

Ich werde nach meiner Ankunft zu Hause berichten, so oder so.

Dann werde ich, wenn ich Lust habe, auch ein etwas längeres Fazit schreiben als das kurze, was jetzt folgt: Es war toll.

Ein kleines Jubiläum gibt es zu feiern. Dies ist der 200. Post. Ich bin offenbar seit 2009, als ich mit der großen Aserbaidschantour anfing, hier zu berichten, eine ganze Menge gereist ...

Donnerstag, 4. April 2013

Letzte Übernachtung

So, ich sitze auf dem Bett. Die letzte Übernachtung in meinem Hotelzimmer in Tel Aviv steht an. Morgen Abend werde ich durchmachen, da ich schon um zwei Uhr am Flughafen sein soll, weil mein Flieger nach Rom schon um 5.15 Uhr am Samstag Morgen abheben wird.

Heute war noch einmal ein ganz entspannter Urlaubstag: Ich habe ausgeschlafen bis um 10 Uhr, war dann ein bisschen schwimmen, bin noch einmal Fahrrad gefahren, habe israelisches Fast Food gegessen, mir einen leichten Sonnenbrand auf dem Schädel geholt (trotz halbwegs bewölktem Himmel) und ansonsten einfach Tel Aviv noch einmal genossen.

Während der Lektüre der "Jerusalem Post" traf mich das Geschoss eines Vogels, sodass ich ins Hotel bin und mein Hemd wechselte. Da auch meine Mütze etwas abbekommen hatte, kaufte ich mir eine schicke Israel-Baseball-Kappe. Muss nur aufpassen, wohin ich die mitnehme, sonst kommt so mancher arabische Grenzer womöglich auf die Idee, dass ich schonmal im "besetzten Palästina" gewesen sei ...

Heute Abend war ich dann nochmal im aufbrausenden Meer schwimmen, ehe ich in der Kneipe direkt neben der US-Botschaft (die übrigens traumhaft direkt an der Strandpromenade liegt) zu Abend aß. Jetzt ist es 22 Uhr hier und ich bin tatsächlich auf dem Weg in die Heia.

Die beliebte Bierkunde möchte ich, zumindest für Israel, nachholen: Das helle "Maccabi" und auch das dunkle "Goldstar" sind durchaus zu genießen, auch wenn die Israelis selber offenbar gerne belgische und irische Biere trinken, die findet man nämlich überall. Und Weihenstephan kriegst du auch an jeder Straßenecke. Apropos Bayern: Heute Morgen ist noch der bayrische Wirtschaftsminister an der Strandpromenade an mir vorbeigelaufen, keine Ahnung, was der in Tel Aviv macht.

Heute Morgen habe ich versucht, einem orthodoxen Ehepaar beim Mieten eines Fahrrads bzw. beim ordnungsgemäßen Wiederabgeben zu helfen, was mir nicht richtig gelang, weil die beiden auch wirklich nur Hebräisch sprachen (sie ein ganz klein wenig Englisch). Es war lustig, die beiden zwischendurch beim Radfahren zu beobachten: Sie hatte sich extra seine Jacke um den Bauch gebunden, damit der (knielange) Rock beim Radfahren keine allzu unzüchtigen Einblicke gewährte ...

Und gestern habe ich eine Soldatin in voller Uniform neben ihrem in Hippie-Klamotten gekleideten Freund am Strand liegen sehen. Sowas gibt's halt nur in Israel ...

Übermorgen geht es dann also in Allerherrgottsfrühe wieder in Richtung Deutschland. Den letzten Tag morgen in Tel Aviv werde ich genießen, einschließlich Abschlussplanschen im Meer morgen Vormittag. Ich bin gespannt, wie im säkularen Tel Aviv am Freitag Abend der Bär steppt. Ein bisschen kann ich das ja noch beobachten, ehe ich so gegen 0 Uhr anfangen werde, mir ein Taxi zu suchen ...

Und dann heißt es "Tschüss, Tel Aviv" bzw. ביי, תל אביב.

Mittwoch, 3. April 2013

Fahrradfahren

Ausblick von meinem Hotelzimmer in Ägypten auf Pool und Rotes Meer
Bitte auch den Eintrag von heute Morgen beachten!

Ja, heute bin ich mal wieder, erstmals seit bestimmt 15 Jahren, Fahrrad gefahren. Hier in Tel Aviv gibt es nämlich, wie in vielen anderen leidlich flachen Städten, Mietfahrräder (hätte mir auch eines vom Hotel ausleihen können, aber auf die Idee bin ich zu spät gekommen). Da zahlt man einen Fixbetrag für das Tagesabo und kann dann - zumindest hier in Tel Aviv - 30 Minuten kostenfrei mit dem Fahrrad fahren. Wenn man das dann mindestens zehn Minuten wieder an einen Abstellplatz bringt, springt die Zeit, die man kostenfrei fahren kann, wieder auf 30 Minuten. Sehr praktisch das Ganze ...

Strand in Tel Aviv
Aber von Anfang an: Ich bin dann an den Strand gegangen, und hier in Tel Aviv gibt es Strandabschnitte, die jetzt, in der Vorsaison, zum Schwimmen gesperrt sind (offiziell), und andere offizielle Badeabschnitte mit Rettungsschwimmern. Als ich heute ankam, war dort auch rote Flagge. Mist. Nun wollte ich mich nicht mit den israelischen Rettungsschwimmern anlegen und blieb aus dem Wasser. Ich ging ein paar Meter zurück in Richtung Hotel und sah eine ganze Gruppe von Menschen im Wasser, wo ausnahmsweise kein Schwimmen-verboten-Schild im Umkreis von, ähem, drei Metern stand. Also T-Shirt aus und rein in die Fluten. Sehr angenehm, gar nicht so kalt wie erwartet. Das einzig "Doofe" ist, dass das Wasser sehr flach ist und man sehr weit reingehen müsste, um aufrecht das bis zum Hals im Wasser stehen zu haben ... Erfrischend war es trotzdem.
Skyline von Tel Aviv
Kaum war ich im Begriff, das Wasser zu verlassen, heulte die Sirene und die Rettungsschwimmer von dem einen besetzten Turm meckerten per Fernmegafon alle an, die an "meinem" Strandabschnitt im Wasser waren: Jaja, keine Rettungsschwimmer an dem Teil des Strandes, haben wir schon gemerkt. Am Ende interessiert es die Israelis nicht wirklich, was die Bademeister so von sich geben ...

Ich ging ins Hotel, duschte mich und machte mich dann, wie erwähnt mit dem Fahrrad, die zwei, drei Kilometer auf in den Süden, in die Altstadt Jaffas. Dort guckte ich mich ein wenig um, sah mir den Uhrturm und den Flohmarkt an, aß eine Kleinigkeit (naja, es war eine ziemlich große Kleinigkeit ...) und fuhr dann nach ein paar Stunden in Jaffa wieder zurück nach Tel Aviv.

Clock Tower in Old Jaffa
Nach einem kurzen Spaziergang entschied ich mich, dass ein Sprung ins kühle Nass noch einmal ganz gut wäre. Also ab ins Hotel, umgezogen, ab an den Strand (der zum Glück nur drei Minuten weg ist) und bei grüner Flagge, aber ohne Bademeister in die Wellen. Schöööööööön. Und, ja, es ist auch schön, wenn man sieht, dass die Frauen hier anziehen können, was sie wollen. Ich meine jetzt gar nicht einmal die eine oder andere durchaus ansehnliche Bikini-Figur, sondern insgesamt die westlichen Freiheiten, die man hier in Israel bzw. in Tel Aviv eben einfach genießt. (Der Preis ist, dass die orthodoxen Juden in Jerusalem angeblich Tel Aviv gerne mit Sodom und Gomorrha gleichsetzen ...)

Gleich geht es zum Fußballgucken in die Kneipe ums Eck.

Bei den Bildern hat sich noch ein Foto aus Ägypten reingeschummelt, das ich bisher noch nicht online gekriegt hatte: Ja, ich hatte auch dort ein schönes Hotel ...

"Antisemites everywhere"

Am Montag machte ich es mir in der Regel auf dem Balkon gemütlich und ging nur zum Schwimmen runter ans Meer. Ich hatte mich zwar am Sonntag gut mit Sonnenschutzmittel eingecremt, allerdings offenbar nicht alle Stellen meines Körpers, und so war mein Bauchnabel (!) und die rechte Armbeuge ebenso ein bisschen verbrannt wie meine Stirn, die offenbar bisher zu wenig Sonne abbekommen hatte dank der Kappe. Naja, es gibt Schlimmeres.

Das Rote Meer gefiel mir immer besser, und das Essen im Hotel war auch durchaus genießbar.

Gestern Morgen machte ich noch einen letzten Abschiedsschwimm im Meer, frühstückte dann, ließ mein Zimmer vom Boy inspizieren (! -- Ich vermute mal, ein paar Russen hatten ein paar Mal ganz schön die Sau rausgelassen, auch im Zimmer ...) und checkte dann aus, nachdem ich den Rezeptionisten gebeten hatten, mir mein Taxi zu bestellen. Ich hatte am Abend gefragt, was der Hoteltransfer kosten würde, und da der Preis noch höher war als der, den ich meinem Taxifahrer gezahlt hatte, ließ ich mir "meinen" Fahrer wieder kommen.

Der freute sich sehr, mich wieder zu sehen, und es ging problemlos zur Grenze. Dem ägyptischen Grenzer brachte ich noch Deutsch bei ("Auf Wiedersehen"), die Ausreisesteuer musste ich nicht zahlen, und schon war ich wieder in Israel. Wieder wurde ich zum Sprengstoff-Screening rausgezogen, und der Grenzer wollte ganz schön viel von mir wissen .... Ärgerlich war nur, dass er mir keinen Stempel in den Pass gab (ungefragt!), sondern so einen Zettel ausfüllte, der als Stempelersatz fungiert. Wenn ich den bis zur Grenzkontrolle am Flughafen nicht verliere, mache ich drei Kreuze ...

Ich ließ mich von einem geschäftstüchtigen Taxifahrer zum Busbahnhof fahren, und kaufte ein Ticket sogar schon für den 12.30-Uhr-Bus. Die Fahrt war an sich ereignisarm, nur die Ausblicke auf die Wüste, zwischendurch kurz aufs Tote Meer und dann auf die zunehmend grüner und urbaner werdende Landschaft waren durchaus beeindruckend.

Ich kam gegen 18 Uhr am Busbahnhof und ließ mich intelligenterweise gleichmal am Taxistand abzocken, bis ich an meinem Hotel war. Das Hotel ist gar nicht so schlimm wie befürchtet. Das Zimmer ist zwar recht klein, aber das Bett und das Bad sind völlig in Ordnung, und ich habe sogar einen Balkon auf die Allenby Street raus. Es wäre ein bisschen laut, aber da das gleichförmige Geräusch der Klimaanlage den Verkehrslärm übertönt, kann ich wunderbar schlafen.

Ans Schlafen ging ich aber gestern noch nicht, sondern ich verließ gleich das Hotel wieder und bewegte mich zum Strand. Wow. Ich kam mir vor wie in Miami: Wunderbarer Sandstrand, und an der Promenade ist die Hölle los. Bands spielen ihre Lieder (!), die Jugendlichen rauchen (es roch gelegentlich recht süßlich), ein paar Strandbars sind um die frühe Zeit des Jahres schon offen. Sehr schick. Ich fand alle von mir angestrebten Kneipen und blieb dann schließlich in einem irischen Pub, weil ich mir sicher war, dass hier Fußball käme.

Ich aß einen total unkoscheren, aber sehr leckeren Cheeseburger und trank ein Guinness und ein zweites. Zu Beginn des Spiels setzte sich dann ein Brite zu mir, mit dem ich mich in ein sehr intensives Gespräch vertiefte. Das Fußballspiel (die zeigten eh nur PSG gegen Barcelona) trat dabei in den Hintergrund. Er lud mich zu zwei weiteren Bieren ein und bestellte auch noch einen sehr leckeren Nachtisch (einfach nur warme Erbsen, aber echt gut!). Wir redeten über Gott und die Welt, und wenn ihm irgendwas nicht passte, wurden plötzlich selbst die neben uns sitzenden Israelis zu "Antisemiten". Scherzhaft, klar, aber sowas kann nur ein Jude sagen ... Am Ende verabschiedeten wir uns aufrechtstehend, und ich ging die paar Meter zurück zum Hotel.

Hier fiel ich in einen totenähnlichen Schlaf und bin gerade erst aufgewacht (es ist 9.30 Uhr hier). Ich gehe gleich mal den Strand erkunden, vielleicht hat die Quallensaison noch nicht angefangen ...