Jetzt war es schon das zweite Mal nach Andorra, dass Gegenstände mich im Wind heimsuchen wollen, zur Gewohnheit sollte das bitteschön nicht werden!
Ich schlief heute einigermaßen aus, ging duschen und verließ dann die Bude. Douala hat anscheinend nicht so die monstermäßigen Sehenswürdigkeiten, aber ein bisschen was wollte ich mir ansehen. Zunächst aber benötigte ich wieder Geld, das klappte bei der Ecobank vorzüglich, und dann brauchte ich Wasser. Ich suchte vergeblich einen Mülleimer für meine große (leere) Flasche, warf ich dann der Kassiererin in den Abfalleimer und holte zwei neue Flaschen, nicht ohne - heute mal in Ruhe ohne Madame - durch den absolut europäisch eingerichteten Carrefour-Supermarkt zu spazieren.
Äpfel und Birnen kommen aus Südamerika, Trauben aus Peru, diese Sachen sind dementsprechend teuer, aber die Auswahl ist schon schick, auch an alkoholischen Getränken (Bier, Wein, Schnaps aus aller Herren Länder), und selbst die Fleischtheke sah sehr appetitlich aus. (Gleiches gilt auch für den Spar-Supermarkt, der noch deutlich größer war - und in dem unglaublich viel Personal bereitstand.)
Ich lief ein paar Schritte zum Busunternehmen, das, bei dem ich war, bietet aber keine Busfahrten nach Kribi an, aber der eine Träger sprach ein wenig Englisch und bot mir eine Privattour für 80.000 Franc (120 Euro) an. Ich lehnte dankend ab und marschierte wieder zurück in die Stadt.
Kurz vor der Kathedrale kaufte ich mir eine kamerunische SIM-Karte, die funktioniert aber nicht so richtig; irgendwie funktioniert hier ziemlich viel nicht so richtig, so ist leider mein Eindruck. Mal gucken, ob ich da (weitere) 15 Euro mehr oder weniger in den Sand gesetzt habe, oder ob ich das morgen früh noch gerichtet bekomme ...
In der Kathedrale war - am Sonntag, sowas auch - Gottesdienst, sodass ich da natürlich nicht reinstolperte, sondern nur ein Foto der Kirche von außen machte.
Danach lief ich in Richtung des Geschäftsviertels, und erst einmal fielen bettelnde Kindern über mich her. Wenn ich Bettlern etwas gebe, dann bestimmt keinen Kindern, und schon gar nicht, wenn sie (oder sonstwer) mich ungefragt mit Bereicherungsabsicht anfassen. Vielleicht war mein "pas toucher!" etwas laut (und grammatikalisch auch noch falsch), aber da werde ich echt kiebig, wie der regelmäßige Leser weiß ... (Madame gestern war nicht schlimm, die wollte ja nichts von mir provozieren, und ich selbst bin manchmal ein bisschen touchy, aber nicht so!)
Nun, das Geschäftsviertel war ausgestorben, auch das relativ hochgerühmte Doul'art, eine Kunstgalerie, war geschlossen, Frauen und Männer saßen im Schatten, Autos und Motorräder wurden gewaschen, insgesamt war völlig tote Hose, auch am Kriegerdenkmal, sodass ich weiterlief in Richtung der geplanten Mittagessenskneipe.
Ich versorgte mich beim Spar (gut) frisch mit Getränken und kam dann an einer Straßenkreuzung bei Verkäufern mit einem kleinen Käfig vorbei, in dem vier oder fünf Hundewelpen und Kätzchen drin waren, der stand mitten in der Sonne, und ein kleiner Hund jaulte herzerweichend. Das war furchtbar, und ich überlegte kurzzeitig, ob ich die einfach freikaufe und dann freilasse, aber vielleicht finden die ein besseres Zuhause. Oh Mann ...
Meine angestrebte Kneipe hatte wohl zu, so richtig verstand ich den Wachmann nicht (die Sprachbarriere ist hier leider ganz, ganz deutlich zu spüren - ich muss echt ein bisschen Französisch pauken, weil die meisten noch fehlenden Länder französischsprachig sind ...), also lief ich zu in Richtung von "Mama Africa", an der ich zwei Stunden zuvor schon vorbeigekommen war.
Die dortige Bedienung sprach ein wenig Englisch, und so bekam ich das kamerunische Nationalgericht Ndolé: Bitterspinat (der heißt Ndolé) mit Fisch und Maniok für 3.000 CFA-Franc, ungefähr 4,50 Euro. Das war lecker, vielleicht nicht das Beste, was ich je gegessen habe im Leben, aber lecker, und trank dazu - aufgrund eines Missverständnisses - ein Malzbier; das tat mir aber bestimmt besser als ein echtes Bier ...
Danach machte ich, dass ich schnell nach Hause kam und sitze jetzt hier - es donnert immer noch, auch wenn der Regen aufgehört hat - in meiner Bude, nachdem ich mich von Schweiß und Staub per Dusche befreit habe.
So, noch ein paar Fragmente: Die eine Hauptstraße hier ist brutal, weil die Motorräder selbst bei roter Ampel fahren. Das heißt, du selbst hast eine grüne Ampel, aber vor dir kreuzen unzählige Motorräder. Außer einem umgekippten Lastwagen heute Mittag neben dem Hunde-und-Katzen-Käfig habe ich aber noch keinen Unfall wahrgenommen, weil die hier dementsprechend vorsichtig(er) fahren.
So richtig total voll wohl fühle ich mich hier nicht, das muss ich gestehen, auch wenn die Menschen meist sehr freundlich sind. Für andere, an denen ich vorbeilaufe, scheinen Weiße wandelnde Geldautomaten zu sein, denn mehr als ein normaler Mensch am Straßenrand zeigte mir an, dass er gerne Geld von mir hätte.
Madame hat gestern für die 300 Meter zum Supermarkt 2.000 CFA-Franc gezahlt, das sind drei Euro - das kam und kommt mir wahnsinnig viel vor. Ich fahre gleich vielleicht noch zu einer bekannten Skulptur, das sind zweieinhalb Kilometer Fahrt und Yango will mir dafür 900 Franc abnehmen, was ich sehr, sehr, sehr in Ordnung fände (allerdings muss man da trotzdem immer bar zahlen, was den Nutzen etwas schmälert ...).
Und noch ein Statistiknugget: Wenn ich mich nicht vertue, gibt es durch den Besuch Kameruns kein unbesuchtes Land auf der Welt mehr, das eine Landgrenze hat, aber nicht an mindestens ein Land angrenzt, in dem ich schon war:
Antarktika, die Cook-Inseln, Kiribati, Madagaskar, die Marshall-Inseln, Mikronesien, Nauru, Niue, Palau, die Salomonen, Tonga, Tuvalu und Vanuatu haben keine Landgrenzen (13 von 43 noch fehlenden Ländern). Haiti grenzt an die Dominikanische Republik, Venezuela und Guyana an Brasilien (insgesamt 16); Liberia und Mali grenzen an Guinea; Burkina Faso, Niger und Nigeria an Benin (insgesamt 21). Libyen, der Tschad, Zentralafrikanische Republik, der Südsudan und Eritrea grenzen an den Sudan (insgesamt 26), Dschibuti, Somaliland und Somalia an Äthiopien (insgesamt 29). Die DR Kongo, Burundi und Malawi grenzen an Tansania, die Republik Kongo an Angola (über dessen Exklave Cabinda) - damit sind wir bei 33 Ländern. Der Jemen grenzt an Saudi-Arabien, Turkmenistan und Afghanistan an den Iran (36 Länder), Bhutan, Myanmar und Nordkorea grenzen an China (39), Südossetien an Russland (40). Papua-Neuguinea schließlich grenzt an Indonesien (41).
Jo, und Äquatorialguinea und Gabun grenzen an Kamerun und fallen daher seit gestern auch aus dieser Reihe heraus (43).
Das war mir gar nicht so bewusst gewesen, aber das scheint mir ein echter Meilenstein zu sein auf dem Weg nach Land 206.
Sei's drum, jetzt gucke ich erstmal nach dem Wetter und fahre vielleicht noch zu dieser Skulptur. (Es regnet noch.)
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Es hörte dann auf zu regnen, und ich entschied mich tatsächlich, noch zu diesem Kreisverkehr zu fahren. Mein Fahrer sprach für Douala-Verhältnisse sehr gut Englisch, was ich aber erst beim Aussteigen bemerkte. Ich machte Fotos, widerstand den Bettelversuchen einer Frau und ihrer Tochter, überquerte wieder wagemutig den Kreisverkehr, in dessen Mitte die Skulptur steht, und lief dann einigermaßen gemächlichen Tempos - Pfützen möglichst vermeidend - zurück in Richtung meines "Bezirks". Ich hatte mir die ATM Lounge als Ausgehkneipe ausgeguckt, die liegt im ersten Stock ein bisschen versteckt, aber einer der (vielen) Wachmänner zeigte sie mir. Dort trank ich ein paar Bierchen, aß noch einen leckeren Kapitänsfisch mit Pommes und anschließend fast noch bessere Crêpes mit Schokoladenfüllung - himmlisch!
Ein bisschen bedüdelt ging ich heim, kaufte noch kurz ein, holte nochmal Geld (so viel, wie ich haben wollte, klappte nicht, aber die Hälfte kam wenigstens noch raus ...) und spazierte dann im Dunkeln zurück in meine Bude.
Ich glaube, ich gehe gleich noch einmal kurz duschen und früh ins Bett - morgen wird ein abenteuerlustiger Tag.
Mein Vermieter in Kribi spricht äußerst gut Deutsch, womöglich ist das ein Deutscher, mal sehen, wie und wann ich dort ankomme. Ich weiß noch nicht, ob ich Bus fahre - es gibt noch zwei Unternehmen, bei denen ich Hoffnung habe, dass die direkt nach Kribi fahren, da gucken wir mal ...
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Kapitänsfisch mit Pommes heute Abend |
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Straßen voll |
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Die neue Freiheit |
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Ndolé mit Fisch |
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Kriegerdenkmal |
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Geschäftsbezirk |
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Kathedrale |
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