Die eine Leserin oder der andere Leser wird vielleicht das Meme kennen, das einen Tankwagen in einem arabischen Land zeigt, auf dem in dicken lateinischen Buchstaben "NO SMOKING IN ARABIC" ("'Nicht rauchen' auf Arabisch") steht. So ähnlich war das heute auf dem Hinweisschild in der Tapasbar, die als Geheimtipp auf Google stand (ja, das ist schon ironisch, ich weiß), das auf Spanisch darauf hinwies, dass der Durchgang und Zutritt zur Küche nicht öffentlich sei - und darunter stand - auf Spanisch - "auch auf Englisch" ("también en inglés") ... Fand ich lustig ...
Ich schlief heute fast einmal aus und machte mich ganz gemütlich fertig, wohl auch deswegen, weil kurz nach dem Öffnen der Balkontüre ein Wolkenbruch über Sevilla hereinbrach, bei dem ich froh war, geschützt zu sein ... Ich verließ erst spät, so gegen 9.30 Uhr, die Bude, der erste Bus ließ nur Fahrgäste aussteigen, aber der zweite Bus, so gegen 10 Uhr, fuhr dann wirklich in die Stadt. Das Bezahlen mit der Kreditkarte funktionierte auch wunderbar, und so stand ich die fünfzehnminütige Fahrt in dem Bus, bis wir am Prado ankamen.
Als erste Station hatte ich die Plaza de España auserkoren. Auf dem Weg dorthin versuchten etliche Frauen, mir irgend so ein vermeintlich heiliges Kraut anzudrehen, aber bei solchen Leuten packe ich schon lange nicht mehr den Geldbeutel aus.
Ein, zwei Minuten später stand ich auf dem - riesigen - Platz und kriegte fast den Mund nicht mehr zu, kein Wunder, dass hier auch ein Teil eines Star-Wars-Films gedreht wurde (Szenen, die auf Naboo spielen, wurden hier wohl gedreht), weil das wirklich total beeindruckend ist. Die Sonne stand nicht ganz so praktisch - hinter dem Gebäude -, sodass die Fotos nicht ganz so grandios geworden sind, fürchte ich.
Ich lief einmal um das Gebäude herum, ein britisches Pärchen bat mir an, mich zu fotografieren, aber das lehnte ich dankend ab, ich guckte mir die Kachelmalereien für viele spanische Städte an und war dann schon einmal sehr glücklich, gerade weil zum Beispiel die Laternenmasten fast wie von Gaudí entworfen aussahen.
Danach lief ich in Richtung Altstadt, schaute unterwegs, ob ich noch Karten für den Alcázar (nicht "Alcatraz", wie die Schwäbin, die ich später traf, meinte, aber so eine Verballhornung ist mir auch schon mehr als einmal passiert) bekomme, den königlichen Palast in Sevilla. Ich hatte Pech, was zum einen natürlich an mangelnder Vorbereitung lag und daran, dass ich vergesse hatte, dass das hier eine Touristenhochburg ist, aber zum anderen auch daran, dass ich mich ungern zeitlich so in Abhängigkeiten begebe, gerade im Urlaub, weil man oft noch andere Sachen sieht, die dann nicht mehr in den Zeitplan passen.
Nun denn, schade, aber nach Sevilla werde ich schon noch einmal kommen, denn insgesamt gefällt es mir hier ziemlich gut. Für die Kathedrale mitsamt dem Glockenturm namens Giralda bekam ich überraschend noch eine (teure) Karte (und ich mag es ja nicht so gern, für Gotteshäuser Eintritt zu zahlen, gerade wenn man dann so sieht, was für Reichtümer die katholische Kirche da so aufgehäuft hat), hatte aber noch eine gute Stunde Zeit.
Also marschierte ich nach einigem Hin und Her in die eingangs beschriebene Casa Moreno. Das ist ein kleiner Verkaufsladen mit Verzehreinrichtung hintendran, man spricht nur Spanisch, aber ich mag es ja eigentlich, so blind zu bestellen, gerade in Europa, wo nicht soooo viel schiefgehen kann.
Ich bestellte also - neben einem Bierchen - Morcilla de Hígado, das ist eine Blut-Leber-Wurst, interessant, nicht so ganz arg mein Fall, und ein Solomillo de atún, also ein Thunfisch-Filet, das definitiv mein Fall war, vor allem mit dem Olivenöl obendruff. Das alles war so lecker, dass ich mir eine zweite Runde genehmigte, diesmal mit Chorizo picante con queso cabrales - also scharfer Wurstaufstrich mit Ziegenkäse, toll! - und Pringá, laut Google-Übersetzung des englischen Wikipedia "ein in Andalusien beliebtes spanisches Gericht, das aus Roastbeef oder Schweinefleisch, Wurstwaren wie Chorizo und Morcilla sowie Rind- oder Schweinefett besteht, das viele Stunden lang langsam gegart wird, bis das Fleisch leicht zerfällt." Klingt komisch, sieht komisch aus, schmeckt gut ...
Ich wurde mit Handschlag - trotz Androhung meiner baldigen Wiederkehr - verabschiedet, und nachdem ich zwischenzeitlich - um Punkt 12 Uhr - Panik gehabt hatte, dass ich den Termin versaubeutelt hätte (ich dachte kurzzeitig, mein Ticket wäre für 11.55 Uhr gültig, aber es war für 12.55 Uhr gültig), lief ich gemütlich in Richtung Kathedrale.
Mein Einlass klappte, die Sicherheitskontrolle war maximal oberflächlich (ein Metalldetektor wurde so ungefähr in meine Richtung gehalten, das war's), und erstmal marschierte ich die 35 Rampen hoch auf die Aussichtsplattform in 70 m Höhe. Jo, der Ausblick auf Sevilla ist schon toll, aber da oben ist es so gerammelt voll, dass man das gar nicht genießen kann, zumal das Fanggitter auch das Fotografieren erschwert. Schön schon, aber jetzt nicht das absolute Highlight dieser Reise ...
Das dachte ich grundsätzlich von der Kathedrale auch, aber nachdem ich diese - schon etwas ermattet von der Wärme und vom Essen und Trinken - gemächlich ein bisschen genauer in Augenschein genommen hatte, musste ich den allerersten Eindruck korrigieren: Der Hochalter ist schon spannend, und das Grab von Christoph Kolumbus ist schon auch hübsch, kunstgeschichtlich ist das natürlich alles phänomenal, völlig klar ...
Nach dann doch eineinhalb Stunden verließ ich - über den Orangenbaumhain - die Kathedrale und suchte mir - auf längeren Umwegen und nach dem Kauf von dringend benötigten Getränken - eine schöne Tapasbar, in der ich früh zu Abend (oder spät zu Mittag, wenn das in der anderen Tapasbar Frühstück war) aß.
Hier gab es Chicharrón Sevillano, Schweinebauch, dazu Gambas al ajillo, also Garnelen in Knoblauch, und Solomillo ibérico al whisky, sprich Schweinesteak mit Whisky-Sauce, alles sehr lecker. Zum Dessert überredete die Bedienung mich, noch eine Spezialität der bald anbrechenden semana santa, der Osterwoche, zu probieren; auch wenn ich das jetzt nicht mehr identifizieren kann, war das ebenfalls sehr lecker. (Die Vorbereitungen auf die Osterwoche sie hier überall zu sehen ...)
Ich zahlte, lief noch ein Stück am Guadalquivir entlang und am Goldtorm (torre del oro) vorbei, stieg dann in die U-Bahn (die es in Sevilla auch gibt, wenn auch nur mit einer Linie) und lief dann noch zehn Minuten zurück in meine Bude, in der ich jetzt sehr, sehr zeitig angekommen bin.
Morgen klingelt um 5 Uhr der Wecker, um 8.30 Uhr will/muss ich am Besucherzentrum des Camino del Rey sein, und ich muss ja noch das Auto aus dem Hinterhof bugsieren (der Schlüssel hängt am Schlüsselbrett, ich muss nur daran denken, am Ende alles in den Briefkasten einzuwerfen ...). Zwei Stunden Fahrt sagt Google voraus, wenn ich um 6 Uhr wegkomme, sollte das hoffentlich reichen.
So, jetzt aber Foti, Foti:
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Torre de oro und Guadalquivir |
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Goldturm |
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Schöne Banküberdachung |
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Stierkampfarena |
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Osternachtisch |
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Schweinesteak mit Whisky-Sauce |
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Garnelen in Knoblauch |
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Schweinebauch |
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Glockenturm (ehemals Minarett) |
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Kapitelsaal |
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Hochaltar |
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Chor |
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Kolumbus' Grab |
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Im Glockenturm |
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Blick von oben ... |
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... auf den Orangenbaumhain |
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... und die Kathedrale |
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Stierkämpfer-Tapasbar |
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Vorfreude auf die Semana Santa |
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Portal der Kathedrale |
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Kutschen über Kutschen |
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Augustus-Büste in der Universität |
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Laternen an der Plaza de España |
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Selbige im Panorama |
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... von oben |
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Hauptportal |
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... und Turm |
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