Meine Länder

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Samstag, 28. Januar 2023

Nix Kugeln, nix Nockerln, dafür Bosna!

Ich war jetzt seit zwei Wochen nicht mehr im Ausland und war die letzten Tagen um den optimalen Plan herumgeschlichen, heute nach Österreich zu fahren. Ich war schon drum und dran, nach Lindau-Reutin zu fahren und von dort eine knappe Stunde nach Österreich zu spazieren, entschied mich aber dann doch um: Ich war noch gar nie oder, wenn, dann in frühester Kindheit, in Salzburg gewesen, und diese Scharte wollte ich heute auswetzen.

Das Alter trieb mich gegen 6 Uhr ins Bad, aber den Bus um 6.40 Uhr erwischte ich nicht mehr, also spannte ich das Auto an und fuhr nach Rötenbach. Dort erwischte ich den 7.40-Uhr-Zug nach Donaueschingen, dort den Regionalexpress nach Ulm und dort schließlich den angeblich völlig überfüllten Eurocity nach Salzburg.

Dafür, dass der überfüllt sein sollte, fand ich sehr schnell einen guten Platz an der Spitze des Zuges, auch wenn ich der jungen Dame, die ihre - besockten - Füße auf dem Gegensitz hatte, die Freude am Beineausstrecken nahm. In München wurde der Zug dann doch ziemlich voll, und eine besondere Perle bei der Deutschen Bahn ist, dass auch ein völlig überfüllter Zug noch auf Anschlussreisende wartet ...

Ich aber hatte und behielt meinen Sitzplatz bis Salzburg, wo ich ausstieg und erst einmal auf der falschen Seite den Bahnhof verließ. Das war aber nicht so schlimm, denn auch von dort kam ich in Richtung Altstadt. Ich latschte am Mirabellgarten vorbei und kurz vor dem Mozart-Wohnhaus entdeckte ich das Schild des deutschen Honorarkonsulats. Über den Marko-Feingold-Steg ging es - mit beeindruckenden Blicken auf Salzach, Altstadt und Festung auf die Altstadtseite südlich der Salzach.

Ich hatte leider nicht wirklich viel Zeit, dafür aber auf der Hinfahrt gelesen, dass eine weitere berühmte Salzburger Speise - neben den Mozartkugeln und den Salzburger Nockerln - die sogenannte Bosna sei, eine Art scharfer Hot Dog, die in Salzburg (oder auch in Linz, sagen die Linzer) erfunden worden ist. Und so müsste man in Salzburg eine Bosna essen.

Ich hatte auch den berühmtesten Bosnastand von ganz Salzburg, ach, was sag ich, von ganzes Welt, herausgefunden, und nach zweimaligem Verlaufen (der liegt ein bisschen versteckt in so einem Durchgang zwischen zwei Gassen) fand ich die Schlange und damit den Stand.

Die Bosna kostet 4,90 Euro das Stück, und da sind zwei Bratwürste und lecker Kraut in einem mit Curry bepuderten Weißbrotstück dabei. Lecker war's, ob's 4,90 Euro wert ist, ja mei, aber wenn man schon mal in Salzburg ist ...

Durch die Getreidegasse ging es in Richtung Dom, da machte ich auch ein paar Fotos, aber dann machte ich mich - nach einer guten Stunde in der Salzburger Altstadt - auch schon wieder auf den Weg in Richtung Bahnhof.

In einem Supermarkt mit uncharakteristisch freundlicher Kassiererin wurden noch zwei Almdudler gekauft, und dann lief ich durch wenig touristische Salzburger Straßen zum Hauptbahnhof. Ich erwischte noch den EC nach Ulm, sodass ich in Ulm noch eine gute Stunde Zeit haben sollte, um mir das Münster mal wieder anzuschauen, doch die Stunde schwand dahin: Erst warteten wir auf Anschlussreisende, dann machten die Bundespolizisten im Auftrag der Politiker wieder Europa kaputt, weil sie eine Grenzkontrolle durchführten (nicht bei uns im Wagen, Gott bewahre, da wurde mal kurz durch die Tür geguckt - alles Weiße - und wieder kehrtgemacht), jedenfalls kamen wir mit größerer Verspätung aus Traunstein weg.

Kurz hinter Rosenheim wurde meine Fahrkarte erstmals an diesem Tag kontrolliert (auf der Rückfahrt!), und in Ulm kamen wir fast einer halben Stunde Verspätung an.

Ich fand aber den Ausgang in die Innenstadt recht schnell, wurde von Guggenmusiken in die Flucht geschlagen, die die Ulmer Innenstadt heute Abend okkupierten, lief auf etwas abseitigen Wegen in Richtung Münster, fand das dann relativ unfallfrei, machte noch ein Foto vom (leider auch verdunkelten) Ulmer Großkirchlein und ließ mich dann zum - sehr, sehr schönen - Rathaus treiben ...

Von dort fuhr ich - das City-Ticket gilt in Ulm auch, das musste ich nutzen! - zurück zum Hauptbahnhof und sitze jetzt in meiner Bahn, die mich - wenn ich das richtig interpretiere - bis nach Donaueschingen bringt. Von dort geht es mit der S-Bahn nach Rötenbach und dann mit dem Auto zurück nach Bonndorf.

Das war ein schöner Ausflug, auch wenn das Salzburg-Zugfahrt-Verhältnis nicht so wahnsinnig hoch war, aber hier unten fahren halt nicht so viele ICEs, und es ist eben auch ein Stückchen einmal quer durch Süddeutschland.

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Am 19. August bin ich in Mönchengladbach - ich habe mir heute auf dem Hinweg eine Eintrittskarte für die Hockey-EM (der Frauen und Männer, die finden dieses Jahr gleichzeitig in Mönchengladbach statt) gekauft und werde an dem Samstag insgesamt fünf Spiele sehen, darunter eines der deutschen Männer. Am Vorabend oder an dem Abend (wobei das spät werden dürfte ...) könnte ich mich mit meinem niederländischen Ex-Kollegen treffen, mal gucken, wie wir das machen ... Vielleicht treffen wir uns in Mönchengladbach, ja, das wäre ein Idee - aber ich werde berichten ... Bis dahin müssen die Männer morgen erstmal Weltmeister werden, ich hoffe, das klappt!

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Fotos:

Blick auf Salzach, Altstadt, Festung

Bosna-Stand

Bosna

Dom und Festung

Dom
 

Gasse

Ulmer Münster

Rathaus in Ulm

Sonntag, 22. Januar 2023

Eine gelungene Überraschung

... war das eben, als ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Konzert meines Bruders besuchte. Das war allerhöchste Eisenbahn, denn mein Bruder ist schon seit 30 Jahren in der Hofkapelle in Meiningen unterwegs. Und ja, die Klavierquintette von Mozart und Beethoven haben mir - zerknirscht bekennendem Musikbanausen -  sehr gut gefallen, so etwas könnte man durchaus mal wieder machen. Im Anschluss setzte ich mich neben meine Schwägerin und meinen Neffen, die auch im Publikum saßen, und sagte "Guten Tag!", woraufhin meine Schwägerin vor Überraschung gefühlt erst einmal fast vom Stuhl fiel. Auch meinem Bruder fiel seine Klarinette beinahe aus der Hand, als er mich sah - die drei scheinen sich durchaus gefreut zu haben, mich mal wieder zu sehen (andersherum natürlich auch!) ... Leider sind die Zugverbindungen aus Südthüringen nach Hannover nicht so bestialisch gut, sodass ich relativ zügig wieder aufbrechen musste und jetzt im Zug zwischen Grimmenthal und Neudietendorf den Auftakt zu diesem Blogeintrag schreibe. (Und es war gut, dass ich diese Aktion nicht hier schon angekündigt hatte, denn auch diese Schwägerin liest gelegentlich mit ...)

(Achso, fast hätte ich das Konzert verpasst, weil ich die falsche Treppe hochgegangen war: Ich hörte zwar Musik aus dem Foyer, aber die Tür war - und blieb - zu. Also ging ich noch einmal runter und folgte den anderen Gästen, die die Treppe auf der anderen Seite des Konzerthauses hochgingen. Dort war die Tür offen - und ich verstand, dass ich die ganze Zeit vor jenem Eingang zum Foyer herumgelungert hatte, der direkt bei den Musikern und daher gesperrt war. Wäre lustig gewesen ...)

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Ich war vergangenen Samstag tatsächlich pünktlich in Berlin angekommen und wurde aufgrund des unschönen Wetters in Halle von meiner Studienfreundin vom Hauptbahnhof abgeholt. Der Abend wurde unter Konsum von leckerem Sushi und NFL-Sport verbracht, aber das Nachtspiel schafften wir beide nicht mehr ...

Am Sonntag ging es um 9 Uhr weiter bei mir, und den Vormittag und frühen Nachmittag verbrachte ich im Schlafanzug auf der Couchlandschaft meiner Freunde, bis der Hausherr irgendwann einmal freundlich-interessiert nachfragte, ob ich heute noch vor hätte zu duschen ... (Was sollen die Kinder denn denken, wenn man am Wochenende im Schlafanzug im Wohnzimmer herumschlumpft?) Ich folgte dem Wink, aber das hätte nichts daran, dass ich - jetzt halt in vernünftigen Klamotten - weiter auf der Couchlandschaft herumschlumpfte, bis wir abends wieder Football guckten.

Am Montag arbeitete ich im Arbeitszimmer der Freunde und fuhr dann am Abend zurück nach Hannover.

Am Mittwochabend musste ich dann mal dringend raus und entschied mich für Fulda, das zwar im tiefsten Osthessen liegt, aber von Hannover mit dem ICE doch nur eineinhalb Stunden entfernt. Ich machte einen kleinen Nachtspaziergang durch das im Moment nicht so schön beleuchtete Städtchen (den imposanten Dom muss ich mir nochmal im Hellen anschauen, oder wenn halt die Beleuchtung wieder an ist!) und landete schließlich beim Kubaner. Die Bedienung riet mir davon ab, Tapasplatte und Tortadillo zu essen, und das war ein sehr guter Rat, denn ich hatte die Größe des Tortadillos komplett unterschätzt - das langte dann definitiv und war auch seeeeehr lecker ...

Ich erwischte gerade noch so den Bus zurück zum Bahnhof (will ja mein City-Ticket in möglichst allen Städten abfahren ...), stieg dann - weil mein Zug verspätet und mir kalt war - in den ICE nach Berlin ein, verließ diesen in Göttingen, verzog mich dort wieder in die Bahnhofspassage und enterte schließlich den ICE nach Hannover, obwohl da alles verspätet war. Entsprechend kam ich statt um 23 Uhr eher gegen Mitternacht ins Bett ...

Ja, und gestern schließlich fuhr ich nach Jena, denn ich war zu einem 40. Geburtstag eingeladen von einer anderen alten Studienfreundin. Um 17.30 Uhr sollte es losgehen, und da ich im Hotel nur von 12 bis 14 Uhr einchecken konnte, saß ich schon um kurz vor 9 Uhr in der Bahn zum Hauptbahnhof in Hannover, weil der ich der Deutschen Bahn nicht traute. Das war auch ganz gut so, denn mit ein bisschen Puffer kam ich dann - wie von Anfang an geplant - gegen 12.30 Uhr am Hotel an. Selten habe ich einen so freundlichen Check-in erlebt (das wurde eben in der Bewertung gleich einmal positiv erwähnt!), aber ich brachte nur mein Zeug aufs Zimmer.

Danach ging es in die Stadt, denn ich musste noch Geschenke für das Geburtstagskind besorgen und auch für die älteren Tochter der (dritten) Studienfreundin, die ich gestern Mittag noch besorgte. Pünktlich zwischen 13.30 Uhr und 14 Uhr war ich bei denen, wurde mit Radeberger-Bier verköstigt, puzzelte, spielte Uno (und Schach!) und verbrachte einen ganz wunderbaren Nachmittag.

Im fliegenden Wechsel - und im Schneetreiben - ging es wieder in die Stadt, und es war ein wunderbarer Abend mit alten Freunden und Bekannten, die ich alle miteinander zuletzt bei der Hochzeit des Geburtstagskindes vor acht Jahren gesehen hatte ... Wir sind aber alle ein bisschen älter geworden, sodass um 23 Uhr fertig war; glücklicherweise wurde ich zum Hotel kutschiert. Ich schlief schlecht, weil das ansonsten wunderbare Hotel seeeeeehr dünne Wände hat und ein Herr gefühlt die ganze Nacht hindurch in sein Telefon brüllte.

Die Dusche heute Morgen war wohltuend, und ich war schon vor dem Frühstück aus dem Hotel draußen und im Zug.

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Ich habe jetzt länger mit der S-Bahn Hannover gekämpft, um eine möglichst korrekte (und zufriedenstellende) Antwort zu erhalten, ob ich mit meiner Bahncard 100 die S-Bahn Hannover nutzen kann.

Hintergrund ist, dass die S-Bahn Hannover von einem Unternehmen betrieben wird, das nicht "Deutsche Bahn" heißt, sondern eine Privatbahn ist. Die Freunde können grundsätzlich selbst bestimmen, ob sie DB-Fahrkarten akzeptieren, aber so richtig dazu äußern tun sie sich nicht. Das Problem kann auch darin liegen, dass eine Fahrt mit der S-Bahn Hannover mindestens drei verschiedenen Tarifen unterliegen kann. Der GVH-Tarif (Verkehrsverbund Hannover) beschränkt die Gültigkeit der Bahn auf das Gebiet der Stadt Hannover - so weit, so eindeutig, so schlecht. Der Niedersachsentarif verspricht eine Ermäßigung durch die Bahncard 25 und die Bahncard 50, äußert sich zur Bahncard 100 allerdings nicht explizit, allenfalls äußerst kryptisch.

Also rief ich bei diversen Stellen an und schrieb E-Mails, was aber wenig hilfreich war, denn die Aussagen widersprachen einander deutlich. In der Zeit zwischen Problemaufwurf und vermeintlicher finaler Beantwortung durch die S-Bahn Hannover wurde ich zum Tarifexperten für Deutschland, und als ich dann von der S-Bahn Hannover die pauschale Antwort bekam, dass sie die Bahncard 100 nur im Stadtgebiet von Hannover anerkennen, wusste ich (inzwischen), dass das so nicht richtig sein kann.

Die Antwort liegt im Deutschlandtarif, denn der sagt eindeutig, dass die Bahncard 100 anerkannt wird. Das Problem ist nur, dass der Deutschlandtarif nur dann Anwendung findet, wenn ich durch mehrere Verkehrsverbünde und/oder Bundesländer fahre, weil das sozusagen der Auffangtarif ist, wenn es keine lokaleren Tarife gibt.

Es könnte nun also so sein, dass auf ein- und dieselben Fahrt, sagen wir, Hannover - Ehlershausen, je nach Verbindung Folgendes gilt:
  • Wenn man sie allein fährt, gilt der GVH-Tarif, in dem die Bahncard 100 nicht gültig ist (weil ich das Stadtgebiet Hannovers verlasse);
  • wenn man sie als Teil der Strecke, sagen wir, Goslar - Hannover - Ehlershausen fährt, gilt der Niedersachsentarif, und da war ich bis heute nicht in der Lage herauszufinden, ob die Bahncard 100 gilt oder nicht;
  • wenn man sie als Teil der Strecke, sagen wir, Magdeburg - Goslar - Hannover - Ehlershausen fährt, gilt der Deutschlandtarif und damit die Bahncard 100.
Als ich neulich die Strecke Hannover - Ehlershausen gefahren bin, war (latürnich!) in Wirklichkeit in Magdeburg gestartet und hatte nur vergessen, davon zu berichten - verstehste?!

Das Ganze ist natürlich noch bescheuerter, weil selbstverständlich kein Schaffner prüfen kann, ob ich wirklich in Magdeburg losgefahren bin und die Fahrt damit dem Deutschlandtarif unterfällt oder ob ich in Hannover losgefahren bin und die Fahrt damit dem GVH-Tarif unterfällt.

Achso, das Allerbeste war, als ich dem S-Bahn-Hannover-Typen das aufgedröselt hatte, die Antwort, dass er Bahncard 100 und DB-Mitarbeiterausweis verwechselt hätte. Argh!?

Ich bin mal sehr gespannt, ob ich die Gesamtsituation jemals einem Schaffner in der S-Bahn Hannover erläutern muss oder ob die die Bahncard 100 gleich durchwinken ...

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Fotos der letzten Tage:

Halle

Fulda, Paulustor

Fulda, Dom

Fulda, Stadtschloss

Fulda, Kirche

Fulda, Tortadillo

Meiningen, Englischer Garten


Samstag, 14. Januar 2023

"Zwei Minuten!"

Ein bisschen stolz war ich ja schon, und das habe ich eben schon einer befreundeten (Handball-)Schiedsrichterin erzählt, als ich - okay, gemeinsam mit etlichen anderen Deutschen - nach einer unzulässigen Aktion eines Katarers lautstark "zwei Minuten" forderte (und die entsprechende Geste performte) - und die Schiris sogar auf mich (uns) hörten. Höhö ...

So einen kleinen Ausflug ins benachbarte Ausland (und insbesondere zu einer Handball-Weltmeisterschaft) könnte man jedenfalls wieder machen, das hat nämlich Spaß gemacht, auch mit der ganzen Zugfahrerei. Was nicht unbedingt dazugehören muss, ist eine durchgemachte Nacht, denn gestern Abend beim zweiten Spiel habe ich mir wirklich überlegt, ob ich mich flach auf die Sitze im Oberrang lege und das Spiel im Liegen (und mutmaßlich mit geschlossenen Augen) verfolge. So weit ist es am Ende nicht gekommen, aber viel gefehlt hat nicht, und ich war sooooo froh, als ich am Ende im Zimmer und im Bett war. (Dass ich wildesten Unfug geträumt habe, versteht sich nach zwei so hochinteressanten Tagen von selbst.)

Ich glaube, das Spiel ist bzw. die Spiele sind im Blogeintrag gestern Abend ein bisschen kurz gekommen (siehe: "war sooooo froh") ... Also, die Stimmung fand ich sehr gut, auch wenn die Halle nur zu einem Drittel gefüllt war. Das lag natürlich an den deutschen Fans, die sehr ordentlich Stimmung gemacht haben, auch wenn ich nicht immer so ganz sicher bin, was ich davon halten soll, wenn deutsche Fans auf dem Weg zum Stadion sich grölend durch Fußgängerunterführungen bewegen.

Es waren handgezählt drei katarische Fans da, und das waren Bosnier, weil die Katarer offenbar ein paar Bosnier eingebürgert hatten. Nach zehn Minuten taten mir vom Klatschen die Hände weh, weil die Handballfans weniger Gesänge anstimmen, denn über die Rhythmik anzufeuern scheinen. Die Deutschen machten ein paar spektakuläre Tore, und gerade gegen Ende der Partie, als es knapp zu werden drohte, war da schon sehr viel Jubel bei den einzelnen Toren dabei ...

Dass man ein Handballspiel wieder besuchen könnte (und zwar möglichst zeitnah), dabei bleibe ich aber mit einem Tag Abstand auf alle Fälle, denn auch wenn die Atmosphäre anders ist als beim Fußball, weil einfach viel mehr Tore fallen, so ist die Dramatik durchaus vergleichbar. Und in so einer vergleichsweise engen Halle ist der Einfluss der Fans aufs Spiel vielleicht sogar noch ein bisschen mehr vorhanden als in weitläufigen Fußball-Arenen. Also, ihr Recken in Hannover, das wird dieses Jahr hoffentlich noch was mit euch und mir!

Heute Morgen schlief ich insofern aus, als dass ich fünf Minuten vor dem Wecker wach war, danach verschwand ich erst einmal in Ruhe im Bad, kam fluchend wieder raus, weil ich kein Shampoo vorfand und keines dabei hatte, und wusch mir dann mit Seife die Haare - muss auch mal gehen ... (Zahnpasta hatte ich in ähnlicher Manier nicht dabei, weil ich meinen Reisekulturbeutel zuhause geplündert, aber nicht nachgefüllt hatte und dann auch keine Möglichkeit mehr fand - ehrlich nicht! - , welche zu kaufen. Das wurde heute Morgen mit viel Kaugummi kompensiert.)

Die Dusche war trotzdem wunderbar, ich packte meine sieben Sachen und ging zum anvisierten Frühstücksrestaurant. Da war aber gerammelt voll, sodass ich mehr in Richtung Bahnhof lief und mir dort ein anderes Frühstücksrestaurant anlachte. Das war definitiv keine schlechte Entscheidung, denn das Frühstück, das ich bestellte, bestand aus polnischer Wurst mit Senf, Bacon, Spiegeleier, ein bisschen Rote Bete und einem Salatblatt, und war sehr lecker - so wie auch die heiße Schokolade.

Trotz allem Getrödele war ich eine gute Stunde vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof, trödelte da noch ein wenig herum, telefonierte so lange mit meiner Mutter, bis ihr der Arm eingeschlafen war, und stieg dann in den ganz leicht verspäteten Eurocity ein, der aus Przemyśl an der ukrainischen Grenze ankam und über Krakau, Kattowitz, Oppeln, Breslau und Frankfurt an der Oder nach Berlin fahren sollte.

Auch dieser Eurocity war ziemlich voll, aber ich bekam meinen (reservierten) Platz an einem Vierertisch mit Leutchen, die allesamt in Breslau ausstiegen ... In diesem Eurocity gab es jetzt überhaupt kein WLAN (Wollt ihr einen veräppeln, polnische Bahn, welches Jahr ist bei euch? 1923?), sodass ich in den sauren Apfel biss und mit meinem Handy tethern musste. Das klappte aber wenigstens einigermaßen gut, auch wenn die Story, dass das Funknetz perfekt wird, sobald man die deutsche Grenze ins Ausland überschreitet, jedenfalls bei Polen eine Mär ist, denn da gibt es mindestens so viele Funklöcher auf der Zugstrecke wie in Deutschland.

In Glogau stieg eine ältere Dame zu, die mich eine ganze Zeit lang mit Videos ihrer Enkel erfreute, und ich kriege es immer nicht übers Herz, solchen Menschen ein bisschen brutaler zu zeigen, dass ich daran jetzt gerade nicht interessiert bin. Ich habe natürlich kein Problem damit, wenn man ins Gespräch kommt, aber wenn man so quasi genötigt wird, finde ich das immer nicht so toll ... Naja, ich überlebte das ebenso wie die Einreise zurück ins Vaterland und bin jetzt eben in Berlin aus- und in den Zug nach Halle eingestiegen.

Dort komme ich, wenn nicht noch wesentlich etwas schiefgeht, in einer guten Stunde an, und das restliche Wochenende dort wird auch sportlich bleiben (TV-sportlich, natürlich, mit Football und Handball morgen), aber dafür etwas entspannter werden (hoffe ich) als die jetzt doch nicht ganz unanstrengende Reise nach Kattowitz und zurück ...

Altes Lyzeum in der Innenstadt von Kattowitz

Bahnhofsvorplatz

Lecker Frühstück

Freitag, 13. Januar 2023

Dit is Berlin, oder: Handball, bloody hell

Ich hatte ja nicht so richtig gewusst, was ich in den fünf Stunden in Berlin mitten in der Nacht mit mir anfangen soll, also machte ich das, was ich normalerweise sowieso mache: Ich suchte ein bisschen im Internet herum. Ich war relativ schnell bei der East Side Gallery, aber dafür bräuchte ich keine fünf Stunden, also guckte ich weiter ... Ich landete - wie sollte es anders sein? - beim Essen und bei Kneipen, die rund um die Uhr oder zumindest bis spät in die Nacht Essen anboten.

Eine dieser Kneipen, das El Borriquito in Charlottenburg, sprach mich an - und die sollten bis 3 Uhr geöffnet haben unter der Woche - und sogar bis 5 Uhr am Wochenende! Es erwies sich als günstig, schon in Spandau in die S-Bahn umzusteigen, das tat ich, und so landete ich um halb eins am Savignyplatz, nachdem ich mit der S-Bahn, die in Richtung Flughafen fuhr, am Olympiastadion vorbeigekommen war.

Siehe da, es war tatsächlich noch offen, meine späte Ankunft führte zu keinem Aufruhr, im Gegenteil, ich konnte bestellen, was ich wollte (der Pulpo mit Venusmuscheln hatte mir schon im Zug zugesagt, dazu gab es kanarische Kartoffeln und eine Karaffe Weißwein ...), ich saß ein bisschen abseits der Musik, was dann aber dazu führte, dass der italienischsprachige Kellner sich ein bisschen mehr um mich kümmerte ... Ich fand das da richtig gemütlich, und ich habe dem Ober auch schon angekündigt, dass ich wiederkomme, denn die Portionen sind - auch für den aufgerufenen, nicht besonders günstigen, aber keinesfalls besonders teuren Preis - sehr üppig, sodass ich am Schluss wirklich kämpfen musste, die letzten Oktopusstücke zu verschlingen. Okay, die Tomatensauce hätte meiner Mutter offenkundig nicht so zugesagt, aber man kann nicht alles haben. Also, auch wenn ich normalerweise erst zweimal irgendwo essen will, um das Etablissement in meine Empfehlungen aufzunehmen: Das Borriquito wird einen zweiten Besuch erleben und dann, wenn sie nicht alles falsch machen, auch in meinen Empfehlungen landen (die muss ich ohnehin mal überarbeiten).

Um 2.40 Uhr verließ ich dann das Borriquito (und wurde also nicht herausgekehrt), lief zurück zur S-Bahn-Haltestelle Savignyplatz und fuhr zur Warschauer Straße. Es fasziniert mich immer wieder, was in Berlin mitten in der Nacht los ist, auch da war noch - naja, nicht High Life, aber doch viel los. Der eine oder andere Penner ist dort, aber im REWE hätte ich um drei Uhr etwas einkaufen können, als ich in Richtung Spree lief, kam mir ein schon sichtbar schwankender Mensch entgegen - "grüß dich!" - und kurz darauf ein Mann von der Verkehrsgesellschaft (nicht schwankend!). Ein weiterer Typ sprach mich schon aus zwanzig Metern an, ob ich ihm einen oder zwei Euro geben könne, und als verneinte, wurde er ganz melodramatisch (blieb aber harmlos) und kündigte an, schon bald seiner Existenz ein Ende zu bereiten ... Ja, sischer!

Dann war ich aber an der East Side Gallery, einem Stück der Berliner Mauer, und war erst einmal verwirrt. "Erzähl mir was Neues", sagt der Leser (oder die Leserin), aber hier hatte ich Grund verwirrt zu sein, denn ich befand mich in Ost-Berlin und also auf der Ostseite der Berliner Mauer. Die Ostseite war nun aber nicht für ihre Mauermalereien bekannt, weil da ja die Selbstschussanlagen und Hundelaufbahnen waren. (Und für das Bemalen der Westseite der Mauer musste man sich übrigens - da fände ich ja heute wahnsinnig spannend - illegal auf das Gebiet der DDR bewegen, denn die Mauer stand nicht genau auf der Sektorengrenze, sondern ein paar Meter dahinter, sodass es überall ein kleines Stückchen unbewachte DDR - bzw. unbewachtes Ost-Berlin - gab, auf das man vom Westen her draufspazieren konnte.)

Des Rätsels Lösung ist, dass diese Malerien erst 1990, von der letzten DDR-Regierung, organisiert wurden. Zudem sind die Malereien, die man heute auf der East Side Gallery sieht, Kopien der Originale, denn 2008/09 wurden die Mauerreste saniert, wobei man wohl die Kunstwerke zerstören musste. Man lud die Künstler dann ein, sie neu zu schaffen, was die meisten (aber nicht alle) tatsächlich gemacht haben, und so kann man neben - Entschuldigung - unglaublich viel Kitsch eben auch dieses berühmte Bruderkuss-Graffito von Breschnew und Honecker sehen, das ich weiter unten verewigt habe.

Die Wege in Berlin sind so kurz nicht, und so war ich froh, dass ich kurz vor 4 Uhr am Ostbahnhof landete. Ich entschied mich, mit dem nächstbesten Zug zum Hauptbahnhof zu fahren, und der nächstbeste Zug war ein ICE. In den stieg ich also ein, stellte fest, dass ich noch ausreichend Zeit habe, fuhr dann doch bis Spandau weiter, stieg dort in eine Regionalbahn zum Hauptbahnhof (schön, was für bekloppte Sachen man mit der Bahncard 100 machen kann ...) und vertrödelte dann die Zeit bis zur Abfahrt meines Eurocity.

Ich hatte mich ja entschieden, nicht den 2.40-Uhr-Zug ab Hannover zu nehmen, sondern einen früheren, und das war eine gute Entscheidung, denn der Zug musste unterwegs repariert werden und kam eine Minute vor Abfahrt meines Eurocity an. Wir warteten auf die Gäste aus dem ICE, und es hätte also für mich gereicht, aber ich hätte unterwegs einen Herzkasper gekriegt, weil die nächste Verbindung nach Kattowitz dann erst eine Ankunft um 17 Uhr bedeutet hätte, und das wäre mir arg eng geworden.

So kamen wir mit ein bisschen Verspätung los, die deutschen Zugbegleiter bestanden noch immer auf der Maskenpflicht und weckten sogar den Polen mir gegenüber, aber ab der Oderbrücke war die Maskenpflicht aufgehoben. Der Zug war ganz schön voll, da waren auch ein paar laute Deutsche unterwegs, die mit einem Kasten Bier ankamen - ich habe den Verdacht, die wollen auch zum Spiel heute, aber alles in allem war das eine entspannte Fahrt.

Wir kamen mit wenigen Minuten Verspätung in Posen an, ich fand mein Gleis schnell, aber keinen Wagenstandsanzeiger und musste dann, als der Zug einfuhr, ein bisschen schnelleren Schrittes laufen, denn mein Wagen (in Polen besteht in den ECs und ICs Reservierungspflicht) war ganz an der Spitze des Zuges. Die Digitalisierung in Polen verläuft auch nicht in ganz geordneten Bahnen, denn während gefühlt mehr Polen als Deutsche mit Online-Tickets reisen und diese von den Schaffnern auch ganz selbstverständlich abgescannt werden, ist das WLAN in den Zügen eine einzige Katastrophe - dagegen ist das WLAN bei der Deutschen Bahn richtig stabil, unglaublich schnell und insgesamt großartig, und das will was heißen, dass man etwas noch viel schlechter als die Deutsche Bahn macht!

Nun aber sitze ich, da ich diese Zeilen schreibe, im Zug nach Kattowitz, wir kommen bald in Gleiwitz an, und von da ist es noch einmal eine halbe Stunde Fahrt. Wir haben ein kleines bisschen Verspätung, aber das ist überhaupt nicht schlimm, denn ich gucke - mangels WLAN - aus dem Fenster und bewundere die südpolnischen Wälder und das vergleichsweise flache Land hier in Oberschlesien.

Ich werde, unvernünftig, wie ich nun einmal bin, gleich in eine Kneipe einfallen und ein bisschen zu Mittag essen, vielleicht auch ein Bierchen trinken, denn ich kann erst um 14 Uhr ins - per Handy-Schlüssel zu öffnende - Zimmer, und wenn ich um 13.10 Uhr oder so ankomme, muss ich ja fast eine Stunde überbrücken. Mal sehen, ob ich dann noch mal duschen gehe, denn ich habe bei meinen untauglichen Schlafversuchen eben im Zug von Posen nach Kattowitz ein bisschen geschwitzt, aber so gegen 17 Uhr will ich in der Halle sein. Und dann hoffen wir mal, dass Deutschland einen guten Start in die WM hat.

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Joa, ich fand ziemlich schnell die Gaststätte, aber draußen stand kein Schild, dass die Karte nehmen, also ging ich zu einem Geldautomaten, der mich nicht übers Ohr haute und hob (viel zu viel) Geld ab ... Damit ging in die Gaststätte, bekam in der wunderschönen Lokalität einen Platz nahe bei zwei anderen deutschen Handball-Anhängern und futterte mich durch die Karte. Aus dem ursprünglichen geplanten (vielleicht) ein Bier wurden, öhm, ein paar mehr, natürlich hätte ich mit Karte zahlen können, zahlte aber doch ausnahmsweise bar und ging dann in Richtung meiner Unterkunft.

Ich musste ein bisschen suchen, weil mir das jetzt zum zweiten Mal in Polen so geht, dass ich ein Apartment in einem Wohnkomplex habe, aber nachdem ich das gefunden hatte (und mit dem Handy über eine App die Türen geöffnet hatte), hatte ich ein wunderbares, gutes Zimmer mit allem, was man braucht. Ich hielt mich aber nicht lange auf, sondern ging - ich hatte mit den beiden Herren ein bisschen die Zeit vergessen - schnurstracks zur Halle (die wie ein UFO aussieht).

Ich war allerdings zu früh, die Halle öffnete erst eine Stunde vor Spielbeginn, sodass ich mir die Unzahl an ZDF-LKWs anschaute, die da in einem eingezäunten Bereich standen - Wahnsinn!

Um kurz vor fünf ging die Halle auf, einer kurzen Leibesvisitation folgte das Scannen der Karte, dann war ich im Spodek drin und fand recht schnell meinen Platz. Ein Bier gönnte ich mir noch, dann nahm das für meinen Geschmack viel zu spannende Spiel seinen Lauf. Dass Deutschland gewonnen hat, aber zwischenzeitlich mal ein bisschen ins Schwimmen geriet, hat jeder gesehen, aber die Stimmung in der Halle (3.500 Zuschauer, davon bestimmt 2.500 Deutsche) war schon ein Erlebnis ... Das war ja mein erstes Handballspiel mit einer deutschen Mannschaft, das kann man öfter machen, zumal es in Hannover ja eine Bundesliga-Mannschaft gibt.

Auch das zweite Spiel, Serbien - Algerien, schaute ich mir an, verzog mich in der Halbzeit aber auf den Oberrang, da war es luftiger als unten im Kessel, wo doch noch viele Leute auch das zweite Spiel schauten. Ich wurde jetzt auch echt müde, verzog mich mit dem Schlusspfiff und freue mich jetzt sooooo auf die Horizontale.

Morgen geht es zu akzeptabler Zeit zurück nach Berlin und dann zu Freunden nach Halle, das wird auch gut.

Fotos gibt es auch:

Bruderkuss East Side Gallery

Rynek in Kattowitz

UFO-Sporthalle

Zett-De-Eff

In der Halle

Donnerstag, 12. Januar 2023

Der Deutschen Bahn zu trauen

... wäre, gerade wenn man einen Termin hat, geradezu fahrlässig, und da ich morgen um 18 Uhr einen Termin in der Sportarena Spodek in Kattowitz habe, fahre ich jetzt einen Zug früher nach Berlin und schlage mir in der Bundeshauptstadt die Nacht um die Ohren: Normalerweise hätte ich den Zug um 2.40 Uhr genommen und hätte 17 Minuten Umsteigezeit in Berlin gehabt, bevor um 5.52 Uhr mein Berlin-Warschau-Express abfährt. 17 Minuten ist mir bei einem Zug, der aus dem Ruhrgebiet kommt, aber irgendwie ein bisschen knapp, sodass ich jetzt um 0.14 Uhr oder so am Berliner Hauptbahnhof ankomme und also fünfeinhalb Stunden durch das nächtliche Berlin wandern werde.

Um 8.32 Uhr komme ich morgen früh planmäßig in Posen an und habe genau 28 Minuten zum Umsteigen - das ist mir auch ein bisschen eng, aber da hoffe ich mal darauf, dass zumindest die polnische Bahn dem Prestigeobjekt ein bisschen Pünktlichkeit verpasst. Um 9 Uhr also geht es dann in Posen weiter, und um 13.02 Uhr komme ich planmäßig in Kattowitz an.

Das Hotel liegt auf dem Weg vom Bahnhof zum Spodek, sodass ich wahrscheinlich erst einmal einen kleinen Bummel durch Kattowitz machen und etwas zu Mittag essen werde, bevor ich dann kurz im Hotel verschwinde und dann so gegen 17 Uhr in der Halle aufkreuzen will.

Das Deutschland-Spiel gegen Katar beginnt um 18 Uhr, das zweite Spiel Algerien gegen Serbien um 20.30 Uhr, sodass ich hoffentlich so gegen 22.30 Uhr aus der Halle komme und um 23 Uhr im Bett bin. Das könnte nach der langen Nacht heute einigermaßen passen.

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Am Sonntag habe ich noch eine kurze Wanderung gemacht - von Ehlershausen ging es nach Celle, aber schon im Süden der Stadt, in Westercelle, hatte ich keine rechte Lust mehr - nach etwas über neun Kilometern -, sodass ich in den Bus stieg (das City-Ticket gilt in Celle, auch wenn der eine Busfahrer ziemlich kritisch guckte) und mit dem pickepackevollen ICE im Stehen die zwanzig Minuten zurück nach Hannover fuhr. Noch ein, zwei Etappen, dann komme ich in die (Süd-)Heide, aber wirklich!

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In der Karte oben ist jetzt Tadschikistan endlich grün (das hatte ich letzten Samstag vergessen), und wir haben auch schon erste vorläufige Planungen unternommen. Sich einen Fahrer für die ganzen Tage zu engagieren war beim ersten Anbieter ein bisschen teuer, aber ich gucke ein bisschen weiter - Abenteuer wird das so oder so, gerade wenn wir da über die Berge von Chudschand nach Duschanbe und wieder zurück von Duschanbe nach Samarkand wollen ...

Samstag, 7. Januar 2023

So viele Jahre herumschlawenzelt

... bin ich um dieses Tadschikistan, und endlich - endlich! - habe ich heute Morgen gebucht. Jessi und Christian hatte ich ja vor Jahren schon einmal gefragt, ob sie mit nach Tadschikistan wollten, Christian übte extra, um "Tadschikistan" unfallfrei aussprechen zu können, dann kamen Corona und unterschiedliche Reiseplanungen für 2023, zunächst wollte ich ja mit den beiden Wiesbadener Damen (und meiner Ma) reisen, aber die beiden haben mir zwischenzeitlich abgesagt, und jetzt fügt sich alles, dass Jessi, Christian, meine Ma und ich am 6. April, dem Gründonnerstag, abends von Frankfurt abfliegen.

Meine Ma war sich unsicher, ob sie mitwollen sollte, aber sowohl Jessi als auch Christian wollten sie wirklich gerne dabei haben (öhm, ich natürlich auch!), und als ich sie dann vor ein paar Tagen noch einmal fragte und sie nicht innerhalb der ersten drei Sekunden abgelehnt hatte, ich sah, wie es in ihr arbeitete, und sie dann dieses feine Lächeln auf den Lippen hatte, bei denen sie weiß, dass ihr vernünftiger Engel auf der Schulter gerade vernichtend geschlagen worden ist, war klar, dass sie mitkommt. Das wird gut! (Und schließlich war ich in drei der fünf zentralasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken mit ihr, da konnte es ja nicht in die Tüte kommen, dass die vierte dann nicht ohne sie bereist wird!)

Am 6. April also fliegen wir von Frankfurt ab und landen erst einmal spät abends in Riga. Dort übernachten wir und reisen am nächsten Nachmittag weiter von Riga nach Taschkent. Am 14. April (das ist ein Freitag, weil es keine guten Rückflüge mit Abflug Samstag und Ankunft Sonntag gab) fliegen wir aus Taschkent zurück nach Riga, übernachten wieder dort und fliegen am frühen Samstag Morgen dann zurück nach Frankfurt.

Die Zeit dazwischen müssen wir uns noch gut überlegen, auf meinem vorläufigen Prospekt nimmt Samarkand in Usbekistan eine große Rolle rein, aber ich weiß ja, dass Jessi und Christian auch der abenteuerlicheren Tour nicht ganz abgeneigt sind ... Vielleicht verbringen wir auch ein paar Tage mehr in Tadschikistan und fahren/fliegen(?) in Richtung Khorog im Pamir-Gebirge, da ginge es dann auf viele zig Kilometer wenige Meter von der afghanischen Grenze entfernt am Grenzfluss entlang. Aber das überlegen wir uns alles in den nächsten Tagen in Ruhe - die Reise an sich ist jedenfalls erst einmal eingetütet - juchhe!

Für Jessi, Christian und mich werden Lettland, Usbekistan und Tadschikistan das 31., 32. und 33. gemeinsam besuchte Land, für mich Tadschikistan das insgesamt 148. Land, und meine Mutter nähert sich auch langsam, aber sicher der 100 an - ich bin so gespannt, wie das alles wird, das wird großartig - und abenteuerlich ...

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Gestern Abend und heute Nachmittag war ich in den zwei größten Städten Deutschlands unterwegs.

Nach Dienstschluss gestern Abend fuhr ich kurzentschlossen noch nach Berlin, aß eine Currywurst am Bahnhof, spazierte am Kanzleramt, am Bundestag und am Brandenburger Tor vorbei zum Holocaust-Mahnmal und nahm dann in einer Alt-Berliner Kneipe (so die Werbung) ein durchaus schmackhaftes Abendessen ein, nämlich die "Reichstags-Platte" mit Schweinesteak, Bratkartoffeln und Speckbohnen.

Im Zug nach Hause pennte ich ein paar Mal fast ein, aber ich schaffte es, pünktlich auszusteigen und um Mitternacht in meiner Bude zu sein.

Heute Morgen wurde ich dann abgeholt, denn eine Freundin, deren Hündin und ich wollten nach Hamburg. Wir stellten das Auto in Harburg, also im Hamburger Süden, auf einen Park-and-Ride-Parkplatz (zwei Euro für ein Tagesticket ist in Ordnung dafür, würde ich sagen), dann ging es mit der S-Bahn zur Reeperbahn.

Von dort liefen wir hinunter zu den Landungsbrücken, verdrückten an der obligatorischen Brücke 10 jeweils zwei Fischbrötchen (Backfisch und Krabben bei Madame, Matjes und Krabben bei mir, und die Wauwine bekam auch ein bisschen ab), liefen dann durch den Alten Elbtunnel hin und wieder zurück, fuhren mit der Fähre zur Elbphilharmonie - und wieder zurück - und machten uns dann nach sehr kurzweiligen drei, vier Stunden wieder mit der S-Bahn auf nach Harburg und danach im Auto zurück nach Hannover.

Das waren zwei richtig schöne Kurzausflüge, das hat Spaß gemacht (und war nach Monaten im Schwarzwald auch mal wieder höchste Zeit).

Und von diesen schönen Kurzausflügen gibt es auch Fotos:

Kanzleramt

Reichstagsgebäude

Brandenburger Tor

Vollmond über dem Holocaust-Mahnmal

Die Elphi!

Sonntag, 1. Januar 2023

Same procedure as last year

Nein, ich habe gestern Abend nicht "Dinner for One" geschaut (einmal im Leben reicht für mich), sondern meine Mutter und ich haben den Silvesterabend fast genauso gehändelt wie im vergangenen Jahr.

Der Umstieg in Frankfurt klappte vorzüglich, und ich bekam auch einen guten Platz. Ich hatte gerade meiner Mutter geschrieben, dass heute mal alles klappt, da gab es eine Türstörung am Zug, sodass wir einigen Minuten Verspätung aus Frankfurt herausfuhren. Nun hatte ich aber in Freiburg eigentlich genug Zeit zum Umsteigen, und tatsächlich konnte ich dort dann trotz leichter Verzögerung auch ohne Gerenne in die S-Bahn nach Neustadt einsteigen.

Auch die fuhr pünktlich, der Bus nach Bonndorf fuhr pünktlich, und pünktlich kam ich bei meiner Mutter an. Die Dusche war dringend nötig, aber bald darauf wurde gegessen, denn meine Ma hatte großen Hunger (ich hatte ja noch in Dresden ein Schnitzelbrötchen gefrühstückt).

Das Fondue war - wie letztes Jahr - ganz hervorragend, vor allem mit Mutters Soßen, aber danach kam der Mann mit dem Hammer, und ich ging für ein paar Stunden ins Bett. Der Wecker um 23 Uhr wurde auf 23.15 Uhr weitergestellt, dann stand ich aber wirklich auf und am Ende waren wir knapp zehn Minuten vor Mitternacht am Wiizemersteg - wie vergangenes Jahr.

Ich besuchte letztmals dieses Jahr die Schweiz, dann verpassten wir vor lauter Fotografieren fast Mitternacht, aber fünf Sekunden vor Mitternacht waren wir ordnungsgemäß aufgestellt: ein Bein in der Schweiz, eines in Deutschland und ... Prosit Neujahr!

Nach ein paar Minuten fuhren wir zurück nach Bonndorf, stellten das Auto ein und landeten - same procedure halt - wieder im Schnitzer. Naja, es ward vier Uhr, und es wurde viel gelacht (und gesungen).

Heute Mittag ging es dann mit dem Frühstück weiter - und der Neujahrstag wird ein fauler bleiben ...

Beweisfoto aus der Schweiz

Spooky Wiizemersteg (in letzter Zeit ist vieles spooky)