Ich war heute einigermaßen früh wach (obwohl ich gestern spät ins Bett gegangen war und obwohl ich heute ja - da in Niedersachsen angestellt - Feiertag hatte) und setzte mich in den Bus um 9.15 Uhr. Wie? 9.15 Uhr? Was fährt denn da, die Busse nach Neustadt fahren doch alle um 40?! Jaha, das ist ja richtig, aber werktags (und in Baden-Württemberg war ja heute Werktag) fahren noch andere Busse, und der 9.15-Uhr-Bus fuhr nach Lauchringen, wo ich Anschluss auf die Regionalbahn nach Basel haben sollte.
Es ging über die Obere Alp und dann hinunter nach Bettmaringen, danach durchs Steinatal, bis wir schließlich zum Lauchringer Bahnhof kamen. Hier hatte ich das Gefühl, auf einem Schulbusbahnhof zu sein, denn aus allen Richtungen des östlichen Kreisgebietes kamen die Busses angefahren, auf dass die Fahrgäste von Lauchringen in Richtung Basel fahren könnten.
Es ging auch bald los (ich verspeiste zwischenzeitlich mein Pizzastück und dann bald auch die Brezel, die meine Mutter nichtsahnend vom Einkauf mitgebracht hatte) mit der Zugfahrt, an allen Halten unterwegs wurde tatsächlich Halt gemacht (normalerweise fahre ich da, wie ich feststellte, mit dem Regionalexpress, der nicht an jeder Milchkanne anhält), aber trotzdem kam ich vergleichsweise zügig in Basel an.
Ich stieg in die schon bereitstehende S-Bahn nach Zell im Wiesental ein und stieg in Riehen aus.
Zunächst ging es einigermaßen gemütlich durch das Städtchen, aber schon bald folgte eine Treppe, am Schießplatz war es vergleichsweise eben, bis es schlagartig steil wurde, als ich vom Chrischonaweg auf den Krummen Weg abbog. Dennoch: Die Wanderung durch den Wald war genau das, was ich brauchte, auch wenn ich schon nach zwei Kilometern schwitzte wie ein Biber und mehrfach fast von Schweizer Bauern und Gemeindeangestellten mit ihren Traktoren überfahren worden wäre. Wie? Ich übertreiben? I wo!
Der zutreffend benannte Weg "Auf der Ebene" führte zum Britzigerweg, und auf diesem war ich am 20. November 2021 nach Bettingen und dann weiter nach Riehen geschlichen, nachdem ich die damals geplante Grenzsteinwanderung nach kaum 60 Grenzsteinen abgebrochen hatte. Heute wollte ich den Rest erledigen und freute mich entsprechend, als ich am Grenzstein 85 ankam, denn das war der letzte Grenzstein gewesen, den ich damals besucht hatte.
Anders als dereinst im Ma..., äh, November ließ ich mich von der steilen Treppe hinunter (und dann von der steilen Treppe wieder hoch) nicht abschrecken, sondern lief die folgenden acht, neun Kilometer nahezu immer direkt an der Grenze entlang.
Ich wurde von einem rüstigen Rentner verfolgt, der mir auf dem Krummen Weg entgegengekommen war (bergab), jetzt aber in die gleiche Richtung wie ich wollte. Nicht mit mir, Freundchen, denn am Grenzstein 89 folgte ich dem Grenzsteinpfad, während er geradeaus in Richtung St. Chrischona lief.
Durch den Nassen Grund (so heißt das Gebiet) ging es, hart an der Grenze entlang (außer, wenn die Grenze im Bachlauf verlief, da verlief der Weg dann oberhalb), bergab und bergauf, bis zum Grenzstein 100, der an der Forststraße zwischen Rührberg (deutsch) und dem Fernsehturm Chrischona (schweizerisch) steht.
Nicht jeden Grenzstein sah ich wirklich, weil die entweder im Bachlauf oder unter Baumtrümmern versteckt waren, aber Grenzsteine etwa mit der Nr. 105a1 (zwischen 105a und 105b, aber 105b fand ich nicht) finde ich immer noch total cool. (Die Grenzsteine an dieser Strecke waren oft aus dem Jahr 1840, in dieser Zeit haben die Badener und die Schweizer ja großflächig ihre Grenze abgeklärt.)
Unterwegs stieg mir ab und zu der Routenplaner aus und wollte neu angeworfen werden, versuchte dann aber immer, die Karte neu zu laden, was im Grenzgebiet bei abgeschaltetem Roaming immer mal Glückssache war. Aber meinen Notfallplan - einfach den Grenzsteinen folgen - konnte ich ja immer verfolgen, von daher war das jetzt auch kein großes Problem.
Den Grenzsteinen zu folgen ist aber nicht so ganz einfach, wenn die - wie unterhalb des Fernsehturms - auf einem abgesperrten Feld stehen, und hier wich ich ausnahmsweise mal mehr als 10, 20 Meter vom Grenzverlauf ab und kürzte ein bisschen über deutsches Gebiet ab. Bei der 111a kam ich aber wieder an die Grenze und verließ diese nur noch seltenst (und wenn, dann unter Protest).
Ab der 111a ging es auch im Wesentlichen bergab, und das fand ich sehr schön, zumal die Wege durch den Wald hier jetzt auch sehr gut befestigt waren (die werden sicherlich von den Patienten in der Klinik da oben zum Spazierengehen genutzt, ob die wissen, dass sie beim Spaziergang regelmäßig die Grenze überqueren?).
Die Grenze macht auch in diesem Abschnitt allerlei lustige Sprünge, aber ich folgte dem Grenzverlauf stoisch, ob das nun auf einem Trampelpfad direkt neben dem Weidezaun war oder auf dem Wirtschaftsweg (gerade so auf deutscher Seite) oberhalb des (deutschen) Neubaugebiets Neufeld.
Es ging weiter, immer weiter, ich kam zum 50., zum 60. Grenzie des heutigen Tages (die Bezeichnung Grenzie hat Jessi geschaffen), es ging den Winkelweg hinunter und den Horngrabenweg, und irgendwo hier kam ich an ein Schild, wonach der folgende Weg nicht mehr bewirtschaftet würde. Das war mir aber vergleichsweise wurscht, denn der folgende Weg war an den Grenzsteinen entlang, sodass der Schwierigkeitsgrad ein bisschen erhöht war, aber ich bin im Schwarzwald schon weniger gepflegte Wege als diesen gelaufen, und die waren offiziell ...
Über Bäume und unter Bäumen hindurch, auf laubbedeckten Steinwegen ging es zum Teil steil bergab, und war ich froh, dass ich fast jeden Grenzstein erwischt hatte und unfallfrei in Riehen ankam.
Ich lief auf (Schweizer) Straße an einem (deutschen) Wohnviertel vorbei, und irgendwann will ich da (oder so ähnlich wohnen): Wenn man da aus der deutschen Wohnung nach draußen geht und unglücklich stolpert, dann fällt man in einem anderen Land auf die Nase. "Wie geil ist das denn?" (Ich zitiere hier nur ...)
Von der 149 zur 150 kam ich nicht auf direktem Wege (jedenfalls wollte ich weder die Bahngleise unqualifiziert überqueren noch über Hausmauern klettern), als verließ ich hier die Grenze und lief 20, 30 Meter parallel auf der Eisenbahnunterquerung entlang, bis ich schließlich beim Grenzstein Nr. 150 am Rhein landete, nach insgesamt 89 (oder so) neuen Grenzsteinen am heutigen Tag, was einen neuen Rekord darstellt.
Juchhe!
Der Weg zum Badischen Bahnhof zog sich dann, zumal ich durch eine Kleingärtneranlage geschickt wurde, wo ich gar nicht wusste, ob ich da durchlaufen darf, aber ich wurde weder von schweizerischen Kleingärtnern noch von deren Hunden gefressen, sodass das dann alles in Ordnung war.
Ich kaufte mir am Badischen Bahnhof zwei Rivella (ich hatte so Durst) und fuhr dann gemütlich - wieder über Lauchringen, der Zug hatte Verspätung, aber der Bus wartete auf mich - zurück nach Bonndorf.
Eine wunderschöne Wanderung war das heute, 13 Kilometer, die es in sich hatten, bergauf, bergab, viele Grenzsteine, unzählige Grenzüberquerungen, viel Wald, kaum Menschen, herrlich!
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Die Wiesbadenreise am vorvergangenen Wochenende war ebenso herrlich gewesen: Der Abend im Sherry & Port war großartig, und es sieht so aus, als ob die Usbekistan-Tadschikistan-Reisegruppe die gleiche sein könnte, mit der meine Mutter und ich in Istanbul waren. Das wäre großartig, und ich hoffe, dass wir bald da für Ostern buchen können.
Die Heimweg war weniger herrlich, denn kurz vor Bruchsal gingen bei meinem Auto die Lichter ..., naja, an oder aus, wie man will: Die Warnleuchte für die Antriebswelle ging an und der Vortrieb ging aus, sodass ich auf einem Rastplatz ausrollte. Der ADAC kam und schleppte uns ab, wir bekamen - völlig unkompliziert - ein Mietauto, doch in den folgenden Tagen konnte die Werkstatt keinen Defekt finden, sodass wir vorgestern, am Samstag, das Auto wieder in Bruchsal abholten. Ein Neustart der Elektronik (durch neues Anlassen) hatte tatsächlich geholfen, denn wir kamen ohne Probleme zurück nach Bonndorf. In die Werkstatt kommt das Auto trotzdem mal, vielleicht braucht die Elektronik ein Update. Höhö.
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Ebenfalls am Samstag kamen dann Freunde aus Stuttgart, und das Wochenende war viel zu kurz, weil es sooooo schön war. Einem Rundgang durch Bonndorf folgte ein gemütliches Vorglühen im Schnitzer und ein wunderbarer Abend im Kranz, ehe es am Sonntag nach St. Blasien - an die Stätten meiner Kindheitsverbrechen - und dann noch kurz nach Rothaus in den Brauereishop ging.
Ich war keineswegs sauer, dass die Dame des Hauses noch in den Pferdestall wollte, denn so hatte ich dann ein paar Stunden mehr, die ich am Sonntag im Bett verbringen konnte, und auch das war wunderbar ...
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Fotos von heute:
Lohnt sich |
Grenzstein Nr. 105a1 |
Chrischonaturm |