Meine Länder

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Freitag, 19. Februar 2021

Jesus, Maria und Josef im Kobayashi-Maru-Test

Was hat der denn heute schon wieder genommen? Offenbar zu wenig ...

Jesus, Maria und Josef dürften kulturhistorisch den meisten Lesern vage bekannt sein, jedenfalls fluchte ich heute ein bisschen, als ich oberhalb von Bühl einen steilen Berg emporstieg. Da begegnete mir ein Wegeskreuz mit einem goldenen Jesus; das machte den Weg aber nicht besser, weil ich wenige Meter darauf auf einen matschigen Feldweg einbiegen musste, sodass ich mir Sorgen machte, dass der Busfahrer angesichts meiner Schuhe nicht nur Jesus, sondern auch seine Eltern anrufen wollen würde ... Am Ende war's dem Busfahrer wurscht, wie meine Schuhe aussahen, zumal ich ein bisschen Matsch ja auch schon wieder heruntergelaufen hatte ...

Ich verpennte heute erst einmal den "bequemen" Bus, mit dem ich binnen einer guten Stunde von Bonndorf in Berwangen, einem Ortsteil der Gemeinde Dettighofen angekommen wäre, sodass ich den Bus eine knapp Stunde später (knapp) erreichte. Der Busfahrer in Bonndorf konnte meine Tageskarte gar nicht rauslassen, der Busfahrer in Stühlingen ließ mir erst die falsche raus (wobei ich da mindestens eine Teilschuld trug, weil ich nicht wusste, dass ich auch eine Tageskarte hätte kriegen können, die nicht alle Zonen des Landkreises Waldshut umfasste), dann aber hatte ich beim WTSOLO24 oder wie das Ding heißt in Händen und gab es bis zum Abend nicht wieder her.

Insgesamt stellte ich mich nicht so clever an, weil der Busfahrer aus Bonndorf mich in Stühlingen fast nicht rausgelassen hätte, weil ich zwar den Stop-Knopf gedrückt hatte, aber das Teufelsding nicht den Alarm beim Fahrer ausgelöst hat - Mistdings ... Dafür war ich bis Schwaningen der einzige Gast im ganzen Bus gewesen, was auch nicht sooo verkehrt war.

In Stühlingen stieg ich um in den Bus nach Lauchringen, in Lauchringen in den Bus nach Erzingen und unterwegs in Grießen in einen Kleinbus nach Berwangen in Hinterpfuideibel, aber durch Berwangen war ich einst im Mai (tatsächlich war es Mai, nämlich der 17.) gekommen, und hier wollte ich an mein bisheriges Streckennetz anknüpfen.

Es ging erstmal an der Straße, auf der der Bus aus Dettighofen gekommen war, zurück nach Dettighofen, dann über die Bundesstraße und in Richtung Feld. Mein Zeh und meine Wade taten mir schon früh wieder weh, das ist nicht gut so, aber ich wollte halt zumindest diese offene Flanke zwischen Berwangen und Günzgen schließen und damit ein weiteres Gebiet umrundet haben, also biss ich auf die Zähne.

Ich sah von Ferne, auf der anderen Seite des Tals, den Grenzübergang Bühl/Hüntwangen, über den wir immer zum Flughafen Zürich fahren, ehe mich auf einem Feldweg in Richtung Bühl begeben wollte. Ich wäre besser auf der Straße gelaufen, denn der Feldweg endete und es folgte Gebüsch ... Nun, ich wollte nicht zurücklaufen, also kämpfte ich gegen Sträucher und Bäume und Äste, fluchte wie ein Rohrspatz, ging über einen verwunschenen Privatgarten und kam an Ende mit Striemen an den Armen (ooooooooooooh!) an der Straße raus.

Ich überquerte die Bundesstraße und kraxelte den Berg hinauf, vorbei am Jesus, über Matsch und Schlamm, bis ich das erste Etappenziel erreicht hatte (schweratmend): den Grenzstein Nr. 26 zwischen Baden und Zürich ...

Ich kraxelte noch ein bisschen weiter, vorbei an 25c, 25b und 25a (Zürich und Baden haben nicht fortlaufend nummeriert wie Schaffhausen und Baden, sondern arbeiteten mit Haupt- und Nebengrenzsteinen, wobei die Nebengrenzsteine eben mit Buchstaben in eine Reihenfolge gebracht werden ...), bis zur 25 kam (und folgerichtig die grobe Richtung wechselte). Es ging wieder über einen wunderbaren Pfad exakt auf der Staatsgrenze (ich hielt mich natürlich ordungsgemäß rechts, auf deutscher Seite ...) entlang bis zur 24 (die übrigens ein richtig schöner Grenzstein ist).

Dann begann der Kobayashi-Maru-Test - was'n das schon wieder? Bei Star Trek (Raumschiff Enterprise, Spock und Captain Kirk und so) wird die Charakterstärke der angehenden Führungsoffiziere dadurch beobachtet, dass man sie in einer Simulation in eine ausweglose Situation mit einer unlösbaren Aufgabe, nämlich das Schiff "Kobayashi Maru" zu retten, bringt. Bis Captain Kirk hatte sich keiner aus der ausweglosen Simulation befreien können, dann kam er ... und schummelte ...

Eine unlösbare Aufgabe wäre es auch gewesen, die Grenzsteine an diesem Grenzverlauf zwischen Grenzstein 24 und 23 so aufzureihen, wie es gedacht ist, denn da haben die Badener und Zürcher echt den Vogel abgeschossen: Den Anfang machen 23d, 23c und 23b, so weit, so gut ... Dann aber kommt der Grenzstein 23a.1, gefolgt vom Grenzstein 23a. Danach kam - latürnich! - der Grenzstein 23.1 und schließlich, oh Wunder, der Grenzstein Nr. 23 ... Was für ein Chaos! Des Rätsels Lösung ist - natürlich -, dass die Grenzsteine 23.1 und 23a.1 nachträglich, nämlich im Jahr 1900, eingefügt wurden (der übrige Grenzverlauf stammt aus dem Jahr 1839, wobei der eine oder andere Stein auch ersetzt wurde), was diesen höchst irregulären Grenzsteinverlauf ergibt ...

So, ist noch jemand wach? Ja? Gut!

Ich hätte noch weiter an den Grenzsteinen den Berg runterlaufen können, aber da gibt es auf keiner konsultierten Karte einen offiziellen Weg, also ließ ich es, zumal der Weg recht steil wirkte ... Ich ging dafür einen etwas weniger steilen (also nicht ganz so direkten) Pfad nach unten, bis ich schließlich in Günzgen ankam, wo ich am 9. Januar schon gewesen war ...

Der Grenzstein 14 wurde erneut besucht und der Grenzstein 12 erstmals, danach verabschiedete ich mich wieder von der Grenze und lief - schleppte mich - über Feldwege und Pferdewege nach Herdern und von dort zur Bushaltestelle am Industriegebiet in Hohentengen.

Dort war ich eine halbe Stunde zu früh, setzte mich auf so eine Eisenstange, die Autos davon abhalten soll, gegen die Hauswand zu fahren, ging fünf Minuten vor Abfahrt zur Haltestelle, der Bus kam - und der Busfahrer, der mir heute Morgen in Stühlingen die Fahrkarte verkauft hatte, grinste mich an ... Der wird sich auch überlegt haben, wie ich von Lauchringen hierher nach Hohentengen kam ...

In Tiengen und Lauchringen stieg ich um, und schließlich fuhr der Bus mit Endstation Bonndorf durchs Steinatal und durch Bettmaringen und ließ mich dann an der Realschule hier raus. Von da wackelte ich nach Hause und bin mal wieder total fertsch ...

Es war heute ein schöner Tag, die Sonne schien schon fast warm, ich habe ein paar Grenzsteine gesehen und die 1200-km-Marke im Schwarzwald geknackt, alles bestens, wenn mein Zeh und die linke Wade nicht wäre ... Ich denke, morgen werde ich dem blöden Bein nochmal einen Tag Pause geben, dann gucken wir, wo es am Sonntag hingehen könnte ...

Auf dem Dorf in Berwangen

Schöner Grenzstein

Verwirrender Grenzstein Nr. 23a.1

Blick auf das Rheintal oberhalb von Günzgen

Dienstag, 16. Februar 2021

Umzingelt

 ... ist der mittlere Teil des Kantons Schaffhausen seit heute (natürlich nur im Sinne des Spiels Go), denn ich bin einmal außen herum um das größte der drei Gebiete von Schaffhausen gelaufen. Klar, ich bin nicht von Grenzstein zu Grenzstein gehüpft, sondern habe auch ein bisschen Zürcher und das eine oder andere deutsche Gebiet mitgenommen (insbesondere Büsingen), und ein bisschen bin ich sicherlich auch innerhalb der Grenzen Schaffhausens gelaufen, aber ich denke, man kann sagen, 99 % des Gebiets habe ich ordnungsgemäß umrundet ... Juchhe!

Heute Morgen trödelte ich ein bisschen und richtete das Handy meiner Mutter neu ein, aber als Belohnung (nein, das war schon vorher ausgemacht) fuhr sie mich zum letzten Ausstiegspunkt an der Thaynger Straße bei Ebringen, sodass ich von da loslaufen konnte.

Die ersten ein, zwei Kilometer schmerzte mein Zeh noch ziemlich, aber ich lief mich ein, und als ich in Bietingen ankam, lief es schon halbwegs gut, zumal es sanft bergab ging. Ich wollte ein bisschen abkürzen und rechts des Flüsschens Biber entlanglaufen, aber da kam mir - zum Glück aus relativ großer Entfernung sichtbar - ein "Durchgang verboten"-Schild in die Quere. Nun war ich zwar nicht in der Schweiz, aber ich wollte trotzdem jedes Risiko, erschossen zu werden, ausschließen, also machte ich kehrt und lief linksbiberisch weiter.

Auch heute war das nicht so megaspektakulär, aber das Wetter war besser als gedacht, sodass doch das - wie ich finde - eine oder andere halbwegs vorzeigbare Foto dabei herausgekommen ist.

Ich durchquerte das Örtchen Randegg und kam (in Deutschland) an einer Bushaltestelle der Schaffhauser Buslinie 25 vorbei - diese Linie 25 überquert in ihrem Lauf viermal die Grenze (Schaffhausen-Büsingen, Büsingen-Dörflingen, Dörflingen-Randegg, Randegg-Buch), und ich muss unbedingt mal mit der Linie fahren, das muss eine Gaudi sein, in einem Umlauf achtmal die Staatsgrenze zu passieren. Wie? Keine Gaudi? Pah, für mich schon!

Ich ließ mich aber von der Linie 25 nicht ablenken und lief zunächst die Bergstraße hoch und dann ins Feld. Zunächst war es moderat steil, aber auf dem Alten Postweg wurde es gefühlt immer heftiger, zumal ich auch noch die Schneegrenze erreicht hatte und mitten in den Eismatsch hineinlief ... Nun, nichtsdestotrotz blieb ich auf dem Alten Postweg, auch als ich die Alternative hatte, einen vermeintlich weniger steilen Umweg zu laufen. Das war - ausnahmsweise - eine gute Entscheidung, denn als ich oben ankam und den Alternativweg sah, wusste ich, dass das eher schlimmer geworden wäre ...

Auch so musste ich über zwei umgestürzte Bäume kraxeln, aber wenigstens wurde es oben auf dem Rundweg um den Rauhenberg ein bisschen ebener (und sogar ein kleines bisschen weniger rutschig). Ich steuerte zielstrebig auf den Unteren Buchhaldenweg zu, denn dort am Wegesrand sollte der Grenzstein Nr. 95 zwischen dem oberen Schaffhauser Kantonsteil und dem Großherzogtum Baden stehen, einzig, ich sah ihn zunächst nicht ...

Es bedurfte mehrerer Sekunden angestrengter Suche, bis ich im verschneiten Hang den Grenzstein entdeckte - olé, Nr. 95 lebt ... Es ging auf dem (deutschen) Weg weiter, die Grenzsteine standen alle ein paar Meter vom Wegrand entfernt und aufgrund des Gefälles schon ein paar Meter unterhalb meiner Ebene, sodass es gar nicht so einfach war, zu den Grenzsteinen zu gelangen.

Bei der Nr. 90 dachte ich, der Stein hieße "Toote Maa" (toter Mann), aber in Wirklichkeit heißt das Gebiet dort so, was zwar ein bisschen gruselig, aber keineswegs so spannend ist wie wenn der Stein einen Eigennamen gehabt hätte ... Menno!

Nr. 88 steht nun mitten in der Senke, und bei der 81, die so mitten im Hang steht, würde es mich nicht wundern, wenn da beim Anbringen des Grenzsteines einer abgerutscht und ins (Schweizer) Tal gepurzelt wäre ... Wer legt denn die Grenze mitten in den Abhang, sachma?

Nun, ich hatte große Freude mit meinen Grenzsteinen, einmal wäre ich beim Betrachten fast am Hang abgerutscht und in die Schweiz geraten, woraufhin ich - wahrscheinlich - durch einen beherzten Sprung auf den Grenzstein wieder zurück auf den Weg gekommen wäre, aber glücklicherweise musste ich das alles nicht ausprobieren. Glücklicherweise ...

Ich verließ die Grenzsteinkette, musste aber trotzdem noch (moderat) einen Berg hinauf, bis ich auf fast 600 Metern Höhe den Abstieg angehen konnte. Man merkte (oder ich glaubte zu merken, nächste Woche ist bestimmt Wintereinbruch), dass der Frühling durchkommen will, und als ich endlich wieder unterhalb der Schneegrenze war und damit richtig festen Boden unter den Füßen hatte, wandelte ich auch lustig pfeifend (neihein, keine Sorge) in Richtung Gailingen den Berg hinunter.

Der Weg, den ich mir ausgesucht hatte, war privatrechtlich gesperrt, also musste ich ein bisschen außen herumlaufen, bis ich schließlich zu meinem Ritterhaldenweg kam. Den Weg lief ich lang, direkt auf die Weinreben am Rheinhang zu, und kletterte dann den steilen Weg zum Großparkplatz direkt am Rhein hinunter.

Als ich da oben stand, war das Auto meiner Mutter nicht zu sehen (und es waren maximal zwei Handvoll Autos überhaupt dort), aber als ich unten eintraf, kam sie gerade eingetrudelt - so genau hatten wir uns auch noch nicht abgepasst ...

Es ging - da wir nicht durch die Schweiz fahren wollten, obwohl unklar ist, ob uns das bei reiner Durchreise eine Quarantäne einbringen würde - wieder über Tengen und Grimmelshofen zurück, und jetzt tun mir alle Gräten weh ...

Zum Glück habe ich morgen wanderfrei, weil es lecker Essen bei meiner Ersatzoma gibt ...

Insgesamt bin ich jetzt seit dem 5. April 1.201 Kilometer insgesamt und 1.191 Kilometer im Schwarzwald gewandert, die 1.250er-Marke werde ich hoffentlich noch knacken, und dann gucken wir mal in Hannover weiter ...

Fotos von heute:

Schneegrenze erreicht

Grenzstein im Schnee

Grenzstein fast unter Schnee

Blick auf die Weinreben am Rhein in Gailingen

Sonntag, 14. Februar 2021

Hase und Igel

 ... spielten der mittelalte Herr und ich heute auf der Wanderung im Renchtal, denn kurz vor Ramsbach überholte er mich das erste Mal (und ich hatte heute einen strammen Schritt drauf), als ob ein Ferrari das Fuhrwerk eines lahmenden Gauls überholte, nur um (offenbar) irgendwo unterwegs Pause zu machen und mich dann kurz vor dem Forsthaus hinter Hubacker ein zweites Mal - mit ähnlichem Geschwindigkeitsüberschuss - zu überholen ... Zu allem Überfluss fing er - im Vorbeirasen - noch ein Gespräch an, auf dass ich auf alle Fälle merke, dass er mich gerade nassmacht - nein, im Ernst, sehr lustig, aber wie der Typ so ein Tempo draufhaben kann, ist mir unbegreiflich ...

Nun wird man zu meiner Ehrenrettung konstatieren müssen, dass ich da schon eine zweistellige Kilometerzahl in den Beinen hatte und zudem nach kurzem und wenig erholsamem Schlaf sehr früh geweckt wurde: Irgendso'n Trottel (böse Zungen sagen, ich selbst sei es gewesen) hatte meiner Mutter für den Fall, dass sie so früh wach ist (als ob das eine Frage gewesen wäre), aufgetragen, mich zumindest mal zu wecken ...

Nun denn, um kurz vor sieben flog die Schlafzimmertür auf, der Feldwebel brüllte was von "Aufstehen" und ... Nein, ganz so schlimm war's nicht, aber fast ...

Um 7.45 Uhr war ich am Auto, um 8.17 Uhr ging mein Zug in Richtung Freiburg, durch verschneite Schwarzwaldlandschaften ... Am Bahnhof in Freiburg frühstückte ich ein Fleischkäsebrötchen, dann fuhr ich weiter über Offenburg nach Bad Peterstal, wo ich am 29. November des letzten Jahres eingetrudelt war ...

Ich stieg aus dem Zug aus, ging ein paar Meter, machte die übliche Armbewegung, weil ich jetzt Anschluss an meine bisherige Route gemacht hatte und lief in der groben Richtung Nordwesten.

Ich hatte Traumwetter erwischt bei kühlen Temperaturen (in Rötenbach waren es -11° C gewesen, jetzt in Bad Peterstal war es um den Gefrierpunkt "warm"), ich hatte heute Hemd, Pulli und Jacke an (meistens) und lief, so ausgerüstet, an der Rench entlang.

Meine Wanderapp wollte mich die Berge hoch und runter jagen, aber da machte ich nicht mit, sondern blieb - dort, wo es möglich war - auf halbwegs ebener Strecke, die zudem auch oft ein bisschen kürzer war. Ich lief also meist in der Nähe der Bundesstraße 28, unter dem Bahnviadukt hindurch, über meist entweder geräumte Sträßchen oder mit festgetretenem Schnee ebenfalls recht gefahrlos begehbare Wege, kam an vielen Sägewerken vorbei, war ab und zu im Wald, aber meist im engen Tal auf offenem Gelände unterwegs.

Im Renchtal ist gefühlt alle 500 Meter, in Wirklichkeit alle paar Kilometer eine Bahnhaltestelle, sodass ich viele Gelegenheiten gehabt hätte, die Strecke abzubrechen, aber ich lief einfach weiter, durch Löcherberg und Ibach, bis ich schließlich im größeren Städtchen Oppenau wieder auf die Bundesstraße 28 kam. Ich wollte wieder abkürzen, wurde vom fehlenden Bürgersteig ausgebremst, musste also doch ein kleines Berglein hoch und dann wieder runter, ehe ich die Bundesstraße querte und an ihr entlanglief.

Der Hase (s.o.) überholte mich erstmals, ich folgte ihm (soweit ich konnte) und überquerte in Ramsbach erstmals am heutigen Tag laufenderweise die Rench. Linksrenchisch ging es weiter, hier jetzt ob am Waldrand entlang, und bei Hubacker zwängten sich Bundesstraße, Fluss, Zugstrecke und Wanderweg durch eine Engstelle im Renchtal. Erneut wurde ich überholt und war froh, als ich in Lautenbach wieder in die Zivilisation kam ...

Ich überquerte die Rench zum zweiten Mal, und auf einmal waren viele Menschen um mich herum, die ebenfalls auf die Idee gekommen waren, auf dem Renchdamm (der mich ganz stark an den Rheindamm in der Schweiz, in Österreich und in Liechtenstein erinnerte) entlangzuspazieren ...

Jetzt, nach 13, 14, 15 Kilometern kam so langsam der Mann mit dem Hammer (zumal ich zu wenig getrunken hatte, obwohl ich noch Wasser mit nach Hause brachte, ich Held), und ich schleppte mich an der Rench entlang über den Damm. (Ich wollte gerade den Bus um 15.43 Uhr in Oberkirch erwischen, und musste mich nicht megabeeilen, aber trödeln konnte ich eigentlich auch nicht ...)

In Oberkirch schließlich konnte ich absehen, dass ich pünktlich ankam und gönnte meinen Füßen mal fünf Minuten Verschnaufen auf der Bank (das Handy behauptet, es wären nur 2 Minuten und 33 Sekunden gewesen ...), ehe ich auf die letzten 700 Meter aufbrach.

In Oberkirch kam ich eine Viertelstunde zu früh an der Bushaltestelle, hatte in knapp dreidreiviertel Stunden 18,22 Kilometer abgerissen und ließ mich, als der Bus endlich gekommen war, in diesen fallen und nach Offenburg kutschieren. Am Bahnsteig kaufte ich erstmal drei Schokoriegel (das Fleischkäsebrötchen war doch ein bisschen wenig gewesen), fuhr nach Freiburg und dann zurück nach Rötenbach ...

Fast genau um 19 Uhr war ich daheim, alles bestens.

Ganz so viele spektakuläre Bilder gab es heute irgendwie nicht, da ist im Renchtal recht viel Industrie, die ein bisschen verhindert, dass man so monumentale Schneelandschaften fotografieren kann, aber das eine oder andere Foto wird man unten schon finden, das ich ganz hübsch finde.

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Ganz hübsch fand ich auch das eine oder andere Bild, das ich vorgestern und gestern aufgenommen habe.

Vorgestern, nach meinem letzten Arbeitstag bei meiner bisherigen Firma, lief ich über das alte Kirchenwegle hoch zur katholischen Kirche, am Friedhof vorbei durch den eisigen Wind auf dem Galgenbuck, den Philosophenweg entlang und dann hoch auf den Kapellenweg in Richtung Boll. Ab der dortigen Ranch war der Weg nicht mehr geräumt, aber das war auf halbwegs ebener Strecke nicht so schlimm, weil nach dem Tauwetter jetzt kein Tiefschnee mehr lag, sondern nur noch ein paar Zentimeter Schnee ...

Als es dann an der Kapelle vorbei steil bergab ging, war das mit dem "nicht so schlimm" so eine Sache, weil es jetzt doch rutschig wurde. Glücklicherweise war hier der Schnee doch ein bisschen tiefer, sodass ich da wenigstens Halt fand. Ich versuchte, beim Abstieg die dortigen Skispuren so wenig wie möglich zu zerstören (so richtig erfolgreich konnte ich da aber nicht sein, weil der Weg teilweise einfach zu schmal war), marschierte durch Boll, legte mich dort auf dem Bürgersteig fast mal gepflegt auf die Nase (konnte mich aber noch abfangen) und ging dann auf der Kreisstraße in Richtung Parkplatz Oberhalden. An der dortigen Hütte hatte meine Mutter sich bei meinem Kindergartenabschied (oder so) mal eine Zecke eingefangen, jetzt aber kam sie wenige Minuten nach mir an, gabelte mich auf und fuhr mich zurück nach Bonndorf.

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Gestern lief ich in Richtung Bahnbrücke und dann das Bahnwegle in Richtung Gündelwangen. Hier war der Schnee dann doch dauerhaft ein bisschen tiefer, aber ein Forstfahrzeug war da schonmal drübergebrettert und hatte den Schnee zumindest ein bisschen festgefahren, sodass es nicht soooo anstrengend war ...

Ich wollte mit dem Bus zurückfahren, hatte den aber, als ich oberhalb von Gündelwangen aus dem Wald kam, verpasst (das war von vorneherein zu erwarten gewesen), und es war so kalt, dass ich mich entschied, Umwege zu laufen, damit ich nicht so lange an einer Bushaltestelle stehen müsste. Also lief ich um den halben Vogtsberg herum, am Friedhof und der Kirche vorbei, noch ein Stück den Berg hoch und dann den selbigen wieder herunter, kam im Vorderdorf heraus, hatte immer noch Zeit und spazierte also an der Bundesstraße entlang (die B 315 habe ich gefühlt bald durch ...) bis hinunter zum Wanderparkplatz Lotenbachklamm.

Der Bus kam, hielt an (der Busfahrer schien etwas überrascht, dass da im Winter einer an der Lotenbachklamm steht ...), ich streckte dem Fahrer mein Handyticket entgegen, und wenige Minuten später waren wir in Bonndorf am Rathaus angelangt. Auf der Strecke war ich, glaube ich, in 38 Jahren auf diesem Planeten noch nie Bus gefahren ...

Insgesamt waren das über 31 Kilometer in den letzten drei Tagen, mal gucken, ob ich mir morgen wieder eine schöne Strecke raussuche in meinem Urlaub oder ob ich mal einen geruhsamen Tag einlege ...

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Die Wanderung heute führte mich an den bisher niedrigsten Punkt aller Wanderungen mit 190 Metern über Normalnull in Oberkirch und auch an den nördlichsten Punkt der Schwarzwaldwanderungen bei 48° 31' ...

Vorgestern: Auf dem Galgenbuck

Bahnwärterhaus auf dem Weg nach Gündelwangen

Auf dem Weg nach Gündelwangen

Blick vom Vogtsberg

Kalt war's heute ...

Blick ins Renchtal

Querung der Rench

Sonntag, 7. Februar 2021

Im asiatischen Spiel Go

 ... geht es, wenn ich die Wikipedia richtig verstehe, zumindest auch darum, möglichst viel Territorium auf dem Spielbrett abzustecken. Nun habe ich keine Ahnung von diesem Spiel, aber die Grundidee gefällt mir. Heute machte ich mich dann auf, den kleinen Streifen, der mir von der Umrundung des Gebiets Unadingen-Rötenbach-Göschweiler-Wutachschlucht-Gauchachschlucht noch fehlte, endlich zu wandern, sodass ich da weiteres Territorium umwandert hatte ...

Ich fuhr also mit dem Auto nach Döggingen zum Bahnhof (verfuhr mich zweimal in Döggingen, weil der Bahnhof nicht wirklich gut beschildert ist), stellte dort das Auto ab und wanderte los in Richtung Gauchachschlucht, denn dort war der erste Zipfelpunkt, mit dem ich Verbindung herstellen wollte. Ich lief durch das Örtchen hindurch, an der Schule vorbei, durch ein Neubaugebiet, stieg eine Treppe hinauf und ging dann auf einem Höhenweg einige hundert Meter weit.

In den letzten Tagen hatte es hier ganz schön getaut, sodass ich mich traute, den - unglaublich steilen - Pfad hinunter zur Gauchachschlucht zu nehmen. An ein paar Stellen geriet ich ins Rutschen, konnte aber eine unsaubere Landung jeweils vermeiden und kam schlussendlich am Unadinger Posthaus heraus, nachdem ich die Grenze zwischen dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (die Grenze wird von der Gauchach markiert) überquert hatte.

Ich lief die geräumte Straße hinunter bis zum Parkplatz, ab da war nicht mehr geräumt, sodass ich - wie schon zuvor geplant - wieder zurückging und die - steile - Straße hochlief. Ein Vater mit seinem Sohn kam mir - dick eingepackt und mit Pudelmütze - entgegen, als ich gerade - die Straße war wirklich steil - meine Jacke ausgezogen hatte und im kurzen Hemd durch die Gegend wanderte. Die nächsten Klappsen sind auf der Reichenau und in Emmendingen, mein Junge ...

In Unadingen bog ich relativ unvermittelt nach links auf einen Weg ein und lief in Richtung B 31 und ein Stück direkt an ihr vorbei. Da gab es eine Reifenspur von der B 31 die Böschung hinunter auf meinen Wanderweg, an der Story wäre ich echt mal interessiert ...

Ich erreichte den zweiten Zipfelpunkt, machte meine typische Armbewegung und lief dann durch - das schöne und gar nicht soooo kleine - Unadingen hindurch, bis ich zur Straße in Richtung Bachheim kam. Über dieses Sträßchen ging ich weiter, bis ich nach links in einen Feldweg einbog. Ich hatte gerade den einen Zug verpasst, der nächste kam erst eine Stunde später, da konnte ich den vom Tourenplaner angegebenen Umweg schon gehen ...

Ein letzter Rest Schnee ward gesehen, ich hätte auch in die Engeschlucht hineingehen können (aber dann hätte ich über die Gauchach- und die Wutachschlucht bis zur Wutachmühle in Ewattingen laufen müssen), aber ich ging in Richtung Bachheim.

In Bachheim steht noch ein öffentlicher Fernsprechapparat (der aber nur noch für kostenlose Nummern oder mit Kreditkarte zu benutzen ist ...), sodass ich ein letztes steiles Stück bergauf zum Bahnhof ging, wo ich natürlich eine Dreiviertelstunde zu früh war ...

Ich setzte den Fahrkartenautomaten außer Gefecht, informierte die Störungsstelle, buchte meine Fahrkarte dann doch über die Handy-App, stieg, als der Zug dann endlich - pünktlich - gekommen war, in selbigen ein und fuhr das kurze Stückchen nach Döggingen zurück.

Mein Auto stand noch, also fuhr ich los, erkundete die B31 noch ein bisschen und gondelte schließlich über Rötenbach und Göschweiler und die Schattenmühle zurück nach Bonndorf.

Schöne, kurze Tour bei nicht so ganz berauschendem Wetter, aber so ein paar Schritte an der frischen Luft taten mir nach den anstrengenden letzten Tagen auch ganz gut ...

Ich habe meine Bude in Wiesbaden jetzt praktisch aufgegeben, ehe ich Ende Februar nach Hannover ziehe - ich freue mich auf zwei Wochen Urlaub ab Samstag und danach auch sehr auf die neue berufliche Aufgabe. Die erste Zeit werde ich zwecks Einarbeitung öfter im Büro sein müssen, sodass ich in Hannover sein und mir nach Feierabend auch mal die Gegend angucken werde - das wird interessant, auch wenn die Corona-Einschränkungen noch eine Weile laufen werden, sei's drum ...

Ein paar Fotos:

Endlich mal kein Tiefschnee ...

Viadukt der B31

Offroad

Fernsprechautomat

Bahnhof Bachheim