Meine Länder

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Sonntag, 17. November 2019

Am Ort des Verbrechens

... waren wir gestern scheinbar, wenn wir dem Foto geglaubt hätten, das ein junges Pärchen schoss, als wir gerade aus dem Rooftop-Minigolf kamen: Auf sein (oder ihr?) Geheiß legte sie sich mit ihrem beigefarbenen Overall mitten auf die (wenig befahrene Straße) und tat so, als ob sie tot wäre. Er fotografierte, danach stand sie wieder auf, und die beiden gingen ihrer Wege - naja, Briten halt ...

Das Frühstück gestern Morgen war (ebenso wie das heute Morgen) sehr gut, und weil meine Mitreisenden noch was an der Klimaanlage ihres Zimmers regeln mussten (und sich am Freitag ja auch schon Manchester angeguckt hatten), machte ich mal eine kleine Runde durch die Stadt. Ich lief an St. Ann's vorbei, über das Flüsschen, ging in Salford an der Uferpromenade entlang (mit Blick auf ganz neue Glasarchitektur, aber dahinten eben auch mit Blick auf die Kathedrale von Manchester) und war dann pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt wieder in der Hotellobby.

Zusammen gingen wir in Richtung Kathedrale und in diese rein - und die Stimmung dort war sehr eigentümlich, weil der gesprächige Flohmarkt gar nicht in diese schöne Kirche passte, die mit ihren unglaublich schönen Fenstern glänzt - ganz, ganz großartig ...

Nach einer ausreichenden Anzahl Fotos liefen wir - einen Harry-Potter-Shop suchend und ihn nach einiger Zeit in einem Hinterausgang des Arndale Shopping Complex findend - wieder in die Einkaufstempel, guckten uns im Disney Store um und suchten dann gegenüber des - ebenfalls sehr beeindruckenden - Rathauses mit seinem sehr an den Glockenturm von Big Ben erinnernden Turm ein Pub auf.

Nun, das erste Ale war nicht so ganz mein Geschmack, aber die darauffolgenden Dark Ales waren war stoutig und damit sehr lecker. Dazu gab es - wenn man schonmal in England ist, ist das obligatorisch - Fish und Chips, aber auf das "Northern Upgrade" mit Currysoße verzichte ich, das passte für mich nicht so richtig ...

Nach dem Genuss einiger Biere machten wir uns auf zum John-Rylands-Bibliothek, und von außen glaubt man, man betrete eine Kirche. Der historische Lesesaal ist jedenfalls sehr beeindruckend, was nicht nur an der sehr alten Ausgabe von "Robinson Crusoe" lag. Mit Harry Potter wird ja gern alles und jedes verglichen, aber diese Bibliothek wäre dort jedenfalls nicht völlig fehl am Platz gewesen ...

Der anschließende Spaziergang nach Chinatown war ein Griff ins ... weniger Beeindruckende, gerade weil der hübsche Bogen, den sie da zur Begrüßung in Chinatown hingestellt haben, das einzige Teil ist, was man sich gerne anguckt ...

Nun denn, die Tatsache, dass wir in die Sushi-Bar mangels Platz nicht reinkamen, war sinnbildlich für den Rest des Abends, denn alles, wirklich alles in Manchester war voll. (Das mag sehr gut am Weihnachtsmarkt gelegen haben, auf dem in gefühlt jedem zweiten Stand "German beer", "Brat Wurst" und "Curry-Wurst" angeboten wird ...

Jedenfalls reservierten wir dann für in einer halben Stunde beim Vietnamesen, gingen noch für einen Drink in eines der ältesten Pubs von Manchester (wären trotz des riesigen Außenbereichs auch fast nicht reingekommen ...) und eroberten dann schießlich den reservierten Platz beim Asiaten. Das Phở war sehr lecker, das Hanoi-Bier weniger, aber nachdem wir schließlich gezahlt hatten, ging es durch ein altes Fabrikareal ein, aus dem sie ein wunderbares Kneipenviertel gemacht haben. Nach einer Runde Minigolf (schwach angefangen, stark nachgelassen ...) fielen wir ins Crown & Anchor ein, um dort ein weiteres Getränk zu verzehren. Das war wiederum lecker ...

Heute Morgen wurde wieder gefrühstückt, und danach teilten wir uns auf: Der Freund meiner sehr guten Freundin und ich fuhren in Richtung Media City/Imperial War Museum/Old Trafford, während die anderen drei nochmal shoppen gingen.

Ich hätte fast vergessen, dass ich einmal pro Reise jemanden im Seich herumführen muss, sodass ich die Chance nutzte, als wir in den Straßenbahnersatzverkehr einzusteigen, dass ich den Kollegen mal schön durch die Pampa führte. Dank Google Maps bemerkte ich meinen Fehler schnell, sodass er behoben werden konnte. (Wenn wir eine Haltestelle später aus der Straßenbahn umgestiegen wären, wäre alles viiiiel besser gewesen ...)

Nun denn, wir stiegen an den Manchester Quays aus, bewunderten die großen Bauten von BBC und ITV, überquerten den Fluss, machten einen kleinen Abstecher ins Imperial War Museum (sehr interessant und vor allem sehr schön, dass wir trotz allen Brexits und "Don't mention the war" und so weiter in Wirklichkeit uns nicht mehr vorstellen können, gegen die Briten oder die anderen Völker unseres Kontinents Krieg zu führen ...) und liefen danach weiter zum Stadion von Manchester United, Old Trafford.

Es wurden im Vorbeigehen ein paar Fotos gemacht, danach suchten wir die Bushaltestelle für den Schienenersatzverkehr und waren überraschend schnell wieder in der Innenstadt.

Wir entschieden uns, schon ein wenig vorfristig ins reservierte Mittagessenlokal einzufallen, und dort verzehrte ich eine Fischplatte und das eine oder andere Guinness. Nach dem Essen (der schottische Lachs war fantastisch!) ging es zurück ins Hotel, ein Uber wurde bestellt und fuhr uns an den Flughafen.

Die Sicherheitskontrolle hier war unterirdisch: Da hatte ich schon ordungsgemäß meinen Rechner und die Flüssigkeiten ausgepackt, trotzdem wurde das Ding einer Sonderkontrolle unterzogen (bzw. es war plötzlich weg), kam dann wieder, nur um nochmal - unverändert - durch das Röntgengerät zu fahren. Ne, lieber Platzeinweiser, das sind nicht die doofen Reisenden, die für Verzögerungen sorgen, sondern die bekloppten und völlig chaotischen Sicherheitskontrolleure ... Vielleicht waren die Kontrolleure in Stansted doch eher die Ausnahme als die Regel ...

Danach saß ich in der Lounge und trank noch ein niederländisches Bier. Der Flug zurück nach Frankfurt war einer der wackligsten in meinem Leben, aber wenn man jetzt keine Flugangst hat, musste man sich da auch nicht in Hose machen ...

Manchester gefällt mir ziemlich gut, das muss ich sagen, auch wenn ich - wie immer - keine Begründung für Gefallen (oder Ablehnung) habe. Dieser Mix aus hochmodernen Glasbauten, Backsteinhäusern und uralten Kathedralen, dieser Bevölkerungs- (und daraus folgend Gastronomie-)Mix, die wunderbaren gemütlichen Pubs, der gute öffentliche Nahverkehr - das war richtig schön hier. (Und eben im "Old Wellington", das übrigens auch einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat, war ich sogar ein bisschen wehmütig.) Manchester wird hiermit offiziell meine Wiederkehr angedroht (ich muss mal Buch führen, welchen Städten/Ländern ich das schon angedroht habe, so langsam verliere ich den Überblick ...).

Ein ausführliches Fazit folgt vielleicht in den nächsten Tagen. Fotos gibt's jetzt schon ...

In der Kathedrale

Kathedrale von außen

Bibliothek

Historischer Lesesaal

Rathaus mit Weihnachtsmarkt

Chinatown

Quays mit Imperial War Museum (links) und Fernsehstudios

Old Trafford

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