Das kann ich mir schon mal einprägen,
denn – inschallah – es wird ein achtes Mal geben. Istanbul ist so
unglaublich schön, da muss ich wieder hin, bald, sehr bald.
Heute Nacht muss es ziemlich geregnet
haben, denn erstens hörte ich den Regen gegen mein Fenster schlagen
und zweitens waren die Straßen und Gehwege heute Morgen ein bisschen
glitschig. Das ist, wenn man den Berg runter muss, um zur Straßenbahn
zu kommen, nicht immer ganz so einfach, aber hingelegt hat's mich
heute ausnahmsweise mal nicht …
Ich ging wieder runter nach Gülhane,
um mir den Aufstieg nach Sultanahmet zu sparen, fuhr bis zum Großen
Basar, erntete mitleidige Blicke, weil mancher Türke dachte, dass
der blöde Tourist wohl nicht gewusst habe, dass der Große Basar
heute zu ist (in die Nummer bin ich vor Jahren schon mal
reingefallen, da falle ich kein zweites Mal rein …) und bahnte mir
meinen Weg zur Süleymaniye-Moschee. Vor zwei Jahren wollte ich da
schonmal rein, da war die aber gerade im Umbau begriffen, diesmal
konnte man sie betreten und bewundern. Aber erstmal muss ich den phänomenalen Ausblick auf
Galata, die Bosporusbrücke und Üsküdar genießen, die sich einem
von da oben bot. Da entführe ich meine Leute in Zukunft auch mal hin
(ja, Bruderherz, ich meine dich!).
Von außen wie von innen ist die
Süleymaniye sehr, sehr beeindruckend, sie ist nicht nur riesig,
sondern war heute – im Vergleich wahrscheinlich zur Blauen Moschee –
sehr von Touristen verschont. Da konnte man ganz entspannt in der
Gegend rumlaufen, naja, jedenfalls als Mann, denn die Frauen wurde
von der allgegenwärtigen Security darauf hingewiesen, dass kein
Härchen zu sehen sein dürfe, das aus dem Kopftuch hervorlugt. Da
hat wohl einer der Security-Männer
mal wieder Lust auf ein bisschen Herumkommandieren gehabt …
Nun,
danach ging ich durch für Istanbuler Verhältnisse menschenleere Straßen
am Sonntagmorgen und traf unweit von Eminönü aufs Goldene Horn. Wo
ich schonmal in Eminönü war, konnte ich ja gleich mal wieder –
richtig! - die Fähre rüber nach Kadiköy nehmen, zumal es – man
höre und staune – heute sogar blauen Himmel gab. Da drüben aß
ich wieder einen Tavuk-Döner (Hähnchen-Sandwich) und kaufte ein Simit (Gebäck), das ich
brüderlich mit den Möwen teilte – schließlich fuhr ich bald
wieder zurück, diesmal nach Karaköy. Ich entschied mich gegen einen
Fischdöner, weil ich gestern Abend ja schon ausgiebig und sehr
lecker Fisch gegessen hatte, und fuhr lieber mit der Straßenbahn
zurück nach Sultanahmet.
Ich
suchte mir eine schöne Kneipe mit Terrasse und genoss dort oben –
anfangs allein mit meinem Bier – den wunderbaren Ausblick auf die
zum Greifen nahe Hagia Sophia. Auf einem Bein kann man nicht stehen,
also muss der Kellner ein zweites Mal die Treppe hoch, ehe er mich
nach meinem „hesap, lütfen“ und einem Grinsen ordnungsgemäß
abkassierte. Ich holte mein Gepäck im Hotel, ging wieder nach
Gülhane und fuhr mit Umsteigen in Zeytinburnu zum Flughafen.
Der
Ausreisegrenzer wollte meine Bordkarte sehen, aber mein Handy wollte
er dann doch nicht abstempeln ... Das Boarding ging halbwegs fix, auf meinem Fensterplatz saß ein kleines Mädchen, das ich dann doch nicht verjagen wollte, sodass ich zwischen ihr und ihrem Bruder zum Sitzen kam. Zu Beginn des Fluges schlief sie mit dem Kopf auf meiner Schulter, ehe sie sich dann doch ob meiner gelegentlichen Bewegungen eine unbeweglichere Kopfstütze suchte ...
Ich las derweil in dem Koran, den ich mir - in deutscher Übersetzung - in der Süleymaniye geschnappt hatte. Das ist keineswegs eine Feld-Wald-und-Wiesen-Übersetzung, das wurde ordentlich lektoriert, sehr schön - und dabei noch kostenlos. Ein weiterer Schritt zum endgültigen Einreiseverbot in die Vereinigten Staaten ist durch den Besitz des Korans nun also auch geschafft ...
Nach Ankunft in Frankfurt stand wieder die Bundespolizei am Flieger, aber sowohl diese als auch die elektronische Einreisekontrolle überstand ich, ging durch den Zoll, erwischte gerade noch die S-Bahn nach Wiesbaden und war ziemlich genau eine Stunde nach der Landung am Wiesbadener Hauptbahnhof - so konnte ich noch um 21.15 Uhr in Ruhe den Anfang von NCIS: New Orleans mitkregen ...
Morgen geht es dann mit frischen Kräften wieder zur Arbeit, denn Istanbul war genau das Luftholen und Durchatmen und Kopffreikriegen, was ich jetzt dringend brauchte. So, so schön war's.
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