Meine Länder

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Sonntag, 27. April 2014

Eine Woche unterwegs

Naja, eigentlich war heute der erste Tag in Kirgisien, aber trotzdem fühlen wir uns, als ob wir schon eine Woche hier wären ...

Also, wir fuhren dann mit beiden Autos (nachdem ich beim Friseur gewesen war) hoch zum Park-and-Ride-Parkplatz und wartetetn dort eine halbe Stunde auf den einzigen Bus, der zum Hauptbahnhof fuhr. Schließlich saßen wir in der S-Bahn mit einem Menschen, der mit seinem Gebrabbel die ganze Bahn unterhielt, aber zum Glück schon in Mainz ausstieg.

Nach der Fahrt mit der Skyline zum Terminal 2 konnnten wir sehr fix einchecken und passierten die Grenzkontrolle. Der Russe vor uns wurde aus der EU-Bürger-Schlange verjagt, das chinesische Pärchen wurde aber durchgewinkt. Tja, liebe Russen, das habt ihr jetzt davon, dass ihr die Krim annektiert habt ...

Nach einem guten Mittagessen beim Flughagen-Japaner ging es durch die Sicherheitskontrolle und zum Gate. Das Boarding begann ein wenig verspätet, und als alle drin waren, mussten wir noch mal warten. Da half es auch nicht viel, dass wir mit Karacho vom Terminal bis zur Startbahn düsten: Wir hatten über eine Stunde Verspätung. Unser Anschlussflug ging planmäßig eine Stunde und 15 Minuten nach unserer Landung in Istanbul, sodass es so langsam eng wurde

Der Flug selbst war recht entspannt, neben uns saß eine 78 Jahre alte Dame, die mit Freundinnen nach Istanbul fuhr und die locker als Anfang 60 durchgegangen wäre. Entsprechend erzählten meine Ma und sie sich gegenseitig von ihren Reisen ...

Natürlich machte ich dann in Istanbul ein wenig Hektik und regte mich ein ganz klein wenig über einen englischsprachigen Vollidioten auf, der so tat, als würde er zum ersten Mal durch eine Sicherheitskontrolle laufen. Er telefonierte sogar, bis ihm einer der Security-Leute das Handy fast aus der Hand riss. Ebenso natürlich erreichten wir das Gate und waren im Nachzügler-Bus unter den Ersten; nach uns kam noch eine kirgisische Reisegruppe (da war ich wenigstens sicher, dass wir im richtigen Bus saßen) und zwei Bulgarinnen.

Der Flieger war recht leer, sodass wir uns breit machen konnten; wir schliefen zwar nicht viel, aber die Flugshow mit der Flugroute über das Schwarze Meer und Georgien, das Aussparen von Aserbaidschan und Usbekistan und schließlich der Landeanflug auf Bischkek waren Unterhaltung genug.

Etwas vorfristig kamen wir in Bischkek an; die Schlange bei der Einreisekontrolle war zwar ein wenig langwierig, dafür war unsere Einreise völlig problemlos. Das Gepäck kam auch  bald, der Zoll wollte auch nix von uns, dafür aber gaaaanz viele Taxifahrer. Wir brachten uns erstmal in Sicherheit, hoben ein bisschen Geld ab und ließen uns dann von einem Schlepper anheuern. Da ich ein bisschen verhandelte, war ihm das am Ende nicht genug, sodass er uns an einen Subunternehmer weitervermittelte. Das Taxi war zwar formal offiziell, wäre aber selbst von einem volltrunkenen TÜV-Prüfer schlagartig außer Betrieb genommen worden: Die Windschutzscheibe war einmal quer gerissen und der Achszapfen (darin habe ich inzwischen Erfahrung) war überall außer in der richtigen Stellung, sodass das Taxi wie ein waidwunder Bollerwagen schlingerte und kaum rechtzeitig bremsen konnte.

Überraschenderweise kamen wir heil im Hotel an und konnten auch gleich aufs Zimmer: Eine Dusche tat wahre Wunder. Dennoch waren wir um sechs Uhr wieder aus dem Hotel draußen und auf dem Weg zum Osch-Basar. Da bauten die Leute aber erst auf, sodass wir den nächstbesten Bus nahmen, hinten einstiegen (das macht man hier so) und am Ala-Too-Platz ausstiegen (Fahrtkosten: acht kirgisische Som, etwa 10 Cent, pro Person). Der Alo-Too-Platz ist so etwas wie der Hauptplatz der kirgisischen Hauptstadt, und auch hier waren selbstverständlich Freiwillige dabei, den Platz zu fegen.

Wir liefen ein wenig über den Platz, zum Freiheitsdenkmal und zum Museum, zur Lenin-Statue und zu einem im Aufbau befindlichen Markt dahinter, ehe wir in die Frunse-Straße einbogen und zwecks leichtem Frühstück nach einigem Weg im Hyatt Regency einkehrten. Selbst in der dortigen Lobby war das Frühstück aus Kaffee und Wasser bzw. Cola sehr gut bezahlbar, sodass wir mit noch vorhandenen Barmitteln in Richtung Siegesplatz liefen.

Der Siegesplatz mit einer überdimensionalen Jurte und einem ewigen Feuer erinnert an den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Für uns fast noch spannender war aber das fantastische Panorama auf die Tian-Shan-Berge, die sich scheinbar direkt hinter der Stadt schneebedeckt auftürmen. Wunderbarer Ausblick!

Nach einigen Wirren über die Busverbindungen nahmen wir schließlich ein Taxi zu unserem Hotel, schliefen zwei Stündchen und machten uns dann auf einem der von beiden Reiseführern empfohlenen kirgisischen Restaurants.

Bischkek ist eine sehr grüne Stadt, mit breiten Boulevards und vielen Alleen. Gerade im Regierungsviertel gibt es viele Parks, sodass man sich hier durchaus wohlfühlen kann. Ins Auge stechen die Gegensätze zwischen einigermaßen verfallenen Mietskasernen und hochmodernen neuen Apartment-Gebäuden in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Straßenverhältnisse sind im Allgemeinen nicht schlecht, auch wenn die eine oder andere Nicht-Durchgangsstraße auch mal vor Schlaglöchern strotzt.

Das "Faiza" wird als sehr beliebt bei den Kirgisen beschrieben, und was das bedeutete, merkten wir schnell: Es war proppevoll. Wir bekamen dennoch kurz nach Ankunft einen Tisch und beobachteten erst einmal, wie das hier so mit der Bestellung geht. Am Ende ist das dann doch wie in Deutschland: Man setzt sich an den Tisch seiner Wahl (wenn man denn eine Wahl hat), wartet auf die Karte (die hatten hier auch eine englischsprachige Karte; kein Wunder, wenn man in jedem Reiseführer lobend erwähnt wird), bestellt, isst und bezahlt. Wir dachten zunächst, man müsse am Ausgang bezahlen, doch eine Kellnerin stellte sich uns einigermaßen grimmig in den Weg, sodass wir diese Schnapsidee schnell fallenließen.

Als Essen gab es Manti (Teigtaschen mit Hammelfüllung), Lagman (eine Art Nudelsuppe mit reichlich Fleisch und Gemüse als Beilage), Blini (russische Pfannkuchen mit Sauerrahm). Dazu tranken wir Kefir (eine Mischung aus Buttermilch und Ayran) und Tee. Das Ganze war sehr reichhaltig, sehr lecker und seeeehr günstig: Insgesamt zahlten wir sechs Euro zusammen.

Wir liefen durch ein paar Wohngebiete und wollten eigentlich auf den Osch-Basar. Meiner Ma ging es aber magentechnisch nicht ganz so gut, sodass wir uns ein Etablissement zur Einnahme eines therapeutischen Wodkas suchten. Wir fanden das Metro Pub, eine Expat-Kneipe direkt am Chui-Boulevard. Aus dem Wodka (und meinem Bier) wurde eine zweite Runde, danach gab es noch ein Bierchen und möglicherweise noch eins, weil wir uns einfach verquatschten. Sehr schön, so soll Urlaub sein, und meiner Ma ging es nach der Aufnahme der Arznei wesentlich besser.

Wir ließen den Osch-Basar Osch-Basar sein und liefen zurück in Richtung Hotel. Wir hatten schon wieder ein kleines Hüngerchen und suchten daher eine ebenfalls in Reiseführern empfohlene Gaststätte auf, die aber leider ziemlich zu aussah.

Am Ende landeten wir wieder im "Faiza", aßen noch etwas und gingen dann aber wirklich zurück ins Hotel. Nun ist es hier halb neun, wir sind definitiv bettfertig, zumal es morgen in Richtung Issyk-Köl und Karakol geht. Wir lassen uns vom Taxi abholen und zum Busbahnhof fahren und schauen dann mal, ob wir noch ein Gefährt für die sechsstündige Fahrt hoch in die Berge und am See entlang finden.

Bischkek gefällt uns bisher, nach diesem ersten Tag, ziemlich gut. Die Menschen sind sehr freundlich und um Hilfe bemüht, das Essen schmeckt hervorragend, es gibt kaum Hektik in dieser Stadt. Doch, schee ...

Fotos bei besserer Verbindung.

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