Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Mittwoch, 30. April 2014

Belohnung

Nach dem eher bescheidenen Wetter gestern haben wir heute die Belohnung für unser Durchhaltevermögen bekommen: Strahlend blauer Himmel und Temperaturen jenseits der 20 Grad Celsius, sodass mir (jaja, man kann es mir nicht rechtmachen) fast schon wieder zu heiß war.

Wir checkten heute Morgen aus, nachdem wir - dieses Mal Knoblauchwurst und Käse sowie - Spiegelei gegessen hatten. Wir bekamen von unseren Gästehaus-Gastgebern noch zwei Tassen mit einer Abbildung des Gästehauses geschenkt (wir hatten zuvor ihre Kindermit Gummibärchen geschmiert) und stiegen dann in das Taxi, das sie uns bestellt hatten.

Das Taxi brachte uns zum Awtowoksal, zum Busbahnhof, und dort stand bereits ein Bus nach Bischkek. Der Fahrer lud unser Gepäck ein und wir standen noch ein wenig in der Gegend herum, als plötzlich unser Taxifahrer wieder auftauchte: Wir hatten alle gemeinschaftlich vergessen, dass der Zimmerschlüssel abzugeben war ...

Wir bestiegen unser Gefährt, das die obligatorische gesprungene Windschutzscheibe hatte; insgesamt käme kein hiesiges Taxi auch nur ansatzweise durch den TÜV, und bei den meisten Privatautos hätte ich auch größte Zweifel; meist sind die Ganghebel ebenso notdürftig geflickt wie die Scheiben.

Die Busfahrt war heute teurer als die Hinfahrt, denn wir mussten statt 250 Som (3,30 Euro) wucherhafte 300 Som (4 Euro) für die sechsstündige Fahrt von Karakol nach Bischkek bezahlen. Noch dazu haben sie dabei die Steuer beschissen, die Kassiererin und unser Fahrer, denn beide hatten nur eine Fahrt computertechnisch verarbeitet und dann handschriftlich die zweite Person draufgebucht: Uns war's wurscht.

Während der Fahrt klingelten ständig Handys, und wir waren durchaus überrascht, dass die älteren, relativ traditionell gekleideten Damen ebenso versiert ihre Geräte ans Ohr hoben wie die junge Garde.

Wir fuhren durch die Landschaft und waren von den relativ nahen hohen und schneebedeckten Bergen sehr angetan; der Konstrast aus Berglandschaft (rechts) und Issyk Kul (links, dahinter wieder andere Berge) war seeeeehr schön. Wir fuhren an wartenden Männern vorbei, die hier nicht - wie im Rest der Welt - stehend die Wartezeit verbringen, sondern an der Hocke.

Die Polizei scheint hier nebenberuflich mit dem Eintreiben der "Straßenbenutzungsgebühr" beauftragt zu sein, denn regelmäßig wurde unser Bus angehalten. Da man der Polizei offenbar ohnehin unter allen Umständen zu schnell ist, zahlt man einfach, und gut is.

Wir fuhren durch die grüner werdende Hochebene vor Bischkek und möglicherweise auch ein kurzes Stück durch Kasachstan, jedenfalls seeehr nah an Kasachstan vorbei, ehe wir - nach langwierigerem Umgehungsstraßenverkehr - am Busbahnhof in Bischkek ankamen.

Die Taxifahrer versuchten, uns wieder einmal dezent übers Ohr zu hauen, was nur ansatzweise gelang, sodass wir nicht völlig entreichert an unserem Hotel ankamen. Unser Koffer stand schon bereit, und wir marschierten wieder in den dritten Stock ins Zimmer.

Dort hielten wir uns nicht wahnsinnig lange auf, sondern gingen gleich wieder auf Pirsch in Richtung der deutschen Botschaft, der wir einen Besuch abstatteten. Nach einem kurzen Rundgang durch Diplomatenviertel und vorbei am Poschtamt (heißt wirklich so) suchten wir eine weitere der empfohlenen Bischkeker Kneipen auf: das Fakir.

Wir "suchten" es wirklich auf, denn es liegt sehr versteckt hinter einer Einkaufspassage, in der es auch eine "Schwarzwald Baeckerei" gibt. Nachdem wir zunächst ignoriert wurden (es stellte sich heraus, dass die Bedienungen erst auskaspern mussten, wer sich traute, uns zu bedienen), bekamen wir leckeres Bier (mit Strohhalm, bäh!) und noch leckerereres Essen: Lazuro (Rindfleisch mit Paprika), wieder einmal leckeres Lagman und dann noch einen Kasan-Kebab, kleine Rindfleischspießchen mit Zwiebeln. Essenstechnisch sind wir immer mehr von Kirgisien begeistert, denn uns hat es bisher überall sehr gut geschmeckt.

Die Heimfahrt bewältigten wir mit einem Taxifahrer, der 1981 in Jüterbog in Brandenburg als sowjetischer Soldat im Einsatz war und daher ein wenig Deutsch sprach. Derartige Deutschkenntnisse mussten mit einem Trinkgeld belohnt werden ...

In der Hotelbar nahmen wir noch einen Kyrgyzstan-Cognac zu uns (nicht ganz so mein Fall) und sind nun bereits in der Heia. Wie immer funktioniert das WLAN an sich tadellos, auch wenn es nicht superschnell ist. Aber trotzdem finde ich es sehr beeindruckend, dass auch die Kirgisen es gebacken kriegen, WLAN im Hotel anzubieten, was bei uns in Deutschland leider nicht immer so selbstverständlich ist.

Ala-Too-Platz in Bischkek

Siegesplatz in Bischkek

Manti (links) und Lagman

Deutsche Spuren in Bischkek

Die Dungan-Moschee in Karakol

Die Dreifaltigkeits-Kathedrale in Karakol

Unterwegs von Karakol nach Bischkek

Blick auf den Issyk Kul

Getrockneter Fisch in Baliktschi

Unser Gefährt

Dienstag, 29. April 2014

Schneeregen am Strand

Nunja, sagen wir, wir haben es uns gestern sehr gutgehen lassen, sodass wir heute in vielerlei Hinsicht nicht ganz unsere Topform erreicht haben ...

Das Frühstück mit Spiegelei, Brot und Marmelade sowie Tee war ganz lecker, aber als wir das Hotel verließen, fing es gerade an zu regnen. Insgesamt war es heute ungemütlich: ungemütlich kalt, ungemütlich regnerisch, ungemütlich windig. Das ist jetzt zugegebenermaßen bei einer Höhe von 1.780 m nicht völlig überraschend, sodass wir unsere Notfallwetterjacken auspackten und uns so auf durch die Gegend machten.

Wir erkundeten einige Parks hier in Karakol, schauten noch einmal bei der Touristinfo vorbei (die Karte gab's noch nicht, dafür bekamen wir eine Fotokopie), fanden sehr verspätet die Aschliamfu-Kneipe, die wir gestern gesucht hatten (und waren nicht ganz unglücklich darüber, sie gestern nicht gefunden zu haben; in jedem Fall entsprachen die hygienischen Umstände dort sicher nicht ganz den Vorstellungen des Gewerbeaufsichtsamtes München-Nord), schlenderten über den Basar (ein Händler: "Sprechen Sie Deutsch?") und guckten uns die Kathedrale an, in der gerade Brot gesegnet wurde ...

Wir fanden die Marschrutka zum Prestan-Strand nicht, und nahmen nach endlichen Überlegungen ein Taxi, das uns dorthin fahren sollte. Es goss und schüttete, das Tor zum Strandabschnitt war zugesperrt, aber im Zaun waren Löcher, durch die sogar ich passte, und der Strand war zu dieser Jahreszeit nichts wirklich Aufregendes: Da standen ein paar Pferde in der Gegend herum, ein paar Hunde bewachten die Pferde, außer uns war da fast niemand, insgesamt nicht so toll.

Wir kehrten bald um, und da wir kein Taxi im Ort fanden, liefen wir die zwei Kilometer in Richtung Hauptstraße. Wir stellten uns unter einen Busunterstand in der Nähe des Friedhofs und hatten Glück, dass ein Taxifahrer gerade einen Beerdigungsgast dort auslud und uns postwendend einlud.

Nach der Rückkehr in unser Hotel lernten wir die neue Hotelangestellte kennen, die als Au-pair in Stuttgart war und ziemlich gut Deutsch spricht, ehe wir uns wieder in die Stadt aufmachten, die Post einwarfen, im einsetzenden Schneeregen drei der vier von unserer Hotelmadame empfohlenen Restaurants fanden und am Ende in dem landeten, in dem wir gestern waren (das war eines der vier empfohlenen).

Wir aßen dort auch heute wieder sehr gut, beließen es aber bei zwei Bier und sind jetzt gegen 19 Uhr schon fast bettfertig.

Morgen geht es ja wieder zurück ins warme Bischkek. Auch das Wetter auf der Fahrt soll morgen besser sein, fast schon sonnig.

Auffällig ist, dass hier an ganz vielen Stellen Rosensträuche gepflanzt sind, die sicherlich irgendwann demnächst (ich Rosenexperte, ich) ausschlagen werden.

Montag, 28. April 2014

Clara Zetkin ist ab 8. März im Urlaub

Das, oder etwas ganz verwandt Ähnliches, hat uns der alte Mann heute im Minibus von Bischkek nach Karakol erzählt. Ich schwöre.

Naja, jedenfalls sind wir heute sehr früh aufgestanden: Ich hatte den Wecker auf 2 Uhr (deutscher Zeit), also 6 Uhr, gestellt. Nach ein bisschen Kuscheln bin ich schließlich um 6.45 Uhr aufgestanden.

Wir waren früher als erwartet fertig und gingen runter zum Frühstück, das aus Blini mit Sauerrahm und Spiegelei mit Wurst (also scrambled eggs [sic!] with sausage) bestand.

Wir fragten unseren Rezeptionisten, was ein Taxi nach Karakol kosten würde. Nach seiner Auskunft ("200 Dollar") nahmen wir rasch von dieser Option Abstand. Dafür brachte er uns - er bekam ein extragroßes Trinkgeld - zum Awtowoksal, also zum Autobahnhof, vielmehr zum Busbahnhof. Dort vermittelte er uns an einen Schlepper, der uns den Koffer schleppte und uns in Richtung Minibusse nach Karakol führte. Dafür bekam er ebenfalls ein Trinkgeld, womit er wenig anfangen konnte. Behalten hat er die 100 Som trotzdem.

Wir waren um 8.45 Uhr am Minibus, der Fahrplan zeigte 9.30 Uhr. Ich war nicht ganz sicher, wie ernst diese Zeitangabe zu nehmen war, aber wir setzten uns schon einmal in das Gefährt. Es kamen immer mehr Leute dazu, auch ein geistig leicht behinderter Mensch wollte ein bisschen Geld erbetteln, und als er dieses nicht bekam, begann er, die auf dem Beifahrersitz sitzende Frau abwechselnd zu beleidigen und durch Geheule zu erweichen zu versuchen. Beides half nix.

Mit wenigen Minuten "Verspätung" fuhren wir los, 18 Mann oder so in unserem Gefährt.

Kurz nach der ersten Tankstelle sprach der alte Mann meine Ma und mich an, auf Russisch. Als die Beifahrerin ihm sagte, wir seien Deutsche, meinte er "Guten Morgen" und "Hände hoch". Sehr beruhigend ... Danach verwickelte er uns in ein Gespräch, zählte von eins bis zehn: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, neun, zehn. Als meine Ma ihn darauf hinwies, dass dazwischen die 8 fehlte, fing er an vom "acht Marz" zu erzählen und von Rosa Luxemburg und Clara Zetkin. Kurz darauf suchte er das deutsche Wort für праздник, bis ihm der Fahrer erläuterte, dass das zumindest auf Englisch "holiday" hieß. Damit war für uns "Urlaub" gemeint. Und da Clara Zetkin am "acht Marz"
праздник, hatte also Clara Zetkin ab dem 8. März Urlaub. (Später fiel uns auf, dass "holiday" auch Feiertag heißen kann, der 8. März der Weltfrauentag ist und Clara Zetkin den maßgeblich mitbegründet hat, aber da war es schon zwei Stunden später, sodass wir das Gespräch nicht neu beleben wollten ...)

Stundenlang ging es durch das kirgisische Bergland, vorbei am wunderbaren Issyk Kul, der fast zwöf Mal so groß wie der Bodensee ist, vorbei an Radieschen- und Besenständen, unterbrochen nur von gelegentlichen Aus- und Zustiegen in unserem Sprinter. Für die Sechs-Stunden-Fahrt bezahlten wir - pro Person - 250 Som, also etwa 3,30 Euro. Auch wenn die Sprachbarriere nicht zu unterschätzen ist (unser Russisch ist wirklich quasi nicht-existent), spüren wir, dass die Menschen sehr (gast-)freundlich sind und wirklich interessiert an den bekloppten Ausländern scheinen, die ihr Land bereisen.

Gegen 16 Uhr kamen wir in Karakol an. Unser Taxifahrer versuchte uns, schön übers Ohr zu hauen, was wir aber abwehren konnten, indem wir statt 2,60 Euro nur 1,30 Euro für die Fahrt zahlten, was immer noch ein deutlicher Ausländerpreis war.

In unserem Hotel wurden wir - ohne unsere Pässe zu zeigen oder sonstwas - schon erwartet und aufs Zimmer geleitet. Das Zimmer ist sehr ordentlich, wir zahlten 54 Dollar (etwa 40 Euro) für die beiden Nächte ...

Anschließend gingen wir in Richtung "Innenstadt", fielen über die von der US-Entwicklungshilfe finanzierte Touristinformation, in der uns gut (und in sehr gutem Englisch!) geholfen wurde (auch wenn die Stadtpläne gerade aus waren) und liefen weiter in Richtung Dungan-Moschee und Basar.

Die Dungan-Moschee (Eintritt: wucherhafte 30 Cent pro Person) ist eine sehr interessante Moschee: Sie ist in einem dezidiert chinesischen Stil gehalten und von außen und innen sehr bunt. So eine Moschee habe ich noch nie gesehen. Hochinteressant. Der Moscheewächter enttarnte uns sofort als Deutsche. Woran das wohl liegt?

Der Basar war heute schon fast wieder im Schließen begriffen, sodass wir sowohl den Basarbummel als auch das Aufsuchen des Lokals, das uns empfohlen war, unterließen (naja, das Lokal fanden wir nicht ...). Überall waren wir "Langnasen" ein spannendes Besichtigungsobjekt.

Wir spazierten zurück in Richtung Hotel und blieben an einem "Kafesi" hängen. Da das Ding auch als "Bar" beschildert war, gingen wir rein, schließlich wollten wir ein Bierchen trinken.

Naja, aus dem Bierchen wurden vier, danach kam eine Viertelliterflasche Wodka (für 2,50 Euro), ein Teechen und ein bisschen Saft, dazu die (gar nicht soooo) scharfe kalte Nudelsuppe, Lagman, Beschbarmak und nachher zum Alkoholbekämpfen noch ein Schaschlik-Spieß. Am Ende zahlten wir 24 Euro für ein mittelprächtiges Gelage.

Karakol soll nicht so supersicher sein, vor allem im Dunkeln, aber die Gefahr lauert wohl eher in Pfützen und fehlenden Kanalisationsdeckeln denn in bösen Verbrechern. Jedenfalls fühlten wir uns bei dem Spaziergang zurück ins Hotel keineswegs unwohl.

Meiner Ma fällt auf, dass die jungen Leute westlich gekleidet sind und alle (auch die Älteren) ein Handy am Ohr haben. Die Infrastruktur (Straßen, Wohnblocks, Autos) wirkt manchmal noch wie in den Westler-Vorstellungen vom Ostblock, auch wenn schon deutlich mehr moderne deutsche und japanische Autos auf den Straßen unterwegs sind als Ladas und Moskwitschs. "Deutsche Autos" kann hier auch mal heißen, dass von der "Bäckerei Stamm" in sowieso oder vom Reisebüro Schlagmichtot in Südtirol noch Aufschriften auf den Gefährten prangen. Scheint ein Qualitätsmerkmal zu sein ...

Wir gehen nun, es ist Mitternacht hier, ins Bettchen. Morgen geht es vielleicht auf einen Ein-Tages-"Trek" ins Gebirge. Mal sehen. Erst einmal aber: gute Nacht!

Sonntag, 27. April 2014

Eine Woche unterwegs

Naja, eigentlich war heute der erste Tag in Kirgisien, aber trotzdem fühlen wir uns, als ob wir schon eine Woche hier wären ...

Also, wir fuhren dann mit beiden Autos (nachdem ich beim Friseur gewesen war) hoch zum Park-and-Ride-Parkplatz und wartetetn dort eine halbe Stunde auf den einzigen Bus, der zum Hauptbahnhof fuhr. Schließlich saßen wir in der S-Bahn mit einem Menschen, der mit seinem Gebrabbel die ganze Bahn unterhielt, aber zum Glück schon in Mainz ausstieg.

Nach der Fahrt mit der Skyline zum Terminal 2 konnnten wir sehr fix einchecken und passierten die Grenzkontrolle. Der Russe vor uns wurde aus der EU-Bürger-Schlange verjagt, das chinesische Pärchen wurde aber durchgewinkt. Tja, liebe Russen, das habt ihr jetzt davon, dass ihr die Krim annektiert habt ...

Nach einem guten Mittagessen beim Flughagen-Japaner ging es durch die Sicherheitskontrolle und zum Gate. Das Boarding begann ein wenig verspätet, und als alle drin waren, mussten wir noch mal warten. Da half es auch nicht viel, dass wir mit Karacho vom Terminal bis zur Startbahn düsten: Wir hatten über eine Stunde Verspätung. Unser Anschlussflug ging planmäßig eine Stunde und 15 Minuten nach unserer Landung in Istanbul, sodass es so langsam eng wurde

Der Flug selbst war recht entspannt, neben uns saß eine 78 Jahre alte Dame, die mit Freundinnen nach Istanbul fuhr und die locker als Anfang 60 durchgegangen wäre. Entsprechend erzählten meine Ma und sie sich gegenseitig von ihren Reisen ...

Natürlich machte ich dann in Istanbul ein wenig Hektik und regte mich ein ganz klein wenig über einen englischsprachigen Vollidioten auf, der so tat, als würde er zum ersten Mal durch eine Sicherheitskontrolle laufen. Er telefonierte sogar, bis ihm einer der Security-Leute das Handy fast aus der Hand riss. Ebenso natürlich erreichten wir das Gate und waren im Nachzügler-Bus unter den Ersten; nach uns kam noch eine kirgisische Reisegruppe (da war ich wenigstens sicher, dass wir im richtigen Bus saßen) und zwei Bulgarinnen.

Der Flieger war recht leer, sodass wir uns breit machen konnten; wir schliefen zwar nicht viel, aber die Flugshow mit der Flugroute über das Schwarze Meer und Georgien, das Aussparen von Aserbaidschan und Usbekistan und schließlich der Landeanflug auf Bischkek waren Unterhaltung genug.

Etwas vorfristig kamen wir in Bischkek an; die Schlange bei der Einreisekontrolle war zwar ein wenig langwierig, dafür war unsere Einreise völlig problemlos. Das Gepäck kam auch  bald, der Zoll wollte auch nix von uns, dafür aber gaaaanz viele Taxifahrer. Wir brachten uns erstmal in Sicherheit, hoben ein bisschen Geld ab und ließen uns dann von einem Schlepper anheuern. Da ich ein bisschen verhandelte, war ihm das am Ende nicht genug, sodass er uns an einen Subunternehmer weitervermittelte. Das Taxi war zwar formal offiziell, wäre aber selbst von einem volltrunkenen TÜV-Prüfer schlagartig außer Betrieb genommen worden: Die Windschutzscheibe war einmal quer gerissen und der Achszapfen (darin habe ich inzwischen Erfahrung) war überall außer in der richtigen Stellung, sodass das Taxi wie ein waidwunder Bollerwagen schlingerte und kaum rechtzeitig bremsen konnte.

Überraschenderweise kamen wir heil im Hotel an und konnten auch gleich aufs Zimmer: Eine Dusche tat wahre Wunder. Dennoch waren wir um sechs Uhr wieder aus dem Hotel draußen und auf dem Weg zum Osch-Basar. Da bauten die Leute aber erst auf, sodass wir den nächstbesten Bus nahmen, hinten einstiegen (das macht man hier so) und am Ala-Too-Platz ausstiegen (Fahrtkosten: acht kirgisische Som, etwa 10 Cent, pro Person). Der Alo-Too-Platz ist so etwas wie der Hauptplatz der kirgisischen Hauptstadt, und auch hier waren selbstverständlich Freiwillige dabei, den Platz zu fegen.

Wir liefen ein wenig über den Platz, zum Freiheitsdenkmal und zum Museum, zur Lenin-Statue und zu einem im Aufbau befindlichen Markt dahinter, ehe wir in die Frunse-Straße einbogen und zwecks leichtem Frühstück nach einigem Weg im Hyatt Regency einkehrten. Selbst in der dortigen Lobby war das Frühstück aus Kaffee und Wasser bzw. Cola sehr gut bezahlbar, sodass wir mit noch vorhandenen Barmitteln in Richtung Siegesplatz liefen.

Der Siegesplatz mit einer überdimensionalen Jurte und einem ewigen Feuer erinnert an den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Für uns fast noch spannender war aber das fantastische Panorama auf die Tian-Shan-Berge, die sich scheinbar direkt hinter der Stadt schneebedeckt auftürmen. Wunderbarer Ausblick!

Nach einigen Wirren über die Busverbindungen nahmen wir schließlich ein Taxi zu unserem Hotel, schliefen zwei Stündchen und machten uns dann auf einem der von beiden Reiseführern empfohlenen kirgisischen Restaurants.

Bischkek ist eine sehr grüne Stadt, mit breiten Boulevards und vielen Alleen. Gerade im Regierungsviertel gibt es viele Parks, sodass man sich hier durchaus wohlfühlen kann. Ins Auge stechen die Gegensätze zwischen einigermaßen verfallenen Mietskasernen und hochmodernen neuen Apartment-Gebäuden in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Straßenverhältnisse sind im Allgemeinen nicht schlecht, auch wenn die eine oder andere Nicht-Durchgangsstraße auch mal vor Schlaglöchern strotzt.

Das "Faiza" wird als sehr beliebt bei den Kirgisen beschrieben, und was das bedeutete, merkten wir schnell: Es war proppevoll. Wir bekamen dennoch kurz nach Ankunft einen Tisch und beobachteten erst einmal, wie das hier so mit der Bestellung geht. Am Ende ist das dann doch wie in Deutschland: Man setzt sich an den Tisch seiner Wahl (wenn man denn eine Wahl hat), wartet auf die Karte (die hatten hier auch eine englischsprachige Karte; kein Wunder, wenn man in jedem Reiseführer lobend erwähnt wird), bestellt, isst und bezahlt. Wir dachten zunächst, man müsse am Ausgang bezahlen, doch eine Kellnerin stellte sich uns einigermaßen grimmig in den Weg, sodass wir diese Schnapsidee schnell fallenließen.

Als Essen gab es Manti (Teigtaschen mit Hammelfüllung), Lagman (eine Art Nudelsuppe mit reichlich Fleisch und Gemüse als Beilage), Blini (russische Pfannkuchen mit Sauerrahm). Dazu tranken wir Kefir (eine Mischung aus Buttermilch und Ayran) und Tee. Das Ganze war sehr reichhaltig, sehr lecker und seeeehr günstig: Insgesamt zahlten wir sechs Euro zusammen.

Wir liefen durch ein paar Wohngebiete und wollten eigentlich auf den Osch-Basar. Meiner Ma ging es aber magentechnisch nicht ganz so gut, sodass wir uns ein Etablissement zur Einnahme eines therapeutischen Wodkas suchten. Wir fanden das Metro Pub, eine Expat-Kneipe direkt am Chui-Boulevard. Aus dem Wodka (und meinem Bier) wurde eine zweite Runde, danach gab es noch ein Bierchen und möglicherweise noch eins, weil wir uns einfach verquatschten. Sehr schön, so soll Urlaub sein, und meiner Ma ging es nach der Aufnahme der Arznei wesentlich besser.

Wir ließen den Osch-Basar Osch-Basar sein und liefen zurück in Richtung Hotel. Wir hatten schon wieder ein kleines Hüngerchen und suchten daher eine ebenfalls in Reiseführern empfohlene Gaststätte auf, die aber leider ziemlich zu aussah.

Am Ende landeten wir wieder im "Faiza", aßen noch etwas und gingen dann aber wirklich zurück ins Hotel. Nun ist es hier halb neun, wir sind definitiv bettfertig, zumal es morgen in Richtung Issyk-Köl und Karakol geht. Wir lassen uns vom Taxi abholen und zum Busbahnhof fahren und schauen dann mal, ob wir noch ein Gefährt für die sechsstündige Fahrt hoch in die Berge und am See entlang finden.

Bischkek gefällt uns bisher, nach diesem ersten Tag, ziemlich gut. Die Menschen sind sehr freundlich und um Hilfe bemüht, das Essen schmeckt hervorragend, es gibt kaum Hektik in dieser Stadt. Doch, schee ...

Fotos bei besserer Verbindung.

Samstag, 26. April 2014

Auf nach Osten

So, gerade laufen die letzten Reisevorbereitungen: Der Kulturbeutel wird gepackt, ich gehe gleich noch kurz zum Friseur. Danach stellen wir die Autos auf den Park-and-Ride-Parkplatz und fahren von dort mit Bus und S-Bahn zum Frankfurter Flughafen.

Um 15 Uhr geht unser Flieger nach Istanbul Sabiha Gökçen, wo wir um 19 Uhr türkischer Zeit ankommen (eine Stunde Zeitverschiebung). Schon eine gute Stunde später, gegen 20.15 Uhr, sitzen wir dann im Flugzeug von dort nach Bischkek, wo wir gegen 4 Uhr morgens ankommen werden (nochmal drei Stunden Zeitverschiebung, also gegen Mitternacht deutscher Zeit).

Wir werden uns ein Taxi suchen, unser Gepäck an unserem Hotel abladen und uns dann in den Sonntagmorgen in der kirgisischen Hauptstadt stürzen.

Wir sind sehr gespannt, weil wir beide nicht so recht wissen, was auf uns zukommt und wie das alles funktionieren wird, aber das ist ja nicht unsere erste Abenteuerreise. Und bisher galt: Et hätt noch immer jut jejange ...

Gestern saßen wir beim Abendessen hier in Wiesbaden und haben unsere ersten großen Auto-Reisen, die Nordlandtour 2000 und die erste große Balkantour 2004, Revue passieren (oder, wie mancher Fußballer sagen würden: Paroli passieren) lassen. Oblast Kaliningrad 2000 oder Albanien 2004, viel schlimmer wird es in Kirgisistan schon nicht werden ...

Wir werden berichten, und vorbehaltlich einer guten Internet-Verbindung wird das schon morgen Nachmittag deutscher Zeit sein, wenn wir vom Sonntag in Bischkek berichten.

Sonntag, 13. April 2014

Karakol und Bischkek

Heute haben wir Hotels in Kirgisien gebucht und dementsprechend auch schon die Reiseplanung ein bisschen vorangetrieben.

Nachdem wir ja am Sonntag Morgen ankommen, bleiben wir eine Nacht im Hotel in Bischkek und können uns also am Sonntag in Bischkek umschauen. Da wird sicherlich der Osch-Basar einen Besuch von uns abgestattet bekommen.

Am Montag fahren wir dann, wenn er fährt, mit dem langsamen Zug durch landschaftlich schöne Gefilde, wenn der Zug nicht fährt, dann halt mit Bus und Marschrutka hoch an den Issyk Kul. Von dort fahren wir dann mit Marschrutka oder Bus oder im Zweifel dem Taxi weiter nach Karakol, dabei haben wir immer den See zur Seite.

In Karakol gibt es angeblich einige schöne Sachen zu sehen, darunter eine Kathedrale und eine Moschee, vielleicht machen wir aber auch einen kleinen Ausflug noch ein bisschen weiter in die Berge.

Am Mittwoch geht es dann zurück nach Bischkek in unser dann schon altbekanntes Hotel. Von Bischkek werden wir dann den einen oder anderen Tagesausflug machen, zum Burana-Turm in der Nähe von Tokmok zum Beispiel oder in den Ala-Artscha-Nationalpark.

Am Samstagmorgen schließlich fliegen wir dann schon wieder gen Heimat.

Osch lassen wir also aus: Meine Ma will nicht mit den kirgisischen Kleppern fliegen (und ich verstehe sie da), und die Zehn-Stunden-Fahrt mit dem Auto durch die schöne Landschaft lassen wir dann auch bleiben, wenn wir schon sechs Stunden mit dem Zug hoch nach Baliktschi fahren.

Und vielleicht ist das nicht der letzte Aufenthalt in Zentralasien (naja, ziemlich sicher nicht, ich will ja alle Länder der Welt besuchen), sodass man später vielleicht mal nach Osch kommt ...