Meine Länder

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Freitag, 18. Juni 2010

Da ist man einmal nicht bei einem WM-Spiel ...

... und schon verliert Deutschland! Schade!

Nach einem guten Frühstück in Pretoria ging es mit dem Auto über uns schon bekannte Straßen zurück nach Johannesburg, wo wir gegen 10.45 Uhr unser Auto abgaben. Die Avis-Tante wollte noch irgendeinen Betrag von uns, aber nach meinem Verweis auf die Buchung in Deutschland und dass wir komplett versichert seien, war auf einmal alles okay.

Wir gaben unser Gepäck in die Gepäckaufbewahrung und ließen uns mit dem Taxi ins Apartheid-Museum fahren. Dieses zählt in der Tat zu den besten Museen, die ich je gesehen habe. Ich muss auch gestehen, dass ich über die Geschichte Südafrikas vor und während der Apartheid (sicherheitshalber mal verlinkt ...) nicht allzuviel gewusst habe. Ausgerechnet am Donnerstag, am 16. Juni, war auch noch der Jahrestag des Aufstandes von Soweto gegen Afrikaans als Schul-Pflichtsprache, der das Südafrika der Apartheid nach übereinstimmenden Aussagen von Museum und Reiseführer für immer verändert hatte. Zudem befand sich eine Sonderausstellung über das Leben Nelson Mandelas im Museum, das das ohnehin schon sehr interessante Museum noch sehr interessanter machte. Danach ließen wir uns wieder in die Stadt kutschieren und aßen in einem portugiesischen Pub recht gut zu Mittag. Danach machten wir uns zu Fuß (in Jo'burg!) auf den kurzen Weg zurück zum Bahnhof. Irgendwie verliefen wir uns, und als ich den Reiseführer bemühte, liefen schon zwei Südafrikaner auf uns zu und fragten fast panisch, ob wir uns verlaufen hätten. Sie führten uns dann zum Busbahnhof und wurden ob ihrer lebensrettenden Aktion von uns zum Bier eingeladen. (Merkt man die Ironie? Ich meine, ja, Johannesburg ist nicht gerade das Paradies auf Erden, aber es war hellichter Tag und ich bin nun auch nicht gerade ein Hänfling ... Ich bin schon nachts [!] durch Chicago [!] gelaufen und mir ist nichts passiert.) Jedenfalls saßen wir dann mit den beiden in einem Lokal am Busbahnhof und beobachteten, wie sich die Spanier gegen die Schweiz abmühten (Glückwunsch, Lölis!). Als die beiden dann wegwaren, holten wir unser Gepäck und guckten außerhalb des Lokals noch den Rest des Spiels. Zu uns gesellte sich ein besoffener südafrikanischer Brasilien-Fan und ein schwuler südafrikanischer Ghana-Fan (oder schwuler Ghanaer?), der von uns - ja, seine Mutter lebt in Hamburg - wieder die obligatorische Einladung zwecks Visumbeschaffung wollte. Die Einladung bekam er nicht, dafür ein Bier spendiert, wofür Stephen uns dann noch runter zum Check-in für den Bus zurück nach Harare brachte.

Der Bus fuhr pünktlich 20.00 Uhr in Johannesburg ab, und die Fahrt war im Wesentlichen ereignislos. Der Grenzübertritt raus aus Süafrika war völlig problemlos, der nach Simbabwe wieder hinein war wesentlich komplizierter und ein Beispiel für afrikanische Bürokratie: Während ich meinen Pass einfach abgestempelt bekam (wir hatten ja noch das simbabwische Doppel-Einreisevisum, das für die zweite Einreise noch gut war), hätte meine Mutter am anderen Schalter wieder einen Einreisezettel ausfüllen müssen. Da sie aber zu mir rüberkam, stempelte der freundliche Grenzer meiner Mutter auch ohne Einreisekarte den Einreisestempel in den Pass und verwies uns an den Zoll.

Dort hätten wir wahrscheinlich eine Zollerklärung ausfüllen müssen, begaben uns aber schnurstracks zurück zum Bus, wo wir unser Gepäck ausladen mussten, ehe eine Zöllnerin uns mehr pro forma fragte: "Only personal clothes?", was wir bejahten. Danach durfte unser Gepäck wieder eingeladen werden, die blauen Zollerklärungen wurden vom Fahrer eingesammelt; als ich ihm sagte, ich hätte keine bekommen, war das aber "fine". Wir stiegen wieder - es war ziemlich kühl - in den Bus, bis der Busfahrer uns rausscheuchte und meinte, wir sollten eine Schlange bilden, damit die Grenzer gucken könnten, ob wir den Einreisestempel im Pass hätten. Wir bildeten die Schlange, es kam aber kein Grenzer. Nach zwanzig Minuten stiegen wir wieder ein, ein Grenzer ward nicht mehr gesehen, dafür gab der Busfahrer uns wieder die Zollerklärungen, damit wir unsere eigenen wieder heraussuchen sollten. Wir hatten ja keine abgegeben, also konnten wir keine heraussuchen, was ein Mitreisender wiederum "fine" fand. Wir standen noch etwa eine Stunde, bis eine Frau aus unserem Bus reinkam, sich entschuldigte und der Bus weiterfuhr - die Zollerklärungen hatte kein Zöllner sehen wollen ... Argh.

Die Landschaft Simbabwes ist anders als Südafrika, aber nicht weniger reizvoll. Es gibt zum Beispiel viele recht bizarre Steinformationen. Alles ist ein wenig ärmlicher als Südafrika, aber im Vergleich zu Indien oder Pakistan immer noch unheimlich sauber und relativ gepflegt.

Mit zweieinhalbstündiger Verspätung kamen wir nach einer Gesamtfahrtzeit von 19 Stunden in Harare an und wurden gleich von Taxifahren bestürmt, die für die Fahrt zum 500 Meter entfernten Holiday Inn 15 US-Dollar haben wollten. Ich konnte sie mit einigen Mühen auf fünf herunterhandeln, was der Portier im Holiday Inn immer noch lachhaft fand, aber gut, als Ausländer zahlt man halt ein wenig mehr ... Das Holiday Inn ist immer noch gut, auch wenn man ihm ansieht, dass es bessere Zeiten hatte, aber unser Zimmer war top. Wir setzten uns aber zügig hinunter ins Restaurant, da wir richtig Hunger hatten, und aßen Quesadillas, Calamari und jeweils einen 280-Gramm-Burger. Dazu gab es Castle-Bier. Das Ende des Griechenland-Nigeria-Spiels verfolgten wir in der Bar mit Zambezi-Dosenbier.

Danach ging es ins Zimmer und schnell ins Bett, weil wir hundekaputt waren.

Der Morgen brachte gleich ein wenig Aufregung, weil in der Rezeption ein Fehler passiert war und ich nur als Einzelperson anstatt als Zweierbelegung eingecheckt hatte/war. Nach etlichem Hin und Her musste ich einen Beleg für 20 US-Dollar unterschreiben, der mir beim Check-Out wieder gutgeschrieben wurde. Hatte ich schon von simbabwischer Bürokratie gesprochen? Nichtsdestotrotz waren alle im Holiday Inn um unser Wohlergehen bemüht, was sehr angenehm war.

Die Taxifahrt zum Flughafen war diesmal billiger (20 Dollar), wir mussten bis zum Check-in einige Zeit überbrücken, was aber mit Colatrinken und Handarbeit-Gucken (und -Kaufen) gelang. Check-in, Ausreisekontrolle und Sicherheitskontrolle waren problemlos, auch wenn ich das erste Mal seit der Ausreise aus den USA im Februar 2009 die Schuhe ausziehen musste. Wir verfolgten den Anfang des Deutschland-Serbien-Spiels, ehe es ins Flugzeug ging. Nach Zwischenlandung in Lusaka in Sambia kamen wir kaum verspätet in Addis Abeba an. Die Abholung funktioniert einwandfrei, das Zimmer ist chic (mit beweglichem Duschkopf - herrlich!), aber morgen geht es dann endgültig wieder gen Heimat.

Wieder einmal sind meine Vorstellungen und Vorurteile über den Haufen geworfen worden: Das südliche Afrika, vor allem Südafrika und Swasiland, aber durchaus auch Lesotho und Simbabwe, ist wunderbar zu bereisen mit größtenteils guten bis sehr guten Straßen, überaus freundlichen Menschen und grandiosen Landschaften. Hatte ich schon erwähnt, dass wir bald wiederkommen wollen?

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