Was für ein Tag!
Es läuft die 41. Minute des Spiels Barcelona - Borussia Dortmund, und ich bin gespannt, ob ich den Blog bis zum Ende des Spiels, das ich in der Lobbybar schaue, fertiggestellt habe ...
Erst einmal noch zu gestern Abend: Wir kamen etwas später als geplant vom Gate weg und starteten um 21.52 Uhr mit angesagten zwei Stunden und zehn Minuten Flugzeit. Das war fast genau, denn wir landeten um 0.04 Uhr in Málaga. Das Aussteigen war - ähnlich wie das Einsteigen - ein bisschen langwierig, weil viele Leutchen - anders als ich, obwohl erbeten - das Handgepäck nicht abgegeben hatten (nein, auf einem Direktflug mit Verladung direkt am Flugzeug kann das Gepäck nicht verloren gehen!). Ich hatte ein (leckeres) Schweizer Pale Ale intus, weil ich für das Gepäckabgeben einen Sechs-Franken-Gutschein bekommen hatte - und der reichte genau für das Bier.
Ich musste das Gepäck im gesonderten Zollbereich abholen, weil die Schweiz halt nicht zur EU gehört, aber wenigstens kam mein Gepäck schnell, denn um 1 Uhr sollte die Autovermietung schließen.
Ich kam zur Autovermietung, wurde aber per Aushang ins Parkhaus verwiesen, den Weg fand ich im Gegensatz zum Papa der Engländer vor und den Franzosen hinter mir auf Anhieb, nur standen da schon etliche Menschen in der Schlange, die sich kaum fortbewegte. Es dauerte und dauerte, ziemlich genau um 1 Uhr kam ich dran, und die sehr freundliche Tante fertigte mich schnell ab (was mir sehr recht war!).
Ich bekam einen hübschen Peugeot (nur leider habe ich bisher den Tempomaten jedenfalls nicht gefunden), und mit dem ging es über die nächtliche Autobahn zwanzig Minuten ins Hotel. Es könnte sein, dass ich unterwegs geblitzt wurde, wobei ich bei 6 km/h Tacho drüber angesichts der Fahrweise der Spanier eigentlich nicht glaube, dass die so schnell blitzen - naja, warten wir's ab.
Der Nachtrezeptionist sprach Spanisch, Deutsch und schließlich Englisch mit mir, ich bekam ein hübsches, ruhiges Zimmer mit Meerblick - und ging in die Heia.
Einschlafen konnte ich schlecht, trotz Klimaanlage und guten Fenstern, aber nach drei, vier Stunden Schlaf wachte ich überraschend erholt um 6.15 Uhr heute auf - der Wecker hatte seine Arbeit getan.
Ich duschte (guter Wasserdruck, herrlich!) und verließ gegen 7 Uhr das Hotel. Die Auffahrt auf die Schnellstraße hier war brutal - da steht ein Stoppschild, es gibt keinen Beschleunigungsstreife und heute Morgen kam ein Auto nach dem anderen. Aus der Nummer kam ich nicht heraus, mein Hintermann fing an zu hupen und irgendwann glaubte ich, eine Lücke gefunden zu haben, sodass ich herausbeschleunigte. Es gab kein größeres Hupkonzert, also scheint das geklappt zu haben ...
Ich entschied mich, nachdem ich eruiert hatte, dass in meinem Navi die Mautstrecken vermieden wurde, auf die Mautstrecke zu fahren, zahlte am Ende knapp zehn Euro Maut (in drei Chargen), aber das hatte den Vorteil, dass die Autobahn schön leer war. Ich war ein einziges Verkehrshindernis, weil ich nicht 20, 30 Sachen drüber fuhr, insbesondere in den Tunneln nicht, aber so zehn, zwanzig Kilometer vor Algeciras wurde es dann stärker befahren, sodass keiner mehr rasen konnte ...
Ich kam recht gut durch Algeciras in Richtung Hafen, aber als ich in die Straße mit meinem Parkhaus abbiegen wollte, sah ich da ein Einfahrt-verboten-Schild (später stellte ich fest, dass ich bis zum Parkhaus hätte fahren dürfen, aber das hatte ich im Vorbeifahren halt nicht gesehen ...). Also fuhr ich einmal im Karrée durch eine Einkaufsstraße und stellte fest, dass meine Anmeldung mit der App geklappt hatte, denn die Kamera erkannte mein Nummernschild, sodass ich keinen Parkschein ziehen musste (ich muss nur dran denken, das Nummernschild des Mietautos nach Rückgabe wieder abzumelden!).
Ich parkte problemlos ein - viel Platz war -, verließ das Parkhaus und marschierte die knappe Viertelstunde zum Hafen. Ich lief schon einmal am Heliport vorbei und betrat das Fährterminal, fuhr hoch zum Gatebereich, sah dort Steckdosen, wollte mein Handy schon einmal laden - und stellte fest, dass ich mein Ladekabel im Auto vergessen hatte! Verdammte Axt!
Es war 9.05 Uhr, wenn ich mich beeilen würde, würde ich um 9.30 Uhr wieder da sein, also hopphopp, auf, auf, Marsch, Marsch! Ich kam ins Schwitzen, war aber um 9.14 Uhr am Auto und hatte um 9.15 Uhr das Mistdings in der Hand und war auf dem Rückweg. Um 9.26 Uhr stürzte ich wieder ins Terminal, fuhr die Rolltreppe hoch, es war schon das, was ich als Final Call identifizierte - aber in der Bordkartenkontrolle wurde meine elektronische Bordkarte nicht erkannt. Argh!!!
Ich solle runter gehen und ein papel, ein Papierticket, holen. Hmpf, okay, so ein Scheiß, ganz ehrlich, ich runter - Riesenschlange! Es wurde 9.30 Uhr (das, 30 Minuten vor Abfahrt, war als Schließzeit angegeben gewesen), es wurde 9.35 Uhr, die Spanier und Marokkaner vor mir kauften seelenruhig noch Tickets für meine Fahrt, als ich endlich dran kam, war es 9.39 Uhr oder so - meine Buchung wurde nicht gefunden, aber das war meine Schuld, weil ich meinen Personalausweis statt meines Passes vorgezeigt hatte, und die gehen hier grundsätzlich nicht nach Name, sondern nach Dokumentennummer in den Reservierungen, es war 9.42 Uhr, als ich wieder die Rolltreppe hochstürzte, jetzt klappte es, die Sicherheitskontrolle überlebte ich auch, ich stürmte durch die Türen und zum Gate, aber vor mir liefen die Spanier und Marokkaner weiterhin seelenruhig in Richtung Gate, sodass ich dann irgendwann ruhiger wurde, aber trotzdem drei Kreuze machte, als ich nach der finalen Sicherheitskontrolle dann auf dem Schiff war.
Boah, Mann, ey!
Wir standen noch zehn Minuten, bevor wir pünktlich die Maschinen anwarfen und losfuhren. Ich saß eher mittig, weil da Steckdosen zum Aufladen waren, und ich wollte möglichst mit vollem Akku aus der Fähre aussteigen.
Insgesamt war die Fähre sehr leer, wir kamen exakt pünktlich um 11 Uhr an, das Aussteigen ging fix, und nun musste ich mir einen Weg nach Marokko suchen, denn das stand jetzt definitiv auf dem Programm, zumal ich von der Ladekabelaktion eh schon nassgeschwitzt war.
Heute hatte ich mich auch vernünftig eingeschmiert, aber erst einmal brauchte ich etwas zu trinken, und so kaufte ich - bei Lidl in Afrika! - zwei Flaschen Sprudelwasser. Ich lavierte mich ein bisschen durch Ceuta, ahnte schon, dass das ein schönes Städtchen sein würde, aber jetzt ging es erst einmal an der Strandpromenade entlang in Richtung frontera.
Das war ein wunderbarer Spaziergang, wenn auch sehr sonnig, und nach einer Dreiviertelstunde, Stunde (und nachdem ich einem Fernsehinterview ausgewichen war) kam ich an der Grenze an. Ich wechselte die Straßenseite, das war richtig so, denn so kam in die Fußgängerschleuse. Insgesamt war heute nicht so brutal viel los, die Ausreise aus Spanien ging - obwohl Schengengrenze - recht zügig, wobei die meisten vor mir eh EU-Bürger waren, von daher dann doch nicht sooo überraschend, aber auch die Einreise nach Marokko ging recht fix. Der Grenzer wollte wissen, wo ich hinwill, aber als ich ihm sagte, dass ich nur einen Tagestrip nach Fnideq machen will, war's auch recht.
Schon hatte ich einen Stempel im Pass, ging einen langen Weg mit hohen Mauern entlang und kam dann bei den Taxis heraus. Ich lief aber zu in Richtung Fnideq, wechselte wegen Bauarbeiten einmal die Straßenseite, oft standen irgendwelche Autos von Hilfspolizisten im Weg, die umkurvte ich, bei einer weiteren Baustelle stand ein Polizist, wir kamen mit Englisch und Französisch nicht so richtig klar, aber ich lief einmal auf der Straße weiter, das passte auch, und nach einer Dreiviertelstunde erreichte ich das Ziel des Marokkoausfluges - die wunderschöne blau-weiße Moschee von Fnideq.
So richtig begeisternd war das alles aber darüber hinaus auch nicht wirklich, der Souk konnte auch nicht so wahnsinnig viel, auch wenn der natürlich authentischer ist als mancher Touristenbasar, sodass ich mir recht schnell einen Taxivermittler anlachte. Er wollte 50 Cent Vermittlungsgebühr und einen Euro fürs Taxi, ich machte doch noch einen kleinen Rundgang, kam dann aber wieder zu ihm zurück, drückte ihm zwei Euro in die Hand, und wider Erwarten klappte das - ich bekam einen Platz in einem Sammeltaxi. Das waren die einzigen zwei Euro, die ich heute in Marokko ausgab, so richtig Wertschöpfung habe ich also nicht betrieben in Marokko heute ...
Mein Ausreisegrenzer war brutal langsam, sodass ich, nachdem der andere Grenzer für zwei Leute die Schlange abgearbeitet hatte, in selbige wechselte und zügig ausgestempelt wurde - ich war heute vielleicht 90 Minuten in Marokko, aber das war schon okay so.
Mit dem Bus ging es - für ein paar Cent (85 oder so?), ich konnte nicht mit Karte zahlen und musste einen 10-Euro-Schein anbreche, bekam dafür jede Menge Kleingeld - in die Stadt, und als ich an der alten Stadtmauer vorbeikam, stieg ich spontan aus. Ich querte bei einer Baustelle die Straße, um ein Foto von der malerischen Stadtmauer mit kleinem Fjor davor zu machen, bekam vom Vorarbeiter einen Anschiss, weil der Bürgersteig da wohl gesperrt war (aber der war es wert!) und lief danach in Richtung Stadtzentrum.
Da war ein Haus schöner als das andere, es war großartig, aber so langsam bekam ich Hunger. Ich hatte eine Kneipe im Auge gehabt, aber die sollte schon um 16 Uhr schließen (jetzt war es 14 Uhr), und auf der anderen Straßenseite sah ich eine schöne Gaststätte mit Terrasse, und da setzte ich mich - nach Prüfung der Google-Bewertung - hin.
Freunde der Sonne - das war fantastisch! Der sehr freundliche Ober stellte mir das bestellte Bier hin und dazu ein paar Oliven und eingelegte Knoblauchzehen, und diese Kombination war schon - sorry - geil! Danach bestellte ich mir pulpo a feira, dabei wird der Oktopus in feine Scheiben geschnitten, und das Ganze wird mit Kartoffeln serviert. Freunde der Sonne (hatte ich schon, ich weiß, aber trotzdem) - war das lecker. Mutter, wenn ich dich mal mit nach Ceuta schleppe, gehen wir da hin!
Es war so lecker (und ich hatte nicht gefrühstückt), dass ich - verfressen bin ich ja gaaar nicht - noch frittierten Tintenfisch hinterher bestellte, danach war ich definitiv komplett satt, aber auch der war super-, superlecker. Die geneigte Leserin und der geneigte Leser sehen, dass es mir da im Meson Baco sehr, sehr gut gefallen hat ...
Nach zwei Colas (ich musste ja heute Abend noch fahren) verabschiedete ich mich, machte aber öfter Pause, denn die Jeans hatten auf an meinen verschwitzten Oberschenkeln gerieben - und das tut immer weh. Breitbeiniger als sonst lief ich durch die Innenstadt von Ceuta, aber irgendwie war jetzt ein bisschen die Luft bei mir raus.
Ich suchte noch eine geöffnete Gaststätte, fand irgendwie keine, schneite bei den arabischen Bädern vorbei, die von außen recht schön aussahen - und sah, dass ich zum Heliport sowieso wieder ein Stück in Richtung Westen laufen musste - dort in der Nähe befand sich aber ein Irish Pub.
Ich musste nur ein kleines Stück den Berg hoch, fiel dann in das Pub ein, wurde dort sehr herzlich begrüßt, trank dann doch noch ein Guinness, gucke Spanischen Pokal und verließ schließlich mit viel übriger Zeit das Pub.
Ich entschied mich gegen den Besuch des Casinos, sondern lief schon einmal in Richtung Heliport, erkundete die Lokalität (ich war eineinhalb Stunden vor Abflug da) und setzte mich dann auf eine Bank und schaute den Jugendlichen beim Fußballspielen zu, denn da waren etliche Kunstrasenplätze angelegt, auf denen eifrig gekickt wurde.
Eine starke halbe Stunde vor Abflug begab ich mich dann wieder zum Heliport, setzte mich aber erstmal in den Wartebereich, etwa 25 Minuten vor Abflug begann der Check-in, mein Boardingpass lag - wie der aller anderen 15 Passagiere - bereit, mein Handgepäck wurde gewogen, dann sollte ich es aber wieder an mich nehmen.
Die spanische Polizei kontrolliert die Pässe und Personalausweise, obwohl man im Schengenraum unterwegs ist, weil Ceuta bestimmte Erleichterungen für Marokkaner aus den angrenzenden Provinzen hat, die dann aber nicht in den (großen) Schengenraum weiterreisen dürfen, aber mein deutscher Pass war wie bei den Grenzübertritten heute natürlich kein Problem.
Ich boardete als Letzter den Hubschrauber (Fotografierverbot im Terminal, leider), bekam aber trotzdem keinen Fensterplatz (meine Idee hatte auch einige andere, die halt den Fensterplatz nicht mehr hergaben ...), sodass ich Mitte Mitte saß. Das Anlegen des Vier-Punkt-Gurtes klappte mit Unterstützung des Einweisers, und einen Blick aufs Meer und den Fels von Gibraltar hatte ich schließlich doch.
Insgesamt war der Flug, der tatsächlich zehn Minuten ging, völlig entspannt - es war weit weniger ruckelig als erwartet und ganz massiv leiser als gedacht, da braucht man wirklich keine Ohrenstöpsel. Das Handgepäck, das wir vor dem Flug den Einweisern zum Verstauen abgegeben hatte, wurde noch auf dem Helipad wieder ausgegeben (und natürlich duckte ich mich beim Verlassen des Hubschraubers bei noch drehenden Rotoren, so gehört sich das!), dann ging es etliche Stockwerke runter und dann wieder zurück zum Auto.
Der Check-out mit der App klappte nicht auf Anhieb, weil ich nicht richtig an der Zahlstelle angehalten hatte, aber beim zweiten Versuch funktionierte es problemlos. Ich habe jetzt am Ende knapp 8 Euro gezahlt für 12 Stunden im Parkhaus, das lasse ich gelten.
Es ging zügig raus aus Algeciras und wieder auf der Autobahn zurück ins Hotel. Jetzt sitze ich in der Lobby Bar, trinke vielleicht - wenn ich noch eins kriege - ein letztes Schlummerbier und freue mich aufs Bett. Vielleicht gehe ich noch duschen, das entscheide ich ebenso spontan wie die Reiseroute morgen. Gibraltar ist trotz allem gesetzt, denke ich, und Ronda reizt mich ja doch schon, aber vielleicht fahre ich doch erst nach Ronda und dann nach Gibraltar, um von dort dann direkt nach Sevilla durchstarten zu können.
Aber erstmal frühstücke ich hier ordentlich - und vielleicht, ganz vielleicht versuche ich, mal im Meer zu baden ...
Ein grandioser Tag - ich hoffe, ich habe den Großteil rübergebracht, auch emotional, aber das war heute sooooo viel, dass ich es wahnsinnig schwer finde und fand, das in Worte zu gießen. Sehr, sehr cool war es ...
Fotos heute mal wieder in umgekehrter Reihenfolge:
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Fels von Gibraltar |
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Blick auf zwei Fähren aus dem Hubschrauber |
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Da kam es angeflogen |
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Arabische Bäder |
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Pulpo im Supermarkt |
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Pulpo a feira |
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Ceuta |
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Ceuta |
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Ceuta |
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Alte Stadtmauern von Ceuta - nach Anschiss vom Vorarbeiter |
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Wieder in Spanien, aber noch in Afrika |
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Moschee in Fnideq |
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Wohnblocks in Fnideq |
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Blick auf Ceuta aus Marokko |
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Strandpromenade |
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Hier kam ich heute Abend an |
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... und hier ging's heute Morgen los |