Meine Länder

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Samstag, 6. Juni 2015

Bi iis do

Unsere Abholung auf Bali kam sogar zu früh, sodass wir deutlich zu früh am Flughafen waren. Unser Check-in war in Reihe B ausgewiesen, auch wenn uns zwei übereifrige Security-Fritzen auf Reihe D hinwiesen, woraufhin ich ihnen auf dem doofen Bildschirm zeigte, dass dort "B" stand. (Kurz vor Check-in-Öffnung wurde das dann auf "D" umgestellt, Helden!) Auch stand am Eingang zum Check-in-Bereich einer, der die Tickets sehen wollte, also zeigte ich ihm die Buchungsbestätigung auf dem Handy, er fragte: "For two?", ich sagte: "Yes", und durch waren wir. Völlig sinnbefreit das Ganze.

Den Check-in überstanden wir mit 19,9 und 19,6 Kilogramm (der Rest war Handgepäck), ehe wir nach Bezahlung der Flughafenbenutzungsgebühr ausreisten und durch die Sicherheitskontrolle gingen. Passend zur Art unseres Aufenthalts auf Bali gab es am Flughafen Pizza und einen Burger, das hat sogar ganz lecker geschmeckt. Am Gate stand nochmal so einer, der angeblich das Gepäck untersuchen sollte, der guckte mal kurz rein. Völlig sinnlos. Leute, entweder macht ihr die Sachen richtig oder ihr belästigt die Touristen nicht. Zweimal das gleiche Gepäck zu kontrollieren, tut mir leid, ist völlig bekloppt.

Der zweieinhalbstündige Flug war trotz dauerbrüllender Kinder okay (Memo an mich: Wenn ich jeweils Kinder zu betreuen habe, keine Flüge, solange die den Druckausgleich nicht ohne Gebrüll hinbekommen), danach ging es mit dem Taxi ins Hotel.

Das Hotel hatte ein interessantes Konzept: Toilette und Dusche befinden sich zwar unter dem Dach, aber ohne Fenster von der Straße abgetrennt (es gibt einen Duschvorhang, damit man sich nicht in der fine city Singapur eine Strafe wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses einhandelt). Das Ganze ist nur nicht so richtig angenehm, weil es natürlich für den Bereich auch keine Klimaanlage gibt (die für den Raum war bei unserer Ankunft auch aus, und der Raum war saumäßig heiß). Schwitzend auf der Toilette zu sitzen, da gibt es angenehmere Erfahrungen als die. Interessantes Konzept also, funktioniert nur nicht richtig. Und teuer war's auch noch, was wohl weniger am Konzept, als an den aktuell in Singapur stattfindenden Südostasien-Spielen liegen dürfte ...

Am nächsten Morgen (in der Nacht kam die Klimaanlage dann besser auf Touren) gingen wir frühstücken: Es gab die Auswahl zwischen zwei Lokalen, eines eher einheimisch, eines - gegen Zuzahlung - eher europäisch, und da entschieden wir uns einfach mal für europäisch, weil diese runny eggs nicht so ganz mein Geschmack sind.

Danach ging es zum Auschecken ins Hotel und dann nach Hinterlassen des Gepäcks noch einmal in die Stadt: Wir machten Chinatown unsicher, gingen wieder ins Maxwell Food Centre und aßen dort noch einmal ein paar Kleinigkeiten (das Maxwell Food Centre haben wir so ins Herz geschlossen, dass Uli, als sie von ihm redete, bi iis do - also "bei uns dort" - sagte, so heimisch fühlten wir uns da schon ...). Souvenirs erstanden wir keine (Kitsch as Kitsch can ...) und so fuhren wir zwecks Überbrückung der Zeit und der Hitze nochmal ins Casino, machten aus 40 Dollar 50 Dollar und legten die dann in unserer Stammkneipe, dem Blu Jaz in Bugis, gewinnbringend in Bier, Wein und Pommes an.

So langsam wurde es dann Zeit zum Aufbruch, wir fuhren im Bus zurück, holten unser Gepäck und fuhren dann mit der U-Bahn zum Flughafen. Wir konnten bald einchecken, ich fuhr zum Duschen ins Terminal 1 - sehr schön, auch wenn sie die Schlüssel erst herausgeben sollten, wenn die Dusche wieder hergerichtet ist ... - und traf dann Uli am Gate. Wir ließen noch eine Tourismusbefragung über uns ergehen (diesmal waren Antworten von Deutschen begehrter ...) und gingen dann an Bord der Maschine nach Doha.

Joa, ich guckte drei Filme (u. a. "The Grand Budapest Hotel" auf Empfehlung eines Arbeitskollegen) und dann waren die siebeneinhalb Stunden eigentlich auch schon fast um. Wir kamen etwas verspätet in Doha an und gingen dann schnelleren Schrittes vom einen Ende zum Flughafen durch die Sicherheitskontrolle (wo ich zu Ulis Überraschung eine Dame, die sich vorbeidrängeln wollte, etwas unsanft zurückpfiff - ich sehe ja ein, wenn man zum Gate muss, aber wir mussten auch zügig zum Gate ...) zum anderen Ende des Flughafens. Natürlich hatten wir noch jede Menge Zeit, trafen im Flieger dann noch zwei Schweizer Freunde, die von den Malediven kamen, und hatten Glück, weil neben uns der Platz jeweils frei war. Ich hatte sogar ganz großes Glück, denn ich hatte neben mir sogar zwei freie Plätze im Mittelblock, sodass ich mich - umrahmt von "Stirb langsam" - mal zweieinhalb Stunden mehr oder weniger flach hinlegen konnte. Schön.

Kurz vor der Einreise kam ein Einspielfilmchen bezüglich der Einreise in die EU, was angesichts unserer Landung in Zürich die im Flieger sitzenden Schweizer sehr erfreut haben durfte, dann war bei der Einreise noch ein Drittausländer vor uns, der nicht lesen konnte (sonst hätte er die EU-EEA-CH-Anzeige über die Passkontrolle gelesen ...) und den ganzen Verkehr aufhielt, aber unser Gepäck war sowieso noch nicht da, sodass wir da noch ein bisschen warten mussten.

Wir wurden in Kompaniestärke von unseren Müttern und ein paar Freundinnen von Uli empfangen, standen mitten im Ausgang und tranken Sekt. Mädels ...

Im Schwarzwald setzten wir uns auf Mutters Balkon und gingen danach schön essen. So ein Steaklein bi iis do in der Germania ist schon was Feines ... Um 16.30 Uhr gab ich den Kampf gegen die Müdigkeit auf, was ich damit bezahle, dass ich jetzt seit 4 Uhr auf dem Bett sitze und allerlei Blog-Schreibe- und Statistik-Gedöns-Arbeit auf meinen diversen "Wo war ich?"-Listen nachpflege.

Ceterum censeo, achso, ne: Es war toll, wie immer. Singapur ist beeindruckend, von der kulturellen Dichte, von den Essensmöglichkeiten, von der Skyline, aber leider auch von der Hitze und Luftfeuchtigkeit her. Leute, stellt mal bitte die Dampfsauna ab, wenn (when, nicht if, inschallah) ich das nächste Mal komme, okay? Kuala Lumpur ist irgendwie same, same but different, ein bisschen wie Singapur, aber alles eine Nummer kleiner (bis auf die Petronas Towers), auch ein klitzekleines bisschen kühler. Doch, da kann man sicherlich nochmal irgendwann ein, zwei weitere Tage verbringen, zumal unser Hotel dort wirklich toll war.

Bali. Ach, Bali. Zu Bali habe ich mich im letzten Eintrag hoffentlich ausreichend zerknirscht gezeigt: Der Strand jedenfalls war sehr schön, das Essen war auch sehr lecker. Mehr haben wir nicht gesehen ...

Was vergessen? Wie? So eine Kleinstadt down under? Also gut: SITA ist nicht nur ein Flughafen-IT-Unternehmen, sondern auch eine Abkürzung für meine nunmehr drei Favoritenstädte auf diesem Planeten: Sydney, Istanbul, Tel Aviv (ohne besondere Reihenfolge). Sydney ist soooo toll, dass ich jedes Mal in den letzten Tagen, wenn ich an Sydney zurückgedacht habe, Pipi in die Augen bekommen habe vor ... - ja, was eigentlich? Heimweh kann es schlecht sein, dann wird es wohl Fernweh - und zwar der übleren Sorte - sein. Oper, Brücke, Skyline, Fährefahren, Manly, Aussie Rules, Blue Mountains, Wale, Bondi, Olympic Park, Kolsch im "4 Pines", Liveband im "Bourbon", Three Sisters, Rugby - Sydney (und Umgebung) hat mich umgehauen, aber so richtig heftig. Wenn ich nächstes Jahr wirklich meine Ostasientour mache (Tokio, Seoul, Taipei, inzwischen überlege ich auch wegen Manila und Brunei), da könnte man doch sicher irgendwo einen Billigflug nach Sydney mitabstauben, oder? Will wieder zurück. Bald. Sehr bald. So toll.

Happahappa war überall lecker: Highlights in Singapur waren der Sushi-Salat im Maxwell Food Centre, aber auch das Katong Laksa weiter im Osten, die Satay-Spieße in dem Food Centre mit Blick aufs Meer und das Garlic Naan in Little India. In Sydney sind das Bourbon und das 4 Pines auch essenstechnisch empfehlenswert, wobei das 4 Pines solide-lecker ist und das Bourbon einen besonderen Geschmack in vermeintlich bekannte Gerichte bringt: vom Frühstück bis zum Abendessen toll, egal ob es ein klassischer Burger ist oder das Lachssteak. Fish and Chips kriegen die Australier aber auch hin, selbst am Bondi Beach. In Kuala Lumpur haben wir zwei sehr gegensätzliche Foodcourts ausprobiert, ein versteckt gelegenes bei uns in der Nähe, eines in einem Innenstadt-Einkaufstempel der Luxusklasse: Lecker und bezahlbar war es in beiden (selbst, wenn man nicht aufpasst und Doofensteuer zahlt ...), egal, ob man nun Malayisch oder Indisch isst. Und über Fisch und Meeresfrüchte auf Bali müssen wir ohnehin nicht reden.

Das Tiger Beer in Singapur ist es sehr solides Pils, das man wirklich gut trinken kann. Man schmeckt etwas und hat trotzdem keine Nachwehen. Daher haben wir das Tiger Beer in Singapur fast ausschließlich und in Malaysia auch öfter getrunken. Das Bali Hai - oder wie das heißt - stammt erstens nicht von Bali und ist zweitens scheußlich, während man sich mit dem Bintang abfinden kann. Begeistert bin ich davon nicht, aber man muss es nicht ausspucken, wenn man versehentlich oder vorsätzlich einen Schluck davon trinkt. Aber jede nicht traditionell biertrinkende Region hat es halt nach Sydney schwer, wo du eine Riesenauswahl verschiedenster Biere hast, viele Kleinbrauereien, die auch mal was ausprobieren, was vielleicht nicht immer (aber oft) eine Offenbarung ist, in jedem Fall jedoch interessante Geschmackskombinationen birgt. Es ist ein Unterschied, ob du die Auswahl zwischen zwei mehr oder weniger laffen Pilsmarken hast, die dann womöglich noch aus der Flasche kommen, oder ob du zwischen Stout vom Fass, Bitter vom Fass, Hefeweizen vom Fass, Pale Ale vom Fass, Cider vom Fass und noch zwei, drei anderen Fassbieren, die jeweils in Kleinstmengen gebraut worden sind, wählen kannst.

Wiederkommen? Singapur ja, schon allein, weil Singapur das Tor nach Südostasien und Ozeanien ist, da würde selbst, wenn ich die Stadt hassen würde, kaum ein Weg daran vorbeiführen. Es ist halt ein bisschen heiß, aber es gibt ja Klimaanlagen und Duschen (teilweise sogar mit abnehmbarem Duschkopf!). Kuala Lumpur, ja, Kuala Lumpur haben wir ein bisschen sehr im Schweinsgalopp angeguckt, da kann man am Anfang oder Ende einer Tour sicherlich nochmal ein, zwei Tage verbringen. Bali ohne jeden Zweifel, am Strand liegen, aber dann auch mal durch die Gegend fahren und sich umgucken. Und über Sydney müssen wir nicht reden.

Schön war es, wie fast immer. Und die Hitze in Singapur war vielleicht ein bisschen Training für die trockenere Hitze, die mich in sechs Wochen in Rom erwartet. In Rom war ich schon lange nicht mehr (richtig), das wird mal wieder Zeit, und ich glaube, das wird schön.

Zum Abschluss noch das Tsunami-Fluchtschild aus dem Hotel auf Bali:

Over and out aus Nr. 99, 100, 101 und 102 ...

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