Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 27. November 2022

Vom Wachmann zur Sau gemacht

... worden bin ich gestern im Atomkraftwerk in Leibstadt, und das Beste (oder Schlimmste) war, dass ich nicht einmal etwas dafür konnte. Ich hatte nämlich - verbotenerweise - mein Handy (und meine Bluetooth-Kopfhörer) in meiner Jacke, aber dass das verboten war, wusste ich nicht: Die Führerin hatte mir das - im Gegensatz zu allen anderen Tourteilnehmern - nicht gesagt, weil ich viel zu früh vor der Führung da war und sie es bei mir - als erstem Ankömmling - schlicht vergessen hatte. Nun bin ich nicht jeden Tag in einem Atomkraftwerk und wusste das also auch so nicht (zumal auf Google das eine oder andere Bild von einem Kontrollraum existiert).

Fehler passieren, sollte man meinen, und die sind da auch mit Schließfächern direkt an der Sicherheitsschleuse entsprechend eingerichtet, aber der Wachmann meinte, mir zeigen zu müssen, was für ein Idiot (und Schwerverbrecher) ich sei, weil ich ja - "offenbar" - nicht richtig zugehört hätte. Der Führerin war das "gar nicht recht", wie der Typ mit mir umgegangen war, und sie bat mich mehrfach um Entschuldigung, aber ihr mache ich ja gar keinen wirklichen Vorwurf, nur weil sie einen Hinweis vergessen hat.

Alles in allem also ein etwas größerer Wermutstropfen in der ansonsten sehr spannenden Führung dort im Kernkraftwerk ...

Aber fangen wir, vielleicht, ausnahmsweise, mal am Anfang des insgesamt sehr ereignisreichen Tages an: Ich fuhr - mit dem Auto - nach Erzingen und stellte am dortigen Bahnhof das Auto ab. Theoretisch wäre ich auch mit Bus und Bahn nach Waldshut (meinem ersten richtigen Ziel) gekommen, aber am Wochenende ist das von Bonndorf aus immer eine mittlere Weltreise - kein Wunder, dass hier jeder Auto fährt, wenn man am Wochenende kaum in die Kreisstadt kommt.

Ich hatte noch ein bisschen Zeit und lief zur Grenze. An der Grenze stand aber nur so eine große Säule, kein richtiger Grenzstein, und nur hinten im Feld konnte ich einen echten Grenzstein erkennen. Ich suchte und suchte nach dem in der Karte eingezeichneten Grenzstein direkt an der Straße, bis ich feststellte, dass ich draufstehe: An der deutsch-schweizerischen Grenze gibt es manchmal (wie in Büsingen und Konstanz) im Boden eingelassene Grenzmarken, und eine solche hatte ich hier auch entdeckt - Nr. 299 Baden-Schaffhausen mittlerer Kantonsteil war somit verzeichnet.

Ich stiefelte zurück zum Bahnhof, kaufte mir noch ein Frühstück und fuhr dann mit der Bahn durch den Nebel nach Waldshut, wo mich plötzlich strahlender Sonnenschein erwartete. Ich stiefelte - nachdem ich mich kurz verlaufen hatte - hinunter zum Rhein und setzte mich - ich war heute oft zu früh - auf die Bank neben dem Fähranleger, denn ich wollte von Waldshut (Deutschland) hinüber nach Full (Schweiz). Es wäre etwas kalt gewesen, den Rhein schwimmend zu durchqueren, also wartete ich auf die Fähre - der Fähranleger war übrigens schön mit "Zoll / Douane"-Schild und Gummiadler ..., äh, Hoheitskennzeichen der Bundesrepublik Deutschland gekennzeichnet, alles hochoffiziell, alles wunderbar ...

Pünktlich um 11 Uhr (die Fähre fährt, wenn sie fährt, zur vollen Stunde) ging es rüber, kein Mensch trug Maske (außer mir, höhö, höhöhöhö, hust, hust) und kein Mensch zahlte ... Öhm?! Jedenfalls saßen wir da zu fünft auf der Fähre, schipperten die zwei Minuten hinüber in die Schweiz, und beim Aussteigen zeigte ich dem Kapitän dann doch an, dass ich noch zahlen wollte (ich hatte gedacht, der kassiert so ab, keine Ahnung, jedenfalls musste er erstmal nachschauen, was die einfache Überfahrt kostet: 2,90 Euro ist die Antwort ...).

Nun war ich also in der Schweiz angekommen und wanderte - WM-Radio hörend, Kopfhörer, verstehste - am Rhein entlang, war viiiiiiiel zu früh, setzte mich daher - es war so sonnig, dass ich die Kapuze meines Anoraks überzog, um mir nicht den Schädel zu verbrennen - auf eine Bank am Rhein und guckte auf die Vögel und die (unbenannte?) Insel (die zur Schweiz gehört) im Rhein. Ein Schwan kam immer mal in meine Richtung, weil er hoffte, dass ich was zu futtern hätte (hatte ich nicht), ein Hund, der zu einer Reiterin gehörte, begutachtete mich zweimal, ansonsten hörte ich das Spiel zu Ende und machte mich dann auf in Richtung Leibstadt.

Ich musste, um zum Informationszentrum zu kommen, erst an einem alten Weltkriegsbunker vorbei und dann einen steilen Anstieg hochkraxeln und war dann gegen 13.20 Uhr (um 14 Uhr war die Führung) im Informationszentrum, wo ich mich schon einmal umschaute.

Um 14 Uhr ging es los, mit Filmchen und zwei 3D-Vorführungen - eine zum Endlager, das gebaut werden soll, eine, in der das Innere des Kraftwerkes, zu dem man keinen Zutritt hat (vor allem dann nicht, wenn der Reaktor geöffnet wird ...), gezeigt wird. Auch die Ausstellung an sich war hochspannend, auch wenn gar nicht genug Zeit war, um sich das alles genauer anzuschauen, aber wenigstens habe ich jetzt eine genauere Vorstellung davon, wie so ein Siedewasserreaktor funktioniert.

In der Pause gab es Rivella und Süßigkeiten - das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.

Nach dem Malheur mit der Sicherheitskontrolle ging es dann zum Hauptkontrollraum, der in 1980er-Jahre-Optik daherkommt - auch das war sehr interessant, gerade weil die Führerin auch meinte, dass es da normalerweise ziemlich langweilig sei ...

Ein letzter Ausflug zum 144 Meter hohen Kühlturm folgte, in dem das Rheinwasser, das zur Kühlung des Wassers im Primärkreislauf eingesetzt wird, dann als Wasserdampf wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird. Nach dem Rückweg zurück ins Informationszentrum und der Abgabe der Helme marschierte ich - als Einziger wandernd - aus dem Gelände heraus in Richtung des Rheinkraftwerks Albbruck-Dogern. Dort überquerte ich - schon im Dunkeln - die Grenze und lief in Richtung des Dogerner Industriegebietes.

Mein Bus verzögerte sich, sodass ich ein paar Schritte weiterlief zur Linde in Dogern, weil dort der - schnellere - Schienenersatzbus durchfahren würde. Der kam zwar auch verspätet, aber nicht so dramatisch, sodass ich in Waldshut noch den Anschluss nach Erzingen erwischte. Dort guckte ich nochd das Frankreich-Spiel zu Ende und fuhr dann zurück nach Bonndorf.

Beim Dönermann vergaß ich noch meinen Geldbeutel auf dem Tresen, aber zum Glück stürmte einer hinter mir und drückte mir mein Portemonnaie wieder in die Hand - vielen Dank!

Joa, das war ein spannender, anstrengender, faszinierender Tag im Atomkraftwerk mit ein paar Grenzüberquerungen an interessanten Stellen - schick ...

Begrüßungssäule kurz hinter Erzingen

Grenzmarkierung

Kraftwerk, Rheinfähre, Anleger mit Gummiadler

Reaktorgebäude und Kühlturm

Vom Wehr des Rheinkraftwerks

Grenzmarkierung auf dem Stauwehr

Samstag, 19. November 2022

Jetzt sind sie weg

Das passiert mir auch selten, dass ich am Flughafen ankomme und kurz darauf wieder wegfahre, aber da ich heute meine Ersatzoma und meine Mutter zum Flughafen nach Stuttgart brachte (die beiden fliegen nach Fuerteventura), blieb mir wenig anderes übrig. Als kleine Ersatzbefriedigung machte ich anschließend eine ganz kleine Schwarzwaldtour und überquerte bei usseligem Nieselregen auf dem Wiizemersteg wenigstens auch ganz kurz die Bundesgrenze - so wenig Zeit war ich selten in der Schweiz, glaube ich ...


Diesmal ein anderes Foto vom Wiizemersteg

--

Ich habe mich diese Woche mit meinen beiden engsten Kolleginnen abgestimmt, sodass ich dann am Donnerstag Abend die Geburtstagsreise nach Edinburgh buchte: Meine Mutter war in ihrem ganzen Leben noch nicht in Schottland, und dieser unhaltbare Zustand muss schnellstens korrigiert werden. Am 17. März fahren wir (ich würde gerne mit dem Zug, meine Ma hängt ein bisschen am Auto) nach Basel und fliegen vom EuroAirport erst nach Bristol, steigen dort (in England) um, reisen also dort auch ins Vereinigte Königreich ein und fliegen dann ein paar Stunden später nach Edinburgh weiter.

Ich habe uns ein schönes Hotel ganz in der Nähe (wenn nicht gar auf) der Royal Mile gebucht, nicht ganz billig, aber das Vereinigte Königreich ist halt in seinen Großstädten wirklich nicht billig. Am 20. März geht es dann - direkt - nach Basel zurück, und wenn ich ganz verrückt bin, gucke ich, ob ich noch nach Karten für das letzte Six-Nations-Spiel Schottlands gegen Italien gucke. Achso, die Six Nations sind so etwas wie die Europameisterschaft im Rugby, und ich kann mir schon vorstellen, dass das ganz interessant würde.

--

Mein Flug nach Budapest am Samstagmorgen, dem 4. Februar, ist storniert worden, und die Freunde von der Fluggesellschaft haben mich auf einen Flug am Freitagabend umgebucht. Hm, da ich dadurch aber länger in Budapest bin als ursprünglich geplant, habe ich das akzeptiert, auch wenn meine Ma mich nach Basel (dann wirklich mit dem Auto) bringen wird, weil ich dann ein bisschen Zeit spare.

Gestern habe ich mit zwei meiner Ex-Kollegen aus Budapest noch ein Treffen klargemacht, da freue ich mich auch schon sehr drauf, weil ich die jetzt auch drei Jahre nicht mehr gesehen habe.

--

Die Lissabon-Porto-Tour mit den beiden Irland-Damen wird wahrscheinlich in den September verschoben, aber dadurch, dass die Tour mit meiner Mutter nur zwei Urlaubstage beansprucht, habe ich da noch ein bisschen Puffer.

--

Jetzt aber muss ich in die Bonndorfer Gastronomie, um die Australien-Neuseeland-Reise feiner zu planen ... Schönen Abend!

Sonntag, 6. November 2022

Last Order im Sherry

... hieß es gestern Abend, seufz, und natürlich konnte ich es mir nicht nehmen lassen, mein zweites (oder erstes?) Wiesbadener Wohnzimmer, den Ort, an dem viele Reisen gebucht und noch mehr Guinness getrunken wurden, ordnungsgemäß zu verabschieden.

Daher fuhr ich gestern nach gemütlichem Ausschlafen mit dem Bus nach Neustadt, dann mit der S-Bahn nach Titisee, mit dem Schienenersatzverkehr nach Freiburg und dann mit dem Eurocity nach Mainz. Dort erwischte ich noch eine verspätete S-Bahn, sodass ich meinen Rucksack doch noch am Bahnhof in Wiesbaden einschließen konnte und pünktlich am Treffpunkt ankam.

Nina und ich wussten nicht sicher, ob es noch Essen im Sherry geben würde, also verzehrten wir einen Döner bei meinem einstigen Stamm-Dönermann, ehe wir - pünktlich - ins Sherry zogen und uns einen Tisch an einem Stehtisch sichern konnten.

Der Seniorchef begrüßte uns mit den Worten, wir hätten zu den Top 20 der Kundschaft gehört ("Für die Top Ten hat's nicht ganz gereicht ..." - wie viele Guinness hätte ich denn noch trinken müssen, sachma?!), und auch wenn es gestern Abend das Guinness (nur) noch in Dosen gab und wirklich Party - mit Tanzen, Gedränge, lauter (aber guter!) Musik - angesagt war, war das nochmal ein anderer, aber ein schöner Sherry-Abend.

Als wir um 23 Uhr das Sherry verließen (wir hatten jetzt sechs Stunden gestanden, das langte für uns), war ich völlig perplex, was für Menschenmassen vor dem Sherry feierten - da war gerammelt voll. Wir setzten uns noch ein bisschen auf die Treppe, aber so gegen 23.30 Uhr machte ich mich auf die Rückreise in den Schwarzwald, denn ich wollte heute im eigenen Bett aufwachen.

Ich fuhr mit der S-Bahn nach Frankfurt zum Flughafen, stellte dort fest, dass meine Bahn ziemlich Verspätung aufgeladen hatte, fuhr daher - mir wurde jetzt auch kühl - zum Aufwärmen mit einem ICE zum Frankfurter Hauptbahnhof, fuhr dann - als mir wieder kühl wurde - mit einem anderen ICE nach Mannheim und stieg dann dort (erst) in den verspäteten IC nach Freiburg ein, den ich schon in Mainz hätte besteigen können.

In Freiburg erwischte ich - zwischenzeitlich hatte es gar nicht danach ausgesehen - den Schienenersatzverkehr hoch nach Titisee, und dort wurde ich von meiner Ma abgeholt. Ohne unnötige Verzögerung ging es ins Bett, sodass ich den Sonntag zu einem guten Teil verschlafen habe - kann man aber auch mal machen.

Schön war's, schade ist es, dass es das Sherry ab heute nicht mehr gibt, unwirklich sowieso, aber das Leben geht immer weiter, und ich bin zuversichtlich, noch ein paar schöne Kneipen im Leben zu finden.

--

Mein Versuch, den bisherigen Chef-Barkeeper des Sherry dazu zu überzeugen, mit uns nach Tadschikistan zu kommen, war erwartungsgemäß zum Scheitern verurteilt, aber die drei Damen sehen dem Ganzen zunehmend ernsthaft entgegen. Die Planung haben wir jetzt erstmal auf Gründonnerstag Abend bis Sonntag nach Ostermontag verschoben, urlaubsplanungsbedingt, und auch ich muss das noch mit den Kolleginnen und dem Chef klären, aber es sieht doch so aus, als ob wir um Ostern herum nach Zentralasien reisen würden.

Noch nicht ganz klar ist, ob wir über Istanbul oder über Kasachstan fliegen (das sind im Moment die günstigsten Verbindungen), aber das finden wir noch raus.

--

Meine Mutter war am Donnerstag mit dem Rentnertreffen der Sparkasse im Atomkraftwerk in Leibstadt, und als ich davon gelesen und gemerkt hatte, dass man da eine Führung ohne größere Probleme mitmachen kann, meldete ich mich noch am Donnerstag für die Führung am 26. November an. Ich werde ein Stück des Weges mit dem Auto fahren, weil das sonst eine mittlere Weltreise würde, gedenke aber von Waldshut nach Full die deutsch-schweizerische Grenze mit der Rheinfähre zu überqueren und dann einen Spaziergang nach Leibstadt zu machen. Nach der Führung soll es dann zu Fuß von Leibstadt nach Dogern gehen und danach mit dem Zug wieder zurück ...

Party on