So, auch mit einigen Tagen Abstand immer noch sehr beeindruckt von Syrien.
Der Abend in Aleppo fand nach einem kurzen Stadtbummel sein Ende im Sissi House im armenischen Viertel; sehr leckeres Essen mit sehr leckerem syrischen Wein. Anschließend noch zweiter kurzer Stadtbummel durch menschenleere Aleppiner Straßen und trotzdem keine Bauchschmerzen dabei gehabt ...
Am nächsten Morgen mit Blick über Aleppo auf der Dachterrasse unseres Hotels gefrühstückt und die Altstadt eingetaucht. Im Souk ein wenig verhandelt, aber erstmal Zitadelle vorgezogen. Naja, was soll ich sagen? Mal wieder "wow". Nach einigen Stunden dort oben zurück durch den Souk, ein wenig eingekauft, zum Hotel und Abfahrt in Richtung Damaskus.
Dort waren nach dreistündiger problemloser Fahrt (nur Paul meinte irgendwann, ich müsse aufpassen, dass ich in Deutschland nicht so fahre wie in Syrien, als ich mit Lichthupe und drängelnd auf der Autobahn einem hinterherfuhr ...) leider kein schönes Hotel gefunden und (für zwei Nächte) mit einem weniger guten vorliebnehmen müssen, bei dem die Klospülung so ihre Eigenarten hatte ...
Danach trafen wir uns mit einer Studienkollegin von Paul am Bab Touma in Damaskus. Sie führte uns natürlich prompt zu dem Lokal, wo wir ein paar Tage zuvor schon sehr gut gegessen hatten. Dort aßen wir dann ein zweites Mal sehr gut.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Bosra und damit zum fünften (und letzten) syrischen Weltkulturerbeort. Das Theater in der Zitadelle von Bosra fasst 15.000 Menschen, dementsprechend, naja, bevor's langweilig wird ... Nach unfreiwilligem Kurzritt über die dortige Römerstraße zurück nach Damaskus und Stadtbummel mit Pauls Kollegin. Einige Geschenke eingekauft, danach zu ihrer Familie in den Außenbezirken. Um eins dort weg, um zwei im Bett, um sechs aufgestanden, da Andreas und ich noch in den Libanon wollten und davor das Auto abgeben.
Nun, der letzte volle Tag im Nahen Osten hatte es in sich: Um halb acht aus dem Hotel losgekommen, Pässe besorgt (Paul blieb im Hotel) und ab zum Hotel Dedeman, um dort das Auto abzugeben. Wir mussten aber noch auftanken und wollten dort fragen. Die Dame von Europcar erklärte uns das auch, meinte aber so nebenbei, dass wir das Auto eigentlich schon am Vorabend hätten abgeben müssen. Herz in Hose, ganz weit unten! Naja, tanken gefahren (hatten kaum mehr Geld, hat gerade so gereicht), dabei im Vertrag gesucht und gefunden, dass heute schon richtig war, puuh. Zurück zum Hotel. Auto abgegeben, Geld holen. Vier Automaten im Hotel, keiner funktionierte mit Maestro. Schweinebande. Auch das Hotel wollte uns nichts auf Kreditkarte auszahlen, Spaziergang zum Four Seasons (:-)), Geldautomat dort ging auch nicht, Concierge gefragt, der sehr freundlich, beschrieb uns den Weg zu einem Geldautomaten der Hoffnung. Dort angekommen, eingegeben, es knirscht und rattert, juchhe, wir haben Geld! Ab zum Minibus, für pro Person 15 Cent zum Busbahnhof, dort Ankunft kurz vor 10. Nach einigem Suchen Busse in den Libanon gefunden, Ticket gebucht (3 Euro pro Person!), Abfahrt erst um 11. Tee trinken. Alter Mann kommt hinein, spricht sehr gut Englisch, fragt, woher, wohin, mit welchem Verkehrsmittel. "So, Bus? Sehr sicher! Neulich haben sie zwar einen Bus in Tripoli [Nordlibanon] entführt, aber nur den Busfahrer erschossen. Haha." Entsprechend um 11 Uhr im Bus, Abfahrt 11.30 Uhr, problemlos. Syrische Ausreisesteuer 550 Pfund (8 Euro), libanesisches Visum 25000 Pfund (12 Euro), ging alles trotzdem relativ schnell. Hab dem Bussteward versehentlich den Kuli geklaut, den er uns fürs Ausfüllen der Entry-Exit-Formulare geliehen hatte ... Sorry! Ankunft in Anjar, Rausschmiss aus dem Bus wie gewünscht.
Taxi angehalten zu den Ruinen nach Anjar, 2,50 Euro, aber der Taxifahrer brachte erstmal 'ne alte Oma nach Hause. Die fragt: "Woher?" Wir: "Almanja, Britanja." Und sie mochte uns! Nach kurzer Fahrt (also Abzocke, aber egal, hatten eh zuviel Geld gewechselt) Ankunft an den Ruinen des alten Kalifenpalastes gegen 14 Uhr. Einlass erhalten, mal wieder waren Andreas und ich alleine an einer Weltkulturerbestätte, mal wieder, naja, sehr, sehr schön ... Nach ca. einer Stunde Herumtoben Einsicht in die bittere Tatsache, dass es mit Baalbek (andere Weltkulturerbestätte im Libanon) nix wird. Der Einlasswächter hatte aber nichts Besseres zu tun und erläuterte uns die Schönheit von Baalbek mit Hilfe eines Buches, damit wir richtig wissen, was wir verpassen. Naja, er wollte nur freundlich sein ...
Stattdessen in einem einheimischen Lokal essengegangen. Fisch soll in Anjar sehr lecker sein, also Forelle bestellt und Bier. Am Ende hatten wir entweder die Karte falsch verstanden oder das Restaurant hat sich selbst beschissen, denn wir mussten statt etwa 30 Euro, was wir vermutet hatten, nur 17 Euro zahlen. Zudem schrieb uns der freundliche Kellner auf, wo wir nun hinmüssten, um zurück zur Grenze zu kommen. Naja, die zehn Minuten bis zur Hauptstraße liefen wir (und hatten keinerlei Sorgen deswegen). Dann kamen wir an der Einmündung an und stellten uns an die Hauptstraße in Richtung Grenze, um auf einen Bus zu warten. Ein Libanese stellte sich dazu, ich fragte: "Suriye", also ob er nach Syrien fahre, er bejahte. Kurz darauf kam ein Privatauto, das anhielt, der Mann stieg ein und bedeutete uns, auch einzusteigen. Wahnsinn! Der Fahrer brachte uns zur Grenze, kassierte ein dickes Trinkgeld und bot uns an, uns bei unserer nächsten Libanon-Reise herumzuführen. Er sagte, das hätte er selbst gemacht, wenn wir Israelis wären ... An der Grenze erst die Ausreiseformalitäten erledigt und dann umgeguckt, wie wir zurück nach Damaskus kommen. Am Ende wurde es ein Taxi mit uns beiden und drei weiteren Fahrgästen. Insgesamt sechs Personen drin, von denen drei nur Arabisch und zwei (wir) kein Arabisch konnten, und einer Arabisch und ein wenig Englisch sprach. War eine sehr lustige Fahrt in dem engen Moskowitsch, der den Berg hinauf erbärmlich krächzte. Nach Ankunft am Busbahnhof wieder mit dem Minibus in die Stadt und dem Taxi zum Treffpunkt mit Paul.
Wir waren alle satt, tranken nur einen Tee und kauften ein wenig ein, bis wir uns um 11 Uhr abends im Hotel trafen und mit dem Taxi zum Flughafen fuhren. Dort setzten wir uns zunächst, alle hundemüde, in eine Lounge und hörten zum ersten Mal seit unserer Ankunft wieder Deutsch um uns herum. Hinter uns saßen zwei Stunden lang zwei junge Deutsche, die wir aber ignorierten und sie uns. Im Aufbruch quatschten Paul und Andreas sie an, wie es ihnen gefallen hätte, und die vier kamen ins Gespräch, während ich abgewandt und ohne Interesse an weiterer Kommunikation dasaß. Als sie die Gesprächssprache zum Deutschen hin wechselten und sie beiden Jungs uns dann fragten, wo wir herkämen, meinte Andreas, ich sei aus Südbaden. Einer fragte: "Woher genau?" Ich: "Aus dem Südschwarzwald." Er: "Naja, woher genau?" Ich nannte meinen Heimatort. "Naja, ich bin dort in der Nähe zur Schule gegangen." Es stellte sich heraus, dass wir auf die gleiche Schule gegangen waren und das auch noch mit einer zeitlichen Überschneidung von 2000 bis 2002. Zu allem Überfluss kannte er mich nach genauerem Hinsehen auch noch ...
Da war ich schlagartig wach und wir machten Fotos und unterhielten uns sehr gut. Gemeinsam gingen wir zum Check-in, denn die beiden flogen auch nach Istanbul, aber dann weiter nach Stuttgart. Der Rückflug bzw. die Rückflüge bestanden aus Schlafen, Kopfweh, zu wenig Wasser und dem Aufenthalt in Istanbul. Wir trennten uns in Frankfurt, nachdem ich meinen Zug schon verpasst hatte. Paul flog weiter nach Manchester, ich erreichte den nächsten Zug nach Freiburg, wo meine Mutter schon wartete, und Andreas fuhr in Richtung Jena. Am frühen Abend fiel ich todmüde ins Bett und freute mich auf Heilig Abend.
So, und morgen, am 2. Weihnachtsfeiertag geht es schon wieder nach Ägypten. Diesmal Faulenzerurlaub. Ich hoffe, es wird so richtig schön ...
P.S.: Der Ort, in den der Taxifahrer uns mit der alten Oma hinnahm, hieß Majdel Anjar. Vor dem Besuch dieses Ortes wird vom Auswärtigen Amt "mit Nachdruck gewarnt". Wieso, weiß ich allerdings nicht. Wir waren jedoch auch nur versehentlich und einige Minuten dort und hatten vielleicht auch einfach nur Glück ... Jedenfalls will ich trotzdem versuchen, sowas nicht zur Gewohnheit werden zu lassen.
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