... komme ich wieder nach Dänemark, nach Schweden und nach Norwegen.
Heute haben der Freund, den ich nach Norwegen zu seiner neuen Arbeitsstätte bringe, und ich unsere Reiseplanung abgeschlossen. Wir haben unser Auto für den Abend des 9. Februar reserviert, sodass A. das Auto einladen kann. Am 10. Februar fahren wir dann wie gewohnt gegen 9.50 Uhr los. Noch ist nicht ganz klar, ob wir über die A2 und Hannover oder über die A24 und südlich von Schwerin fahren, auf alle Fälle endet die Tour vorläufig in Puttgarden, von wo es (halbstündliche Fähre mit einer Fahrtzeit von einer dreiviertel Stunde) nach Rødbyhavn auf der dänischen Insel Lolland geht.
Von dort geht es schnurstracks und ohne größere Pause (wir werden uns mit dem Fahren abwechseln) über Malmö, Göteborg und Oslo nach Bergen, wo wir hoffentlich am 11. Februar vormittags ankommen. Das wird eine ziemlich Monsterstrecke, da wir fast 2.000 Kilometer allein auf dem Hinweg hinter uns bringen wollen, ohne Übernachtung, weil A. schon am Freitag Mittag in Bergen sein muss/will.
Wir werden das Wochende in Bergen verbringen, ehe am Montag, dem 14. Februar, um 13 Uhr meine Autofähre den Hafen in Bergen verlässt. Ich habe eine Einzelkabine über dem Maschinenraum gebucht; die Fähre kommt am 15. Februar morgens um 9.00 Uhr in Hirtshals in Norddänemark an. Von dort sind es dann knapp zehn Stunden Fahrt bzw. fast 1.000 km zurück nach Jena. Das sollte für mich als Einzelfahrer dann auch ausreichend sein.
Die Fähre von Puttgarden nach Rødbyhavn ist noch nicht gebucht, da wir so schnell wie möglich übersetzen wollen, aber nicht wissen, welche Geschwindigkeit auf der Autobahn nach Puttgarden möglich ist, und da wir nicht glauben, dass um diese Jahreszeit die Fähren ausgebucht sind.
Letztmals war ich im Jahr 2000 auf der Sommertour mit meinen Eltern in den drei genannten skandinavischen Ländern. Ich bin sehr gespannt, wie sehr mich bei diesem Aufenthalt die Bierpreise schocken werden, und wie Dänemark, Schweden und Norwegen im Winter aussehen.
Ich werde, wie gehabt, berichten.
Ich berichte von meinen Reisen, um alle 206 Staaten und 50 abhängigen Gebiete der Erde (meiner Zählung) zu betreten. Aktueller Stand sind 161 besuchte Länder und 14 besuchte abhängige Gebiete.
Demnächst: 30.11./1.12. Budapest, Istanbul +++ 23.-29.12. Tunesien +++ 25./26.1. Herning (Dänemark) +++ 15.-23.3. Komoren162
Meine Länder
Montag, 31. Januar 2011
Freitag, 21. Januar 2011
Südsudan und Norwegen
Inzwischen kann man ja ziemlich sicher sagen, dass ab dem 9. Juli der Südsudan unabhängig werden wird, nachdem mehr als 90 Prozent der Stimmberechtigten für die Unabhängigkeit gestimmt haben. Ich werde ihn als 207. Land in die Zählung aufnehmen (und natürlich den Titel dieses Blogs ändern sowie die Erläuterung über die Länder der Welt abändern), sobald der 9. Juli gekommen ist - vielleicht auch schon, sobald das Ergebnis offiziell verkündet ist, also irgendwann Anfang März, mal sehen. Jedenfalls steht erst einmal keine Reise nach Juba oder sonstwo im (Nord- oder Süd-)Sudan an.
Dagegen werde ich nach aktuellem Stand Mitte Februar ein paar Tage in Norwegen sein und über Dänemark dorthin fahren. Ein Freund von mir fängt Mitte Februar an, in Bergen zu arbeiten, und ich bringe ihn hin. Voraussichtlich werden wir am 10. Februar so gegen 10 Uhr fahren, damit wir abends in Hirtshals in Norddänemark sind, wo um 2 Uhr nachts am 11. Februar unsere Fähre rüber nach Norwegen geht. Dort landen wir um 6 Uhr an und fahren dann noch ein ganzes Stück von Larvik nach Bergen.
Wir werden wohl ein Mietauto nehmen, damit wir beide fahren können, denn alleine will ich die knapp 1.500 Kilometer (pro Weg) auch nicht fahren, zumindest nicht auf dem Hinweg. Wie ich den Rückweg bewerkstellige, den ich ab dem 14. Februar oder so angehen will, muss ich mal gucken.
Ich werde auch von dieser Tour berichten.
Dagegen werde ich nach aktuellem Stand Mitte Februar ein paar Tage in Norwegen sein und über Dänemark dorthin fahren. Ein Freund von mir fängt Mitte Februar an, in Bergen zu arbeiten, und ich bringe ihn hin. Voraussichtlich werden wir am 10. Februar so gegen 10 Uhr fahren, damit wir abends in Hirtshals in Norddänemark sind, wo um 2 Uhr nachts am 11. Februar unsere Fähre rüber nach Norwegen geht. Dort landen wir um 6 Uhr an und fahren dann noch ein ganzes Stück von Larvik nach Bergen.
Wir werden wohl ein Mietauto nehmen, damit wir beide fahren können, denn alleine will ich die knapp 1.500 Kilometer (pro Weg) auch nicht fahren, zumindest nicht auf dem Hinweg. Wie ich den Rückweg bewerkstellige, den ich ab dem 14. Februar oder so angehen will, muss ich mal gucken.
Ich werde auch von dieser Tour berichten.
Mittwoch, 5. Januar 2011
Gute Heimkehr
Sorry, dass wir es so spannend gemacht haben: Im Zug von St. Petersburg nach Vilnius hatten wir keinen Internetzugang, danach sind wir in Vilnius gleich in unser Auto gesprungen und in Richtung Warschau gefahren. Dort hatten wir in einem Fünf-Sterne-Hotel (günstig gebucht!) leider keinen Internetzugang bzw. sie hätten uns für eine Stunde Internet umgerechnet 7,50 € abgeknöpft; das war uns ein wenig zu viel.
Gestern Nachmittag sind wir gut in Jena angekommen und haben schön zu Abend gegessen, bevor wir todmüde ins Bett gefallen sind.
1. Januar: Neujahr haben wir in Sankt Petersburg und Umgebung verbracht. Es war wieder einmal saukalt und bei uns machte sich so langsam die Anstrengung der letzten zweieinhalb Wochen breit; deshalb entschieden wir uns, an den laut Reiseführer schönsten Ostseestrand Russlands zu fahren. Es sollte 40 Minuten vom Finnischen (oder "Finnländischen", wie der Reiseführer sagte) Bahnhof nach draußen gehen. Also marschierten wir zum Finnischen Bahnhof und erstanden im zweiten Anlauf Fahrkarten nach Solnetschnoje. Dann mussten wir durch eine Sperre durch, doch leider stand weder an den Zügen noch auf der Fahrkahrte, in welchen Zug wir einsteigen mussten. Wir fragten also eine Dame vom Reinigungspersonal und ehe wir uns versahen, diskutierte das gesamte Reinigungspersonal für uns mit einigen Fahrgästen an einem bald ausfahrenden Zug, ob der Zug nach Solnetschnoje führe. Das war nicht der Fall, sodass man uns winkend und auf uns einredend in Richtung Ausgang schickte, um dort einen Polizisten zu fragen. Das taten wir schließlich und am Ende erbarmte sich eine Bahnangestellte unserer, schrieb "12.50" auf einen Zettel und redete ebenfalls auf Russisch auf uns ein, bis sie merkte, dass meine Mutter und ich sie nicht verstanden und wir alle herzhaft lachten ...
Die Fahrt war angenehm, wenn auch auf harten Bänken. Solnetschnoje kam, wir stiegen aus und - standen in der Taiga: Schnee und Bäume, eine Straße, sonst nix. Da wir wussten, dass die Ostsee links der Bahngleise sein musste, folgten wir einer Gruppe Frauen und liefen durch den Wald hinaus. Schließlich kamen wir in eine (im Winter fast verlassene) Feriensiedlung und waren mehrfach drauf und dran, zum Bahnhof zurückzukehren, als es auf einmal etwas belebter wurde. Eine Straße kam ins Bild und dahinter sah man es weiß schimmern. Wir liefen auf das Weiß zu, und tatsächlich, wir kamen an die Ostsee. Nun, man konnte Strand und Ostsee nicht unterscheiden, da alles weiß in weiß überschneit war und die Ostsee in Sichtweite völlig zugefroren war. Jedenfalls waren wir an der Ostsee, und wenn ich mich nicht täusche, war ich sogar auf der Ostsee, denn als ich ein wenig den Schnee aufwühlte, kam hier Eis und "am Strand" ein wenig Sand zum Vorschein. Der Blick war in jedem Fall atemberaubend ...
Wir liefen zurück zum Bahnhof, warteten eine Stunde in Eiseskälte auf den Zug, weil sie a) so unregelmäßig fahren und b) verspätet waren, da vorher noch ein Schnellzug durchbrauste, und stiegen schließlich wieder ein in unser Züglein nach Sankt Petersburg.
Wir fuhren mit der U-Bahn wieder in die Stadt, aßen in einem Pub in der Nähe des Newskij Prospekt sehr gut (und preisgünstig) eine Riesenportion Hähnchensteak und gingen dann das kurze Wegstück zurück zu unserem Hotel. Wir kauften noch Proviant ein, holten unser Gepäck und warteten auf ein Taxi. Ein Taxifahrer, der sich als Fahrlehrer etwas dazuverdiente (oder andersherum), hieß seine Fahrschülerin bei uns anhalten, wir luden das Gepäck ein und ließen uns das kurze Stück zum Witebsker Bahnhof fahren (man sieht, in Petersburg gibt es mehrere Bahnhöfe, je nachdem, woher man kommt bzw. wohin man fährt). Dort gingen wir ins Obergeschoss, weil die Züge im ersten Stock abfahren (!) und warteten, ja, in der Kühle und unter Kohledämpfen von den Schlafwagen, darauf, dass unser schon bereitstehender Zug aufmachte. Eine halbe Stunde vor Abfahrt war es soweit, wir durften einsteigen und es uns in einem Viererabteil gemütlich machen, ehe die beiden Mitreisenden ihrer Arbeit nachgingen und wir schon lagen. Im Abteil war es wieder einmal extrem warm, sodass ich auch dann nicht hätte schlafen können, wenn nicht gerade in der Schlafenszeit um halb vier die Tür aufgerissen und das grelle Hauptlicht angemacht worden wäre: Russische Ausreisekontrolle. Das ging alles einigermaßen fix, noch schneller war nur die lettische Einreise und schließlich kamen wir mit "nur" eineinhalb Stunden Verspätung in Vilnius an. Unser Taxifahrer beschiss uns mal wieder geschickt mit Hilfe des Taxameters, aber das war wurscht, weil unser Auto auf dem Hotelparkplatz stand: Schneebedeckt, aber fahrtauglich. Wir verabschiedeten uns gegen 11.30 Uhr bei der Rezeptionistin im Mabre Hotel in Vilnius (das wir nicht nur wegen der Hilfsbereitschaft, sondern auch wegen der Lage, der Zimmer, des Restaurants und allem anderen wärmstens empfehlen können).
Auf ging es auf den zweiten Teil der Doppeletappe, die über 500 km von Vilnius nach Warschau. Den ersten Teil fuhr meine Mutter, den zweiten Teil im Dunkeln dann ich; leider gab es kaum Autobahnen, sodass wir trotz Zeitgewinns um eine Stunde durch die Zeitumstellung erst gegen 19 Uhr in Warschau ankamen. Dort checkten wir schnell in unser Hotel ein: Fünf Sterne, aber Internet für 7,50 €/Stunde und Frühstück für 25 € pro Person, sodass wir uns beides verkniffen. Danach liefen wir in Richtung Innenstadt, um in der Nähe des Rathauses tatsächlich die zwei Kneipen zu finden, die im Reiseführer beschrieben waren, und sie sahen sehr gut aus. Wir entschieden uns für das "U Fiszera" und bestellten, da wir Hunger hatten, ordentliches Essen. Mein Mixed Grill kam und ich musste lachen: Für umgerechnet 11 € (viel Geld in den allgemein recht preisgünstigen Warschauer Lokalitäten) lag da ein ganzes Eisbein, eine große Wurst, ein paar Rippchen, ein Schweine- und ein Putensteak. Selbst ich schaffte bei weitem nicht alles, und so wurde auf dem Heimweg ein Hund (bzw. sein Frauchen) glücklich gemacht.
Am nächsten Tag ließen wir es ruhiger angehen, besichtigten die fantastische Warschauer Altstadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg komplett wieder aufgebaut wurde, weil sie von den Deutschen 1944 als Racheakt für den Warschauer Aufstand fast vollständig gesprengt worden war und warfen einen kurzen Blick auf die Neustadt, ehe wir vom Schneetreiben gepeinigt und von der Reise erschöpft das Handtuch warfen, in der gleichen Kneipe wie am Tag zuvor zu Mittag aßen, ein wenig versackten und gegen 19 Uhr todmüde ins Bett fielen.
Gestern ging es dann um sechs Uhr in Richtung Heimat. Wir kauften in Bunzlau (Bolesławiec) noch - wie immer - Porzellan ein und überquerten gegen 13 Uhr die Bundesgrenze. Unmittelbar danach kehrten wir um, weil wir noch Zigaretten in Polen kaufen wollte und die im Atlas in Polen angezeigte Tankstelle in Wirklichkeit schon in Deutschland lag. Daher hatten wir nicht mehr in Polen umdrehen können. Also überquerten wir die Grenze wieder, kauften in Polen Zigaretten und für unser letztes Kleingeld Getränke ein und fuhren wieder in Richtung Deutschland. Zum dritten Mal auf der Tour (nach Transnistrien und der Ukraine) gerieten wir in eine Polizeikontrolle, die aber glimpflich abging. Wir haben auf der gesamten Tour selten so schlechte Straßen (und erst recht Autobahnen!) gesehen wie auf dem östlichsten Abschnitt der A4: Unfassbar. Dennoch kamen wir gegen 17 Uhr in Jena an, trafen uns um 19 Uhr zum Abendessen und waren um 21.30 Uhr im Bett. Hundekaputt. Fertig. Aber glücklich.
Die Reise war toll. Es fiele leichter, die Städte zu nennen, die uns nicht gefallen haben, wenn es welche gegeben hätte. Krakau und Lemberg sind immer toll, auch wenn die Straßenverhältnisse in der Lemberger Innenstadt noch zu wünschen übrig lassen. Balţi in Moldawien war nicht so toll, aber bei dem Preis für das Hotel kann man auch nix sagen. Die transnistrische Ein- und Ausreise war mit allem Drum und Dran richtiges Abenteuer, einschließlich Bestechung bei der Ausreise, aber Transnistrien ist durchaus interessant, auch wenn es sicher nicht mein Traumziel wird. Odessa und Kiew, überhaupt die Ukraine, haben uns sehr, sehr gut gefallen. 2012 darf man zur EM da durchaus hinfahren - es lohnt sich. Durch Weißrussland sind wir durchgebraust, waren aber von den meist höflichen, oft sogar freundlichen Grenzern, Zöllnern und Hilfssheriffen überrascht - gerade vier Tage nach der Präsidentschafts-"Wahl" dort. Die baltischen Staaten sind sehr schön, ohne jede Frage: Die Altstädte von Vilnius, Riga und Tallinn sind kaum zu vergleichen, aber alle sehr ansehnlich. Während Vilnius uns vom Stadtbild her einen eher kühlen Eindruck gemacht hat (nichtsdestotrotz einen schönen!), war Riga wärmer; viele Hauswände waren geschmückt bzw. bemalt. Tallinn ist anscheinend die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt weit und breit, und das ist wahrscheinlich richtig.
Sankt Petersburg ist ebenfalls sehr schön, auch wenn uns sie Stadt nicht so ganz vom Hocker gerissen hat: Wahrscheinlich lag das aber eher am Winterwetter und der Einebnung aller Farbunterschiede als an der Stadt selber. Wenn die Russen mal die Visumpflicht aufheben, bin ich sicher im Sommer mal in Petersburg. Schließlich Warschau: So kurz wir auch nur in der Altstadt waren, so wenig wir gesehen haben, das, was wir gesehen haben, war wow.
Was ich immer predige, hat sich bestätigt: Osteuropa ist immer eine Reise wert.
Das war's von dieser großen Osteuropatour. Ich danke fürs Mitlesen und das Daumendrücken. Für die nähere Zukunft ist erst einmal keine Reise geplant. Mal sehen, wann es wieder wohin geht.
Fotos (von oben): Die Ostsee bei Solnetschnoje (links die Ostsee, rechts der Strand); Blick auf die Warschauer Altstadt; in der Warschauer Altstadt; Mahnmal für die Toten des Warschauer Aufstandes
Gestern Nachmittag sind wir gut in Jena angekommen und haben schön zu Abend gegessen, bevor wir todmüde ins Bett gefallen sind.
1. Januar: Neujahr haben wir in Sankt Petersburg und Umgebung verbracht. Es war wieder einmal saukalt und bei uns machte sich so langsam die Anstrengung der letzten zweieinhalb Wochen breit; deshalb entschieden wir uns, an den laut Reiseführer schönsten Ostseestrand Russlands zu fahren. Es sollte 40 Minuten vom Finnischen (oder "Finnländischen", wie der Reiseführer sagte) Bahnhof nach draußen gehen. Also marschierten wir zum Finnischen Bahnhof und erstanden im zweiten Anlauf Fahrkarten nach Solnetschnoje. Dann mussten wir durch eine Sperre durch, doch leider stand weder an den Zügen noch auf der Fahrkahrte, in welchen Zug wir einsteigen mussten. Wir fragten also eine Dame vom Reinigungspersonal und ehe wir uns versahen, diskutierte das gesamte Reinigungspersonal für uns mit einigen Fahrgästen an einem bald ausfahrenden Zug, ob der Zug nach Solnetschnoje führe. Das war nicht der Fall, sodass man uns winkend und auf uns einredend in Richtung Ausgang schickte, um dort einen Polizisten zu fragen. Das taten wir schließlich und am Ende erbarmte sich eine Bahnangestellte unserer, schrieb "12.50" auf einen Zettel und redete ebenfalls auf Russisch auf uns ein, bis sie merkte, dass meine Mutter und ich sie nicht verstanden und wir alle herzhaft lachten ...
Die Fahrt war angenehm, wenn auch auf harten Bänken. Solnetschnoje kam, wir stiegen aus und - standen in der Taiga: Schnee und Bäume, eine Straße, sonst nix. Da wir wussten, dass die Ostsee links der Bahngleise sein musste, folgten wir einer Gruppe Frauen und liefen durch den Wald hinaus. Schließlich kamen wir in eine (im Winter fast verlassene) Feriensiedlung und waren mehrfach drauf und dran, zum Bahnhof zurückzukehren, als es auf einmal etwas belebter wurde. Eine Straße kam ins Bild und dahinter sah man es weiß schimmern. Wir liefen auf das Weiß zu, und tatsächlich, wir kamen an die Ostsee. Nun, man konnte Strand und Ostsee nicht unterscheiden, da alles weiß in weiß überschneit war und die Ostsee in Sichtweite völlig zugefroren war. Jedenfalls waren wir an der Ostsee, und wenn ich mich nicht täusche, war ich sogar auf der Ostsee, denn als ich ein wenig den Schnee aufwühlte, kam hier Eis und "am Strand" ein wenig Sand zum Vorschein. Der Blick war in jedem Fall atemberaubend ...
Wir liefen zurück zum Bahnhof, warteten eine Stunde in Eiseskälte auf den Zug, weil sie a) so unregelmäßig fahren und b) verspätet waren, da vorher noch ein Schnellzug durchbrauste, und stiegen schließlich wieder ein in unser Züglein nach Sankt Petersburg.
Wir fuhren mit der U-Bahn wieder in die Stadt, aßen in einem Pub in der Nähe des Newskij Prospekt sehr gut (und preisgünstig) eine Riesenportion Hähnchensteak und gingen dann das kurze Wegstück zurück zu unserem Hotel. Wir kauften noch Proviant ein, holten unser Gepäck und warteten auf ein Taxi. Ein Taxifahrer, der sich als Fahrlehrer etwas dazuverdiente (oder andersherum), hieß seine Fahrschülerin bei uns anhalten, wir luden das Gepäck ein und ließen uns das kurze Stück zum Witebsker Bahnhof fahren (man sieht, in Petersburg gibt es mehrere Bahnhöfe, je nachdem, woher man kommt bzw. wohin man fährt). Dort gingen wir ins Obergeschoss, weil die Züge im ersten Stock abfahren (!) und warteten, ja, in der Kühle und unter Kohledämpfen von den Schlafwagen, darauf, dass unser schon bereitstehender Zug aufmachte. Eine halbe Stunde vor Abfahrt war es soweit, wir durften einsteigen und es uns in einem Viererabteil gemütlich machen, ehe die beiden Mitreisenden ihrer Arbeit nachgingen und wir schon lagen. Im Abteil war es wieder einmal extrem warm, sodass ich auch dann nicht hätte schlafen können, wenn nicht gerade in der Schlafenszeit um halb vier die Tür aufgerissen und das grelle Hauptlicht angemacht worden wäre: Russische Ausreisekontrolle. Das ging alles einigermaßen fix, noch schneller war nur die lettische Einreise und schließlich kamen wir mit "nur" eineinhalb Stunden Verspätung in Vilnius an. Unser Taxifahrer beschiss uns mal wieder geschickt mit Hilfe des Taxameters, aber das war wurscht, weil unser Auto auf dem Hotelparkplatz stand: Schneebedeckt, aber fahrtauglich. Wir verabschiedeten uns gegen 11.30 Uhr bei der Rezeptionistin im Mabre Hotel in Vilnius (das wir nicht nur wegen der Hilfsbereitschaft, sondern auch wegen der Lage, der Zimmer, des Restaurants und allem anderen wärmstens empfehlen können).
Auf ging es auf den zweiten Teil der Doppeletappe, die über 500 km von Vilnius nach Warschau. Den ersten Teil fuhr meine Mutter, den zweiten Teil im Dunkeln dann ich; leider gab es kaum Autobahnen, sodass wir trotz Zeitgewinns um eine Stunde durch die Zeitumstellung erst gegen 19 Uhr in Warschau ankamen. Dort checkten wir schnell in unser Hotel ein: Fünf Sterne, aber Internet für 7,50 €/Stunde und Frühstück für 25 € pro Person, sodass wir uns beides verkniffen. Danach liefen wir in Richtung Innenstadt, um in der Nähe des Rathauses tatsächlich die zwei Kneipen zu finden, die im Reiseführer beschrieben waren, und sie sahen sehr gut aus. Wir entschieden uns für das "U Fiszera" und bestellten, da wir Hunger hatten, ordentliches Essen. Mein Mixed Grill kam und ich musste lachen: Für umgerechnet 11 € (viel Geld in den allgemein recht preisgünstigen Warschauer Lokalitäten) lag da ein ganzes Eisbein, eine große Wurst, ein paar Rippchen, ein Schweine- und ein Putensteak. Selbst ich schaffte bei weitem nicht alles, und so wurde auf dem Heimweg ein Hund (bzw. sein Frauchen) glücklich gemacht.
Am nächsten Tag ließen wir es ruhiger angehen, besichtigten die fantastische Warschauer Altstadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg komplett wieder aufgebaut wurde, weil sie von den Deutschen 1944 als Racheakt für den Warschauer Aufstand fast vollständig gesprengt worden war und warfen einen kurzen Blick auf die Neustadt, ehe wir vom Schneetreiben gepeinigt und von der Reise erschöpft das Handtuch warfen, in der gleichen Kneipe wie am Tag zuvor zu Mittag aßen, ein wenig versackten und gegen 19 Uhr todmüde ins Bett fielen.
Gestern ging es dann um sechs Uhr in Richtung Heimat. Wir kauften in Bunzlau (Bolesławiec) noch - wie immer - Porzellan ein und überquerten gegen 13 Uhr die Bundesgrenze. Unmittelbar danach kehrten wir um, weil wir noch Zigaretten in Polen kaufen wollte und die im Atlas in Polen angezeigte Tankstelle in Wirklichkeit schon in Deutschland lag. Daher hatten wir nicht mehr in Polen umdrehen können. Also überquerten wir die Grenze wieder, kauften in Polen Zigaretten und für unser letztes Kleingeld Getränke ein und fuhren wieder in Richtung Deutschland. Zum dritten Mal auf der Tour (nach Transnistrien und der Ukraine) gerieten wir in eine Polizeikontrolle, die aber glimpflich abging. Wir haben auf der gesamten Tour selten so schlechte Straßen (und erst recht Autobahnen!) gesehen wie auf dem östlichsten Abschnitt der A4: Unfassbar. Dennoch kamen wir gegen 17 Uhr in Jena an, trafen uns um 19 Uhr zum Abendessen und waren um 21.30 Uhr im Bett. Hundekaputt. Fertig. Aber glücklich.
Die Reise war toll. Es fiele leichter, die Städte zu nennen, die uns nicht gefallen haben, wenn es welche gegeben hätte. Krakau und Lemberg sind immer toll, auch wenn die Straßenverhältnisse in der Lemberger Innenstadt noch zu wünschen übrig lassen. Balţi in Moldawien war nicht so toll, aber bei dem Preis für das Hotel kann man auch nix sagen. Die transnistrische Ein- und Ausreise war mit allem Drum und Dran richtiges Abenteuer, einschließlich Bestechung bei der Ausreise, aber Transnistrien ist durchaus interessant, auch wenn es sicher nicht mein Traumziel wird. Odessa und Kiew, überhaupt die Ukraine, haben uns sehr, sehr gut gefallen. 2012 darf man zur EM da durchaus hinfahren - es lohnt sich. Durch Weißrussland sind wir durchgebraust, waren aber von den meist höflichen, oft sogar freundlichen Grenzern, Zöllnern und Hilfssheriffen überrascht - gerade vier Tage nach der Präsidentschafts-"Wahl" dort. Die baltischen Staaten sind sehr schön, ohne jede Frage: Die Altstädte von Vilnius, Riga und Tallinn sind kaum zu vergleichen, aber alle sehr ansehnlich. Während Vilnius uns vom Stadtbild her einen eher kühlen Eindruck gemacht hat (nichtsdestotrotz einen schönen!), war Riga wärmer; viele Hauswände waren geschmückt bzw. bemalt. Tallinn ist anscheinend die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt weit und breit, und das ist wahrscheinlich richtig.
Sankt Petersburg ist ebenfalls sehr schön, auch wenn uns sie Stadt nicht so ganz vom Hocker gerissen hat: Wahrscheinlich lag das aber eher am Winterwetter und der Einebnung aller Farbunterschiede als an der Stadt selber. Wenn die Russen mal die Visumpflicht aufheben, bin ich sicher im Sommer mal in Petersburg. Schließlich Warschau: So kurz wir auch nur in der Altstadt waren, so wenig wir gesehen haben, das, was wir gesehen haben, war wow.
Was ich immer predige, hat sich bestätigt: Osteuropa ist immer eine Reise wert.
Das war's von dieser großen Osteuropatour. Ich danke fürs Mitlesen und das Daumendrücken. Für die nähere Zukunft ist erst einmal keine Reise geplant. Mal sehen, wann es wieder wohin geht.
Fotos (von oben): Die Ostsee bei Solnetschnoje (links die Ostsee, rechts der Strand); Blick auf die Warschauer Altstadt; in der Warschauer Altstadt; Mahnmal für die Toten des Warschauer Aufstandes
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