So, heute habe ich den Flug von Santiago nach Arica im äußersten Norden Chiles und zurück gebucht: Am 4. Oktober geht es morgens um 7.15 Uhr in den Norden, am 12. Oktober geht es zurück in die Hauptstadt Chiles, in der ich abends um 18.35 Uhr ankomme.
Mein vorläufiger Plan sieht so aus, dass ich versuche, den Zug oder einen Bus hoch nach La Paz noch am 4. Oktober zu kriegen, den 5. Oktober in La Paz zu verbringen, am 6. Oktober von La Paz über den Titicaca-See nach Puno zu fahren, am 7. Oktober von Puno nach Cusco, am 8. Oktober von Cusco nach Machu Picchu und am 9. Oktober zurück. Am 10. Oktober ginge es mit dem Bus nach Arequipa und am 11. Oktober über Tacna zurück nach Arica, wo ich den Morgen des 12. Oktober verbringen könnte.
Ich scheine es wirklich nicht zu lernen, mal ein oder zwei Tage Pause irgendwo einzubauen ... Allerdings habe ich ja an den ersten Tagen in Chile (1., 2. und 3. Oktober) und an den letzten Tagen (13. und 14.) noch ein bisschen Erholung, sofern ich da nicht nach Argentinien fahre :-).
Wahrscheinlich schaue ich mir dann Santiago am 13. und 14. an, weil ich die ersten Tage wohl in Valparaíso und Umgebung sein will, da die Freundin, die ich besuche, am Wochenende vielleicht frei hat.
Und auf dem Rückweg kann es passieren, dass ich noch einen Schulfreund in Atlanta treffe.
Also, mal wieder volles Programm und von Urlaub keine Rede.
Ich berichte von meinen Reisen, um alle 206 Staaten und 50 abhängigen Gebiete der Erde (meiner Zählung) zu betreten. Aktueller Stand sind 161 besuchte Länder und 14 besuchte abhängige Gebiete.
Demnächst: 30.11./1.12. Budapest, Istanbul +++ 23.-29.12. Tunesien +++ 25./26.1. Herning (Dänemark) +++ 15.-23.3. Komoren162
Meine Länder
Freitag, 23. Juli 2010
Donnerstag, 22. Juli 2010
Wieso 206?
Eine Schulkameradin fragte mich neulich, wieviele Länder ich denn zählen würde? "192?" "Nein", antwortete ich, "ich zähle 206." Leider kamen wir nicht dazu, uns in die Diskussion zu vertiefen, wieso es denn jetzt genau 206 Länder auf dieser Welt wären. Das will ich hier kurz erläutern, auch wenn mir durchaus klar ist, dass meine Zählweise auf jeden Fall diskutabel, auf keinen Fall maßgeblich für irgendetwas anderes als die Zählung meiner Liste ist.
Die niedrigste Zahl, die man sinnvollerweise als Länderzahl einordnen kann, liegt bei 193, die höchste bei 230, 250? Wie das?
Nun, meine Schulkameradin lag mit ihren 192 nicht nur nicht so ganz falsch, sondern sogar ziemlich richtig: Es gibt nämlich genau 192 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen. Dazu zählen die Vereinigten Staaten natürlich genauso wie Deutschland oder Afghanistan, aber auch so schöne Länder wie São Tomé und Príncipe (im Atlantik vor Westafrika), Antigua und Barbuda (ein Land, in der Karibik) oder mein persönlicher Favorit, Nauru, im Pazifik (war übrigens mal deutsche Kolonie und ist die kleinste Republik der Welt). So, das war der einfache Teil. Auch wenn diese Staaten sich nicht alle untereinander anerkennen (Südkorea erkennt Nordkorea nicht an und umgekehrt, manche arabischen Staaten anerkennen Israel nicht, und die Türkei betrachtet die Republik Zypern nicht als souveränen Staat), besteht doch Konsens, dass alle diese 192 Staaten unabhängige Länder sind.
Die restlichen 14 Länder, die ich als solche zähle, sind wesentlich schwieriger, und fast jedes ist irgendwie ein Einzelfall.
Man kann aber zehn davon einigermaßen zusammenfassen, und zwar als Länder, die von mindestens einem Mitgliedstaat der Vereinten Nationen diplomatisch anerkannt werden.
In diese Kategorie gehört der Vatikanstaat, das kleinste Land der Welt, der Papst ist sein Staatsoberhaupt. Der Vatikanstaat selbst hat keinerlei (!) diplomatische Beziehungen, für ihn übernimmt das der Heiliger Stuhl (vulgo: der Papst), der ein eigenständiges und vom Vatikanstaat verschiedenes (!) Völkerrechtssubjekt ist. Deshalb meine Ausdrucksweise "diplomatisch anerkannt", nicht "diplomatische Beziehungen haben", denn der Heilige Stuhl ist kein Staat, die Vatikanstadt hat keine diplomatischen Beziehungen ... Alles klar?
Ebenfalls Sonderfälle sind die Cookinseln und Niue. Diese beiden Gebiete stehen in freier Assoziierung mit Neuseeland. Was heißt das? Die Bürger dieser beiden Länder sind neuseeländische Staatsbürger, Neuseeland ist für die äußere Sicherheit verantwortlich. Andererseits haben die Cookinseln mit vielen Staaten (unter anderem mit Deutschland und auch mit Neuseeland) diplomatische Beziehungen, Niue hat diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China. Beide werden also von UNO-Mitgliedstaaten anerkannt und gelten damit nach meiner Liste als unabhängige Staaten. Neuseeland hat übrigens sogar ein eigenes Gesetz, das bestimmt, dass die Diplomaten der Cookinseln in Neuseeland diplomatische Immunität genießen, obwohl sie ja neuseeländische Staatsbürger sind. Es gibt auch andere Gebiete, die relativ autonom sind (etwa viele britische Überseegebiete), aber da diese von niemandem diplomatisch anerkannt sind (und sich auch nicht für unabhängig erklärt haben), zähle ich die britischen Überseegebiete zum Vereinigten Königreich, auch wenn ich für sie eigene Listen habe ...
Die Westsahara ist eine ehemalige spanische Kolonie, die sich beim Abzug der Spanier Marokko und Mauretanien (das ein paar Jahre später auch wieder abgezogen ist) unter den Nagel gerissen haben. Marokko hat inzwischen die ganze Westsahara annektiert und übt über den Großteil auch tatsächliche Gewalt aus, der Rest wird von der Befreiungsorganisation, der Frente Polisario, gehalten. Es gibt etliche Länder, die die Westsahara (mit der Frente Polisario als Regierung) anerkennen, also tue ich das auch.
Auch Palästina wird von etlichen Staaten diplomatisch anerkannt (die meisten anerkennen dafür Israel nicht an), deshalb tue auch ich das. Bei der Westsahara und bei Palästina ist auch eine Frage spannend, die bei vielen anderen Ländern weniger bedeutsam ist, weil das dort einigermaßen klar ist: Was zählt denn dazu? Zählt Ost-Jerusalem zu Palästina, weil es von Palästina beansprucht wird, weil es vor 1967 jordanisch war? Oder zählt es zu Israel, weil die Israelis es annektiert haben und besetzen? Genügt es, um die Westsahara besucht zu haben, im ziemlich sicheren und ziemlich leicht erreichbaren Gebiet gewesen zu sein, das von Marokko kontrolliert wird? Oder muss ich in den Zeltlagern der Frente Polisario gewesen sein? Kurzum: Muss ich nur im beanspruchten oder auch im tatsächlich kontrollierten Gebiet gewesen sein? Ich persönlich neige bei der Westsahara und bei Palästina zur ersteren Aussage, dass ich nur im von den Regierungen beanspruchten Gebiet gewesen sein muss. In keinem Fall zähle ich Ost-Jerusalem zu Israel oder die Westsahara zu Marokko, also muss das Gebiet irgendwo dazugehören, und daher zählt es für mich zu Palästina bzw. zur Westsahara.
Die Frage stellt sich nicht in den fünf Weltgegenden, in denen eine Macht das von ihr beanspruchte Gebiet auch (mehr oder weniger vollständig) kontrolliert. Da ich immer irgendwo sein muss, aber auch gleichzeitig nur in einem Land sein kann, bin im Kosovo und nicht in Serbien, wenn ich in Prishtina bin (von Deutschland und vielen anderen Staaten anerkannt), bin ich in Abchasien oder in Südossetien (jeweils von Russland, Nicaragua, Venezuela und, wieder mal, Nauru anerkannt) und nicht in Georgien, wenn ich in Suchumi oder Zchinwali im Café sitze, bin ich im von der Türkei anerkannten Nordzypern und nicht in der Republik Zypern (Südzypern), wenn ich in Famagusta am Strand liege, und bin ich in Taiwan (in der Republik China, die von etwa 20 Staaten anerkannt wird) und nicht in der Volksrepublik China, wenn ich mir in Taipeh einen Wolkenkratzer angucke. Natürlich bin ich aber, auch wenn die Republik China das behauptet, ebensowenig in derselben, wenn ich in Peking oder Shanghai eine gefälschte Uhr kaufe.
Also: Es gibt keine genaue Regel, wo ich gewesen sein muss, um in einem Land gewesen zu sein, ich verlasse mich hier auf den gesunden Menschenverstand, aber in der Regel wird in Streitfragen ein umstrittenes Land in den Grenzen betrachtet, in denen es anerkannt ist.
So, jetzt sind wir bei 202 Ländern, es fehlen noch vier. Zwei davon sind einfach, weil sie die obige Argumentation nur noch ein zweites oder drittes Mal durchlaufen. Also: Abchasien wird von mir als Land anerkannt, weil es von mindestens einem (in diesem Fall vier) UNO-Mitgliedstaaten anerkannt wird (1. Schritt). Der 2. Schritt lautet nun: Transnistrien wird als Land anerkannt, weil es von Abchasien anerkannt wird. Und der 3. Schritt ist, dass Bergkarabach als Land anerkannt wird, weil es, ja, richtig, von Transnistrien anerkannt wird.
Aber langsam: Die meisten Menschen wissen nicht, dass die Nachfolgestaaten der Sowjetunion reich an spannenden völkerrechtlichen Fragen sind, und Transnistrien und Bergkarabach gehören dazu. Transnistrien ist ein kleiner Streifen moldawischen Gebiets östlich des Dnjesters (deswegen Trans-Nistrien), das sich Anfang der 1990er-Jahre von Moldawien losgesagt hat und nun zwischen Moldawien und der Ukraine eingequetscht ist. Abchasien und Südossetien anerkennen Transnistrien als unabhängig, also, taaraa, folge ich auch diesem Votum.
Die Umdrehung geht mit Bergkarabach weiter, das von Transnistrien, das von Abchasien, das von Russland anerkannt wird. Es war, auch Anfang der 1990er-Jahre, Gegenstand eines Krieges und ist auch heute noch Gegenstand eines tiefen Hasses zwischen Aserbaidschan (zu dem es nach Ansicht aller UNO-Mitgliedstaaten gehört) und Armenien (das es besetzt hält). Die meisten Einwohner Bergkarabachs bei Kriegsausbruch und praktisch alle heutigen waren und sind ethnische Armenier, die nicht unter aserbaidschanischer Herrschaft leben wollten. Auch heute wird jedem, der ein bergkarabachisches Visum im Pass hat, die Einreise nach Aserbaidschan verwehrt (wenn man nicht festgenommen wird), und erst vor ein paar Wochen fragte mich ein armenischer Student, was ich denn bitteschön in Aserbaidschan gemacht habe, als ich nichtsahnend von unserer Fußballtour erzählte.
So, mit Transnistrien (in das meine Ma und ich ja im Dezember wollen) und Bergkarabach sind wir bei 204 Ländern.
Nummer 205 kommt dank meiner Auffangregel durch: Jedes Land, das unabhängig sein will und auch tatsächliche Kontrolle über sein Hoheitsgebiet hat, mit Staatsvolk, Staatsgebiet und Staatsgewalt, jedes Land, das die Montevideo-Konvention erfüllt, wird von mir als unabhängig anerkannt. Im Moment betrifft das nur Somaliland, den einzigen stabilen Teil von Somalia, in dem es etwas wie eine (im Übrigen gar nicht einmal so undemokratische) Regierung gibt. Diese ganzen Mikrostaaten wie Sealand und weiß der Teufel betrachte ich nicht als Staaten: Fünf Mann sind kein Staatsvolk und eine Bohrinsel ist kein Staatsgebiet. Basta ...
So, jetzt haben wir fast alle Gebiete der Erde abgehakt. Abhängige Gebiete gehören grundsätzlich zur verwaltenden Macht (Puerto Rico zu den USA, die Falklands zum Vereinigten Königreich, die Kerguelen zu Frankreich, die Weihnachtsinseln zu Australien und so weiter), nur ein Gebiet gibt es noch, wo das so eine Sache ist mit der verwaltenden Macht, nämlich das Gebiet, für das es nach einem völkerrechtlichen Vertrag keine verwaltende Macht gibt, und das ist die Antarktis, und hier, genauer, der Kontinent Antarktika. Obwohl einige Staaten (etwa Argentinien, Australien und Frankreich) Ansprüche haben, sind diese durch den Antarktis-Vertrag eingefroren, und auf einen Teil der Antarktis gibt es überhaupt keine Ansprüche. Daher zähle ich ganz Antarktika, auch die Gebiete, die formal anderen Staaten einverleibt sind, als ein einzelnes weiteres Land dieser Erde.
Und damit sind wir bei 206 Ländern dieser Welt.
What's next? Nun, auf meinem Radar sind zur Zeit vor allem der Südsudan, in dem Anfang 2011 ein Referendum über die Unabhängigkeit stattfindet, Neukaledonien, ein Überseegebiet Frankreichs, in dem ab 2014 eine solche Volksabstimmung stattfinden kann, und Bougainville, ein Gebiet, das heute zu Papua-Neuguinea gehört, wo auch um diesen Dreh herum abgestimmt werden dürfte. Ich bin sehr gespannt, was passiert, bis ich in die Nähe der Vollständigkeit komme ...
Die niedrigste Zahl, die man sinnvollerweise als Länderzahl einordnen kann, liegt bei 193, die höchste bei 230, 250? Wie das?
Nun, meine Schulkameradin lag mit ihren 192 nicht nur nicht so ganz falsch, sondern sogar ziemlich richtig: Es gibt nämlich genau 192 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen. Dazu zählen die Vereinigten Staaten natürlich genauso wie Deutschland oder Afghanistan, aber auch so schöne Länder wie São Tomé und Príncipe (im Atlantik vor Westafrika), Antigua und Barbuda (ein Land, in der Karibik) oder mein persönlicher Favorit, Nauru, im Pazifik (war übrigens mal deutsche Kolonie und ist die kleinste Republik der Welt). So, das war der einfache Teil. Auch wenn diese Staaten sich nicht alle untereinander anerkennen (Südkorea erkennt Nordkorea nicht an und umgekehrt, manche arabischen Staaten anerkennen Israel nicht, und die Türkei betrachtet die Republik Zypern nicht als souveränen Staat), besteht doch Konsens, dass alle diese 192 Staaten unabhängige Länder sind.
Die restlichen 14 Länder, die ich als solche zähle, sind wesentlich schwieriger, und fast jedes ist irgendwie ein Einzelfall.
Man kann aber zehn davon einigermaßen zusammenfassen, und zwar als Länder, die von mindestens einem Mitgliedstaat der Vereinten Nationen diplomatisch anerkannt werden.
In diese Kategorie gehört der Vatikanstaat, das kleinste Land der Welt, der Papst ist sein Staatsoberhaupt. Der Vatikanstaat selbst hat keinerlei (!) diplomatische Beziehungen, für ihn übernimmt das der Heiliger Stuhl (vulgo: der Papst), der ein eigenständiges und vom Vatikanstaat verschiedenes (!) Völkerrechtssubjekt ist. Deshalb meine Ausdrucksweise "diplomatisch anerkannt", nicht "diplomatische Beziehungen haben", denn der Heilige Stuhl ist kein Staat, die Vatikanstadt hat keine diplomatischen Beziehungen ... Alles klar?
Ebenfalls Sonderfälle sind die Cookinseln und Niue. Diese beiden Gebiete stehen in freier Assoziierung mit Neuseeland. Was heißt das? Die Bürger dieser beiden Länder sind neuseeländische Staatsbürger, Neuseeland ist für die äußere Sicherheit verantwortlich. Andererseits haben die Cookinseln mit vielen Staaten (unter anderem mit Deutschland und auch mit Neuseeland) diplomatische Beziehungen, Niue hat diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik China. Beide werden also von UNO-Mitgliedstaaten anerkannt und gelten damit nach meiner Liste als unabhängige Staaten. Neuseeland hat übrigens sogar ein eigenes Gesetz, das bestimmt, dass die Diplomaten der Cookinseln in Neuseeland diplomatische Immunität genießen, obwohl sie ja neuseeländische Staatsbürger sind. Es gibt auch andere Gebiete, die relativ autonom sind (etwa viele britische Überseegebiete), aber da diese von niemandem diplomatisch anerkannt sind (und sich auch nicht für unabhängig erklärt haben), zähle ich die britischen Überseegebiete zum Vereinigten Königreich, auch wenn ich für sie eigene Listen habe ...
Die Westsahara ist eine ehemalige spanische Kolonie, die sich beim Abzug der Spanier Marokko und Mauretanien (das ein paar Jahre später auch wieder abgezogen ist) unter den Nagel gerissen haben. Marokko hat inzwischen die ganze Westsahara annektiert und übt über den Großteil auch tatsächliche Gewalt aus, der Rest wird von der Befreiungsorganisation, der Frente Polisario, gehalten. Es gibt etliche Länder, die die Westsahara (mit der Frente Polisario als Regierung) anerkennen, also tue ich das auch.
Auch Palästina wird von etlichen Staaten diplomatisch anerkannt (die meisten anerkennen dafür Israel nicht an), deshalb tue auch ich das. Bei der Westsahara und bei Palästina ist auch eine Frage spannend, die bei vielen anderen Ländern weniger bedeutsam ist, weil das dort einigermaßen klar ist: Was zählt denn dazu? Zählt Ost-Jerusalem zu Palästina, weil es von Palästina beansprucht wird, weil es vor 1967 jordanisch war? Oder zählt es zu Israel, weil die Israelis es annektiert haben und besetzen? Genügt es, um die Westsahara besucht zu haben, im ziemlich sicheren und ziemlich leicht erreichbaren Gebiet gewesen zu sein, das von Marokko kontrolliert wird? Oder muss ich in den Zeltlagern der Frente Polisario gewesen sein? Kurzum: Muss ich nur im beanspruchten oder auch im tatsächlich kontrollierten Gebiet gewesen sein? Ich persönlich neige bei der Westsahara und bei Palästina zur ersteren Aussage, dass ich nur im von den Regierungen beanspruchten Gebiet gewesen sein muss. In keinem Fall zähle ich Ost-Jerusalem zu Israel oder die Westsahara zu Marokko, also muss das Gebiet irgendwo dazugehören, und daher zählt es für mich zu Palästina bzw. zur Westsahara.
Die Frage stellt sich nicht in den fünf Weltgegenden, in denen eine Macht das von ihr beanspruchte Gebiet auch (mehr oder weniger vollständig) kontrolliert. Da ich immer irgendwo sein muss, aber auch gleichzeitig nur in einem Land sein kann, bin im Kosovo und nicht in Serbien, wenn ich in Prishtina bin (von Deutschland und vielen anderen Staaten anerkannt), bin ich in Abchasien oder in Südossetien (jeweils von Russland, Nicaragua, Venezuela und, wieder mal, Nauru anerkannt) und nicht in Georgien, wenn ich in Suchumi oder Zchinwali im Café sitze, bin ich im von der Türkei anerkannten Nordzypern und nicht in der Republik Zypern (Südzypern), wenn ich in Famagusta am Strand liege, und bin ich in Taiwan (in der Republik China, die von etwa 20 Staaten anerkannt wird) und nicht in der Volksrepublik China, wenn ich mir in Taipeh einen Wolkenkratzer angucke. Natürlich bin ich aber, auch wenn die Republik China das behauptet, ebensowenig in derselben, wenn ich in Peking oder Shanghai eine gefälschte Uhr kaufe.
Also: Es gibt keine genaue Regel, wo ich gewesen sein muss, um in einem Land gewesen zu sein, ich verlasse mich hier auf den gesunden Menschenverstand, aber in der Regel wird in Streitfragen ein umstrittenes Land in den Grenzen betrachtet, in denen es anerkannt ist.
So, jetzt sind wir bei 202 Ländern, es fehlen noch vier. Zwei davon sind einfach, weil sie die obige Argumentation nur noch ein zweites oder drittes Mal durchlaufen. Also: Abchasien wird von mir als Land anerkannt, weil es von mindestens einem (in diesem Fall vier) UNO-Mitgliedstaaten anerkannt wird (1. Schritt). Der 2. Schritt lautet nun: Transnistrien wird als Land anerkannt, weil es von Abchasien anerkannt wird. Und der 3. Schritt ist, dass Bergkarabach als Land anerkannt wird, weil es, ja, richtig, von Transnistrien anerkannt wird.
Aber langsam: Die meisten Menschen wissen nicht, dass die Nachfolgestaaten der Sowjetunion reich an spannenden völkerrechtlichen Fragen sind, und Transnistrien und Bergkarabach gehören dazu. Transnistrien ist ein kleiner Streifen moldawischen Gebiets östlich des Dnjesters (deswegen Trans-Nistrien), das sich Anfang der 1990er-Jahre von Moldawien losgesagt hat und nun zwischen Moldawien und der Ukraine eingequetscht ist. Abchasien und Südossetien anerkennen Transnistrien als unabhängig, also, taaraa, folge ich auch diesem Votum.
Die Umdrehung geht mit Bergkarabach weiter, das von Transnistrien, das von Abchasien, das von Russland anerkannt wird. Es war, auch Anfang der 1990er-Jahre, Gegenstand eines Krieges und ist auch heute noch Gegenstand eines tiefen Hasses zwischen Aserbaidschan (zu dem es nach Ansicht aller UNO-Mitgliedstaaten gehört) und Armenien (das es besetzt hält). Die meisten Einwohner Bergkarabachs bei Kriegsausbruch und praktisch alle heutigen waren und sind ethnische Armenier, die nicht unter aserbaidschanischer Herrschaft leben wollten. Auch heute wird jedem, der ein bergkarabachisches Visum im Pass hat, die Einreise nach Aserbaidschan verwehrt (wenn man nicht festgenommen wird), und erst vor ein paar Wochen fragte mich ein armenischer Student, was ich denn bitteschön in Aserbaidschan gemacht habe, als ich nichtsahnend von unserer Fußballtour erzählte.
So, mit Transnistrien (in das meine Ma und ich ja im Dezember wollen) und Bergkarabach sind wir bei 204 Ländern.
Nummer 205 kommt dank meiner Auffangregel durch: Jedes Land, das unabhängig sein will und auch tatsächliche Kontrolle über sein Hoheitsgebiet hat, mit Staatsvolk, Staatsgebiet und Staatsgewalt, jedes Land, das die Montevideo-Konvention erfüllt, wird von mir als unabhängig anerkannt. Im Moment betrifft das nur Somaliland, den einzigen stabilen Teil von Somalia, in dem es etwas wie eine (im Übrigen gar nicht einmal so undemokratische) Regierung gibt. Diese ganzen Mikrostaaten wie Sealand und weiß der Teufel betrachte ich nicht als Staaten: Fünf Mann sind kein Staatsvolk und eine Bohrinsel ist kein Staatsgebiet. Basta ...
So, jetzt haben wir fast alle Gebiete der Erde abgehakt. Abhängige Gebiete gehören grundsätzlich zur verwaltenden Macht (Puerto Rico zu den USA, die Falklands zum Vereinigten Königreich, die Kerguelen zu Frankreich, die Weihnachtsinseln zu Australien und so weiter), nur ein Gebiet gibt es noch, wo das so eine Sache ist mit der verwaltenden Macht, nämlich das Gebiet, für das es nach einem völkerrechtlichen Vertrag keine verwaltende Macht gibt, und das ist die Antarktis, und hier, genauer, der Kontinent Antarktika. Obwohl einige Staaten (etwa Argentinien, Australien und Frankreich) Ansprüche haben, sind diese durch den Antarktis-Vertrag eingefroren, und auf einen Teil der Antarktis gibt es überhaupt keine Ansprüche. Daher zähle ich ganz Antarktika, auch die Gebiete, die formal anderen Staaten einverleibt sind, als ein einzelnes weiteres Land dieser Erde.
Und damit sind wir bei 206 Ländern dieser Welt.
What's next? Nun, auf meinem Radar sind zur Zeit vor allem der Südsudan, in dem Anfang 2011 ein Referendum über die Unabhängigkeit stattfindet, Neukaledonien, ein Überseegebiet Frankreichs, in dem ab 2014 eine solche Volksabstimmung stattfinden kann, und Bougainville, ein Gebiet, das heute zu Papua-Neuguinea gehört, wo auch um diesen Dreh herum abgestimmt werden dürfte. Ich bin sehr gespannt, was passiert, bis ich in die Nähe der Vollständigkeit komme ...
Montag, 19. Juli 2010
Der Tod eines Schulkameraden
Ich war am Samstag auf der Abschiedsfeier eines Schulkameraden, der beim Klettern in den Schweizer Bergen abgestürzt und ums Leben gekommen war. Bei der sehr würdigen Feier wurde häufiger erwähnt, dass dieser Schulkamerad stets aus dem Vollen geschöpft hatte und trotz der Kürze ein Leben reich an Erfahrungen gehabt habe. Danach sprach ich mit zwei Schulkameradinnen, die jede freie Minute ihres Arbeitslebens auf Reisen sind.
Beide Begebenheiten haben dafür gesorgt, dass ich gestern nun endlich den Flug nach Chile zum Besuch einer Studienkollegin gebucht habe. Ich werde am 30. September in München abfliegen, am gleichen Tag in Atlanta ankommen und abends nach Santiago de Chile weiterreisen, wo ich am 1. Oktober ankommen werde. Am 14. Oktober fliege ich zurück, bin am 15. Oktober früh morgens in Atlanta (wo ich zehn Stunden Aufenthalt habe und mir hoffentlich die Stadt noch ein bisschen angucken kann). Am Abend des 15. Oktober geht es dann weiter nach München; dort werde ich am 16. Oktober landen.
Ich habe auch mal geschaut, wo man so überall hinkommt; die Inlandsflüge in Chile sind nicht so furchtbar teuer (70 US-Dollar für einen Flug nach Arica im äußersten Norden Chiles, an der Grenze zu Peru und unweit der Grenze zu Bolivien).
Jedenfalls wird Südamerika, wenn das alles klappt, mein fünfter Kontinent werden. Olé.
Achso: Meine Mutter und ich haben jetzt für den 28. Dezember bis 1. Januar ein Zimmer in St. Petersburg gebucht. Wird sicher auch schön; das Visum wird beantragt, sobald ich aus Südamerika zurück bin.
Beide Begebenheiten haben dafür gesorgt, dass ich gestern nun endlich den Flug nach Chile zum Besuch einer Studienkollegin gebucht habe. Ich werde am 30. September in München abfliegen, am gleichen Tag in Atlanta ankommen und abends nach Santiago de Chile weiterreisen, wo ich am 1. Oktober ankommen werde. Am 14. Oktober fliege ich zurück, bin am 15. Oktober früh morgens in Atlanta (wo ich zehn Stunden Aufenthalt habe und mir hoffentlich die Stadt noch ein bisschen angucken kann). Am Abend des 15. Oktober geht es dann weiter nach München; dort werde ich am 16. Oktober landen.
Ich habe auch mal geschaut, wo man so überall hinkommt; die Inlandsflüge in Chile sind nicht so furchtbar teuer (70 US-Dollar für einen Flug nach Arica im äußersten Norden Chiles, an der Grenze zu Peru und unweit der Grenze zu Bolivien).
Jedenfalls wird Südamerika, wenn das alles klappt, mein fünfter Kontinent werden. Olé.
Achso: Meine Mutter und ich haben jetzt für den 28. Dezember bis 1. Januar ein Zimmer in St. Petersburg gebucht. Wird sicher auch schön; das Visum wird beantragt, sobald ich aus Südamerika zurück bin.
Donnerstag, 15. Juli 2010
Kurztrip nach Luxemburg
Gestern war ich mit meiner Mutter am Grab meiner Großeltern in Nordrhein-Westfalen. Auf dem Rückweg wollten wir in Belgien einkehren, entlang einer Straße, die wir vor zwölf Jahren einmal gefahren waren. Leider fanden wir sie nicht (irgendwann wird es noch mal was!) ... Auf dem Weg nach Luxemburg (wir waren und sind sicher, dass es in Belgien war) kamen wir in ein Unwetter, sodass wir nur kurz über die Grenze fuhren, tankten (30 Cent Ersparnis - pro Liter!) und über Belgien, Rheinland-Pfalz, das Saarland, das Elsass und Südbaden wieder zurück nach Hause in den Schwarzwald düsten. Mein Luxemburg-Aufenthalt dauerte dieses Mal höchstens zehn Minuten und ich war vielleicht 40 Meter weit in luxemburgischem Territorium. So kurz war ich noch nie in einem Land ...
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